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Zürich | Kunsthaus: Giacometti – Dalí Traumgärten | 2023

Salvador Dalí, Femme à tête de roses, Detail, 1935 (Kunsthaus Zürich, 1957, © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí / 2022, ProLitteris, Zurich)

Salvador Dalí, Femme à tête de roses, Detail, 1935 (Kunsthaus Zürich, 1957, © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí / 2022, ProLitteris, Zurich)

Salvador Dalí (1904–1989) entdeckte das Werk von Alberto Giacometti (1901–1966) im Jahr 1930 in der Galerie Pierre in Paris und erkannte in dessen „Boule suspendue“ den Inbegriff eines „Objekts mit symbolischer Funktion“. Dieser Ausstellung folgte die Aufnahme des Schweizer Bildhauers in die surrealistische Gruppe um André Breton (1896–1966). Von 1930 bis 1935 zählte Giacometti zu den Protagonisten des Surrealismus. Giacometti freundete sich in der Folge mit dem Giacometti an, mit dem er einen fruchtbaren künstlerischen Dialog führte. Dieser wird nun erstmals in einer Ausstellung gewürdigt.

Dalí und Giacometti. Der Traumgarten

Dalí und Giacometti imaginierten beide surreale Orte und planten Garten- und Platzanlagen. Sie teilten auch ein gemeinsames Interesse für die Welt der dekorativen Objekte. Um den Austausch zwischen ihnen zu dokumentieren, vereinigt diese konzentrierte Ausstellung eine bedeutende Reihe verschiedener Werke aus verschiedenen Gattungen. Ein wichtiges Element ist auch die erstmalige Rekonstruktion in Originalgröße von Giacomettis surrealistischem Projekt einer Platzgestaltung, „Projet pour une place“ (1933), das vor dem Hintergrund des intensiven künstlerischen Austauschs mit Dalí zu sehen ist.

Das Projekt für einen Platz begann 1929, als Giacometti die erste von drei Figuren für die Villa der de Noailles in Hyères entwarf. Ergänzend stellt er sich ein Ensemble geometrischer Figuren auf einem Plateau vor; das eigentliche „Projet pour une place“ nahm seinen Lauf. In seine Notizbücher zeichnete der Bildhauer fünf Elemente, die im Betrachter mannigfache Assoziationen hervorrufen sollten. Ähnlich wie in einem Traum scheinen die Gegenstände eine konkrete Funktion nur anzudeuten. Ein Kegel, eine Scheibe, eine Schlange, eine Stele und eine Halbkugel. Ihre Formen oszillieren zwischen greifbar und abstrakt, natürlich-organisch und künstlich konstruiert, Objekte mit eigenem Charakter, die plötzlich einen Raum bilden, in dem sich die Besucher:innen unvermittelt wiederfinden.

Dalís Idee war, diese ungefähr in menschlicher Grösse proportionierten Elemente in eine biomorphe Gartenanlage einzubetten, wie die Skizze „Projet pour les Noailles“, 1932/33 des Spaniers erkennen lässt. In der Grundfläche der Grösse eines Pavillons entsprechend (200 x 317 x 225 cm), sollte die Installation in dem von einer Mauer eingefassten Garten der modernistischen Villa Noailles in Hyères platziert werden.

Dalí – Giacometti im Kunsthaus Zürich 2023

Die Ausstellung zeigt eine bedeutende Gruppe surrealistischer Objekte Giacomettis, darunter die „Boule suspendue“, ein Schlüsselwerk aus den Basler Beständen der Alberto Giacometti-Stiftung. Zusätzlich vermittelt eine erlesene Gruppe von Gemälden Dalís dessen phantasmagorische visuelle Welt. Bedeutende Skizzen Giacomettis und Dalís – darunter mehrere aus Giacomettis selten gezeigten „Carnets [Skizzenbüchern]“, sowie Dokumente und Fotografien ergänzen die Ausstellung, die ein einzigartiges Eintauchen in die kreative Welt des Pariser Surrealismus der frühen 1930er Jahre ermöglicht. der Surrealismus hier also als künstlerische Bewegung in Erscheinung, die in der Zusammenarbeit von zwei ihrer massgeblichen Vertreter die grosse Form und den offenen Raum suchte. Die zuvor in Paris im Institut Giacometti gezeigte Präsentation macht erfahrbar, wie Alberto Giacometti aus der Kooperation mit Salvador Dalí heraus eine neue Gestaltungsweise von Kunst erschuf, die – weit vorausschauend – das Kunstwerk als Objekt deutete. Wie eine Installation im Raum platziert, ließ das surrealistische Objekt traditionelle skulpturale Konzepte weit hinter sich. Ergänzt wird die Präsentation mit Werken anderer Surrealist:innen wie Luis Buñuel, René Magritte und Yves Tanguy.

Die Ausstellung wurde von der Pariser Fondation Giacometti konzipiert und wird zuerst im Institut Giacometti in Paris gezeigt.
In Zürich wird sie in angepasster und erweiterter Form präsentiert. Nur im Kunsthaus wird es möglich sein, in der Ausstellung die hier aufbewahrten bedeutenden Bestände des surrealistischen Werks Giacomettis aus der Sammlung der Alberto Giacometti-Stiftung zu sehen.

Dalí – Giacometti: Bilder

  • Salvador Dalí, Femme à tête de roses, 1935 (Kunsthaus Zürich, 1957)
  • Brassaï, Projet pour une place im Atelier von Alberto Giacometti, um 1933 (Fondation Giacometti, Paris)

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