Edward Hoppers eindrucksvolles Gemälde „Morning Sun“ wird im Frühjahr 2022 als besonderer Gast aus dem Columbus Museum of Art in der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen sein. Gemeinsam mit grafischen Arbeiten Hoppers wird dieses Werk erstmals in einer Ausstellung in Dresden präsentiert. Gleichzeitig ist dies auch das erste Mal, dass ein Museum in den neuen Bundesländern sich dem Gesamtwerk des amerikanischen Künstlers in einer Ausstellung widmet.
Deutschland | Dresden: Zwinger
14.4. — 31.7.2022
Ein Schwerpunkt der Schau ist die Gegenüberstellung von „Morning Sun“ aus dem Jahr 1952 mit einigen Gemälden aus unserer Sammlung. Auch dies ist ein Novum, da Werke von Hopper und den Alten Meistern noch nie gemeinsam gezeigt wurden. Ursprünglich war geplant, die Ausstellung parallel zu „Johannes Vermeer. Vom Innehalten“ im Winckelmann-Forum der Gemäldegalerie Alte Meister zu zeigen (→ Dresden | Zwinger: Vermeer). Coronabedingt musste die Hopper-Schau verschoben werden.
Während seiner Aufenthalte als junger Künstler in Paris besuchte Edward Hopper häufig den Louvre. Bei seinen Reisen in andere europäische Metropolen studierte er ebenfalls die Kunst der Alten Meister. Insbesondere faszinierte ihn die niederländische Malerei. In seiner Heimatstadt New York konnte er im Metropolitan Museum of Art und ab 1935 in der Frick Collection niederländische Kunst aus dem 17. Jahrhundert studieren. Die Kabinett-Ausstellung thematisiert diese Auseinandersetzungen mit der niederländischen Genremalerei und zeigt insbesondere Hoppers Interesse für die Kunst von Johannes Vermeer und Rembrandt van Rijn.
Die Ausstellung regt daher dazu an, die Parallelen zu Jan Vermeers Malerei und im Besonderen zu dessen restauriertem Meisterwerk zu entdecken. Obwohl beide Gemälde in einem zeitlichen Abstand von fast dreihundert Jahren entstanden und in einem sowohl örtlich als auch geistig unterschiedlichen Kontext geschaffen wurden, offenbaren sich verblüffende Gemeinsamkeiten, die über das rein Kompositorische hinausgehen. Beide Bilder wurden oft im Hinblick auf die Isolation der beiden Protagonistinnen interpretiert. Die Ausstellung hinterfragt diese Interpretation nun kritisch.
In Hoppers „Morning Sun“ blickt eine Frau auf dem Bett sinnend aus dem Fenster. Sie sitzt im Schein der Sonne, der durch das Fenster von außen auf sie fällt und eine Verbindung zwischen der äußeren und inneren Welt schafft. Zwar bleibt es dem Betrachter überlassen, das Innehalten der Frau zu ergründen, ihre Einsamkeit im Raum sollte dabei jedoch, wie in Vermeers Bild, in den Hintergrund treten. Hopper lädt den Betrachter dazu ein, über die gezeigte Szenerie nachzudenken. Dabei ging es für ihn selbst stets um die Darstellung seiner eigenen inneren Wirklichkeit, ausgedrückt durch die äußere Welt.
Kuratiert von Stephan Koja.
Quelle: Staatliche Kunstsammlungen Desden