Diese Retrospektive wirft nicht nur ein neues Licht darauf, wie Paul Cézanne (1839–1906) seine Bilder malte, sondern auch, warum seine Kunst bis heute so wichtig ist. Der französische Maler und „Vater“ der Moderne ging fast sein ganzes Leben lang zwei Fragen nach: Kann ein Maler immer wieder Kunstwerke nach Sinneseindrücken schaffen? Und wenn ja, wären auf diese Weise entstandene Bilder irgendwie lebensechter als solche, die auf andere Weise entstanden sind?
USA | Chicago: The Art Institute
15.5. – 5.9.2022
Cézannes Herangehensweise an das Kunstschaffen war komplex und unterschied ihn innerhalb des impressionistischen Kreises und der modernen Kunst insgesamt (→ Impressionismus). Es überrascht vielleicht nicht, dass seine Künstlerkollegen zu den ersten gehörten, die den Wert seiner einzigartigen und damals scheinbar unausgereiften Herangehensweise an Farbe, Technik und Materialität erkannten. Cézanne war ein „artist’s artist“, ein Künstler für Künstler. Tatsächlich bezeichneten mehrere seiner Unterstützer und Bewunderer, darunter Claude Monet und Camille Pissarro im 19. Jahrhundert und Henri Matisse und Pablo Picasso im 20. Jahrhundert, Cézanne als „den Größten von uns allen“. Heute, über hundert Jahre nach der Entstehung von Cézannes letzten Werken verehren Kunstschaffende noch immer sein Engagement für die Wahrung der persönlichen Wahrheit im Akt des Kunstschaffens.
Diese Cézanne-Ausstellung ist die erste große Retrospektive des Künstlers in den Vereinigten Staaten seit mehr als 25 Jahren – und die erste vom Art Institute of Chicago organisierte Ausstellung über Cézanne seit mehr als 70 Jahren. Das ehrgeizige Projekt, das in Abstimmung mit der Tate Modern geplant wurde (→ London | Tate Modern: Paul Cézanne), untersucht mit 90 Ölgemälden, 40 Aquarellen und Zeichnungen sowie zwei vollständigen Skizzenbüchern Cézannes Werk in allen Medien und Genres. Die Auswahl umfasst die Bandbreite von Cézannes charakteristischen Themen und Serien – wenig bekannte frühe allegorische Gemälde, impressionistische Landschaften, Gemälde der Montagne Sainte Victoire, Porträts und Badeszenen. Die Schau zeigt sowohl bekannte Werke als auch selten ausgestellte Kompositionen aus Institutionen und Privatensammlungen in Nord- und Südamerika, Europa und Asien.
Die außergewöhnliche Bandbreite an Werken wird erweitert um modernste technische Analysen der Farbpalette, der Kompositionen und dem Farbauftrag des Künstlers. Sie vertieft unser Verständnis dafür, wie Cézanne seinen berühmten durchdachten und nichtlinearen Malprozess konzipierte und weiterentwickelte. Die Ausstellung beleuchtet auch den bahnbrechenden Weg, den Cézanne für nachfolgende Künstlergenerationen gesetzt hat. Durch diese komplementären Perspektiven – von Kunsthistoriker:innen, praktizierenden Künstler:innen und Restaurator:innen – entwirft diese einmalige Ausstellung das Bild von Cézanne, einem Giganten der Kunstgeschichte, für unsere Zeit neu.
Art Institute of Chicago (Hg.)
Die Ausstellung „Cézanne“ wird von einem vollständig illustrierten wissenschaftlichen Katalog begleitet, der thematische Essays der vier Kurator:innen sowie Beiträge einer internationalen Auswahl von Künstler:innen enthält, die eingeladen wurden, über einzelne Kunstwerke der Ausstellung zu schreiben.
Yale University Press
Kuratiert von Gloria Groom (Chair sowie David and Mary Winton Green Curator, Painting and Sculpture of Europe, Caitlin Haskell, Gary C. and Frances Comer Curator, Modern and Contemporary Art des Art Institute of Chicago) und an der Tate Modern von Achim Borchardt-Hume (Direktor Ausstellungen und Programm) und Natalia Sidlina, Kuratorin Internationale Kunst.
Cezanne wird organisiert vom Art Institute of Chicago und Tate Modern, London.