„…was sich an französischen Werken um diesen Kern herum baut, das sind alles begeisternde Lieder von der Schönheit der sichtbaren Welt. Ungestört durch Vorurteile sind Bilder gewählt worden, die alle einen frohen Enthusiasmus für die unendliche Fülle der Erscheinungen verraten, und bei aller Sinnenfreude geht ein Zug feiner Geistigkeit durch diese Sammlung.“ Euphorisch schwärmte der Kunsthistoriker Lucas Lichtenhan von Richard Bühlers Sammlung an Malerei des Postimpressionismus (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus), die 1935 in Luzern zur Versteigerung kam.
Schweiz | Winterthur: Reinhart am Stadtgarten
3.10.2020–21.2.2021
Richard Bühler (1879–1967) wurde als Sohn eines Textilfabrikanten in Winterthur geboren. Nach ausgedehnten Bildungsreisen übernahm er das Familienunternehmen, widmete sich zugleich der modernen, vorab französischen Kunst. In seiner Cousine Hedy Hahnloser-Bühler fand er eine Geistesverwandte. Beide erwarben umfangreiche Werkgruppen französischer Meister wie Odilon Redon (1840–1916), Pierre Bonnard (1867–1947) und Félix Vallotton (1865–1925). Richard Bühlers Sammeln war geprägt von einem Verständnis für eine moderne, aus der Farbe heraus entwickelte Malerei, deren Ziel nicht primär die Wiedergabe der Wirklichkeit war. Das Bild wurde vielmehr als autonome Schöpfung neu bestimmt.
Als langjähriger Präsident des Kunstvereins war er maßgeblich am Bau des von Robert Rittmeyer entworfenen Kunstmuseums beteiligt. Mit seinem Wirken prägte er das „gloriose Jahrzehnt“ (Rudolf Koella) der weltberühmten Winterthurer Kunstsammlungen. Die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur versucht anhand ausgesuchter Meisterwerke die Hauptlinien seiner Sammlungstätigkeit nachzuzeichnen – und bietet neben feiner Geistigkeit wahre Sinnenfreuden.
Kuratiert von Konrad Bitterli, Andrea Lutz, David Schmidhauser
Quelle: Kunst Museum Winterthur