Manet und wer? Edouard Manet (1832–1883) war einer der berühmtesten Künstler des 19. Jahrhunderts, gilt er doch als ein Wegbereiter des Impressionismus. Doch sein Künstlerfreund Zacharie Astruc (1833–1907) ist bis heute als Künstler nahezu unbekannt. Zunächst machte er als Kunstkritiker von sich reden, und als erster verteidigte er öffentlich die Werke Manets. Mehrfach malte Manet ihn in den 1860er-Jahren: Mit dem Bildnis des Zacharie Astruc, das heute in der Kunsthalle Bremen hängt, schuf Manet ein programmatisches Statement zum Geschmack der Avantgarde.
Deutschland | Bremen: Kunsthalle Bremen
23.10.2021 – 27.2.2022
Zacharie Astruc zählte zu den frühen Verteidigern von Edouard Manets Kunst. Er war Kunstkritiker und Journalist sowie Dichter, Komponist, Maler und Bildhauer und spielte in der Pariser Kunstszene der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine zentrale Rolle.Manets 1866 entstandenes Porträt Astrucs stellt den Intellektuellen und Kunstschaffenden umgeben von Objekten und Ideen vor. Damit schuf der Maler ein Bildnis, das weit über die Funktion eines Memorialbildes hinausgeht, da es Vorlieben und Interessen der Avantgardisten benennt.
Das Stillleben am linken Bildrand seines Porträts umschreibt seine Vielseitigkeit: Die Bücher und die Schreibfedern charakterisieren ihn als Literaten, die Holzschnitte verweisen auf seine Liebe zur japanischen Kunst, der zusammengeschobene Fächer und das rote Bauchtuch deuten auf seine Begeisterung für Spanien und das Saiteninstrument im Nebenraum steht für seine Musikalität. Astrucs Blick trifft den Betrachter und scheint gleichzeitig nach innen gekehrt, seine Hand liegt – in einem Gestus der Aufrichtigkeit – auf dem Herzen, zum Teil verdeckt von der Weste. Er erscheint rätselhaft abwesend.
Rätselhaft ist auch die Raumsituation, die ihn umgibt. Mit dem Bild im Bild schuf Manet eine weitere Realitätsebene, ohne dass eindeutig ist, ob es sich dabei um den Durchblick in den Nachbarraum, ein Spiegelbild oder ein gemaltes Bild handelt. Kompositorisch nahm er damit Bezug auf Tizians „Venus von Urbino“ (um 1538, Uffizien, Florenz → Edouard Manet und Venedig).
Die Bilder Manets stehen 2021 im Mittelpunkt einer großen Ausstellung in der Kunsthalle Bremen. Sie untersucht die gemeinsamen Themen von Manet und Astruc und präsentiert Meisterwerke Manets neben den überraschenden Aquarellen und Skulpturen seines Freundes. Gemälde ihrer bekannten Zeitgenossen wie Henri Fantin-Latour, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir veranschaulichen den weiteren künstlerischen Kontext.
Das Musée d’Orsay in Paris unterstützt die Ausstellung mit bedeutenden Leihgaben.
Quelle: Kunsthalle Bremen