Impressionismus in Spanien | ARTinWORDS

Impressionismus in Spanien

Der Impressionismus wurde aus Frankreich importiert und lässt sich ab etwa 1880, verstärkt aber ab 1900 in Spanien nachweisen. Als Hauptvertreter des spanischen Impressionismus gilt heute der aus Valencia stammende Joaquín Sorolla y Bastida (1863–1923). Seine lichtdurchfluteten Küstenszenen mit schnappschussartig festgehaltenen Freizeitgästen begeistern genauso wie die Garten- und Genrebilder von Eliseo Meifren y Priog, Santiago Rusigñol y Prat und Joaquín Mir Trixet.

Wer waren die wichtigsten spanischen Impressionisten?

  • Francisco Domingo y Marqués (1842–1920)
  • Aureliano de Beruete y Moret (1845–1912)
  • Ignacio Pinazo Camarlench (1849–1916)
  • Eliseo Meifren y Roig (1859–1940)
  • Darío de Regoyos Valdes (1857–1913)
  • Francisco Gimeno Arasa (1858–1927)
  • Santiago Rusiñol y Prat (1861–1931)
  • Joaquín Sorolla y Bastida (1863–1923)
  • Ignacio Zuloaga y Zabaleta (1870–1945)
  • Nicolás Raurich y Petre (1871–1945)
  • Isidre Nonell (1873–1911)
  • Joaquím Mir i Trixnet (1873–1940)
  • Joaquín Sunyer (1875–1985)

Edouard Manet und Spanien

Der Impressionismus ist zwar eine Erfindung französischer Maler, doch haben diese die spanische Malerei des 17. Jahrhunderts gleichsam als „Sprungbrett“ für ihre neuartige Malweise genutzt: Die Dunkeltonigkeit von Diego Velázquez, Bartolomé Esteban Murillo, Francisco de Zurbarán und El Greco weckte ihr Interesse. Sowohl der Realismus wie auch die freie, virtuose Malweise und die Farbigkeit der Barockmalerei gaben wichtige Impulse für die Erfindung des Impressionismus.

Edouard Manet wurde bereits als Jugendlicher auf Spanien aufmerksam, als ihn ein enger Freund seines Vaters, der Kunstkritiker Charles Blanc (1813–1882), auf die Kunst Velázquez aufmerksam machte. Als sich Napoleon III. mit der spanischen Herzogin Eugenie de Motijo vermählte, stieg um 1840 die Gunst Spaniens in Frankreich weiter an. Ab etwa 1860 lässt sich Edouard Manets Hinwendung zum „Goldenen Zeitalter“ der spanischen Malerei beobachten, nutzte er doch zunehmend tonale, kühle Farben, harte Helldunkelkontraste, die freie Pinseltechnik und spanische Motive. 1865 unternahm der „Vater des Impressionismus“ seine erste Spanienreise.

Spanische Malerei vor dem Impressionismus

Innerhalb der spanischen Malerei fanden diese Künstler des „Goldenen Zeitalters“ allerdings kaum Nachfolge. Der Impressionismus wurde aus diesem Grund aus Frankreich nach Spanien importiert. Der wichtigste Maler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war – neben dem im Exil lebenden Francisco de Goya – der Klassizist José de Madrazo (1781–1859), der im Stil von Jacques-Louis David (1748–1825) arbeitete. Der Landschaftsmalerei wurde innerhalb der akademischen Malerei kaum Bedeutung zugesprochen. Dieses stieg parallel zur Entwicklung in den anderen europäischen Nationen im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entschieden an. Auch hierfür wurde die französische Kunst als führend erachtet: Die Schule von Barbizon, deren Maler bereits zur Freilichtmalerei übergegangen waren und subtile Veränderungen in der Natur wiederzugeben wussten, wurden zunehmend auch in Spanien rezipiert.

Eugenio Lucas y Padilla (1824–1870) arbeitete zwar in Madrid hauptsächlich als Historienmaler in der Tradition von Ernest Meissonier, aber er begeisterte sich für die Landschaftsmalerei. Lucas‘ kleinformatige Ölgemälde sind zwar noch einer Sichtweise der Romantik verhaftet, geben jedoch das Motiv unmittelbar und naturgetreu wieder.

Mariano Fortuny y Carbó Marsal (1838–1874) wandte sich dem Genrebild zu, das er mit lockerem Pinselstrich und heiteren, anekdotischen Bildinhalten aus der traditionellen Genremalerei Spaniens löste. Fortuny feierte vor allem in den 1870er Jahren in Frankreich große Erfolge. Er war dort so bekannt, dass er viele Nachfolger hatte, die als „Fortunisten“ bezeichnet wurden. Auch die Impressionisten sahen sich 1875 von der Kunstkritik in diese Gruppe eingereiht. Der Unterschied von Fortunys Gemälde zu den impressionistischen Werken seiner französischen Zeitgenossen liegt im akademischen Helldunkel, das heißt in der Vorliebe für Schwarz, Braun und erdige Töne.
Als Fortuny 1870 die Tochter des Malers Federico de Madrazo (1815–1894), Cecilia, heiratete, hatte er die Idee zum Gemälde „Besuchstag im Pfarrhaus [La vicaria]“ (Museu Nacional d’Art de Catalunya, Barcelona). Es wurde eines seiner berühmtesten Bilder. In der Folge wandte er sich Szenen aus Sevilla, Portici und Granada zu, schuf sowohl Genrebilder wie auch Akte, Porträts und Landschaften. Vor allem die Brillanz und Leuchtkraft der Farben begeistern bis heute das Publikum.

Rico und Haes: Wegbereiter des Impressionismus in Spanien

Die wichtigsten Neuerer der spanischen Malerei auf dem Weg zum Impressionismus waren jedoch Carlos de Haes (1829–1898) und Martín Rico y Ortega (1833–1908). Rico schloss sich während eines ausgedehnten Frankreichaufenthalts eng der Schule von Barbizon an. Um 1900 malte er Veduten von Venedig, in denen er sich mit Hilfe einer freien Pinseltechnik und atmosphärischer Auffassung des Lichts zuweilen stark an den Impressionismus annäherte.

Die Freilichtmalerei (plein-air-Malerei) verbreitete der Maler Carlos de Haes in Spanien. Der gebürtige Belgier lehrte 1857 an der Akademie San Fernando in Madrid Landschaftsmalerei. Charakteristisch für seine kleinformatigen Landschaften ist das getreue Naturstudium, ohne Effekte der Romantik einzusetzen. Als Lehrer an der renommierten Akademie gab er diese Haltung an seine Studenten weiter und übte so einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die spanische Kunst aus. Einige seiner Schüler wurden die wichtigsten spanischen Impressionisten: Er lehrte Aureliano de Beruete y Moret sowie Darío de Regoyos Valdes das Malen vor dem Motiv, indem er sie Studien vor der Natur machen ließ. Sie verarbeiteten ihre Eindrücke im Atelier zu Landschaftsbildern, die sie in freier Malweise ausführten. Wichtig für den spanischen Impressionismus war jedoch, dass viele seiner Vertreter im Ausland studiert haben. Die wichtigsten Impulse erhielten sie in Frankreich, Deutschland und Belgien.

Maler des Impressionismus in Spanien

Francisco Domingo (1842–1920)

Francisco Domingo

Francisco Domingo (auch: Francisco José Domingo y Marqués) war ein spanischer Maler und Grafiker des Realismus und Impressionismus. Neben der Historienmalerei und religiösen Themen seines Frühwerkes entstanden Genreszenen, Landschaftsbilder und Porträts, zu denen auch ein Bildnis König Alfons XIII. gehörte.

Aureliano de Beruete y Moret (1845–1912)

Aureliano de Beruete

Aureliano de Beruete wurde in eine wohlhabende Madrider Familie geboren und arbeitete hauptsächlich in der Hauptstadt. Er studierte bis 1867 Rechtswissenschaft und arbeitete danach als Abgeordneter im spanischen Parlament (1871 und 1872). Im Rahmen dieser Tätigkeit unternahm er viele Auslandsreisen und übte sich als Autodidakt im Malen. Nach einer Begegnung mit Carlos de Haes im Jahr 1874 beendete er seine politische Laufbahn und widmete sich fortan intensiv der Kunst. Er studierte von 1874 bis 1878 an der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando und baute eine eigene Kunstsammlung mit Werken von El Greco, Francisco de Goya und Diego Velázquez auf. Dabei folgte er Haes Vorbild und dessen Vorliebe für die Landschaft. Seine frühen Werke sind dem akademischen Naturalismus zuzurechnen. Der Maler Martín Rico brachte ihm 1878 die Malerei der Schule von Barbizon näher, weshalb de Beruete seine Palette aufhellte.

De Beruete setzte sich vor allem mit Motiven aus der Umgebung von Madrid und Toledo auseinander. Auch seine Beschäftigung mit dem französischen Impressionismus ist vielen seiner Bilder eigen. „Blühender Weißdorn“ (1911) und „An den Ufern des Manzanares“ (1908, beide Prado, Madrid) zeigen beide eine aufgehellte Palette, ohne die erdigen Töne der kastilischen Kunst gänzlich zu verabschieden. Zudem führte Aureliano de Beruete seine Werke mit grobem Pinselstrich aus, um die charakteristischen Eigenschaften von Erdreich darzustellen. Vor allem in seinen späten Werken wandte sich de Beruete der lichthältigen Malerei des Impressionismus zu.

Dem Maler aus wohlhabendem Haus war großer Erfolg in der Madrider Kunstausstellung beschieden, wo er mit mehreren Medaillen ausgezeichnet wurde. Sowohl das Gemälde „An den Ufern des Manzanares“ von 1878 wie auch „An den Ufern des Avia“ von 1884 und „El cementerio viejo“ (1904) wurden prämiert. 1901 verlieh die Jury de Beruete eine Medaille für sein Gesamtwerk. Die Weltausstellungen in Paris 1889 und 1900 wählten ihn als Mitglied in die internationale Jury. Die wichtigsten Auszeichnungen waren seine Ernennung zum Ritter der französischen Ehrenlegion und die Verleihung des Großkreuzes des Ordo de Isabel la Católica.

Die Bedeutung von Diego Velázquez lässt sich auch für den spanischen Impressionismus nachweisen: Aureliano de Beruete y Moret publizierte 1898 den ersten (französischsprachigen) Werkkatalog zum spanischen Meister des Barock (1906 englische Übersetzung, 1909 deutsche Übersetzung). Er schrieb aber auch zu Goya und der spanischen Malerei allgemein. Damit prägte de Beruete bis in den 1920er Jahre hinein die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Malereitradition Spaniens. Seinem Freund Joaquín Sorolla y Bastida widmete er acht Aufsätze. So erschien 1921 eine Sonderausgabe von „The Studio“ zu „El Greco, Velázquez, Murillo, Goya and artists of the present day“.1
Aureliano de Beruete der Jüngere, der Sohn des Malers, war von 1918 bis 1922 Direktor des Museo del Prado.

Ignacio Pinazo Carmalench (1849–1916)

Ignacio Pinazo

Nach seiner Ausbildung an der Akademia di San Carlo reiste Ignacio Pinazo Carmalench nach Italien. Er hielt sich in Rom auf, wo er sich neben der Historien- auch mit der Landschaftsmalerei beschäftigte. Nach Spanien zurückgekehrt, konzentrierte er sich auf die Küstenregion um Valencia, die er in einer zuweilen sehr aufgelösten, freien und skizzenhaften Technik festhielt.

Damit prägte er die Schule von Valencia, die sich durch eine größere Momenthaftigkeit („l‘instantanéité“) auszeichnete. Pinazo bemühte sich um die leuchtende Farbe und einen raschen, ungebrochenen Pinselstrich. Die Szenen en-plein-air sprühen voller Lebendigkeit, sind aber dennoch tonal gebunden. Erdige Töne und auch Schwarz tauchen immer wieder auf. Damit wird Pinazo eher dem Luminismus als dem Impressionismus zuzuschreiben sein.

Joaquín Sorolla y Bastida (1863–1923)

Der aus Valencia stammende Joaquín Sorolla y Bastida gehört zu den berühmtesten spanischen Impressionisten und wird international mit großem Erfolg ausgestellt. Sorolla ist berühmt für seine Behandlung von Licht und Farbe, die in der Schule von Valencia wurzelt. Sein Lehrer war Francisco Domingo y Marqués (1842–1920), der gemeinsam mit Ignacio Pinazo Carmalench (1849–1916) diese Malweise einführte.

Auch Sorolla entwickelte sich von einem Anhänger des Realismus zum Impressionisten, indem er nach seinen Lehrjahren in Valencia, weitere in Rom und Paris anhängte. In Rom stand er unter Einfluss des realistischen Malers Domenico Morelli (1826–1901) und seinen Genrebildern. In Paris wurde Bastien-Lepage für Sorolla wichtig, wobei Bastien-Lepage mit religiösen wie auch Szenen aus dem Alltag vorbildhaft wurde. 1889 kehrte Joaquín Sorolla wieder nach Spanien zurück und ließ sich in Madrid nieder. Er beschäftigte sich nun stärker mit Lichtwirkungen und wandte sich der Darstellung des spanischen Volkslebens zu. Vor allem seine Bilder von der Mittelmeerküste – mit spielenden Kindern, hart arbeitenden Küstenfischern, flanierenden, großbürgerlichen Frauen – begeisterten seine Zeitgenossen und begeistern noch immer. Noch hatte sich Sorolla jedoch nicht ganz dem französischen Impressionismus geöffnet und hielt an der nachvollziehbaren Form fest. Damit ist auch schon ein Charakteristikum des spanischen Impressionismus beschrieben: die äußerst gesteigerte Lichtwirkung und die Beibehaltung der Formen.

In einigen Werken Sorollas kann man einen kleinteiligen, vibrierenden Pinselstrich feststellen, der den Schluss zulässt, dass der Maler je nach Lichtwirkung (und Bildwirkung) den Strich anzupassen wusste. Die hohe Bedeutung des aus Valencia stammenden Malers erschließt sich aus der Freiheit im Ausdruck, die er seinen Werken verleihen konnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts feierte er auch international enormen Erfolg und erhielt ein eigenes Museum in Madrid. 1909 stellte er in einer Einzelausstellung in New York 300 Werke aus.

Ignacio Zuloaga y Zabaleta (1870–1945)

Ignacio Zuloaga y Zabaleta stammt aus dem Baskenland. Seit 1890 hielt er sich über mehrere Jahre hinweg regelmäßig in Paris auf. Seine Kunst ist daher sowohl vom Impressionismus wie auch Symbolismus geprägt. Zudem liebte er die Werke der spanischen Malerei, allen voran von El Greco, Velázquez und Goya. Zuloaga sammelte Bilder von El Greco, erwarb und renovierte dessen Haus in Toledo, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ignacio Zuloaga lernte viel, indem er die spanischen Meister im Prado kopierte. Nach dem obligatorischen Romaufenthalt übersiedelte er nach Paris, wo er sich im Atelier von Gervex einschrieb, einem Freund von Renoir und Manet. Auf diese Weise kam er direkt mit den Hauptvertretern des französischen Impressionismus in Kontakt. Zu Zuloagas Freunden zählten Edgar Degas und Auguste Rodin, mit Rodin unternahm er auch Reisen. Mit Paul Gauguin teilte er sich ein Atelier am Montmartre; Gauguin führte Zuloaga in die symbolistische Kunstszene um den Dichter Mallarmé ein.

Trotz seiner Bewunderung für den Impressionismus kehrte Zuloaga jedoch wieder zu einem strengeren, stärker an der spanischen Tradition orientierten Malerei zurück. Er hatte eine außergewöhnliche zeichnerische Begabung, die in stärker flächigen Kompositionen zutage tritt. Einiges erinnert an Werke von Henri Toulouse-Lautrec oder Manet, den Zuloaga sehr schätzte. Häufige Aufenthalte an der baskischen Küste am Golf von Biskaya inspirierten ihn zu Bildern von dramatischen Berg- und Felsformationen. Sein Atelier im Fischerdorf Zumaya ist als Casa Museo Ignacio Zuloaga öffentlich zugänglich.

Die Genrebilder Zuloagas sind, im Gegensatz zu jenen von Sorolla, nie heiter, sondern tragisch und ernst. Die Schilderung des spanischen Volkslebens bereicherte er um gesellschaftliche Randgruppen, wie man sie auch im Werk von Goya findet. Daneben schuf er Porträts berühmter Persönlichkeiten und des spanischen Königs Alfons XIII. und des Hochadels. Ab 1900 wurde Zuloaga international bekannt für diese mondänen Bildnisse, was ihn in die Nähe von John Singer Sargent rückte.

Darío de Regoyos Valdes (1857–1913)

Der in Asturien geborene Maler Darío de Regoyos Valdes war ein Schüler von Haes an der Madrider Akademie. 1880 reiste er nach Paris, wo er sich über ein Jahr lang aufhielt und Maximilien Luce traf. Luce unterhielt enge Kontakte mit der belgischen Kunstszene, so dass auch Regoyos bis 1889 immer wieder nach Brüssel fuhr. Dort schloss er sich dem Kreis um den neoimpressionistischen Maler Theo van Rysselberghe, dem Bildhauer Constantin Meunier (1831–1905), dem Kunstkritiker Maus und dem Schriftsteller Verhaeren an. Bereits 1883 stellte Regoyos erstmals in Brüssel aus, im folgenden Jahr war er an der Gründung der Gruppe „Les Vengts“ beteiligt, deren Ausstellungen er regelmäßig beschückte. Verhaeren begleitete er 1888 auf einer Reise durch Spanien, nach welcher der Autor in „La Espangna Negra“ die Schattenseiten des Landes darstellte.

Dem französischen Impressionismus öffnete sich de Regoyos erst gegen Mitte der 1880er Jahre, als die jüngere Generation um Georges Seurat (→ Georges Seurat, Erfinder des Pointillismus), Paul SignacCamille Pissarro und Edmond Cross den Pointillismus bzw. Neoimpressionismus zu entwickeln begannen. 1888 stellte er mit den eben genannten Malern in den Räumen der Zeitschrift „La Revue Blanche“ aus. Um 1890 arbeitete er im Stil des strengen Pointillismus. Diese Werke präsentierte er 1892 und 1893 in den Ausstellungen der „Unabhängigen“ in Paris.

Ab 1900 hielt sich de Regoyos wiederholt in Spanien auf, bevorzugt an der Nordküste in San Sebastián. Nachdem er an Krebs erkrankt war, zog sich Darío de Regoyos 1911 ganz nach Spanien zurück und ließ sich in Barcelona nieder. Obwohl er dort vom Kunstestablishment nicht sehr geschätzt wurde und in den offiziellen Ausstellungen keinen Erfolg hatte, wurde er von den avantgardistischen, jungen Malern durchaus ernstgenommen. Als seine wichtigsten Leistungen gelten heute seine Landschaftsbilder, da er in ihnen weitgehend auf die Farbe Schwarz verzichtete. Anstelle das starke südliche Licht mit seinen starken Helldunkelkontrasten zu suchen, bevorzugte de Regoyos das sattere Kolorit des grünen Nordens von Spanien.

Eliseo Meifrén i Roig (1859–1940)

Eliseo Meifrén

Der katalanische Maler Eliseo Meifrén i Roig steht prototypisch für die impressionistische Malerei seines Heimatlandes. In seinen Bildern wird die Vorliebe katalanischer Künstler für die Farben Grau, Violett, Ocker und gedämpfte Grüntöne besonders sichtbar. Damit orientierten sich die Maler eher an James McNeill Whistler als an Monet oder Renoir. Nach seinem Studium in Barcelona lebte Meifren mehrere Jahre in Paris. Dort stellte er regelmäßig am Salon aus und ließ sich erfolgreich von Petit vertreten. 1916 wurde ihm eine Einzelausstellung in New York ausgerichtet, für die er in die USA reiste. Seine Bilder sind sehr impressionistisch, bevorzugte er doch eine freie Malweise und klare Farben. Wasser, Meer, Flüsse, Strände und Fischerhäfen wusste er in verschiedenen Lichtverhältnissen wiederzugeben. Motivisch sind einige von Meifrens Werken mit jenen Monets verwandt.

Nicolas Raurich y Petre (1871–1945)

Nicolas Raurich y Petre hellte unter dem Einfluss von Eliseo Meifren seine Palette deutlich auf und ließ seine Faktur spontaner erscheinen. Raurich liebte strenge, herbe Landschaften, die Pyrenäen und die wilden katalanischen Küsten.

Francisco Gimeno Arasa (1858–1927)

Francisco Gimeno Arasa traf 1884 Haes, der ihn in seiner Auffassung von Landschaftsmalerei bestärkte. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, arbeitete Gimeno als Anstreicher. In seiner Freizeit malte er die Provinz mit einem breiten, heftigen und zuweilen fast fauvistisch anmutenden Pinselstrich.

Santiago Rusiñol y Prat (1861–1931)

Santiago Rusiñol y Prat gilt als der bedeutendste katalanische Impressionist. Er arbeitete hauptsächlich in Barcelona, wo er auch als Kunstkritiker und Dramaturg bekannt wurde. Seine Ausbildung hatte er in Spanien und Paris erhalten. 1891 stellte Rusiñol gemeinsam mit den Impressionisten und Symbolisten im „Salon der Unabhängigen“ aus. Henri de Toulouse-Lautrec gehörte zu seinen Freunden. Zudem war er häufig im Café Weber anzutreffen, wo auch Claude Debussy verkehrte.

Santiago Rusiñols Bilder zeichnen sich durch eine präzise Schilderung der Topografie in Verbindung mit einer diffusen Lichtwirkung aus. Obwohl er auch eine freie Pinselwirkung erzielte, bleiben die Motive immer erkennbar. In Spanien ist Santiago Rusiñol bekannt für die Darstellung von Gärten, die sich bis in die arabische Tradition zurückverfolgen lassen.

Barcelona entwickelte sich zur Jahrhundertwende zum Zentrum der Avantgarde in Spanien. Der Modernismo, wie der katalanische Jugendstil (siehe: Antoní Gaudí) genannt wird, wurde von Santiago Rusiñol eloquent verteidigt und auch finanziert. In seinem an der Costa Dorada in Sitges gelegenen Besitz, Cau Ferrat, organisierte er 1892, 1893 und 1894 die sogenannten „modernistischen Feste“. Zu seinen Mitstreitern zählte u.a. sein Freund Ramón Casas (1866–1934), der ebenfalls in Paris war und dort Anschluss an die Avantgarde gefunden hatte.

Ramón Casas (1866–1934)

Ramón Casas schrieb sich in Paris im Atelier von Carolus Duran ein, wandte sich jedoch früh dem Impressionismus zu. Auch in seinen atmosphärischen Werken lässt sich die spanische Malereitradition daran ablesen, dass er auf die Farbe Schwarz nicht verzichten wollte. Doch löste er mit dem locker gesetzten Strichen die Formen auf, nutzte eine skizzenhafte Wiedergabe auch des Hintergrunds, arbeitete flächig und ohne akademische Perspektivkonstruktionen. Der gelehrige Schüler des Impressionismus hatte damit die Grundlagen für eine stärker grafisch orientierte Kunst gelegt, die ihn mit seinem Freund Henri de Toulouse-Lautrec verband. Wie dieser schuf auch Casas Plakatentwürfe und Zeichnungen. Der hervorragende Porträtist zeichnete etwa 200 Porträts berühmter zeitgenössischer Persönlichkeiten in Kohle. In Spanien wandte er sich der Schilderung des Volkslebens zu. Dabei beobachtete er jedoch weniger Licht und Farben als volkstümliche Aspekte seiner Motive.

Joaquim Mir (1873–1940)

Joaquim Mir

Joaquim Mir i Trinxet (Spanisch: Joaquín Mir Trinxet oder Joaquín Mir y Trinxet) war ein katalanischer Landschaftsmaler des Impressionismus. Im Gegensatz zu den meisten Künstlern seiner Generation besuchte Mir nie Paris und wurde nicht direkt von den Impressionist:innen beeinflusst. Dennoch ist für Joaquim Mir seine Verwendung von Farbe in seinen Gemälden bekannt und wird als einer der wichtigsten Vertreter des Post-Modernisme in Katalonien und Spanien angesehen.

El Quatre Gats

Die Werke von Ramón Casas, Joaquín Sunyer (1875–1985), Isidor Nonell (1873–1911), Joaquín Mir Trixnet (1873–1940) wurden im Kabarettcafé „El Quatre Gats [Die vier Katzen]” in Barcelona ausgestellt. Pere Romeu gründete 1897 das Lokal nach Vorbild des Pariser „Chat-Noir“. Rund um Casas und Rusigñol traf sich ein Kreis unabhängiger, im Wesentlichen vom französischen Impressionismus geprägter Künstler. Diese Maler und ihre Werke inspirierten den jungen Pablo Picasso, sich von der akademischen Malerei zu lösen und einen neuen, an Paris und dem Werk von Henri de Toulouse-Lautrec orientierten Weg einzuschlagen (→ Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec).

  1. Aureliano de Beruete y Moret, El Greco, Velazquez, Murillo, Goya and artists of the present day (übersetzt von Lewis Spence), in: The Studio, IV (1921).