Konrad von Kardorff: dt. Maler des Impressionismus | ARTinWORDS

Konrad von Kardorff

Wer war Konrad von Kardorff?

Konrad von Kardorff (Gut Nieder-Wabnitz 13.1.1877–11.1.1945 Rostock) war ein deutscher Maler des Impressionismus, Radierer und Lehrer an der Akademie für bildende Künste in Breslau. Der heute wenig bekannte Künstler zählte zu den einflussreichsten Malern des Impressionismus in Deutschland. Kardorffs Bilder zeigen eine norddeutsche Prägung mit einer Spezialisierung auf atmosphärische Landschaft und repräsentative Porträt.

Kindheit

Konrad von Kardorff wurde am 13. Januar 1877 auf dem Rittergut Nieder-Wabnitz, Kreis Oels in Niederschlesien, geboren. Er stammte aus dem Adelsgeschlecht Kardorff und war der Sohn des preußischen Politikers und Reichstagsabgeordneten Wilhelm von Kardorff (1828–1907), Gutsherr auf Wabnitz und Vertrauter Bismarcks, und Sophie von Borck (1836–1914).

Ausbildung

Von 1894 bis 1897 studierte Konrad von Kardorff an der Münchner Kunstakademie bei Friedrich Fehr und Johann Caspar Herterich, später bei Ludwig von Löfftz.1 In dieser Zeit gehörte er auch der ungarischen Künstlerkolonie in Nagybánya an.

Ab 1898 studierte Konrad von Kardorff an der Académie Julian in Paris. Obwohl ihn Studienreisen nach Frankreich, Oberitalien und Venedig führten, wählte er den rauen Norden Hollands und die Gegend von Noordwijk zu seiner künstlerischen Heimat.

Konrad von Kardorff und der Berliner Impressionismus

1900 hatte der Maler seinen Wohnsitz bereits wieder in München. Ein Selbstporträt fand Anerkennung durch die 1898 gegründete Berliner Secession. Von Kardorff zog nach Berlin und wurde Mitglied und auch Vorstandsmitglied der Berliner Secession und später der Freien Secession.

Die wenigen erhalten Werke, darunter atmosphärisch heitere Berlin-Impressionen, zeigen seine Beeinflussung durch Max Liebermann. In Berlin freundete sich von Kardorff mit Ludwig Mies van der Rohe, Rudolf Borchardt, Paul Cassirer und Albert Einstein an. Um 1912 lehrte er an den „Studienateliers für Plastik und Malerei“ und gründete eine eigene, private Malschule. Jahrelang stellte er in der Berliner Secession aus; zudem waren seine Werke in vielen Kollektivausstellungen bei Paul Cassirer in Berlin zu sehen. 1914 stellte er auf der Baltischen Ausstellung in Malmö aus, 1917 im Zürcher Kunsthaus.

Konrad von Kardorff schuf hauptsächlich Porträts, aber auch Blumenstücke und Landschaften, insbesondere auch Berliner Straßenansichten. Unter anderem porträtierte er Tilla Durieux (1912, Verbleib unbekannt), Alfred Walter Heymel und dessen Gattin. Landschaftsgemälde von Kardoffs tragen Titel wie „Schöneberger Ufer im Schnee“, „Königin Auguste-Ufer“ und „Solnhofener Steinbruch“. In öffentlichen Besitz gelangten etwa ein „Blumenstilleben“ (Städtisches Museum Halle), eine Französische Landschaft und ein „Porträt des Bürgermeisters Paul“ (Kunsthalle Bremen) und das Porträt seines Vaters, das die Nationalgalerie Berlin ankaufte. Ferner kauften Museen in Rostock und Danzig Werke des Malers.

Von Kardorff als Lehrer in Breslau und Berlin

Ab dem 1. Oktober 1920 lehrte Konrad von Kardorff – als zweites Berliner Secessionsmitglied nach Oskar Moll – an der Breslauer Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, wo er eine Malklasse leitete. Neben Otto Mueller, der die Aktklasse leitete und ein Vertreter des Expressionismus war, bildete von Kardorff das konservative Gegengewicht. In seiner Klasse herrschte stets „vornehme Stille“; sein Kunstwollen war geprägt vom Streben nach Licht, Luft und Bewegung.

Im Jahre 1927 wurde er zum Professor der Staatlichen Kunstschule für Kunsterziehung in Berlin berufen. Bei der Beerdigung von Max Liebermann 1935 war von Kardorff neben Käthe Kollwitz einer von nur vier Künstlern, die dem Maler die letzte Ehre erwiesen. Von Kardorff wurde (nach Bernd Schmalhausen) auch zum Beistand von dessen Witwe Martha.

„Durch ihn wurde mir zu einem Begriff, was Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Charakterstärke bedeuten können. […] Er sprach, dass man erschrecken konnte, von ‚Verbrechern‘.“

Er war verheiratet mit Ina, geb. Bruhn (1880–1972). Seine Tochter Ursula von Kardorff war eine bekannte Journalistin und Redakteurin, die während des Zweiten Weltkriegs als Feuilletonredakteurin für die Deutsche Allgemeine Zeitung arbeitete.

Konrad von Kardorff war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Zu seinen Schülern gehörten Walter Ebeling und Walter Heisig. Von 1930 bis 1937 sowie von 1941 bis zu seinem Tod Anfang 1945 war von Kardorff Mitglied es Vereins Berliner Künstler.

Tod

Konrad von Kardorff starb am 11. Januar 1945 in Rostock. Kurz zuvor war sein Berliner Atelier im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

  1. Diese Biografie verdankt sich nahezu vollinhaltlich der Biografie von Konrad von Kardorff, in: Der deutsche Impressionismus, hg. v. Jutta Hülsewig-Johnen und Thomas Kellein (Ausst.-Kat. Kunsthalle Bielefeld, 22.11.2009–28.2.2010), Bielefeld 2009, S. 106.