Louise Bourgeois

Wer war Louise Bourgeois?

Louise Bourgeois (Paris 25.12.1911–31.5.2010 New York) war eine französisch-amerikanische Bildhauerin der Moderne. Ihr Leben war stark geprägt von ihrem herrschsüchtigen, untreuen Vater und ihrer treu sorgenden Mutter. Die in Frankreich geborene Bildhauerin arbeitete bereits als Kind im elterlichen Betrieb mit und erlernte früh das Restaurieren von Tapisserien und Wandteppichen. Der Durchbruch als Künstlerin gelang Bourgeois erst spät, wurde sie doch während der späten 1970er Jahre von den amerikanischen Künstlerinnen als Vorläuferin entdeckt und gefeiert. International fand ihre Kunst ab den 1980er Jahren regen Zuspruch. Seither wird Louise Bourgeois' Kunst häufig unter dem Prädikt einer psychoanalytischen Werkbetrachtung analysiert.

„Man kann die Gegenwart nicht aufhalten. Man muss jeden Tag der Vergangenheit entsagen ... Und wenn man sie nicht gewähren lassen kann, dann muss man sie wiedererschaffen. Genau dies ist mein Vorhaben.“ (Louise Bourgeois)

Louise Bourgeois beschäftigte sich zeitlebens intensiv mit Psychoanalyse, zählte ihr Werk selbst jedoch nicht zum Surrealismus, da sie sich nach eigener Aussage nicht mit Träumen beschäftigte. Dass das Unbewusste und existentielle Emotionen ihr dennoch äußerst wichtig waren, zeigt das folgende Zitat:

„Kunst kommt aus dem Leben. Kunst entsteht aus dem Problem, das man bei der Verführung von Vögeln, Menschen, Schlangen oder was auch immer hat.“ (Louise Bourgeois im Gespräch mit Donald Kuspit, 1988)

Kindheit

Louise Joséphine Bourgeois wurde am 25. Dezember 1911 in Paris als Tochter des Landschaftsarchitekten Louis Bourgeois (–1951) und Joséphine (geb. Fauriaux, 18?–1932) geboren. Ihre Schwester Henriette Marie Louise war schon 1904 geboren worden. Ihre Eltern besaßen eine Restaurierwerkstatt für Tapisserien, zu der auch eine Verkaufsgalerie am Boulevard Saint-Germain 174 gehörte. Von 1912 bis 1917 lebte die Familie in Choisy-le-Roi, wo sie ein Haus mit einem Atelier zur Restaurierung von Tapisserien mietete. Sie leben dort bis 1917. Hinter dem Haus befand sich einzweistöckiges Atelier für die Tapisserie-Arbeiter:innen. Am 24. Januar 1913 wurde ihr Bruder Pierre Joseph Alexandre geboren.

Während des Ersten Weltkriegs hielten sich Louise und ihre Geschwister Henriette (1904–1980) und Pierre (1913–1960) häufig bei Verwandten in Aubusson auf. Bourgeois‘ Vater Louis und sein Bruder Désiré wurden eingezogen: Désiré wurde bereits in den ersten Kriegswochen getötet und Bourgeois' Vater verwundet und im Hospital von Chartres gepflegt, wo ihn seine Familie besuchte.

Um 1918/19 erkrankte ihre Mutter Joséphine, wahrscheinlich an der Spanischen Grippe, von der sie sich nie mehr ganz erholte. Im Jahr 1919 erwarb die Familie ein Haus im Pariser Vorort Antony, wo sie lebte und ihr Unternehmen zur Restaurierung von Tapisserien betrieb. Der Vater führte die Pariser Galerie weiter.

Louis Bourgeois engagierte 1922 Sadie Gordon Richmond als Englischlehrerin und Kindermädchen. Richmond blieb fast ein Jahrzehnt lang bei der Familie. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen ihr und Louis eine Affäre – einer der vielen Seitensprünge des Vaters. Infolgedessen veränderte sich das Verhalten des Vaters seiner Tochter Louise gegenüber: Er nutzte oft die Gelegenheit, sie zu demütigen, was dazu führte, dass sie lebenslang Groll gegen ihn hegte. Die heimliche Affäre des Vaters, sein verändertes Verhalten und der schlechte Gesundheitszustand der Mutter, die Louise oft pflegen musste, hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf Louise und später auf ihre Kunst. Die komplexe Dynamik von Louise Bourgeois’ Kindheit und die daraus resultierenden Gefühle von Verlassenheit und Verrat, die sich durch die Krankheit ihrer Mutter Joséphine noch weiter verschlimmerten, verarbeitete sie später in ihrem Werk.

Ein Jahr später wurde die 12-jährige Louise Bourgeois aufgrund ihres Zeichentalents gebeten, in der Teppichweberei auszuhelfen. Sie wurde Expertin für Beine und Füße und begann ihr erstes Tagebuch. Im Jahr 1925 besuchte Bourgeois die Ausstellung „Le Salon des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“, wo sie erstmals den Art Deco Stil sowie Arbeiten von Friedrich Kiesler und Vladimir Tatlin kennenlernte.

Als sich Joséphines Gesundheitszustand verschlechterte, begann die Familie die Winter in Südfrankreich zu verbringen. Louise kümmerte sich um ihre Mutter und verbrachte die Winter mit ihr in Südfrankreich. Deshalb musste sie ihre Ausbildung im Lycée Fénelon abbrechen. Ab 1928 übernahm Louise fast allein die Pflege ihrer Mutter. Ein Jahr später wurde sie in die Zeichnungsabteilung der École Nationale d’Art Décoratif aufgenommen. Am 14. September 1932 starb Joséphine Bourgeois.

Ausbildung

Bereits seit 1929 erhielt Louise Bourgeois Unterricht in die Zeichnungsabteilung der École Nationale d’Art Décoratif.

Ab 29. Oktober 1932 maturierte Louise Bourgeois im humanistischen Zweig des Lycée Fénelon. Sie inskribierte an der Sorbonne Mathematik (Integralrechnung und Geometrie), was sie zwischen November 1932 und Februar 1933 wirklich verfolgte. Allerdings wandte sie sich bald der Kunst zu. Das Bakkalaureat in Philosophie von der Universität von Paris erhielt sie mit einer Dissertation über Blaise Pascal und Emmanuel Kant. Reise nach Skandinavien und Russland. 1933 schrieb sie sich an der Académie de la Grande Chaumière ein. Im Herbst 1934 kehrte sie an die Sorbonne zurück, um Kunstgeschichte zu studieren.

Zwischen 1933 und 1937 studierte Louise Bourgeois an mehreren Kunsthochschulen und Ateliers in Paris, darunter die Académie de la Grande Chaumière, die Académie Colarossi, die Académie Ranson, die Académie Julian, die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts und die École du Louvre.
Ihre erste eigene Wohnung bezog Bourgeois 1936 in dem Haus, in dem André Breton seine Galerie Gradiva führte und Werke der Surrealist:innen ausstellte. Das Théatre de l’Académie Raymond Duncan und ein Prothesenmacher waren ebenfalls in diesem Haus eingemietet. Erste Ausstellungsbeteiligung in der Galerie de Paris. Im Jahr 1937 nahm die Künstlerin ein Kunstgeschichtestudium an der L’École du Louvre auf und arbeite als Dozentin (Kunstvermittlerin) im Musée du Louvre.

Louise Bourgeois studierte ab 1938 bei Fernand Léger. Er ermutigte die junge Künstlerin, sich dem dreidimensionalen Arbeiten zuzuwenden. dennoch entstehen in den Jahren von 1938 bis 1949 rund 100 Gemälde im Klein- bis Mittelformat, meist in Öl auf Leinwand.1 Heute werden sie als Selbstporträts der Künstlerin auf der Suche nach Identität und formal zwischen Abstraktion und Figuration gedeutet.2

Bourgeois' Galerie & Hochzeit mit Robert Goldwater

Louise Bourgeois unterhielt innerhalb der familieneigenen Galerie für Tapisserien am Boulevard Saint-Germain einen Verkaufsraum mit Drucken und Zeichnungen von Pierre Bonnard, Marie Laurencin, Pablo Picasso, Henri de Toulouse-Lautrec und Suzanne Valadon.

Am 24. August 1938 besuchte der amerikanische Kunsthistoriker Robert Goldwater (1907–1973) ihre Galerie und kaufte eine Grafik von Pablo Picasso bei ihr. Bourgeois erklärte:

„Zwischen Gesprächen über Surrealismus und die neuesten Trends haben wir geheiratet […].“3

Das Paar heiratete am 12. September 1938, Robert fuhr voraus, um seine Lehrtätigkeit an der New York University aufzunehmen und Louise Bourgeois traf im Oktober in New York ein. Sie schrieb sich an der Art Students League ein, wo sie bei Vaclav Vytlacil studierte. Auch im darauffolgenden Jahr nahm sie Stunden bei Vytlacil, studierte aber auch Gravur bei Harold Sternberg, Stillleben, Zeichnen und Skulptur bei Yasuo Kuniyoshi und Druckgrafik bei Will Barnet, was sie in den 1940er Jahren fortführte.

Im Juni 1939 kehrten Bourgeois und Goldwater nach Frankreich zurück. Bourgeois nahm an der Gruppenausstellung „La Groupe 1938–1939“ de l’Académie Ranson in der Pariser Galerie Jean Dufresne teil, in der Werke ehemaliger Klassenkolleg:innen gezeigt wurden.

Kinder

Im September leiteten das Ehepaar Bourgeois-Goldwater das Verfahren zur Adoption von Michel Olivier (1936–1990), einem dreijährigen Waisenkind aus Bordeaux, ein, da Louise glaubte, unfruchtbar zu sein. Im Anschluss reisten sie zurück nach New York.

Michel Bourgeois (1936–1990) kam am 21. Mai 1940 in New York an, und am 4. Juli brachte Louise Bourgeois Jean-Louis Bourgeois (1940–2022) zur Welt. Bourgeois' zweiter leiblicher Sohn, Alain Matthew Clement Bourgeois (*1941) wurde am 12. November 1941 geboren.

Erstes Atelier am Dach

Die Familie Bourgeois-Goldwater zog 1941 in ein Wohnhaus in der 142 East 18th Street, das „Stuyvesant’s Folly“ genannt wurde. Louise Bourgeois nutzte das Dach als Freiluftatelier und schaf Mitte bis Ende der 1940er Jahre dort ihre ersten ausgereiften Skulpturen, die „Personages“. Noch im gleichen Jahr erwarb sie mit ihrem Mann ein einfaches Landhaus in Easton, Connecticut, wo sie die freie Zeit mit ihrer Familie verbrachte.

In den 1940er Jahren leidet Louise Bourgeois unter starkem Heimweh und Schuldgefühlen, ihre Familie und ihre Freund:innen im kriegsgebeutelten Europa zurückgelassen zu haben. New York mit seinen Wolkenkratzern, seiner avantgardistischen Kunstszene und den Verheißungen von Fortschritt, Freiheit und Individualität faszinierte und erschreckte sie gleichermaßen. Die Mutter dreier Kinder fühlte sich einsam, verloren. Ihr Ehemann, der Herausgeber des Standardwerks „Primitivism in Modern Painting“ und überdies ein arrivierter Kritiker, Professor und erster Direktor des Museum of Primitive Art (1957–1973), war höchst erfolgreich und angesehen. Bourgeois als Künstlerin wurde an seiner Seite nicht wahrgenommen.4

Etwa gleichzeitig entsteht eine Serie, die mit „Natural History“ betitelt, in der sie Flora und Fauna deskriptiv, abstrahierend darstellte. Formal orientierte sich die jünge Künstlerin an zeitgenössische Tendenzen der amerikanischen Abstraktion sowie an nichtwestliche Kunst und die Native American Folk Art. Kurz nachdem sie ihre erste Einzelausstellung in der Galerie von Bertha Schaefer 1945 hatte, wandte sich Bourgeois jedoch abrupt von den strukturierenden Gitterkompositionen und den Querformaten ab. Nun verband sie Frauenkörper mit Bäumen und Pflanzen. Laut Jerry Gorovoy, Bourgeois‘ langjähriger Assistent und engster Vertrauter, bedeutete diese Symbolik:

„Der Baum ist die Frau: Die Zweige sind ihr Haar, die Wurzeln die Quelle des Lebens in der Erde. Der Baum ist daher ewig; es symbolisiert das Gewissen, die Schuld und die Wiedergutmachung.“5

Im Jahr 1947 veröffentlichte Louise Bourgeois „He Disappeared into Complete Silence“, einen Kunstband mit neun Grafiken und eigenen kurzen Texten. Sie entwickelt „He Disappeared“, als sie ein Jahr zuvor in Stanley William Hayters renommierter Druckwerkstatt Atelier 17 arbeitet, die neben ihr auch Le Corbusier, Joan Miró, Louise Nevelson und andere nutzen. Marius Bewleys „Introduction to Louise Bourgeois“, eine überarbeitete Fassung seines Textes für „He Disappeared into Complete Silence“, wurde zusammen mit einer der neun Grafiken aus dem Buch in der siebten Ausgabe von „The Tiger’s Eye“ (Oktober 1949) vorgestellt, einer bedeutenden Kunst- und Literaturzeitschrift.6

Durch freundschaftliche Beziehungen zu federführenden Architekten ihrer Zeit wie Le Corbusier, Paul Nelson und Friedrich Kiesler kam Bourgeois mit visionären und utopischen Architekturkonzepten in Kontakt.7 Ermutigt durch diesen Austausch wagte sie sich an eine experimentellere und anthropomorphe Darstellung von Architektur in schmalen Hochformaten. In den Jahren von 1945 bis 1947 entstanden ihre bekanntesten Gemälde – die vier „Femme Maison“-Bilder8, Frauenakte in Verbindung mit Gebäuden, die zu Ikonen der zweiten Welle der Frauenbewegung wurden:

„Obwohl ich Französin bin, kann ich mir nicht vorstellen, irgendeines dieser Bilder in Frankreich gemalt zu haben. Jedes dieser Bilder ist amerikanisch, von New York. Ich liebe diese Stadt, ihre scharfen Konturen, ihren Himmel, ihre Gebäude, ihre wissenschaftliche, grausame, romantische Ausstrahlung.“9 (Louise Bourgeois, Tagebucheintrag, 18.3.1947)

In frühen druckgrafischen Arbeiten tauchen bereits Räume und architektonische Versetzstück auf, wie in „He Disappeared into Complete Silence“ (1947). Auch wenn sie häufig in die Nähe des Surrealismus gerückt wurde (mit André Breton war sie persönlich bekannt), sprach sich Bourgeois immer gegen eine Reduktion ihrer Kunst darauf aus. Motive wie das Haus, der Baum, die Figur, das Messer, die Haare, die Spirale, die Träne werden erstmals in ihren Gemälden zu metaphorischen Bedeutungsträgern, die sie auch später noch in unterschiedlichen Techniken und Materialien immer wieder aufgegriff.10

„Es ist kein Bild, nach dem ich suche. Auch keine Idee. Es ist eine Emotion, die ich wieder hervorholen und darstellen möchte […].“11 (Louise Bourgeois)

Personages, Bourgeois' erste Skulpturen

Ab Mitte der 1940er Jahre begann Bourgeois schrittweise ihre gegenständlichen figürlichen Darstellungen zu abstrahieren, es entstanden vertikale Stelen. In der Zeit zwischen 1946 und 1954 schuf sie rund 80 anthropomorphe Skulpturen aus Holz, die später in der Serie der „Personages“ zusammengefasst wurden.

Die „Personages“ haben formal eine entfernte Verwandtschaft mit Constantin Brancusis Werken, vor allem dessen wiederkehrenden Vogel–Motiv. Ohne Sockel und unterlebensgroß stehen Bourgeois‘ Skulpturen am Boden. Rhythmus, der Gegensatz zwischen Innen und Außen, die Reduktion auf ein Minimum an Andeutung, das Prinzip des Wachsens, aufgeladene, scheinbar erklärende Titel – all das verbindet Bourgeois‘ Frühwerk mit dem des aus Rumänien stammenden Franzosen. Einzig seine Begeisterung für perfekt glatte Oberflächen scheint sie nicht zu teilen, weisen die „Personages“ eine deutlich vielfältigere Behandlung auf als Brancusis Arbeiten.

In der Erinnerung der Künstlerin war es die begrenzte Möglichkeit der Zweidimensionalität, die sie zum bildhauerischen Gestalten führte. Konsequenterweise schloss sie mit den „Personages“ ihr malerisches Werk ab:

„[…] am Ende hat mich die Beschäftigung mit der Identität einer zeichnerisch dargestellten Person nicht befriedigt. Die Ausführung ist eine dreidimensionale Angelegenheit, ich komme da nicht drum herum.“12

Erste Ausstellungserfolge

Louise Bourgeois nahm 1943 an der Ausstellung „The Arts in Therapy: A Competition and Exhibition“ im Metropolitan Museum of Art (MET) teil, um den Krieg zu unterstützen. Gemeinsam mit André Masson und Alexander Calder erhielt sie eine ehrenvolle Erwähnung.

Louise Bourgeois’ Gemälde „Natural History“ (um 1944) wurde in „Personal Statement: A Painting Prophecy, 1950“ in der David Porter Gallery, Washington, DC, zusammen mit Werken von Robert Motherwell, Mark Rothko und anderen gezeigt (3.-28.2.1945).

Ihre erste Einzelausstellung war ab dem 4. Juni 1945 unter dem Titel „Paintings by Louise Bourgeois“ in der Bertha Schaefer Gallery, New York, zu sehen. Sie zeigte zwölf Gemälde, darunter auch „The Runaway Girl“ (um 1938), „Natural History #2“ (1944) und „Connecticutiana“ (1944/45, Crystal Bridges Museum of American Art, Bentonville, Arkansa). Nur wenige Tage später eröffnete die epochale Ausstellung „The Women“ in Peggy Guggenheims New Yorker Galerie „Art of This Century“ (12.6.-7.7.1945). Die Sammlerin und Galeristin präsentierte dreißig Künstlerinnen, darunter Louise Bourgeois, Leonora Carrington, Lee Krasner und Hedda Sterne.

Dass die Französin in diesem Jahr in der New Yorker Kunstszene angekommen ist, belegt auch ihre Teilnahme an der Jahresausstellung zeitgenössischer amerikanischer Malerei im Whitney Museum of American Art, New York (27.11.1945-10.1.1946): Louise Bourgeois präsentiert dort ihr Gemälde Painting: „Red on White“ (1945). Die folgenden Jahresausstellungen zeigten im Jahr 1948 „Southern Scene“ (heute: „Abstract Figure“, 1947) und im Jahr 1949 „Woman in Process of Placing a Beam in Her Bag“ (1948).

Die zweite Einzelausstellung der Künstlerin mit dem Titel „Louise Bourgeois: Paintings“ in der Norlyst Gallery, New York, zeigte 17 Gemälde, darunter die später als „Femme Maison“ betitelten Werke (28.10.-8.11.1947).

Bourgeois’ erste Ausstellung von bildhauerischen Arbeiten, „Louise Bourgeois, Recent Work 1947–1949: Seventeen Standing Figures in Wood“ in der Peridot Gallery, New York, wurde als Rauminstallation konzipiert (3.-29.10.1949). Die Skulpturen, unter ihnen auch „Persistent Antagonism“ (1946–1948), wurden von der Künstlerin direkt in den Boden eingelassen und in Gruppen angeordnet, als würden sie sich auf einer Cocktailparty unterhalten. Sie thematisieren Zerbrechlichkeit und die Suche nach Balance. 1949, 195013 und 1953 stellte Bourgeois ihre „Personages“ in der Peridot Gallery aus; 1951 erwarb Alfred H. Barr Jr. die Skulptur „Sleeping Figure“ (1950) für die Sammlung des Museum of Modern Art in New York.

„Plötzlich hatte ich diesen riesigen Himmelsraum für mich allein und begann, diese stehenden Figuren zu machen. Ein Freund fragte mich, was ich mache. Ich sagte ihm: „Ich fühle mich so einsam, dass ich diese Menschen um mich herum wieder aufbauen muss.“ … Ich bin vor ihnen weggelaufen, weil ich sie nicht ausstehen konnte, und sobald ich von ihnen weg bin, fange ich an, sie wieder aufzubauen.“14

Louise Bourgeois und der Abstrakte Expressionismus

Während dieser prägenden Zeit in ihrem Leben und der Weiterentwicklung des Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel) zu einer Kunstrichtung wurde Bourgeois nie zu einer abstrakten Malerin oder einem „Action Painter“. Dennoch nahm Louise Bourgeois  vom 21. bis 23. April 1950 an den Artists Sessions at Studio 35 teil. Unter der Moderation von Alfred H. Barr Jr., Richard Lippold und Robert Motherwell lud das geschlossene Symposium 14 Künstler:innen, von denen die meisten dem Abstrakten Expressionismus angehörten, zur Diskussion über zeitgenössische amerikanische Kunst ein.

Bourgeois unterschrieb eine Petition zugunsten von 18 Malern, die als „the Irascibles“ bekannt geworden waren – darunter Newman, Reinhardt, Pollock, Rothko, de Kooning. Sie protestierte damit gegen die konservative Auswahl für eine Ausstellung amerikanischer Malerei im Metropolitain Museum of Art, New York.

Tod des Vaters und Psychoanalyse

Am 26. Oktober 1950 zog die Familie Bourgeois-Goldwater für ein Jahr nach Frankreich, wo Goldwater die Zeit für Forschungen für ein Fulbright-Stipendium nutzte.

Louis Bourgeois starb am 9. April 1951 in Paris. Obschon Bourgeois und Goldwater im Sommer nach Nordeuropa und London reisten, wo sie Francis Bacon trafen, erlebte Bourgeois ab November eine durch den Tod des Vaters ausgelöste, schwere Depression und begann daraufhin in New York eine Psychoanalyse. Im gleichen Jahr erwarb Alfred H. Barr für das Museum of Modern Art, New York ("Sleeping Figure"), das erste Werk der Bildhauerin für ein Museum.

Bourgeois unterzog sich ab 1952 bei Dr. Henry Lowenfeld einer Analyse. Sie begann mit dem Verfassen der sogenannten psychoanalytischen Schriften, einer umfangreichen Arbeit, die ihre künstlerische Tätigkeit für das nächste Jahrzehnt in den Hintergrund drängte. Bis 1967 war sie regelmäßig bei Sitzungen, danach bis zum Tod des Analytikers 1985 sporadisch bei Lowenfeld in Behandlung.

Die Konzentration auf ihre Genesung und die Arbeit an den psychoanalytischen Schriften führen zu einem Bruch in Bourgeois' Werk, der sich auch in einer verringerten Ausstellungstätigkeit niederschlug. Sie entwarf 1952 die Bühnenbilder für „The Bridegroom of the Moon“ von Erick Hawkins (Mann von Martha Graham). Die Peridot Gallery stellte „Louise Bourgeois: Drawings for Sculpture and Sculpture“ aus (30.3.-25.4.1953). Im Andrew D. White Art Museum der Cornell University in Ithaca, New York, waren elf Personages von Louise Bourgeois zu sehen (9.-25.4.1959). Erst 1964 stellte Bourgeois wieder neue Arbeiten aus.

Im März 1957 erhielt Louise Bourgeois die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Louise Bourgeois und Goldwater zogen 1962 in die New Yorker 347 West 20th Street, wo die Künstlerin bis an ihr Lebensende wohnte.

Neue Werke der 60er Jahre

Während der 1960er Jahre begann Louise Bourgeois mit organischen Formen und weniger festen Materialien zu experimentieren. Hierin zeigt sie sich Friedrich Kiesler verwandt, mit dem sie eine Freundschaft verband. Es entstanden organische Gebilde, abstrakte Landschaften, hängende Nester und spiralförmige Höhlen aus Latex, Gips und, in den späten 1960er Jahren, aus Bronze.

Die Themen Lust, Verlangen, Sexualität und Aggression gewinnen erst nach dem Beginn ihrer Psychoanalyse an Brisanz und Intensität.15 Bourgeois war überzeugt, über den Schaffensprozess Zugang zu ihrem Unbewussten generieren zu können und so psychische Zustände und Situationen erneut zu durchleben und ihnen formale Gestalt zu geben.39 In diesem Transformationsprozess entdeckt sie für sich eine Möglichkeit, sich dem Leben zu stellen:

„Kunst ist ein Privileg, ein Segen, eine Erleichterung. […] Das Privileg lag im Zugang zum Unbewussten. Ich muss mich diesem Privileg würdig erweisen und es geltend machen […].“16 (Louise Bourgeois)

Zudem begann sie, Kunst an öffentlichen Schulen zu unterrichten, darunter das Brooklyn College und das Pratt Institute, Brooklyn. Ab Mitte der 1970er Jahre organisierte sie wieder Einzelausstellungen und lehrte an verschiedenen Institutionen, darunter die School of Visual Arts in New York City (bis 1977), die Columbia University, Cooper Union, New York Studio School und die Yale University (dort wurde ihr 1977 ein Ehrendoktorat verliehen).

1964 hatte Bourgeois ihre erste Einzelausstellung seit elf Jahren mit neuen Werken in Gips und Latex. Im Art International erscheint ein Artikel von Daniel Robbins über die Entwicklung von Louise Bourgeois‘ Kunst, ihren Kontext, ihre Materialverwendung.

„Es gibt in meinem Werk viele Spiralen … doch sind sie nichts Automatisches. Die Spirale stellt ein Vakuum dar … Sie steht für etwas … die Leere, die Leere der Angst, die Leere aus der Angst.“17

Drei Jahre später (1967) unternahm Louise Bourgeois ihre erste Reise nach Pietrasanta (Italien), um in Marmor und Bronze zu arbeiten. Bis 1972 kehrte sie regelmäßig wieder.

Bourgeois begann sich aktiv für politische und feministische Veranstaltungen zu interessieren. Ihre Arbeiten wurden expliziter sexuell konnotiert. Während der 1970er Jahre nahm Bourgeois an Demonstrationen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen, die mit Feminismus zu tun hatten, teil.

Louise Bourgeois, eine feministische Künstlerin?

„Was halten Sie vom Feminismus?
Wie ist Ihre Reaktion darauf, Ihre Rolle darin?
Möchten Sie sich dazu äußern?
Es gibt dazu nichts zu sagen. Ich bin eine Frau, deswegen brauche ich keine Feministin zu sein.“

Louise Bourgeois begann sich in den 1970er Jahren aktiv für politische und feministische Veranstaltungen zu interessieren. Ihre Arbeiten wurden expliziter sexuell konnotiert. Obwohl Louise Bourgeois sich nie als feministische Künstlerin bezeichnete, engagierte sie sich während der 1970er Jahre zunehmend in der feministischen Kunstbewegung. Sie nahm an Demonstrationen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen teil, die Künstlerinnen gewidmet waren.18

So beteiligte sie sich am 11. Dezember 1970 an der Protestaktion gegen die Eröffnung der Jahresausstellung 1970 Sculpture Annual des Whitney Museum, weil darin nur wenige Künstlerinnen vertreten waren - obwohl ihre Werke in der Schau gezeigt wurden. Am 12. April 1972 nahm sie gemeinsam mit Chryssa und Lee Krasner an einer Demonstration für Künstlerinnen im Museum of Modern Art (MoMA) in New York teil, und 1973 demonstrierte sie zur Unterstützung eines Streiks der Museumsangestellten.

The Destruction of the Father

Erst im Jahr 1974 gelang Louise Bourgeoise mit „The Destruction of the Father“ (Sammlung The Easton Foundation) der „Vatermord“ im Freud’schen Sinn. Die rot beleuchtete Installation besteht aus blasenförmigen Elementen, Follikel, die rund um einen Tisch und/oder eine Bahre angeordnet sind. Die bühnenartige Inszenierung wirkt wie ein Bild von der Zerstörung des tyrannischen Patriarchen und der zeremoniellen Auslöschung seines zermalmten Körpers. Die Tochter Louise war über die jahrelange Untreue ihres Vaters so empört, dass sie ihre Gefühle nur über einen symbolisch kannibalischen Akt, der gleichzeitig die Einverleibung des Vaters bedeutete, Herr werden konnte.

Ausstellungserfolge

In der 112 Greene Street Gallery, New York, wurde unter dem Titel „Louise Bourgeois: Sculpture 1970–1974“ (14.-26.12.1974) die erste Einzelausstellung der Künstlerin seit zehn Jahren gezeigt. Sie konnte sie mit dem Künstlerstipendium vom National Endowment for the Arts vorbereiten.

Die Ausstellung „Louise Bourgeois: New Work“ wurde in der Hamilton Gallery of Contemporary Art, New York, gezeigt (16.9.-21.10.1978). Am letzten Tag der Schau inszenierte Bourgeois die Performance „A Banquet / A Fashion Show of Body Parts“. Nahezu gleichzeitig war in der Xavier Fourcade Gallery, New York, die Ausstellung „Louise Bourgeois: Triangles. New Sculpture and Drawings, 1978“ zu sehen. Dort wurden die „Maisons Fragiles“ (1978) gezeigt (26.9.-21.10.1978).

Louise Bourgeois nimmt an der Ausstellung 10 „Abstract Sculptures: American and European 1940–1980“ teil (18.3.-19.4.1980), die von Jerry Gorovoy in der Max Hutchinson Gallery, New York, kuratiert wurde. Sie entwickelte eine tiefe Freundschaft mit Gorovoy, der ihr wichtigster Assistent wurde und für den Rest ihres Lebens eng mit ihr zusammenarbeitete.

Im Mai 1980 erwarb Bourgeois in einer ehemaligen Bekleidungsfabrik in der Dean Street 475 in Brooklyn ein Atelier, in dem sie die Möglichkeit hatte, an immer größeren Skulpturen zu arbeiten.

Die von Gorovoy kuratierte Ausstellung „The Iconography of Louise Bourgeois“ in der Max Hutchinson Gallery zeigte vom 6. September bis 11. Oktober 1980 mehr als dreißig Gemälde, darunter die Serie „Femme Maison“, „Roof Song“ (1947) und „Red Room“ (1947).

Marmorskulpturen

1980 erwarb Louise Bourgeois ein Atelier in Brooklyn, das ihr erlaubte, in noch nie dagewesenen Größen zu arbeiten. Ein Jahr später kaufte die Bildhauerin eines verlassenen Hauses in Staten Island für ihren Sohn Michael, das dieser aber nie bewohnte. Sie verwandelte es in die Skulptur „Maison Vide“.

Im Jahr 1981 kehrte  Louise Bourgeois zum ersten Mal seit 1972 – in Begleitung von Gorovoy – nach Italien zurück und begann
mehrere neue Arbeiten in Marmor. In Carrara entstanden zwölf neue Arbeiten aus Marmor, darunter „Femme Maison“ und „Torso, Self-Portrait“ (beide 1982).

Die Ausstellung „Louise Bourgeois: Retrospective“, organisiert von Deborah Wye, ist die erste Retrospektive einer Bildhauerin im MoMA (3.11.1982-8.2.1983) und zugleich der Beginn einer breiteren Anerkennung von Bourgeois’ Kunst. In diesem Zusammenhang erstellte „Bourgeois Partial Recall“, eine Diashow mit Voice-over, die ihre Kindheit und die Beziehungen innerhalb der Familie zum Inhalt hat. Im selben Jahr ließ sich die Bildhauerin von Robert Mapplethorpe im Affenpelz fotografieren, unter dem Arm hält sie ihre verwegene und mit dem Kosenamen „Fillette“ (1968) betitelte Latex-Skulptur.

„Symbole sind leere Flaschen. Damit sie funktionieren, muß man sie mit etwas füllen – persönliche Symbole bedeuten ein persönliches Alphabet, unsere Einzigartigkeit ist alles, was wir haben […].“19 (Louise Bourgeois, Tagebucheintrag Montag, 30. Juni 1986)

In der Galerie Maeght Lelong wurde zuerst in Paris und dann in Zürich unter dem Titel „Retrospective 1947–1984“ Louise Bourgeois’ erste Einzelausstellung in Europa gezeigt (Februar bis März 1985). Dem folgte drei Jahre später das Museum Overholland in Amsterdam, als es die Ausstellung „Louise Bourgeois: Works on Paper 1939–1988“ organisierte (22.10.-31.12.1988). Nach der Eröffnung kehrte Bourgeois nach Italien zurück und arbeitete an einer Reihe von Skulpturen aus rosa Marmor.

„Ich werde süchtig nach dem Thema und mache Skizzen und Zeichnungen. Das bedeutet, dass die Obsession [mit dem Sujet] einige Monate dauern kann. Dann verschwindet sie und kommt einige Jahre später wieder. Ich bin involviert in eine Art Spirale, eine Spiralbewegung von Motivation. [...] Mein Grundthema ist der Schmerz. Der Frustration und dem Leiden Form und Bedeutung zu verleihen. Was meinem Körper widerfährt, muss eine formal abstrakte Gestalt erhalten. Man könnte auch sagen Schmerz ist das Lösegeld für den Formalismus.“20

Bourgeois begann 1989 an großen Installationen zu arbeiten, die Vorläufer zu ihren „Zellen“ wurden.

Louise Bourgeois’ erste Retrospektive in Europa wurde im Frankfurter Kunstverein in Frankfurt am Main eröffnet (12.12.1989-28.1.1990) ). Die von Peter Weiermair organisierte Schau war eine Wanderausstellung, die bis 1991 an vielen Orten in Europa gezeigt wurde. Bourgeois kehrte nach ihrer Teilnahme an der Eröffnung nach Italien zurück, um dort zu arbeiten.

Zellen

Die Zellen, die in Summe 60 Werke umfassen, sind atmosphärische, raumähnliche Gebilde, die durch einzigartige Anordnungen von Skulpturen und Fundobjekten assoziativ und sensorisch auf die Betrachter:innen wirken.

Manche der Zellen sind hermetisch geschlossen, einige jedoch wie Schneckenhäuser aufgebaut und dadurch bis zu einem gewissen Moment betretbar. Bourgeois macht die Grenze zwischen Innen und Außen zwar teilweise durchgängig, trennt dadurch aber die Welten umso mehr. Die Zellen geben ihre Schutzfunktion für das Private auf und verwandeln sich in Präsentationsflächen für Geheimnisse. Dass man sie nur bis zu einem gewissen Punkt betreten darf und dadurch immer Ecken uneinsehbar, verstärkt die Neugier. Betrachter:innen werden automatisch zu Voyeur:innen, die Schaulust wird nie ganz befriedigt.

Egal ob sie aus alten Türen, engmaschigem Gitterdraht oder massivem Metall gemacht sind, die Zellen wecken auch die Assoziation von Gefängnissen. Objekte verwandeln die höhlenartigen Räume in emotionsgeladene Ansammlungen von Geschichten, meist Reflexionen über die Gesellschaft auf Basis der Biografie der Künstlerin. Spiegel gehören zu den häufig verwendeten Symbolen in Bourgeois‘ Werk, denn seit der Antike ist mit dem Spiegelbild die Idee von Reinheit und Weisheit verbunden. Dem Angeklagten in „Culprit Number Two“ (1998) hält sie genauso Spiegel entgegen wie dem zur Arch-of-Hysteria-Position verkrümmten Männerkörper in „In and Out“ (1995, Sammlung The Easton Foundation). Über Spiegelungen werden manche uneinsehbare Räume dennoch für verborgene Blicke zugänglich, und im Spätwerk „Cell XV (For Turner)“ (2000) ermöglicht ein gekippter Spiegel an der Decke den ewig sprudelnden Brunnen völlig verzerrt, wie über der Arbeit schwebend, zu entdecken. Die Unbetretbarkeit und das Wissen um die biografische Verortung der Zellen lösen – zumindest bei mir – ein Gefühl aus, das ich „heiligen Schauer“ bezeichnen möchte. Die Zellen bleiben, auch wenn sie auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden, in ihrem Kern tabu, heilig, unberührbar, obwohl und weil in ihnen wird das Unsagbare ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird.

Louise Bourgeois stellte erstmals sechs Zellen in der Ausstellung „Carnegie International“ aus (19.10.1991-16.2.1992), die von Lynne Cooke und Mark Francis im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh organisiert wurde. „Precious Liquids“ (1992) wurde zum ersten Mal 1992 auf der „documenta IX“ in Kassel gezeigt.

Articuated Lair - Bourgeois' erste Zelle

„Articuated Lair“ (1986, New York, The Museum of Modern Art) stellte für Louise Bourgeois ihre erste Zelle dar, auch wenn sie den Begriff der Zelle erst ab 1991 als Titel ihrer skulpturalen Arbeiten und Installationen einsetzte. Eine schmale Tür führt ins Innere dieser runden Raumschöpfung, deren Wand in engem Zick–zack wie von einem endlosen Paravent gebildet wird. Weiß, Schwarz und Himmelsblau wechseln einander innen als Wandfarben ab, während der erste Eindruck von einem abweisenden Schwarz an der Außenseite geprägt wird. Von Schnüren sind in den dreiecksförmigen Ausbuchtungen skulpturale Körper abgehängt. Wie Blasen, Tränen, an Organisches gemahnende Formen und Spindeln wirken die tiefschwarzen Objekte. Die Symmetrie ihrer Hängung wird nur selten durchbrochen. Ein niedriger Stuhl im Zentrum der Installation gibt den Betrachter_innen–Standpunkt vor. Man fühlt sich klein, umgeben von mächtigen, rätselhaften Strukturen. Ob sich hier das Gefühl von Schutz oder Bedrängnis einstellt, hängt wohl stark von eigenen frühkindlichen Erfahrungen ab. Louise Bourgeois stellte Räume wie auch das Paar „Red Room (Child)“ und „Red Room (Parents)“21 (1994) als Werkzeuge für Rückführungen zur Verfügung. Zurück in die Vergangenheit, zurück in die Kindheit!

Cell I: 1991 - Geburtsjahr der „Zellen“

Louise Bourgeois präsentierte „Cell I“ bis „Cell VI“ zum ersten Mal 1992 auf der Carnegie International in Pittsburgh. Für sie symbolisierten die Zellen physischen, emotionalen und psychologischen, aber auch mentalen und intellektuellen Schmerz. Die Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist waren für die Künstlerin mit Wurzeln im Surrealismus von höchster Bedeutung und die Produktion von Kunst eine „Garantie geistiger Gesundheit“, so auf der Zelle „Precious Liquids“22 (1992, Paris, Centre Pompidou) zu lesen. Das Haus der Kunst in München versammelt alle sechs „Cells“ aus dem Jahr 1991 und ergänzt sie durch „Cell VII“23 (1998, Privatsammlung). Im Vergleich zu „Articuated Lair“ sind sie kleiner und wirken dadurch intimer. Bourgeois verwendete alte Türen, Armaturen, Betten, Fenster, um ihre häuslichen Strukturen zu definieren. In ihnen finden sich u. a. enigmatische Bälle (Man denke an Odilon RedonRené Magritte oder Joseph Cornell!), Betten mit bestickter Bettwäsche, von Bourgeois ungeliebte Spiegel, usw. Bälle und Kugeln tauchen in Bourgeois‘ Werk häufig und meist zu zweien auf. Ob sich dahinter die antike Idee des Kugelmenschen verbirgt, ob sie als abstrakte Stellvertreter für Menschen zu lesen sind, oder ob sie auf Hoden verweisen könnten, wie ein Blick auf „Filette (Sweeter Version)“ (1968–1999, Sammlung The Easton Foundation) vermuten lässt, darf offen gelassen werden. Weiße, marmorne Gliedmaßen stehen als Partialobjekte für den gesamten Menschen. Die Schönheit des edlen Materials, sein Glitzern steht im intensiven Gegensatz zur Ärmlichkeit der Behausungen. Ähnlich widersprüchlich verhält es sich auch mit der Perfektion der Bearbeitung dieser Skulpturen, die ihre Wurzeln in Rodins weich fließender Ästhetik haben, und der ruinösen Erhaltung der weiterverwendeten Architekturteile.

Cell (Choisy): Angst

„Aux Vieilles Tapisseries“ steht auf einem Schild zu lesen, dass in „Cell (Choisy)“24 (1990–1993) eingebaut ist. In dieser an einen Käfig und ein Glashaus gleichermaßen erinnernde Zelle befinden sich ein marmornes Modell von Louise Bourgeois‘ Elternhauses in Choisy-le-Roi im Großraum Paris und eine Guillotine mit hochgezogenem Blatt. Für fünf Jahre ihrer Kindheit hatte Bourgeois an diesem Ort verbracht (1912-1917), die Eltern betrieben dort ihre Reparaturwerkstatt für Tapisserien. Das auf einem gusseisernen Tisch stehende Haus wird von Glaspaneelen und auf einer Seite von einem Metallgitter umzäunt. Wie ein drohender Schatten schwebt das Mordwerkzeug über dieser Erinnerung an das schon lange abgerissene Gebäude. Die Bildhauerin hatte seine Existenz damit erklärt, dass die Vergangenheit durch die Gegenwart abgeschnitten worden wäre. Auch wenn diese Textstelle nach Trauerarbeit klingt, so lassen andere Berichte vermuten, dass Bourgeois in diesem Haus zwar glückliche aber auch bedrohliche Erlebnisse hatte. So erinnert der „Sockel“ des Gebäudes an Tischbeine einer Nähmaschine, die Basis des Familieneinkommens. Messer und Scheren dienten als Werkzeuge bei der Ausbesserung der Gewebe. Glück, Schmerz und Bedrohung werden als drei Seiten eines Erinnerungsortes aufgefasst.

Louise Bourgeois vertrat die Vereinigten Staaten auf der „45. Biennale von Venedig“ (9.6.-10.10.1993) und zeigte vier neue Zellen mit Drahtgitterkäfigen, darunter auch „Cell (Choisy) (1990–1993). Ihre Teilnahme an der „48. Biennale von Venedig“ (1999) wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Cell (The Last Climb): Selbstfindung

Im Dezember 2005 wurde Bourgeois gezwungen, das Atelier in Brooklyn, in dem sie ihre ikonischen Spinnen und Zellen geschaffen hatte, zu räumen, damit das Gebäude abgerissen werden konnte. Später verwendete sie eine aus dem Studio geborgene Wendeltreppe als zentrales Element in „Cell (The Last Climb)“ (2008).

„Cell (The Last Climb)“ (2008, Privatsammlung) und Bourgeois' letzter Zeichnungszyklus, „I give everything away“ (2010) sind – wie auch schon die Zellen davor – mehr oder weniger versteckte Selbstbildnisse der nun fast einhundertjährigen Künstlerin. Die Zelle hat nun eine einladend geöffnete Tür, eine Wendeltreppe führt über die räumliche Begrenzung ins Nichts weiter. Blaue Plastikkugeln werden von unten nach oben immer größer, Garnspulen an den Wänden sind mit einem großen Pfropfen in der Mitte verbunden. Die Künstlerin scheint nach Jahrzehnten der Arbeit an ihrer Geschichte, Frieden mit sich selbst und ihrer Umwelt geschlossen zu haben - obwohl sie in Interviews sich immer widerspenstig gab (→ Donald Kuspit: Ein Gespräch mit Louise Bourgeois). Auf den großformatigen Zeichnungen berichtete sie neben abstrahierenden Selbstbildnissen, dass sie alles weggab, sich von allem distanzierte, dass sie das wäre, was sie am meisten liebte. Das erste Blatt zeigt eine ganzfigurige Darstellung eines jungen Frauenkörpers, dessen langes Haar und dessen Arme sich wie Spinnenfinger entwickeln. Die geschlossenen Augen und das leichte Lächeln lassen die junge Frau friedlich aussehen. Eine Identifikation ihrer selbst mit ihrer Mutter erscheint wahrscheinlich. Die Farbe Rot gemahnt an Blut, ist Symbol für Leben und Tod gleichermaßen. Louise Bourgeois blieb ihrer Metaphorik bis zu ihrem Lebensende treu!

In der Tate Modern in London wurde die Großausstellung „Louise Bourgeois“ gezeigt (10.10.2007-20.1.2008), kuratiert von Frances Morris, Marie-Laure Bernadac und Jonas Storsve.

Spinne

„Spider“ (1997, Sammlung The Easton Foundation) – eine riesige Spinne hat die Zelle gleichsam unter ihren Körper geschoben. Das Insekt mit den langen, dolchartigen Füßen ruht darauf und scheint es zu beschützen. Ein leerer Stuhl, Platz ihrer verstorbenen Mutter, und Tapisserie-Fragmente bestimmen den ersten Eindruck der durch die Verwendung von Gitter wie ein Gefängnis aussehenden Kobel. Am Eingang positionierte Louise Bourgeois ein Eulen-Fragment, das wohl auf die Eigenschaften verweist, die Bourgeois ihrer Mutter zugeschrieben hat.

„Die Spinne ist eine Ode an meine Mutter. Ihre Beschäftigung waren Tapisserien. Meine Mutter war meine beste Freundin. Sie war reflektiert, klug, geduldig, besänftigend, vernünftig, anmutig, feinsinnig, unentbehrlich, ordentlich und nützlich wie eine Spinne.“ (Louise Bourgeois)

Dass sie ihre eigene Mutter zwischen Spinne und Eule ansiedelte, zeigt Hochachtung und analytische Fähigkeit. Ein genauerer Blick offenbart aber noch viel mehr: einen Schlüssel, der äußerst hoch hängt, mehrere Fragmente von Knochen (v. a. Wirbeln), weitere Tapisserie–Fragmente und eine schwarze Garnspule, Porträtminiaturen, einen Parfumflakon, drei Schröpfkugeln und hoch oben im Bauch der Spinne gläserne Eier, die besonders beschützt werden. Das Bild der Mutter, das Bourgeoise in ihrer Beschreibung so schön zeichnet, wird in dieser Assemblage mit den Aspekten von Weiblichkeit und Krankheit ambivalent ergänzt.

Ein Jahr später, 1998, verband Louise Bourgeois die Referenzen dieser beiden Zellen zu „Cell VII“. Das Modell des Hauses kombiniert sie mit Kleidungsstücken ihrer Mutter und Knochen, eine kleinen Spinne am Boden, auf einem Kinderstuhl das Modell einer Wendeltreppe, auf deren obersten Absatz ein Bett steht. Darin liegt ein wächserner Klumpen, der wiederum von Nadeln durchbohrt wird. Die Fäden verbinden das ungeformte und noch formbare Stück Wachs mit einigen Kleidern. Die Spinne sieht aus der Entfernung zu, was im Bett geschieht… So wie es Bourgeois in ihrer autobiografischen Schrift festhielt: Ihre Mutter tolerierte nicht nur die erotischen Eskapaden ihres Mannes, sondern nutzte wohl ihre Tochter, um ihm nachzuspionieren.

Louise Bourgeois erhielt 1999 den Auftrag für die Eröffnungsinstallation der Turbine Hall der Tate Gallery in London (12.5.-26.11.2000). Sie stellte ihre monumentale Spinne „Maman“ (1999) sowie die drei Türme „I Do“, „I Undo“ und „I Redo“ (alle 1999–2000) aus, die neben kleineren Stoff- und Marmorskulpturen auch Spiegel, Treppen und Aussichtsplattformen umfassen.

Ausstellungen

  • 1939: „La Groupe 1938–1939“ de l’Académie Ranson in der Pariser Galerie Jean Dufresne, in der Werke ehemaliger Klassenkolleg:innen gezeigt werden.
  • 1943: „The Arts in Therapy: A Competition and Exhibition“ im Metropolitan Museum of Art (MET), ehrenvolle Erwähnung
  • 1945: „Personal Statement: A Painting Prophecy, 1950“ in der David Porter Gallery, Washington, DC (3.-28.2.1945)
  • 1945: erste Einzelausstellung: „Paintings by Louise Bourgeois“ in der Bertha Schaefer Gallery, New York (ab 4.6.1945)
  • 1945: „The Women“ in Peggy Guggenheims New Yorker Galerie „Art of This Century“ (12.6.-7.7.1945)
  • 1945: Teilnahme an der Jahresausstellung zeitgenössischer amerikanischer Malerei im Whitney Museum of American Art, New York (27.11.1945-10.1.1946)
  • 1947: zweite Einzelausstellung: „Louise Bourgeois: Paintings“ in der Norlyst Gallery, New York (28.10.-8.11.1947).
  • 1948: Teilnahme an der Jahresausstellung zeitgenössischer amerikanischer Malerei im Whitney Museum of American Art, New York
  • 1949: erste Ausstellung von bildhauerischen Arbeiten: „Louise Bourgeois, Recent Work 1947–1949: Seventeen Standing Figures in Wood“ in der Peridot Gallery, New York (3.-29.10.1949)
  • 1949: Teilnahme an der Jahresausstellung zeitgenössischer amerikanischer Malerei im Whitney Museum of American Art, New York
  • 1950:„Louise Bourgeois: Sculptures“ in der Peridot Gallery (2.-28.10.1950)
  • 1953: „Louise Bourgeois: Drawings for Sculpture and Sculpture“ in der Peridot Gallery (30.3.-25.4.1953)
  • 1959: Bourgeois stellte elf Personages im Andrew D. White Art Museum der Cornell University in Ithaca, New York, aus (9.-25.4.1959)
  • 1974: „Louise Bourgeois: Sculpture 1970–1974“ in der 112 Greene Street Gallery, New York (14.-26.12.1974)
  • 1978: „Louise Bourgeois: New Work“ in der Hamilton Gallery of Contemporary Art, New York (16.9.-21.10.1978). Am letzten Tag der Schau inszenierte Bourgeois die Performance „A Banquet / A Fashion Show of Body Parts“.
  • 1978: „Louise Bourgeois: Triangles. New Sculpture and Drawings, 1978“  in der Xavier Fourcade Gallery, New York (26.9.-21.10.1978)
  • 1980: „10 Abstract Sculptures: American and European 1940–1980“ in der Max Hutchinson Gallery, New York(18.3.-19.4.1980)
  • 1980: „The Iconography of Louise Bourgeois“ in der Max Hutchinson Gallery (6.9.-11.10.1980)
  • 1982/83: „Louise Bourgeois: Retrospective“, organisiert von Deborah Wye, ist die erste Retrospektive einer Bildhauerin im MoMA (3.11.1982-8.2.1983) und zugleich der Beginn einer breiteren Anerkennung von Bourgeois’ Kunst.
  • 1985: „Retrospective 1947–1984“ In der Galerie Maeght Lelong in Paris und dann in Zürich, war Bourgeois’ erste Einzelausstellung in Europa (Februar bis März 1985).
  • 1985: „Louise Bourgeois: Nature Study“ in der Serpentine Gallery in London (185.-23.6.1985)
  • 1988: „Louise Bourgeois: Works on Paper 1939–1988“ Museum Overholland in Amsterdam (22.10.-31.12.1988)
  • 1989/1990: Louise Bourgeois’ erste Retrospektive in Europa wurde im Frankfurter Kunstverein in Frankfurt am Main eröffnet (12.12.1989-28.1.1990) ). Die von Peter Weiermair organisierte Schau war eine Wanderausstellung, die bis 1991 an vielen Orten in Europa gezeigt wurde.
  • 1991/92: „Carnegie International“ im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh mit den ersten sechs Zellen (19.10.1991-16.2.1992), organisiert von Lynne Cooke und Mark Francis.
  • 1992: Teilnahme an der „documenta IX“ in Kassel
  • 1993: Louise Bourgeois vertrat die Vereinigten Staaten auf der „45. Biennale von Venedig“ (9.6.-10.10.1993)
  • 1994: erweiterte Version der Ausstellung, „Louise Bourgeois: The Locus of Memory“, organisiert von Charlotta Kotik, ab April 1994 im Brooklyn Museum, New York.
  • 1994/95: „The Prints of Louise Bourgeois“ im MoMA (13.9.1994-3.1.1995)
  • 1997: „Louise Bourgeois: Blue Days and Pink Days“ in der Fondazione Prada, Mailand (15.5.-20.7.1997);
  • 1997/98: „Louise Bourgeois: Homesickness“ im Yokohama Museum, Japan (2.11.1997-15.1.1998)
  • 1998: „Louise Bourgeois“ im Musée d’Art Contemporain, Bordeaux (6.2.-26.4.1998), eine Wanderausstellung
  • 1999: „Louise Bourgeois“ in der Kunsthalle Bielefeld (30.2.-2.5.1999)
  • 1999: Louise Bourgeois nahm an der „48. Biennale von Venedig“ (13.6.-7.11.1999) teil und wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
  • 1999/2000: „Louise Bourgeois: Memory and Architecture“ im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (16.11.1999-14.2.2000).
  • 2000: Auftrag für die Eröffnungsinstallation der Turbine Hall der Tate Gallery in London (12.5.-26.11.2000)
  • 2001: „Louise Bourgeois: Reconstruction of the Past“ in der Akademie der bildenden Künste Wien und anschließend im Kunstraum Innsbruck gezeigt (24.4.-27.5.2001)
  • 2002: „Louise Bourgeois at the Hermitage“ im Staatlichen Museum Eremitage in Sankt Petersburg (9.10.2001-13.1.2002). Es war die erste Ausstellung des Museums über eine lebende amerikanische Künstlerin.
  • 2002: „Louise Bourgeois: Drawings and Sculpture“ im Kunsthaus Bregenz (5.7.-15.9.2002)
  • 2003/04: „Louise Bourgeois: The Reticent Child“ wurde im Sigmund Freud Museum, Wien (25.11.2003-29.2.2004)
  • 2005: Teilnahme an der „51. Biennale von Venedig“ (12.6.-6.11.2005)
  • 2005/06: „Louise Bourgeois: Back and Forth“ in der Kunsthalle Wien (24.11.2005-2.2.2006)
  • 2006: „Louise Bourgeois: La Famille“ in der Kunsthalle Bielefeld (12.3.-5.6.2006)
  • 2007/08: „Louise Bourgeois“ in der Tate Modern, London (10.10.2007-20.1.2008), kuratiert von Frances Morris, Marie-Laure Bernadac und Jonas Storsve

Tod

Louise Bourgeois starb am 31. Mai 2010 in New York.

Literatur zu Louise Bourgeois

  • Louise Bourgeois. Unbeirrbarer Widerstand, hg. v. Stella Rollig, Sabine Fellner und Johanna Hofer (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 22.9.2023-28.1.2024), Köln 2023.
    • Mit Textbeiträgen von Louise Bourgeois, Bice Curiger, Sabine Fellner, Johanna Hofer, Ulf Küster, Stella Rollig und John Yau
    • Johanna Hofer, Becoming the Artist Louise Bourgeois. Eine motivische Spurensuche im malerischen Frühwerk
  • Louise Bourgeois: Paintings, hg. v. Clare Davies und Briony Fer (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York; New Orleans Museum of Art), New Haven 2022.
  • Anna-Lena Krämer, Femme Maison von Louise Bourgeois. Architekturen der Weiblichkeit, München 2019.
  • Louise Bourgeois: An Unfolding Portrait; Prints, Books and the Creative Process, hg. v. Deborah Wye (Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York), New York 2017.
  • Christiane Meyer-Thoss, Louise Bourgeois. Konstruktionen für den freien Fall, Zürich 2016.
  • Robert Storr, Intimate Geometries: The Art and Life of Louise Bourgeois, New York 2016.
  • Louise Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen, hg. v. Julienne Lorz (Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München), München 2015.
  • Louise Bourgeois: A Woman without Secrets, hg. v. Lucy Askew und Anthony d’Offay (Ausst.-Kat. National Galleries of Scotland, Edinburgh), Edinburgh 2013.
  • Philip Larratt-Smith (Hg.), Louise Bourgeois: The Return of the Repressed, London 2012.
  • Donald Kuspit, Ein Gespräch mit Louise Bourgeois, Bern 2011.
  • Louise Bourgeois, hg. v. Frances Morris (Ausst.-Kat. Tate Modern, London), London 2007.
    • Élisabeth Lebovici, „Feminism / Is She? Or Isn’t She?“.
  • Louise Bourgeois: Life as Art (Ausst.-Kat. Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk), Humlebæk 2003.
  • Louise Bourgeois. Zeichnungen und Skulptur, hg. v. Eckhard Schneider (Ausst.-Kat. Kunsthaus Bregenz), Köln 2002.
  • Marie-Laure Bernadac / Hans-Ulrich Obrist (Hg.), Louise Bourgeois. Destruction of the Father – Reconstruction of the Father. Schriften und Interviews 1923–2000, Zürich 2001.
  • Lynn Marie Somers, „Ode à ma mère“: Louise Bourgeois, Intersubjectivity and Embodied Feminism, phil. Diss. Stony Brook University, New York, 2001.
  • Louise Bourgeois: Memory and Architecture (Ausst.-Kat. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid), Madrid 1999.
  • Katy Deepwell, Feminist Readings of Louise Bourgeois or Why Louise Bourgeois Is a Feminist Icon, in: n.paradoxa, Heft 3, Mai 1997.
  • Deborah Wye / Carol Smith (Hg.), The Prints of Louise Bourgeois, New York 1994.
  • Louise Bourgeois, in: Paul Gardner, What Artists Like About the Art They Like When They Don’t Know Why, in: ARTnews, 90. Jg., Nr. 8 (Oktober 1991), S. 121–123.
  • Louise Bourgeois, in: Carnegie International 1991, Bd. 1 (Ausst.-Kat. Carnegie Museum of Art, Pittsburgh), Pittsburgh 1991.
  • Jerry Gorovoy, The Iconography of Louise Bourgeois, in: ebda (Ausst.-Kat. Max Hutchinson Gallery, New York), New York 1980.

Beiträge zu Louise Bourgeois

22. September 2023
Louise Bourgeois, FALLEN WOMAN (FEMME MAISON), Detail, 1946/47, Foto Christopher Burke, © The Easton Foundation / Bildrecht, Vienna

Wien | Belvedere: Louise Bourgeois Frühe Ölgemälde | 2023/24

Die Schau in den barocken Räumlichkeiten des Unteren Belvedere setzt Bourgeois’ Gemälde der 1940er–Jahre mit späteren Skulpturen, Rauminstallationen und Grafiken in dialogischen Bezug.
15. Mai 2023
Blick vom Oberen Belvedere auf den Schlosspark, Wien

Wien | Belvedere-Garten: Zeitgenössische Kunst im Belvedere-Garten Public Matters | 2023

Kunst – eine öffentliche Angelegenheit? Seit ihrer Öffnung für die Allgemeinheit in den 1780er Jahren werden die Gärten des Belvedere intensiv als Orte der Erholung und der Gemeinschaftlichkeit genutzt. Dass sie selbstverständlich auch Orte der Kunst sind, soll anlässlich des 300-Jahr-Jubliläums verstärkt in den Blick gerückt werden.
22. Juli 2022
Louise Bourgeois, The Good Mother, Detail, 2003 (© The Easton Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Christopher Burke)

Berlin | Gropius Bau: Louise Bourgeois: The Woven Child The Woven Child | 2022

„The Woven Child“ ist die erste große Ausstellung, die sich ausschließlich mit dem textilen Werk von Louise Bourgeois beschäftigt.
6. April 2022
Kiki Smith, Untitled (Hair), 1990, Lithografie in Schwarz über Schwarzbraun auf handgeschöpftes Mitsumashi-Japanpapier, Blatt 915 × 910 mm, Ex. 22/5 (Städel Museum, Frankfurt am Main, erworben 2019 mit Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs-Stiftung © Kiki Smith)

Frankfurt | Städel Museum: Into the New. Menschsein Amerikanische Druckgrafiken von Pollock bis Bourgeois | 2022

Auswahl von rund 50 Druckgrafiken, Zeichnungen und Multiples aus dem Bestand US-amerikanischer Druckgrafik des Graphic Boom.
18. Februar 2022
Louise Bourgeois, GARMENT FROM PERFORMANCE “SHE LOST IT", Detail, 1992, white bloomers with red embroidery, 38.1 x 43.2 cm (© The Easton Foundation/2021, ProLitteris, Zürich and VAGA at Artists Rights Society (ARS), NY)

Basel | Kunstmuseum: Louise Bourgeois X Jenny Holzer The Violence of Handwriting Across a Page | 2022

Mit „Louise Bourgeois X Jenny Holzer“ zeigt das Kunstmuseum Basel die beispiellose Begegnung zweier außergewöhnlicher Persönlichkeiten der amerikanischen Kunst. Holzer wählte Werke aus sämtlichen Schaffensphasen von Bourgeois und gruppiert sie theamtisch im Neubau.
12. Februar 2020
Frida Kahlo, Selbstbildnis mit Dornenhalsband, Detail, 1940 (Nickolas Muray Collection, Harry Ransom Humanities Research Center, The University of Texas at Austin) Foto: © Nickolas Muray Collection, Harry Ransom Humanities Research Center, The University of Texas at Austin, Werk: © Banco de México, Diego Rivera & Frida Kahlo Museums Trust, México, D.F./VBK, Wien, 2010.

Frankfurt | Schirn: Künstlerinnen des Surrealismus Fantastische Frauen von Frida Kahlo bis Dorothea Tanning

Die SCHIRN Kunsthalle betont 2020 erstmals in einer großen Themenausstellung den weiblichen Beitrag zum Surrealismus. Was die Künstlerinnen von ihren männlichen Kollegen vor allem unterscheidet, ist die Umkehr der Perspektive: Oft durch Befragung des eigenen Spiegelbilds oder das Einnehmen unterschiedlicher Rollen sind sie auf der Suche nach einem neuen weiblichen Identitätsmodell.
24. Juli 2017
Louise Bourgeois, Strukturen des Daseins: Die Zellen

Louise Bourgeois: Biografie Lebenslauf der unbeugsamen Bildhauerin

Louise Bourgeois (1911–2010) Leben war stark geprägt von ihrem herrschsüchtigen, untreuen Vater und ihrer treu sorgenden Mutter. Die in Frankreich geborene Bildhauerin arbeitete bereits als Kind im elterlichen Betrieb mit und erlernte früh das Restaurieren von Tapisserien und Wandteppichen. Der Durchbruch als Künstlerin gelang Bourgeois erst spät, wurde sie doch während der 1970er Jahre von den amerikanischen Künstlerinnen als Vorläuferin entdeckt und gefeiert.
14. April 2015
Louise Bourgeois, Strukturen des Daseins: Die Zellen

Louise Bourgeois. Zellen Strukturen des Daseins

Neun weiße Stufen führen ins Nichts, umgeben von dunklen Strukturen, die abschirmen und flankieren. Mit „No escape“ (1989) führt Kuratorin Julienne Lorz im Haus der Kunst in München in das komplexe Werk von Louise Bourgeois (1911–2010) ein. Die Treppe leitet den Blick nach oben und gleichermaßen ins Nichts.
27. Dezember 2011
Donald Kuspit, Ein Gespräch mit Louise Bourgeois (Piet Meyer Verlag)

Donald Kuspit: Ein Gespräch mit Louise Bourgeois Die Grande Dame der Bildhauerei

Donald Kuspits Gespräch mit Louise Bourgeois, die am 25. Dezember 2011 ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, ist ein wunderbarer Text, der Kunst und Persönlichkeit der großen Bildhauerin erhellt. In seiner kompakten Einleitung führt Piet Meyer die Stärke der Kunst Louise Bourgeois` zusammen. Die späte Anerkennung der Einzelgängerin, die 1911 in Paris geboren, 1938 nach New York auswandert ist und in den späten 70ern erst „entdeckt“ wurde, ist dabei nur ein Phänomen. Bourgeois bewegte sich stets am Rande des „vorgeblichen stilistischen Mainstreams“, sie verleugnete nie, dass Angst ein wichtiger Quell in ihren Arbeiten war, oder dass ihr Werk mit wenigen Ausnahmen in der privaten, zurückgezogenen Atmosphäre des Ateliers aus der Spannung mit dem Material entstand.
  1. Siehe Louise Bourgeois: Paintings, hg. v. Clare Davies und Briony Fer (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York; New Orleans Museum of Art), New Haven 2022, S. 9.
  2. „Alle Gemälde von Bourgeois sind Selbstporträts. Sie dienen dazu, sie zu identifizieren und zu lokalisieren […]. Sie setzen sich auch mit dem Wunsch auseinander, Abstraktion und Geschichtenerzählen auf eine Weise zu verbinden, die ihrem visuellen Lexikon seine kraftvolle Resonanz verleiht.“ Zitiert nach Clare Davies, in: Louise Bourgeois: Paintings, hg. v. Clare Davies und Briony Fer (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York; New Orleans Museum of Art), New Haven 2022, S. 45.
  3. Brief von Louise Bourgeois an Colette Richarme, September 1938, abgedruckt in Marie-Laure Bernadac / Hans-Ulrich Obrist (Hg.), Louise Bourgeois. Destruction of the Father – Reconstruction of the Father. Schriften und Interviews 1923–2000, Zürich 2001, S. 34.
  4. Rezent beschrieben in Robert Storr, Intimate Geometries: The Art and Life of Louise Bourgeois, New York 2016, S. 77f.
  5. Jerry Gorovoy, The Iconography of Louise Bourgeois (Ausst.-Kat. Max Hutchinson Gallery, New York), New York 1980, o. S. (S. 2).
  6. Von 1947 bis 1949 veröffentlichte Ruth und John Stephan vierteljährlich insgesamt neun Ausgaben.
  7. Paulo Herkenhoff, Architecture, in: Louise Bourgeois, hg. v. Frances Morris (Ausst.-Kat. Tate Modern, London), London 2007, S. 46.
  8. Seit den 1960er Jahren so benannt. Siehe: John Yau, Louise Bourgeois’ Originalität, in: Louise Bourgeois 2023, S. 127.
  9. Das Tagebuch liegt im Louise Bourgeois Archive / The Easton Foundation, New York; zit. nach Louise Bourgeois. Destruction of the Father – Reconstruction of the Father. Schriften und Interviews 1923–2000, hg. v. Marie-Laure Bernadac und Hans-Ulrich Obrist, Zürich 2001, S. 50.
  10. Johanna Hofer, Becoming the Artist Louise Bourgeois. Eine motivische Spurensuche im malerischen Frühwerk, S. 9-18, hier S. 10, in: Louise Bourgeois. Unbeirrbarer Widerstand, hg. v. Stella Rollig, Sabine Fellner und Johanna Hofer (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 22.9.2023-28.1.2024), Köln 2023.
  11. Zit. nach Christiane Meyer-Thoss, Louise Bourgeois. Konstruktionen für den freien Fall, Zürich 2016, S. 160.
  12. Zit. n. Bernadac / Obrist 2001, S. 90.
  13. Die Ausstellung „Louise Bourgeois: Sculptures“ in der Peridot Gallery zeigte 15 Holzfiguren, darunter „Untitled“ von 1947 bis 1949 (2.-28.10.1950).
  14. Zit. nach Robert Storr, Intimate Geometries: The Art and Life of Louise Bourgeois, New York 2016, S. 126.
  15. Johanna Hofer 2023, S. 17.
  16. Zit. nach Christiane Meyer-Thoss, Louise Bourgeois. Konstruktionen für den freien Fall, Zürich 2016, S. 179.
  17. Christiane Meyer-Thoss, Louise Bourgeois. Konstruktionen für den freien Fall, Zürich 2016, S. 39.
  18. Lynn Marie Somers, „Ode à ma mère“: Louise Bourgeois, Intersubjectivity and Embodied Feminism, phil. Diss. Stony Brook University, New York, 2001, S. 81, Anm. 2.
  19. Zit. nach Marie-Laure Bernadac / Hans-Ulrich Obrist (Hg.), Louise Bourgeois. Destruction of the Father – Reconstruction of the Father. Schriften und Interviews 1923–2000, Zürich 2001, S. 145.
  20. Zit. nach Ulf Küster, Louise Bourgeois, Berlin 2020, S. 115.
  21. Beide stammen aus einer Privatsammlung. Courtesy Hauser & Wirth.
  22. Die Zelle schuf Bourgeois für die documenta IX in Kassel.
  23. Courtesy Hauser & Wirth.
  24. Glenstone.