Niki de Saint Phalle: Schöpferin der Nana | ARTinWORDS glory casino logo mega world casino maga casino mega casino bangladesh casino games wmc casino mostplay casino pana 365 casino glory casino apk glory casino withdrawal glory casino apps glory casino online moree glory casino online casino bangladesh baggo casino benger casino jaya9 casino glory casino game crickex casino joya casino glory casino apk latest version mega casino world bangladesh online casino bd mcw casino app download

Niki de Saint Phalle

Wer war Niki de Saint Phalle?

Niki de Saint Phalle (Neuilly-sur-Seine 29.10.1930–21.5.2002 San Diego) war eine französisch-amerikanische Künstlerin der europäischen Pop Art; sie war Mitbegründerin des Happening und das einzige weibliche Mitglied der Künstlergruppe Nouveaux Réalistes. Niki de Saint Phalle wurde in den 1960er Jahren mit Schießbildern und der Ausstellung „Hon“ im Moderne Museet in Stockholm einem großen Publikum bekannt. Rasch als „Jeanne d’Arc“ der zeitgenössischen Kunstszene betitelt, ließ sie das Publikum auf ihre Bilder schießen. Oft wurde bereits darauf hingewiesen, welche Bedeutung die Biografie der Künstlerin für ihr Werk hatte - Spross einer adeligen Familie, Bankrott des übermächtigen Vaters, erlittener Kindesmissbrauch und das Gefühl von Abhängigkeit. Mitte der 1960er Jahre gelangte sie zu den Nanas, voluminösen, weiblichen Figuren als Symbole für Mutterschaft, Fruchtbarkeit, Matriarchat, mit denen sie zu Weltruhm gelang.

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Kindheit

Niki de Saint Phalle wurde am 29. Oktober 1930 als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle in Neuilly-sur-Seine, Frankreich geboren. Sie war das zweite von fünf Kindern. Ihre Mutter Jeanne Jacqueline (geb. Harper) war eine amerikanische Filmschauspielerin. Ihr Vater, André Marie de Saint Phalle, stammte aus einem alten französischen Adelsgeschlecht und leitete zusammen mit seinen Brüdern das Bankhaus der Familie. Diese verarmte während des Börsenkrachs von 1929. Catherine und ihr Bruder John wurden für drei Jahre zu ihren Großeltern nach Nièrve geschickt. Ab 1933 lebten sie wieder bei ihren Eltern in Connecticut.

Schulausbildung

Die Familie zog 1937 nach New York. Zu diesem Zeitpunkt nannte sich Catherine Marie-Agnès bereits Niki. Sie besuchte zunächst die Klosterschule Sacred Heart in der East 91st Street. Durch ihr energisches Temperament musste Niki jedoch mehrmals die Schule wechseln: 1941 besuchte sie die Public School in Princeton. Von 1942 bis 1944 besuchte Niki Fal de Saint Phalle die Brearly School in New York. Sie wurde jedoch von der Schule verwiesen, als sie die Feigenblätter der griechischen Skulpturen am Schulgelände mit hellroter Farbe bemalte. Nach einem weiteren Schulverweis von der Klosterschule von Suffren, machte sie 1947 an der streng katholischen Mädchenschule Oldfield High School in Glencore, Maryland, ihren Abschluss. Niki begann, Texte von Edgar Allen Poe, Shakespeare und griechische Tragödien zu lesen und schließlich selbst Gedichte zu schreiben.

„Als Kind konnte ich mich weder mit meiner Mutter noch mit meiner Großmutter identifizieren […]. Sie schienen ein ziemlich unglücklicher Haufen. Unser Zuhause war beschränkt. Ein enger Raum mit wenig Freiheit und Privatleben. Ich wollte nicht so werden wie sie, Wächterinnen des Herdfeuers; ich wollte die Welt, und die Welt gehörte den MÄNNERN. […] Ich wollte, dass die Außenwelt auch mir gehörte. Sehr jung erhielt ich die Botschaft, dass MÄNNER MACHT HATTEN, UND DIE WOLLTE ICH.“1 (Niki de Saint Phalle in einem Brief an Pontus Hultén)

Vom Model zur Künstlerin

Die 18-jährige Niki de Saint Phalle begann 1948 eine Karriere als Model. Da sie mit ihrem Freund Harry Mathews (1930–2017) von zu Hause floh, drängte ihre Mutter sie, ihn zu heiraten. Die Hochzeit fand am 6. Juni 1949 in der French Church in New York statt. Harry studierte bis 1952 Musik in Princeton und Harvard. Im Jahr 1950 malte Niki Mathews erste Ölbilder und Gouachen.

Auch nach der Geburt der Tochter Laura (* April 1951, Boston) arbeitete Niki weiterhin als Fotomodel für internationale Magazine, unter anderem posierte sie für das Cover von „Life“. Bilder von Niki erschienen im „Life Magazin“ und der „Vogue“. In dieser Zeit lernte sie die junge, neapolitanische Prinzessin und Vogue-Fotografin, Marella Caracciolo (ab 1953 verheiratete mit Giovanni Agnelli), kennen. Aus der Freundschaft zwischen Marella und Niki de Saint Phalle resultierte zwanzig Jahre später die Realisation des Tarot-Gartens, der in der Gemeinde Capalbio etwa 60 km südlich von Grosseto in der Toskana liegt (ab 1978).

Im Jahr 1952 entschlossen sich die Mathews nach Paris zu übersiedeln. Niki besuchte eine Schauspielschule und reiste mit ihrer Familie in den Sommermonaten durch Südfrankreich, Spanien und Italien. Vor allem die Kathedralen faszinierten sie, da diese Gebäude gemeinschaftlich entstanden waren.

Die Metamorphose vom Modell und Ehefrau zur feministischen Künstlerin Niki de Saint Phalle begann 1953 mit einem Nervenzusammenbruch, von dem sie sich in der psychiatrischen Klinik in Nizza erholte. Dort stationär aufgenommen, begann Niki wieder zu malen und stellte fest, dass dieses Arbeiten einen positiven Einfluss auf ihre Stimmungen ausübte. Sie fasste den Entschluss, ihre Schauspielausbildung aufzugeben und Künstlerin zu werden.

Niki Mathews wurde Niki de Saint Phalle

Nach ihrer Genesung kehrten Niki und Harry kurz nach Paris zurück. Im amerikanischen Maler Hugo Weiss fand sie 1954 ihren Mentor. Im September 1954 zog die angehende Künstlerin mit ihrer Familie nach Deyà, Mallorca, wo sie ein halbes Jahr später ihren Sohn Philip zur Welt brachte (* 1955). Niki de Saint Phalle begann die Werke von Antoni Gaudí zu studieren und besuchte im folgenden Jahr den berühmten, von Gaudí gestalteten Park Güell in Barcelona. Gaudís Werke inspirierten sie, eigene Skulpturengärten zu entwerfen und verschiedene Materialien und gefundene Objekte in ihrer Kunst einzusetzen. 1958 besuchte die Familie Mathews noch Ferdinand Chevals Palais idéal (1879–1912).

Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1955 traf Niki Mathews den Schweizer Bildhauer Jean Tinguely (1925–1991) und dessen Frau Eva Aeppli (1925–2015). Tinguely war für bewegliche, maschinenähnliche Skulpturen bekannt geworden. Tinguely half Niki de Saint Phalle bei der Umsetzung ihrer ersten Skulptur, indem er ihr die eiserne Grundstruktur baute, die sie dann mit Gips überzog. Später wurde der zweite Ehemann von Niki de Saint Phalle. Die angehende Künstlerin begann sich mit der Kunst von Paul Klee, Henri MatissePablo Picasso und Henri Rousseau zu beschäftigen. Sie besuchte das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, wo sie Werke von Jackson Pollock, Jasper JohnsWillem de Kooning und Robert Rauschenberg entdeckte. Überwältigt von den abstrakten Großformaten erlebte Niki de Saint Phalle nach eigener Aussage ihre erste künstlerische Krise und begann mit Assemblage von Dingen und Gips zu arbeiten.

„Es war etwa 1959, als du [Pontus Hulten] mir von Yves Klein, Marcel Duchamp und Daniel Spoerri erzähltest. […] Zur gleichen Zeit fand eine große, phantastische Ausstellung amerikanischer Kunst in Paris statt. Zum ersten Mal sah ich Werke von Jackson Pollock, Willem de Kooning und anderen. Ich war total überwältigt. Im Vergleich dazu erscheinen mir meine Bilder auf einmal sehr klein. Das war meine erste große künstlerische Krise. Ich habe sie bewältigt, wie ich in Zukunft alle Probleme lösen würde: durch Metamorphose. Ich begann Reliefs imaginärer Landschaften mit Objekten herzustellen, ich hörte auf, in Öl zu malen und benutzte Gouache und Lackfarbe. Ich kaufte in Geschäften Spielzeug und gebrauchte Gegenstände auf dem Flohmarkt – hauptsächlich Dinge, die mit Gewalt zu tun hatten wie Beile, Messer und Pistolen. Es machte Spaß und war aufregend. Ich liebte diese neue direkte Art, mich selbst auszudrücken, anstatt monatelang langsam und geduldig an meinen Ölbildern zu arbeiten.“2 (Niki de Saint Phalle)

Bis 1955 signierte sie ihre Arbeiten noch mit Niki Mathews, diese zeigten vor allem Portraits oder Strandszenen. Ihre erste Einzelausstellung war 1956 in St. Gallen in der Schweiz zu sehen. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre malte Niki de Saint Phalle Ölbilder mit Tieren, Göttinnen, Bräuten, Schlangen, Monstern, Schlössern, Mond, Sonne, Sternen. Inspiriert wurde sie von den Keramiksteineinschlüssen in Gaudis Park Güell – aber auch den malerischen Experimenten der Amerikaner und den neuen Konzepten der französischen Künstler des Nouveaux Réalisme. Niki de Saint Phalle begann, Alltagsgegenstände und Fundstücke wie Knöpfe, Steine oder Kaffeebohnen als dekorative Elemente in ihren Bildern einzuarbeiten. Später kamen auch gefährliche Objekte wie Nägel, Scherben, Werkzeuge und Pistolen dazu, die sie auf Holzplatten in Gips oder Kunststoff einschloss und auf ihre Reliefs und Assemblagen einarbeitete.

Niki de Saint Phalle trennte sich 1960 von ihrem Ehemann Harry Mathews, die gemeinsamen Kinder blieben bei ihrem Vater. Die Künstlerin zog in das Atelier Impasse Ronsin, das sie sich mit Jean Tinguely teilte. Ganz in der Nähe des Ateliers wohnte auch Constantin Brancusi. Einer der Ersten, der Niki de Saint Phalle förderte, war der Direktor des Moderna Museet in Stockholm, Pontus Hultén. Er bezog sie immer wieder in Ausstellungsprojekte mit ein und kaufte auch als einer der Ersten ihre Arbeiten.

Im Februar 1961 war ihr Werk „Portrait of My lover“, auch „Hors d'œuvre“ (1961, Sprengel Museum, Hannover) in der wichtigen Gruppenausstellung „Comparaisons: Peinture. Sculpture“ im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris zu sehen. Dafür organisierte die Künstlerin ihre erste öffentliche Aktion: Sie ließ das Publikum mit Pfeilen auf die Schießscheibe schießen, die sie anstelle des Kopfes im Porträt montiert hatte. Angesichts eines weißen Werkes hatte sie die Vision von einem „blutenden Bild“, das sie in der Folge als „Schießbild“ umsetzte: „Portrait of my lover [Porträt meines Liebhabers]“ (auch: „Heiliger Sebastian“; 1961) entstand, nachdem sie eine Affäre mit einem verheirateten Künstler hatte. In einem Brief erklärte sie dazu einem Freund:

„Ich fand Spaß daran, Pfeile nach seinem Kopf zu werfen. Es war eine erfolgreiche Therapie, und ich begann, mich von ihm zu lösen.“

Schießbilder

Am 12. Februar 1961 fand im Hinterhof ihres Pariser Ateliers Niki de Saint Phalles in der Impasse Ronsin erste von zwölf Schießaktionen statt (bis 1963). Geladene Künstlerfreunde und Gäste schossen auf weiße Gipsreliefs, in die mit Farbe gefüllte Blasen eingearbeitet waren. Das Fotografenduo Shunk-Kender dokumentierte die Veranstaltung. Auch Pierre Restany war dabei und lud de Saint Phalle daraufhin ein, Mitglied der Gruppe der Nouveaux Réalistes zu werden, die im Oktober zuvor gegründet worden war.

Ihre erste Einzelausstellung in Paris war mit „Tirs à volonté / Feu à volonté“ betitelt: Für zwei Wochen durften alle Besucherinnen und Besucher auf die Werke an der Wand schießen (Juni 1961 in der Galerie J). Die „Schießbilder“ (franz. tirs) wurden im Laufe der 1960er Jahre zuerst zu öffentlichen Aktionen und dann zu immer größeren Happenings.

Diese Kunstform definiert sich durch Gewalt, Zerstörung und Wiederauferstehung, wobei die Anwesenheit des Publikums und die gemeinschaftliche Arbeit daran essentiell waren. Damit gelang Niki de Saint Phalle der Durchbruch in Paris und sie erhielt eine erste Einzelausstellung. Danach freundete sie sich mit den amerikanischen Künstlern in Paris an, darunter Robert Rauschenberg, Jasper Johns, Larry Rivers und dessen Ehefrau Clarice. Marcel Duchamp stellte Niki de Saint Phalle und Tinguely dem spanischen Künstler Salvador Dalí vor, mit dem sie nach Spanien reisten und zu dessen Ehre sie einen lebensgroßen, explodierenden Stier aus Gips, Papier und Feuerwerkskörpern entwarfen.

Niki de Saint Phalle und Tinguely reisten 1962 nach Kalifornien, um neue Projekte und Aktionen zu realisieren. Sie besuchten in Los Angeles Simon Rodias „Watts Towers“. Die Künstlerin veranstaltete ihre ersten Schießaktionen in den Vereinigten Staaten. Tinguely wurde von de Saint Phalle bei seiner Performance „Study for an End of the World No 2“ in der Wüste Nevadas unterstützt. Der Galerist Alexander Iolas wurde zu einem wichtigen Vermittler für die Künstlerin auf dem internationalen Kunstmarkt (erste Einzelausstellung 1962). 

Nachdem Niki de Saint Phalle zuerst Assemblagen mit Zielscheiben als Köpfe entworfen hatte, montierte sie auf Holzbilderrahmen unter einer Gipsschicht Beutel mit Farbe. Zunächst ließ sie Freunde und auch Jean Tinguley auf ihre Bilder schießen, um die Farbe wie eine offene Wunde auf die Oberfläche des Bildes rinnen zu lassen. Bald jedoch schoss Niki de Saint Phalle selbst auf ihre Bilder. Dies konnte als künstlerische Auseinandersetzung mit der männerdominierenden Gesellschaft verstanden werden, aber auch als bewusster Akt von Gewaltausübung. Mit der Zeit wurden ihre Assemblagen immer größer und aufwendiger. Sie begann Haushaltsartikel wie Siebe oder Modelle von Flugzeugen zu verwenden und in ihren Bildern zu verarbeiten. Auch fantasievolle Monster kamen in ihren Bildern vor, die immer wieder das Thema ihrer problematischen Beziehung zu ihrem dominanten Vater thematisierten. Nicht nur ihre Biographie, sondern auch der Algerienkrieg Anfang der 60er Jahre und die Auseinandersetzung mit dem Schrecken des 2. Weltkrieges prägten Niki de Saint Phalles Werk. Die politische Dimension ist vor allem in „Heads of State“ (1963) präsent, wenn sie auf satirische Masken von Fidel Castro, John F. Kennedy, Nikita Chruschtschow und Karl Marx schoß.

„1960 war ich eine zornige junge Frau. Zornig auf die Männer, auf ihre Macht. Ich fühlte, dass sie mir meinen eigenen Freiraum genommen hatten, in dem ich mich individuell entfalten konnte. Ich wollte ihre Welt erobern, mein eigenes Geld verdienen. Zornig auf meine Eltern, spürte ich, dass sie mich für den Heiratsmarkt großgezogen hatten. Ich wollte ihnen zeigen, dass ich jemand war, dass ich existierte, dass meine Stimme, mein Protestschrei als Frau wichtig war. Ich war bereit zu töten. Das Opfer, das ich wählte, waren meine eigenen Bilder. In meine Schießbilder arbeitete ich kleine Farbbeutel mit Farbe hinter Gips ein und schoss auf sie. Dann bat ich den Betrachter, auf mein Bild zu schießen. Ich wurde zum Zeugen meiner eigenen Mordaktionen. Die, die auf meine Bilder schossen, sagten mir, dass in ihnen unglaublich heftige Emotionen entstanden. Die Bilder bluteten. Die weiße Oberfläche wurde mit ausspritzender Farbe bedeckt. Das Bild begann zu leben.
1961, bei einem Schießen in Stockholm, schossen Bob Rauschenberg, Pontus Hulten, … und Jean Tinguely auf eines meiner Bilder. Bob war sehr erregt und schrie nach mehr Rot. Dann hatten wir plötzlich keine Kugeln mehr. Irgendjemand fing an mit einem Stein zu werfen, dann mehrere Steine. Jean griff ein: „Halt, dies ist ein Kunstwerk!“ Beschämt ließen sie die Steine fallen. Ich beobachtete all dies mit großer Faszination. In dieser Zeit schoss ich nicht selbst auf meine Bilder. Ein paar Monate später packte mich meine eigene Gewalttätigkeit und das Verlangen nach Zerstörung. Ich kleidete mich ganz in Weiß, wie eine vestalische Jungfrau und massakrierte meine eigenen Bilder. Zwei Jahre lang habe ich das gemacht. Dann wusste ich, dass ich aufhören sollte. Das Ganze war nicht nur zu einem Opferritual geworden, es war eine Droge. Ich war süchtig danach. Das Schießen war für mich zu einem orgiastischen Erlebnis geworden. Ich baute Rauch- und Farbsprühdosen ein, die phantastische visuelle Effekte erzeugte, wenn man auf sie schoss.
Es war nicht leicht aufzuhören – ich kam mir leer, tot vor. Durch was konnte ich diese Gewalt jemals ersetzen? Ich fing an meine Identität als Frau zu suchen und die verschiedenen Rollen zu widerhole, die ich gespielt habe – die wir Frauen spielen.
Als ich im letzten Winter nach Stuttgart kam (1979), sah ich am Flughafen eine Anzahl Fotos junger Terroristinnen. Mir wurde bewusst, wie viel Glück ich gehabt hatte, einen pazifistischen Ausdruck meiner inneren Gewalt gefunden zu haben.“3 (Niki de Saint Phalle, Duisburg 1981)

Ihr wehrhaftes, amazonengleiches Auftreten und die Neuartigkeit ihrer Kunst verschafften Niki de Saint Phalle schnell die Aufmerksamkeit der Pariser Bevölkerung und verhalfen ihr zu großer Bekanntheit. Niki de Saint Phalle beteiligte sich 1961 mit ihren „Schießaktionen“ an den Ausstellungen der Gruppe Nouveaux Réalistes in Paris und Nizza. Sie wurde Mitglieder der Künstlergruppe, zu der unter anderem Pierre Restany, Jean Tinguely, Yves Klein, Arman, Christo und Jeanne-Claude, Jacques de la Villeglé und Martial Raysse zählten.

Pontus Hultén organisierte 1962 mit Willem Sandberg die Ausstellung „Dylaby“ im Stedelijk Museum Amsterdam. Neben de Saint Phalle nahmen Jean Tinguely, Daniel Spoerri, Robert Rauschenberg, Martial Raysse und Per Olof Ultvedt teil. Niki de Saint Phalle arbeitete inzwischen an großformatigen Plastiken, darunter Altäre, Kathedralen, Bräute, gebärende Frauen usw., einige davon komplett in weißem Gips.

Im Jahr 1963 schoss Niki de Saint Phalle auf das monumentale Werk „King-Kong“ bei einer von Virginia Dwan in Los Angeles organisierten Schießaktion. Ab 1963 lebte die Künstlerin gemeinsam mit Tinguely in Soisy-sur-École, Essone, in Frankreich und in New York. 1964 verbrachte sie Zeit in Lutry in der Schweiz, und 1965 richteten sich de Saint Phalle und Tinguely im Chelsea Hotel in New York ein. Sie produzierte dort einige großformatige Werke. Niki de Saint Phalle nahm 1964 mit Multiples, betitelt mit „Shoot-it-yourself-pictures“, an der zweiten Kollektion Edition MAT (Multiplication d’art transformable) von Daniel Spoerri teil.

Nana: Rückzug in die innere Welt

Nachdem Niki de Saint Phalle und Jean Tingely 1963 in die Auberge du Cheval Blanc in der Nähe von Paris übersiedelt waren, entstand eine Reihe von Skulpturen und plastische Objektbilder, wie die Gebärdende, verschlingende Mütter, Hexen, Huren und Bräute. Diese Werke setzten sich mit der Rolle der Frau in der europäischen Nachkriegsgesellschaft auseinander - das zentrale Thema in Niki de Saint Phalles Œuvre.

Durch die Schwangerschaft ihrer Freundin Clarice Rivers inspiriert, entwickelte Niki de Saint Phalle 1965 kleine Frauenfiguren aus Maschendraht, Papiermaschee, Stoffresten und Wolle, die einen betont rundlichen und üppigen Körper hatten und im Verhältnis dazu einen recht kleinen Kopf. Sie nannte diese Figuren „Nana“ (franz. Dame oder Huhn), ein aus der Babysprache entwickelter Name. Im Herbst 1965 zeigte sie ihre Nanas erstmals in der Alexander Iolas Galerie Paris; und machten die Künstlerin einem noch breiterem Publikum bekannt. Rundliche, stark abstrahierte Formen als Symbol für weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität, fröhliche Farben, Materialmix lassen an mythische Urmütter bzw. deren Repräsentation in steinzeitlichen Figurinen denken. Für die Künstlerin Niki de Saint Phalle waren sie Vorbotinnen eines neuen matriarchalen Zeitalters.

„Meine erste Ausstellung mit Nanas nannte ich 'Nana Power'. Für mich waren sie das Symbol einer fröhlichen befreiten Frau. Heute nach beinahe 20 Jahren sehe ich sie anders. Ich sehe sie als Vorboten eines neuen matriarchalischen Zeitalters, von dem ich glaube, dass es die einzige Antwort ist. Sie repräsentieren die unabhängige, gute, gebende, glückliche Mutter.“ (Niki de Saint Phalle)

Niki de Saint Phalles Idee, überlebensgroße Nanas zu schaffen, veranlasste sie nach einem anderen Material zu suchen. Sie entdeckte hochgiftiges Polyester, ein Material, dass bevorzugt für den Bau von Booten verwendet wurde. Sie träumte von riesigen, bunten Nanas die in Parks und der Landschaft standen und die Macht über die Welt übernahmen. Mit ihrer Parole „Alle Macht den Nanas“ griff sie die in der Luft liegenden Frauenbewegung auf. Zunächst nur als Figur gestaltet, wurden die Nanas bald darauf auch auf Plakaten, Schmuckstücke, Parfümflakons als Symbol für das weibliche Selbstbewusstsein gesehen.

Die Fondation Maeght in St. Paul-de-Vence beauftragte Niki de Saint Phalle mit dem Nana Haus (1967), St. Tropez orderte ein Nana-Schwimmbad (1974) und die Stadt Hannover drei Nanas, die im Stadtzentrum aufgestellt wurden. Anfangs wurde Saint Phalles Nanas in Hannover als Skandal empfunden und 18.000 Unterschriften gegen sie gesammelt (1974). Eine spontane Gegenbewegung konnte die Entfernung der Skulpturen verhindern, weshalb sie bis heute am Ufer der Leine stehen. In den späten 1960er Jahren schuf Niki de Saint Phalle neben den Nanas auch Frauenköpfe ohne Leib. Sie gelten als Gegenstücke zu den Nanas und repräsentieren die Vorherrschaft des Verstandes und nicht mehr wie bei den Nanas in erster Linie das Körperliche.

„Hon – en kathedral“

Auf Anregung des Direktors Pontus Hultén entstand 1966 für die große Halle des Moderna Museet in Stockholm gemeinsam mit dem finnischen Künstler Per Olov Ultvedt und Jean Tinguely eine 29 Meter lange, 9 Meter breite und 6 Meter hohe, liegende Nana Figur mit dem Namen „Hon – en kathedral [Sie – eine Kathedrale]“ (3.6.–8.9.1966). Der Schweizer Rico Weber arbeitete beim Aufbau mit und wurde fortan de Saint Phalles und Tinguelys Mitarbeiter. „Hon – en kathedral“ wurde nach dem Ende der Ausstellung zerstört und ist nur in Skizzen, Modellen, Fotografien und Film dokumentiert. 

Die begehbare Skulptur konnte zwischen den aufgestellten Beinen betreten werden. Das Publikum gelangte durch die Vagina in das Innere der Figur . Im Bauch von „Hon“ befand sich ein wahrer Vergnügungspark für Erwachsene: In der rechten Brust war eine Milchbar samt Flaschenzerkleinerer von Tinguely untergebrachte. Ein Kino in einem Arm präsentierte einen Kurzfilm von Greta Garbo in der Hauptrolle. In einem der Beine konnte man eine Ausstellung gefälschter Gemälde sehen. Die liegende Nana war schwanger, was durch ein Goldfischbecken symbolisch dargestellt wurde. Über eine Treppe gelangte man zu einer Terrasse auf ihren Bauch, von wo aus man auf die kommenden Besucher der Ausstellung sehen konnte. Innerhalb von drei Monaten besuchten 100.000 Menschen die Ausstellung, die damit ein riesiger Erfolg wurde.

Trotz des Eingangs, der durch das weibliche Geschlechtsorgan führte, war die Figur nicht als pornografisch anzusehen. Mittels der Skulptur wurden Sexualität und Körperlichkeit öffentlich ausstell- und diskutierbar. Die begehbare Installation wurde nach Ende der Ausstellung zerstört. Der Kopf befindet sich heute noch in der Sammlung des Moderna Museet, weitere Stücke wurden den limitierten Katalogen beigegeben. „Hon“ legte den Grundstein für Niki de Saint Phalles Großskulpturen und Skulpturengärten wie den Tarot-Garten.

Internationale Erfolge

Niki de Saint Phalle konnte mit „Hon – en kathedral“ ihre international Reputation enorm ausbauen. Im Jahr 1967 arbeiten sie und Tinguely im Auftrag der französischen Regierung für die „Expo ‘67“ in Montreal an einem gemeinsamen Großprojekt, „Le Paradis fantastique“, mit monumentalen Plastiken und Maschinen. Auf eine erste Ausstellung der Nanas in einem Museum, „Les Nanas au pouvoir“, fand im Stedelijk Museum in Amsterdam statt, mit der ersten „Nana maison“.

Nach der ersten Ausstellung Niki de Saint Phalles bei Anne Rotzler in der Gimpel & Hanover Galerie in Zürich 1968 organisierte das Kunstmuseum Luzern 1969 ihre edrste Retrospektive. In diesem Jahr half sie Tinguely bei der Arbeit an „Le Cyclop“ in Milly-la-Forêt in Frankreich.

Von Nouveaux Realiste zu Großprojekten

In Mailand fand 1970 das letzte Festival der Nouveaux Réalistes statt. Niki de Saint Phalle schoss vor Publikum auf einen von ihr erstellten Riesenaltar. Geburt der Enkelin Bloum, Tochter von Laura und ihrem Mann Laurent Condominas. In einem Jerusalemer Park entstand „Le Golem“, eine benutzbare Spielskulptur für Kinder. De Saint Phalle entwarf Schmuck und mietete ein Schloss bei Grasse (Südfrankreich), wo sie ihre Werke mithilfe einer kleinen Gruppe von Assistenten herstellte. Die langjährige Verwendung giftiger Materialien wie Polyester und Glasfaser verstärkte ihre gesundheitlichen Probleme (de Saint Phalle hatte Asthma und chronische Bronchitis).

Die zweite Version ihres Films „Daddy“, den sie mit Peter Whitehead produziert hatte, wurde 1973 in New York aufgeführt. 1973 entstand auch das Kinderspielhaus „Le Dragon de Knokke“ auf dem Grundstück der Familie Nellens in Knokke-le-Zoute in Belgien. Im folgenden Jahr wurden in Hannover drei große Nanas aufgestellt. Es folgte ein Aufenthalt im Tiefenauspital in Bern.

Im Jahr 1975 begann Niki de Saint Phalle in St. Moritz zusammen mit einer Freundin die konzeptionelle Arbeit an ihrem Großprojekt, dem „Tarotgarten“ in der Toskana, der ab 1978 entstand. Die Künstlerin schrieb das Drehbuch für ihren Film „Un rêve plus long que la nuit“, der 1976 veröffentlicht wurde.

Tarotgarten

Niki de Saint Phalle schuf den „Tarotgarten“ (ab 1978, Giardino dei Tarocchi / Tarot Garden) mit Hilfe ihrer alten Freundin Marella Caracciolo Agnelli auf dem Hügel eines ehemaligen Steinbruchs bei Garavicchio. Inspiriert durch das „Tarot de Marseille“ aus dem 18. Jahrhundert, entwickelte Niki de Saint Phalle in fast zwei Jahrzehnten einen schillernden Ort, der heute als ihr Hauptwerk und Vermächtnis gilt. 22, mit farbigen und spiegelnden Mosaiksteinen verzierte, Skulpturen geben archetypische Bilder und existentialistische Situationen wie „Die Sphinx“ (auch „Die Kaiserin“, Modell 1978-79), „Mäßigkeit“ (Modell 1985) oder „Der Drache“ (Modell 1988) wieder. Mit ihrer Hilfe gelangt Niki de Saint Phalle zu einer neuen „mystischen Verbindung mit Natur, mit Luft, mit Licht“ und schuf ein Wunderland der Fantasie.

Aufgrund ihrer Lungenbeschwerden, die Niki de Saint Phalle sich durch die Arbeit mit Polyester zugezogen hatte, begab sich die Künstlerin 1974 einige Monate zur Erholung nach St. Moritz. Dort traf sie ihrer alten Freundin Marella Caracciolo Agnelli wieder, die sie in den 1950er Jahren in New York kennengelernt hatte. Die Idee der Verwirklichung eines Skulpturengartens, eines Ortes des Rückzugs von allem Kummer, eines Fantasiegartens fand bei Caracciolo und ihren beiden Brüdern Gefallen. Die Familie stellte Niki de Saint Phalle einen Hügel eines ehemaligen Steinbruchs in Garavicchio in der südlichen Toskana zur Verfügung, um ihr Projekt in die Tat umzusetzen. Als Vorbild diente das Tarot de Marseille aus dem 18. Jahrhundert, ein Kartenspiel, das heute vor allem zum Wahrsagen verwendet wird.

Nahezu 20 Jahre arbeitete Niki de Saint Phalle am „Tarotgarten“: Sie schuf 1976 erste Entwürfe; 1979 wurden die Fundamente gelegt und 1980 begannen die Arbeiten an der „Hohepriesterin“. Saint Phalle bezog ein Häuschen in der näheren Umgebung und beschäftige vor allem einheimische Handwerker für das Bauvorhaben. Damit besserte sich die allgemeine Stimmung erheblich, da viele Bewohner dem Projekt sehr skeptisch gegenüberstanden. Jean Tinguely, Rico Weber und Sepp Imhof, das sogenannte „All Star Swiss Team“, schweißten die baumhohen Eisengerüste für die ersten Figurengruppen zusammen. Da das gesamte Projekt von der Künstlerin selbst finanziert wurde, entwarf Niki de Saint Phalle für die Jaqueline Cochran Company ein eigenes Parfum in blau-goldenem Flakon (1982). Zudem entwarf Niki de Saint Phalle Möbel und dekorative Artefakte, die in Auflagen produziert wurden, um die Finanzierung zu sichern. Diese Objekte wurden in der Galerie Bruno Bischofberger in Zürich gezeigt.

Die Figur der „Herrscherin [Kaiserin]“, die einer Sphinx nachgebildet ist, wurde 1982 fertiggestellt. In den folgenden sieben Jahren lebte Niki de Saint Phalle in dieser Figur. Neben Spiegeln und Glas nutzte sie zunehmend auch wetterfeste Keramikelemente für das Äußere der Plastiken Verwendung. Die Keramikarbeiten führte die italienische Künstlerin Venera Finocchiaro aus. Die Jahre zwischen 1984 und 1987 verbrachte die Künstlerin nahezu gänzlich im „Tarotgarten“. Sie arbeitete an einer Serie von Blumenvasen in der Form von verschiedenen Tieren.

Im Juni 1996, etwa zwei Jahre vor der Fertigstellung, wurde der „Tarotgarten“ erstmals für Besucher geöffnet. Den Einfahrtsbereich des „Tarotgarten“, ein hufeisenförmiges Tor, fertigte Mario Botta an. Die feierliche Eröffnung des „Tarotgartens“ fand am 15. Mai 1998 statt.

1980 widmete das Centre Pompidou in Paris der Künstlerin eine Retrospektive, die danach nach Deutschland, Österreich und Schweden wanderte. Die Stadt Paris erteilte Jean Tinguely 1982 den Auftrag zum „Strawinsky-Brunnen“ beim Centre Pompidou, den er mit de Saint Phalle realisierte. Die Künstlerin litt an rheumatischer Arthritis, die in Schüben auftrat.

AIDS: Vom Händchenhalten kriegt man’s nicht

Niki de Saint Phalle engagierte sich ab 1986 mit dem Buch „AIDS: Vom Händchenhalten kriegt man’s nicht“ für die Aufklärungskampagne gegen die Krankheit. Die Publikation erschien in mehreren Sprachen und wurde an den Schulen in ganz Frankreich verteilt. De Saint Phalle erarbeitete „AIDS: Vom Händchenhalten kriegt man’s nicht“ mit dem Arzt Silvio Barandun. Ihr Sohn Philip Mathews produzierte in Zusammenarbeit mit ihr und basierend auf ihrem Buch einen Animationsfilm über Aids, der 1990 in Paris gezeigt wurde. Noch im gleichen Jahr starben ihr langjähriger künstlerischer Assistent Menon und ihr Galerist und Freund Iolas an Aids.

Späte Werke

Im Jahr 1988 eröffnete der im Auftrag des französischen Präsidenten François Mitterrand von Tinguely und de Saint Phalle erstellte Brunnen in Château-Chinon.

Tinguely erwirbt 1988 die leerstehende Fabrik La Verrerie im schweizerischen Freiburg, wo auch viele Arbeiten de Saint Phalles entstehen. Tinguely stirbt im August 1991 an einem Herzinfarkt. De Saint Phalle stellt ihre erste kinetische Skulptur, „Méta-Tinguely“, her. Als 1996 das Museum Tinguely des Architekten Mario Botta in Basel eröffnet wurde, stiftete Niki de Saint Phalle 55 Skulpturen und mehr als 100 grafische Werke von Jean Tinguely. Botta entwarf auch den Eingangsbereich zum „Tarotgarten“ in Garavicchio.

Von 1992 bis 1994 fand eine große, von Pontus Hultén erarbeitete Ausstellung in Bonn, Glasgow, Paris und Freiburg (CH) statt. Ihr Werk wurde zunehmend populär, allerdings wiederholten sich die Phasen der Krankheit in kürzeren Abständen.

Niki de Saint Phalle in Kalifornien

Im Jahr 1994 zog Niki de Saint Phalle auf ärztlichen Rat in ein milderes Klima – nach La Jolla in Süd-Kalifornien, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnhaft blieb. Durch die gefährlichen Polyesterdämpfe, die sie über viele Jahre eingeatmet hatte, war ihre Gesundheit stark angeschlagen. Im gleichen Jahr veröffentlichte sie die Autobiografie „Mon Secret“, in der sie den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater publik machte.

Ihre letzte große Werkserie widmete Niki de Saint Phalle ihrem verstorbenen Ehemann Jean Tinguely. Die „Explodierenden Bilder“ zerfallen – durch elektrische Photozellen gestreut – in ihre Einzelteile und setzen sich dann wieder zusammen, eine spielerische Hommage an Tinguelys bewegliche Skulpturen.

Der schwebende Engel, „L’Ange protecteur“ wurde 1997 in der Halle des Hauptbahnhofs Zürich installiert. Der „Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle“ in Freiburg wurde eröffnet und erhielt eine Schenkung von de Saint Phalle mit mehr als 80 Werken von ihr und Tinguely sowie von anderen Künstler:innen ihrer Generation. Im Jahr 1999 erhielt Niki de Saint Phalle den renommierten Premium Imperiale des japanischen Kaiserhauses.

Niki de Saint Phalle übergab dem Sprengel Museum in Hannover im Jahr 2000 rund 360 Werke. Da dort 1969 ihre erste Retrospektive organisiert wurde, und die Stadt 1974 drei große Nanas kaufte, fühlte sich Niki de Saint Phalle Hannover stets verbunden. Heute zählen diese drei Nanas zum Wahrzeichen Hannovers. Eine weitere Schenkung von 170 Werken ging an die Stadt Nizza für das Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain. 
Im gleichen Jahr begann Niki de Saint Phalle, an ihrem letzten großen Projekt zu arbeiten, dem Skulpturengarten „Queen Califia´s magical circle“ für den Kit Carson Park in Escondido, Kalifornien. Die Arbeiten daran zogen sich bis 2003 hin, ein Jahr nach dem Tod der franko-amerikanischen Künstlerin wurde „Queen Califia´s magical circle“ eröffnet: Im Skulpturengarten stehen zehn große Skulpturen, umgeben von einer 120 Meter langen, wellenförmigen Schlangenmauer mit einem labyrinthartigen Zugang. Es besteht aus zahlreichen Mosaiken aus Glas und Halbedelsteinen, einem Triumph der Fantasie und der Schönheit über den Tod. Sie wurden 2003 vollendet.

Tod

Im Oktober 2001 musste Niki de Saint Phalle wegen einer schweren Lungenentzündung ins Spital, sie erholt sich nicht mehr.

Niki de Saint Phalle starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren ins San Diego, Kalifornien. Die Maschinen im „Tarotgarten“ wurden angehalten.

Niki de Saint Phalle im Sprengel Museum, Hannover

Am 19. November 2000 übereignete Niki de Saint Phalle der Stadt Hannover mehr als 360 Werke, die seither im Sprengel Museum Hannover zu bewundern sind. Die Schenkung umfasst sämtliche wichtige Schaffensphasen der in Frankreich geborenen Künstlerin von Mitte der 50er bis in die 80er Jahre.

Literatur zu Niki de Saint Phalle

  • Niki de Saint Phalle, hg. v. Zürcher Kunstgesellschaft / Kunsthaus Zürich und Schirn Kunsthalle Frankfurt (Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, 2.9.2022–8.1.2023; Schirn Kunsthalle Frankfurt, 3.2–21.5.2023), Berlin 2022.
  • Niki de Saint Phalle. Im Garten der Fantasie (Ausst.-Kat. Essl Museum, Klosterneuburg), Klosterneuburg 2010.
  • Jill Johnston, Marella Caracciolo Chia, Giulio Pietromarchi (Hg.), Niki de Saint Phalle und der Tarot-Garten, Bern 2010.
  • Power Up. Female Pop Art, hg. v. Gerald Matt und Angela Stief (Ausst.-Kat. Kunsthalle, Wien; Phoenix Art /Stiftung Falckenberg / Deichtorhallen, Hamburg; Städtische Galerie Bietigheim-Bissingern), Köln 2010.
  • La Fête. Die Schenkung Niki de Saint Phalle. Werke aus den Jahren 1952–2001, hg. v. Ulrich Kempel (Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover November 2000), Ostfildern-Ruit 2001.
  • Pontus Hulten, Niki de Saint Phalle, Stuttgart 1992.
  • Niki de Saint Phalle. Bilder – Figuren – Phantastische Gärten, hg. von Carla Schulz- Hoffmann (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, 26.3.5.7.1987), München 1987.

Beiträge zu Niki de Saint Phalle

11. Dezember 2024
Fernand Léger, Les Loisirs-Hommage à Louis David, 1948 – 1949, Öl auf Leinwand, 154 x 185 cm (Centre Pompidou, Paris)

Paris | Musée du Luxembourg: Der ganze Léger Mit Arman, Yves Klein, Niki de Saint Phalle, Keith Haring | 2025

Die Frühjahrsausstellung im Musée du Luxembourg, „Der ganze Léger“, zeigt das Werk von Fernand Léger im Kontext von Freund:innen und Nachfolger:innen, darunter Arman, Yves Klein, Niki de Saint Phalle und Keith Haring.
26. August 2024
Tinguely, Saint Phalle, Strawinsky Brunnen

Paris | Grand Palais: Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely & Pontus Hulten Bewegung und Teilhabe in der Kunst | 2024

Pontus Hulten prägte als Gründungsdirektor des Centre Pompidou dessen Gestaltung und Ausrichtung. In Niki de Saint Phalle und Yves Tanguy fand er Kunstschaffende, deren Werke zum Anfassen bestimmt waren.
9. August 2024
Niki de Saint Phalle, Tarot Garten, Detail, 1991, Lithografie, 60.3 x 80 cm © 2019 NIKI CHARITABLE ART FOUNDATION. Foto: Ed Kessler

Mailand | Mudec: Niki de Saint Phalle Feministische und politische Seite ihrer Werke | 2024/25

Erstmals organisiert eine großen italienischen öffentlichen Einrichtung eine Ausstellung zu Niki de Saint Phalle!
3. Februar 2023
Leonardo Bezzola, Niki de Saint Phalle, Luzern, 1969 (Kunsthaus Zürich, Foto © Nachlass Leonardo Bezzola, Werk © Niki Charitable Art Foundation / 2021, ProLitteris, Zürich)

Frankfurt | Schirn: Niki de Saint Phalle Facettenreiches Werk einer Außenseiterin | 2023

Im Frühjahr 2023 würdigt die Schirn eine der berühmtesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts: Niki de Saint Phalle, wobei das gesellschaftskritische Potenzial ihrer Kunst im Zentrum steht.
21. Oktober 2022
Kees van Dongen, Comedia, um 1925 (Heidi Horten Collection)

Wien | Heidi Horten Collection: LOOK Mode in der Kunst trifft auf Look der Sammlerin | 2022/23

Die erste Themenausstellung der Heidi Horten Collection stellt die Museumsgründerin Heidi Goëss-Horten selbst und einen wesentlichen Aspekt ihrer Sammlung in den Mittelpunkt: MODE.
7. September 2022
Christo und Jeanne-Claude, Arc de Triomphe, Wrapped (Project for Paris), Place de l'Etoile – Charles de Gaulle, 2019, Collage, Bleistift, Wachsmalstift, Emailfarbe, Fotografie von Wolfgang Volz, Karte und Klebeband, 43,2 x 56,9 cm (Ingrid und Thomas Jochheim Collection, © 2021 Christo and Jeanne-Claude Foundation)

Düsseldorf | Kunstpalast: Christo und Jeanne-Claude Paris. New York. Grenzenlos | 2022/23

Die Ausstellung zeichnet die kunsthistorische Entwicklung von Christo und Jeanne-Claude seit Mitte der 1950er Jahre bis heute nach und stellt das in Frankreich ent­standene künstlerische frühe Schaffen im Kontext mit Arbeiten von Weggefährt:innen vor.
2. September 2022
Leonardo Bezzola, Niki de Saint Phalle, Luzern, 1969 (Kunsthaus Zürich, Foto © Nachlass Leonardo Bezzola, Werk © Niki Charitable Art Foundation / 2021, ProLitteris, Zürich)

Zürich | Kunsthaus Zürich: Niki de Saint Phalle Große Retrospektive 2022

In einer umfangreichen Retrospektive mit rund 150 Exponaten wird die außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit Niki de Saint Phalle beleuchtet.
25. August 2021
Düsseldorf, Kunstpalast, Barock Modern

Düsseldorf | Kunstpalast: BAROCK MODERN Gegenüberstellung barocker Werke und abstrakten Arbeiten der Nachkriegszeit

In einer rund 120 Gemälde, Skulpturen, Papierarbeiten und Glasobjekte umfassenden Ausstellung untersucht der Kunstpalast die bislang kaum beleuchteten Spuren des Barocks in der Kunst nach 1950.
26. März 2021
Thomas Scheibitz, Figur und Landschaft, 2020, Öl, Vinyl, Pigmentmarker auf Leinwand, 270 × 380 cm (Leihgabe Hannover Rück Stiftung, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover © VG Bild-Kunst, Bonn 2021)

Hannover | Sprengel Museum: BIG! Großformate aus der Sammlung

Spektakulärer Großformate aus der eigenen Sammlung von der Farbfeldmalerei und geometrischer Abstraktion über expressive Figuration und Fotorealismus bis hin zu Landschaftsdarstellungen, darunter etliche Neuzugänge, werden erstmals überhaupt gezeigt oder waren viele Jahre nicht mehr zu sehen.
27. Februar 2021
Niki de Saint Phalle, Tarot Garten, Detail, 1991, Lithografie, 60.3 x 80 cm © 2019 NIKI CHARITABLE ART FOUNDATION. Foto: Ed Kessler

New York | MoMA PS1: Niki de Saint Phalle

Erste New Yorker Museumsausstellung zu Niki de Saint Phalle 2020! Hier findest du alle wichtigen Infos zur Schau: Laufzeit, Themen, Bilder
3. Juli 2018

Niki de Saint Phalle: Biografie Schießbilder, Nanas, Skulpturengärten

Zit. n. Niki de Saint Phalle (Ausst.-Kat. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 1992), Ostfildern 1992, S. 148.Pontus Hulten, Niki de Saint Phalle, Stuttgart 1992, S. […]
16. April 2018
Niki de Saint Phalle und der Tarot-Garten (Benteli Verlag)

Niki de Saint Phalle: Tarot-Garten Fantasievoller Garten in der Toskana

Der Tarot-Garten (ab 1974) entstand mit Hilfe ihrer alten Freundin Marella Caracciolo Agnelli auf dem Hügel eines ehemaligen Steinbruchs bei Garavicchio. Inspiriert durch das „Tarot de Marseille“ aus dem 18. Jahrhundert, entwickelte Niki de Saint Phalle bis zu ihrem Lebensende einen schillernden Ort mit 22 farbigen und spiegelnden Skulpturen.
10. Juli 2010
Niki de Saint Phalle und der Tarot-Garten (Benteli Verlag)

Niki de Saint Phalle: Im Garten der Fantasie Saint Phalle im Essl Museum

Am 19. November 2000 übereignete Niki de Saint Phalle (geboren als Marie-Agnès Fal de Saint Phalle 1930-2002) der Stadt Hannover mehr als 360 Werke, die seither im Sprengel Museum Hannover zu bewundern sind. Das Essl Museum in Klosterneuburg legt das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung Niki de Saint Phalles von ihren materialreichen Assemblagen über die Schießbilder zu den Skulpturen zu zeigen, darunter die weltberühmten Nanas und Modelle der Figuren des Tarot-Gartens.
  1. Zit. n. Niki de Saint Phalle (Ausst.-Kat. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 1992), Ostfildern 1992, S. 148.
  2. Pontus Hulten, Niki de Saint Phalle, Stuttgart 1992, S. 154–155.
  3. Zitiert nach S. 201.
  4. Zit. n. Niki de Saint Phalle (Ausst.-Kat. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 1992), Ostfildern 1992, S. 148.
  5. Pontus Hulten, Niki de Saint Phalle, Stuttgart 1992, S. 154–155.
  6. Zitiert nach S. 201.