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Erich Heckel. Biografie Leben des deutschen Expressionisten

Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach, 1913, Öl auf Leinwand, 35,5 × 40,5 cm („Brücke“-Museum, Berlin)

Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach, 1913, Öl auf Leinwand, 35,5 × 40,5 cm („Brücke“-Museum, Berlin)

Erich Heckel (1883–1970) zählt zu den bedeutendsten Malern und Grafikern des deutschen Expressionismus. Der Autodidakt war Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ in Dresden und deren Organisator. Nachdem er gemeinsam mit Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein den Expressionismus in Form des „Brücke-Stils“ (um 1909/10) entwickelt hatte, übersiedelte er 1911 nach Berlin. Mit seinen Gemälden und Druckgrafiken, vor allem Holzschnitten, prägte er die Avantgarde vor dem Ersten Weltkrieg.

Während des Ersten Weltkriegs diente Erich Heckel als freiwilliger Sanitäter in Flandern, meist Ostende. Hier traf er u.a. James Ensor. Da er für den Rücktransport verwundeter Soldaten zuständig war, konnte er die Freizeit nutzen, um zu malen. Im Gegensatz zu Max Beckmann, den er in diesen Jahren traf, setzte Erich Heckel die zerstörte flämische Landschaft als Symbol für den alles vernichtenden Krieg ein. Noch während des Ersten Weltkriegs wurden diese Bilder in Berlin ausgestellt und erhielten regen Zuspruch. Nach dem Kriegsende war Erich Heckel – wie auch seine Mitstreiter der Brücke, des Blauen Reiter und Emil Nolde – zum wichtigsten lebenden Künstler Deutschlands aufgestiegen. Er nutzte seine Position, um Werke seiner Kollegen in der Berliner Nationalgalerie unterzubringen und auf Reisen zu gehen.

Die Machtübernahme Adolf Hitlers begrüßte der Expressionist anfangs, doch schlug die Stimmung rasch um, als er 1937 auf die Liste der „Entarteten Künstler“ gesetzt und seine Bilder aus öffentlichen Sammlungen verbannt wurden. Heckel verbrachte den Zweiten Weltkrieg hauptsächlich in Berlin. 1944 wurde bei einem Bombenangriff sein Atelier samt der dort gelagerten Werke zerstört, im folgenden Jahr verbrannten zudem einige ausgelagerte Gemälde im Bergwerk in Neustaßfurt. Der Maler hatte gegen Kriegsende Zuflucht bei einem Freund in Hemmenhofen am Bodensee gefunden. In der Nachkriegszeit lehrte er an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe (1949–1955) und war Teilnehmer der documenta 1 in Kassel. Der Maler lebte von seiner Emeritierung 1955 bis zu seinem Lebensende 1970 zurückgezogen in Hemmenhofen. Während der 1960er Jahre erschienen erste Werkkataloge zu den Druckgrafiken und Gemälde.

Ehefrau

  • Sidi Riha (?): ⚭ 19.6.1915, Tänzerin, genannt Siddi

Weitere Beiträge zu Erich Heckel

Künstlerfreunde von Erich Heckel

  • 1883

    Am 31. Juli 1883 wurde Erich Heckel als Sohn des Eisenbahnbau-Ingenieurs Wilhelm Julius Heckel und dessen Ehefrau Margarete Elisabeth (geb. Barth) in Döbeln bei Chemnitz (Sachsen) geboren.
  • 1901

    Bereits während seiner Gymnasialzeit (1896-1904) machte er Bekanntschaft mit Karl Schmidt aus Rottluff. Gemeinsam mit weiteren Mitschülern trafen sie sich im Debattierclub „Vulkan“, wo sie sich mit antibürgerlicher Literatur und kunsttheoretischen Fragen auseinandersetzten. Nietzsche und Dostojewski gehörten zu den bevorzugten Literaten, die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Literatur und auch später die Umsetzung in bildnerische Form waren für Heckel prägend.
  • 1904

    Abitur und Architekturstudium an der Technischen Universität Dresden (1904-1906), wo er Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl kennenlernte; gleichzeitig bildete er sich autodidaktisch zum Maler und Grafiker aus.
  • 7. Juni 1905 Gründung der "Brücke"

    Nach Abbruch des Studiums arbeitet Heckel als Zeichner und Bauaufseher bei einem Dresdener Architekten. Am 7. Juni 1905 gründeten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl (bis 1907) die Künstlergruppe Brücke in Dresden. Heckel übernahm die Geschäftsführung und engagierte sich stark im Bereich des Organisatorischen. Die jungen Maler schulten sich gemeinsam, teilten sich Aktmodelle und organisierten sich erste Ausstellungen. Heckel und Kirchner gingen in Dresden zeitweilig eine enge Ateliergemeinschaft ein.
  • 1906

    Auf der „Dritten Kunstgewerbeausstellung“ begegnet er Max Pechstein, den er überzeugt, sich der "Brücke" anzuschließen.
  • 1907

    Erich Heckel gab die Arbeit im Architekturbüro auf, um sich ausschließlich der Grafik und Malerei zu widmen. Im Sommer 1907 erster Aufenthalt in Dangast am Jadebusen (Nordsee) gemeinsam mit Karl Schmidt-Rottluff.
  • 1907 und 1908

    Heckel hielt sich gemeinsam mit Karl Schmidt-Rottluff in Dangast an der Nordsee auf.
  • Frühjahr 1909

    Reise nach Italien.
  • 1909 und 1910

    Heckel verbrachte mit Ernst Ludwig Kirchner sowie Freundinnen und Modellen (drunter Franzi) die Sommer an den Moritzburger Teichen in der Nähe von Dresden. Die Maler frönten mit Hilfe der Freikörperkultur der Verbindung von Kunst, Natur und Leben. Zudem studierten sie den meist weiblichen Akt in natürlicher Bewegung und freier Natur. Die Künstler standen sich für Männerakte gegenseitig Modell.
  • 1910

    Bei einem Berlin-Aufenthalt lernte Heckel Otto Mueller kennen, der sich im selben Jahr der "Brücke" anschloß.
  • Sommer 1911

    Den Sommer verbrachte Erich Heckel mit der Tänzerin Sidi Riha (eigentlich Milda Frieda Georgi) in Prerow an der Ostsee. Sie wohnen im „Landhaus Dorneneck“ in der Grünen Straße. Interessanterweise hielten sich in unmittelbarer Nähe Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky (Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung München, aus welcher der "Blaue Reiter" 1912 hervorging) auf.
  • Herbst 1911

    Im Herbst zog Erich Heckel gemeinsam mit Sidi Riha nach Berlin, wo Heckel das Atelier von Mueller übernahm. Erich Heckel reagierte melancholisch auf die Eindrücke der Großstadt: seine Farben wurden gedämpfter, das Motiv sinnender, nachdenklicher oder krank im Bett leidender Figuren kam neu hinzu. Auch beschäftigte er sich vermehrt mit Illustrationen zu literarischen Werken.
  • 1912

    Begegnungen und Freundschaften mit Wilhelm Lehmbruck, Christian Rohlfs, Lyonel Feinigner, Franz Marc und August Macke, Wilhelm Lehmbruck, Heinrich Nauen. Teilnahme an der Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo Heckel gemeinsam mit Kirchner eine Kapelle dekorierte. Freundschaft mit dem Stefan-George-Anhänger Ernst Morwitz.
  • 27. Mai 1913: Auflösung der "Brücke"

    Am 27. Mai 1913 löste sich die Künstlergruppe Brücke aufgrund persönlicher Streitigkeiten auf. Den Sommer verbrachte Erich Hecke erstmals in Osterholz an der Flensburger Förde. Erste Einzelausstellung von Erich Heckel bei Fritz Gurlitt in Berlin. Freundschaft mit dem Kunsthistoriker und Sammler Walter Kaesbach. Sommeraufenthalt in Osterholz an der Flensburger Förde (Juni).
  • 1914

    Aufenthalt bei dem Maler Heinrich Nauen in Dilborn am Niederrhein. Beteiligung an der Werkbundausstellung in Köln. Sommer in Osterholz.
  • 1914: Erich Heckel im Ersten Weltkrieg

    Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Erich Heckel freiwillig als Pfleger beim Roten Kreuz in Berlin. Er ließ sich zum Sanitäter ausbilden. Er leistete seinen Kriegsdienst als freiwilliger Krankenpfleger in einer Formation des Roten Kreuzes in Flandern, meist in Ostende, wo er für den Rücktransport verletzter Soldaten zuständig war. Aus dieser Zeit stammt eine Reihe von Zeichnungen und Skizzen, in denen er das Erlebte verarbeitete sowie landschaftliche Eindrücke festhielt. Hier begegnete er Max Beckmann und James Ensor.
  • 1915

    Heckels Abscheu vor den Gräueln des Krieges schlägt sich in Holzschnitten und Lithographien wie dem Blatt „Verwundeter Matrose“ nieder. Für die Weihnachtsfeier der Verwundeten malt er auf zwei Zeltbahnen die sogenannte „Ostender Madonna“, die bis 1937 als Leihgabe in der Berliner Nationalgalerie (Kronprinzenpalais) hing (1945 im Bergwerk Neustaßfurt verbrannt).
  • 19. Juni 1915

    Hochzeit mit Sidi Riha (Juni), genannt Siddi.
  • November 1918

    BIs NOvember 1918 diente Erich Heckel als Sanitäter in Flandern. Der Zugführer seiner Mannschaft ist der Kunsthistoriker Walter Kasebach. Nach Kriegsende Rückkehr nach Berlin.
  • Dezember 1918

    Erich Heckel wurde Gründungsmitglied des „Arbeitsrats für Kunst“ und stellte mit der „Novembergruppe“ aus. Später wurde er Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie, womit er sich für die Belange seiner ehemaligen Weggefährten einsetzen konnte.
  • 1919

    Umzug in eine Atelierwohnung in der Emser Straße 21 in Berlin-Wilmersdorf. In Osterholz kaufte Heckel ein kleines Bauernhaus und baute sich ein Dachatelier aus. Dort fertigte er auch Wandmalereien auf Holz, die später Renovierungsarbeiten zum Opfer fielen. Heckel nutzte die Arbeitsmöglichkeit an der Ostseeküste alljährlich einige Monate bis zum Jahr 1943.
  • 1922

    Erich Heckel bekam den Auftrag, einen Raum im Angermuseum zu Erfurt mit einem Wandbildzyklus in Secco-Technik auszumalen. „Lebensstufen“ (1922/23) ist die einzige Wandmalerei der Brücke-Künstler, die bis heute erhalten ist.
  • 1926

    Reise nach Südfrankreich
  • 1929

    Reise nach Südfrankreich
  • 1931

    Große Heckel-Retrospektive in der Kunsthütte Chemnitz.
  • 1934

    Durch seine Unterschrift unter den Aufruf der Kulturschaffenden vom 19. August 1934 bekundete Erich Heckel öffentlich, dass er „zu des Führers Gefolgschaft“ gehörte.
  • 1936

    Erich Heckel wurde in die Reichskammer der bildenden Künste aufgenommen.
  • 1937

    Erich Heckel wurde Ausstellungsverbot erteilt. Im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ wurden 729 seiner Arbeiten aus deutschen Museen beschlagnahmt und entfernt; auf der gleichnamigen Feme-Ausstellung war Heckel mit sieben Ölgemälden und mehreren Aquarellen und Grafiken vertreten. Verluste sind auch durch die Bilderverbrennung am 20. März 1939 im Hof der Berliner Hauptfeuerwache zu beklagen, bei der insgesamt 1.004 Gemälde sowie 3.825 Aquarelle und Graphiken von verschiedenen Künstlern vernichtet wurden. Erich Heckel wandte sich der Technik des Aquarells zu, die er nicht mehr nur zu Studienzwecken, sondern für autonome Kunstwerke diente.
  • 1940–1942

    Längere Arbeitsaufenthalte in Kärnten.
  • 1944

    Im Januar 1944 wurde Heckels Atelier in Berlin mitsamt zahlreichen Arbeiten und allen Druckstöcken durch einen Bombenangriff zerstört. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gingen zusätzlich einige ausgelagerte Gemälde im Bergwerk in Neustaßfurt durch Brandstiftung verloren.
  • Mai/September 1944/45

    Nach einer behelfsmäßigen Unterkunft bei Bekannten, fand Heckel im September 1944 Zuflucht in Hemmenhofen am Bodensee, wo er das direkt am See gelegene Sommerhaus des Ravensburger Architekten Heinrich Johann Wurm (1895–1984) bezog. Nach Kriegsende erhielt Heckel zwar verschiedene Aufforderungen und Angebote nach Berlin zurückzukehren und ein Lehramt an der Hochschule der Künste zu übernehmen, doch er lehnte ab und blieb an diesem Ort bis zu seinem Lebensende.
  • Oktober/November 1945

    Erich Heckel nahm an der ersten deutschen Nachkriegsausstellung moderner Kunst in Überlingen teil. Er entwarf den Holzschnitt für das Cover des Katalogs.
  • 1949–1955

    Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, wo er unter anderem Peter Dreher und Klaus Arnold unterrichtete.
  • 1952–1960

    Heckel war reguläres Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes
  • 1955

    Erich Heckel emeritierte und war Teilnehmer der documenta 1 in Kassel. Der Maler lebte zurückgezogen in Hemmenhofen.
  • 1956

    Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
  • 1960–1969

    Mitglied des Ehrenvorstandes des Deutschen Künstlerbundes
  • 1961

    Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1964

    Publikation eines Œuvre-Katalogs der Druckgrafik (Dube)
  • 1965

    Publikation einer Monografie von Paul Vogt mit dem Verzeichnis von Heckels Gemälden.
  • 1966 und 1969

    Erich Heckel schenkte dem neu gegründeten Brücke-Museum in Berlin eine Sammlung von über 900 Grafiken sowie Arbeiten von ihm und anderen Mitgliedern der "Brücke"-Vereinigung.
  • 27. Januar 1970

    Am 27. Januar 1970 verstarb Erich Heckel in Radolfzell am Bodensee. Er wurde auf dem Friedhof in Hemmenhofen am Untersee 1970 beigesetzt. Da sein Grab aufgelassen wurde, erinnert noch eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer an Erich Heckel.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.