Robert Motherwell

Wer war Robert Motherwell?

Robert Motherwell (Aberdeen 24.1.1915–16.7.1991 Provincetown) war ein US-amerikanischer Maler, der den Abstrakten Expressionismus begründete, indem er den Surrealismus studierte und ab 1941 in New York zur eigenen Bildsprache weiterentwickelte. Zudem gab er „The Dada Painters and Poets: an Anthology“ heraus.

Als ausgebildeter Philosoph und Kunsthistoriker gilt Motherwell als einer der artikuliertesten Sprecher unter den Begründern des Abstrakten Expressionismus. Er ist bekannt für seine Serie abstrakter Gemälde und Druckgrafiken, in denen er politische, philosophische und literarische Themen berührte, wie die „Elegien an die spanische Republik“.

„Wenn ich vom automatischen Zeichnen – unserer damaligen Arbeitsmethode – spreche, meine ich keine Kritzeleien, nichts Zerstreutes, Triviales und Unbedeutendes. Wenn wir kritzelten – vielleicht kann man das, was wir machten, so nennen –, dann letztlich in einer Dimension, die der Sixtinischen Kapelle entsprach. Das Entscheidende war, dem Pinsel die Führung zu überlassen und von dem, was dabei herauskam, alles Brauchbare zu verwenden. Und Pollock war natürlich derjenige, der sich mit dieser Arbeitsweise am stärksten identifizierte. In seinem dripping konnte man das Essenzielle dieses Prozesses besonders deutlich und unverhüllt sehen […]. Diese Entwicklung – speziell der Automatismus – kam aus Paris und nicht aus dem deutschen oder amerikanischen Expressionismus. Die „expres-sionistische“ Komponente des abstrakten Expressionismus hatte mit einer gewissen Heftigkeit zu tun, die dem amerikanischen Charakter von Natur aus eigen ist; ich glaube nicht, dass sie aus ästhetischen Überlegungen hervorging. Was sich in der amerikanischen Nachkriegsmalerei abspielte, hatte seinen Ursprung im Automatismus, der an die besondere Situation in New York angepasst wurde – der Ton und die literarischen Merkmale des surrealistischen Automatismus wurden fallen gelassen, und aus dem Kritzeln entwickelte sich etwas Plastisches, Geheimnis- volles und Erhabenes.“1 (Robert Motherwell, 1967)

Kindheit

Robert Motherwell wurde am 24. Januar 1915 in Aberdeen, Washington (US), geboren. Er war das erste Kind von Robert Burns Motherwell II und Margaret Hogan Motherwell geboren. Die Familie zog später nach San Francisco, wo Motherwells Vater Präsident der Wells Fargo Bank war, kehrte aber in seiner Jugend jeden Sommer nach Cohasset Beach, Washington, zurück.

Der Maler und Kunstlehrer Lance Wood Hart wurde Motherwells früher Mentor. Da Motherwell Asthma hatte wuchs er größtenteils an der Pazifikküste auf und verbrachte den größten Teil seiner Schulzeit in Kalifornien. Dort entwickelte er eine Liebe zu den weiten Räumen und leuchtenden Farben, die sich später als wesentliche Merkmale seiner abstrakten Gemälde herausstellten (Ultramarinblau des Himmels und gelbes Ocker der kalifornischen Hügel). Seine spätere künstlerische Auseinandersetzung mit Sterblichkeit wird ebenfalls auf seine schwache Gesundheit als Kind zurückgeführt.

Ausbildung

Motherwell studierte auf Wunsch seiner Familie in den Jahren von 1932 bis 1937 kurz Malerei an der California School of Fine Arts in San Francisco und danach an der Stanford-Universität, wo er einen Bachelor in Philosophie machte. In Stanford wurde Motherwell durch seine umfangreiche Lektüre symbolistischer und anderer Literatur, insbesondere von Mallarmé, James Joyce, Edgar Allan Poe und Octavio Paz, in die Moderne eingeführt. Diese Leidenschaft begleitete Motherwell für den Rest seines Lebens und wurde zu einem Hauptthema seiner späteren Gemälde und Zeichnungen.

Im Alter von 20 Jahren unternahm Motherwell eine erste große Tour durch Europa (1935), begleitet von seinem Vater und seiner Schwester. Sie begannen in Paris und reisten dann nach Amalfi, Italien. Die nächsten Stationen waren die Schweiz, Deutschland, die Niederlande und London. Die Gruppe beendete ihre Reise in Motherwell, Schottland.

In der Folge studierte er Philosophie und französische Literatur an der Harvard-Universität. Laut Motherwell ging er nach Harvard, weil er eigentlich Maler werden wollte, obwohl sein Vater ihn zu einer sichereren Karriere drängte:

„Und schließlich, nach Monaten eines wirklich kalten Krieges, hat er eine sehr großzügige Vereinbarung mit mir getroffen. Wenn ich promovieren würde, um an einem College zu unterrichten, als wirtschaftliche Versicherung, würde er mir für den Rest meines Lebens 50 Dollar pro Woche geben, damit ich tun und lassen könnte, was ich will, unter der Annahme, dass ich mit fünfzig Dollar nicht verhungern könnte, aber es wäre kein Anreiz zum Durchhalten. Also war Harvard damals – es war eigentlich das letzte Jahr – immer noch die beste Philosophieschule der Welt, und da hatte ich meinen Abschluss in Stanford in Philosophie gemacht, und da es ihm egal war, was ich promovierte, ging ich nach Harvard.“

In Harvard studierte Motherwell bei Arthur Oncken Lovejoy und David Wite Prall. Er verbrachte ein Jahr in Paris, um die Schriften von Eugène Delacroix zu erforschen, wo er den amerikanischen Komponisten Arthur Berger traf, der ihm riet, seine Ausbildung an der Columbia University bei Meyer Schapiro fortzusetzen. 1939 lud Lance Wood Hart, Professor für Zeichnen und Malen an der University of Oregon, Motherwell ein, sich ihm in Eugene, OR, anzuschließen, um ihn ein ganzes Semester lang beim Unterrichten seiner Klassen zu unterstützen.

Nach einem zweijährigen Aufenthalt von 1938 bis 1939 in Paris, wo er sich unter anderem mit den späteren europäischen Exilkünstlern Piet Mondrian und Fernand Léger anfreundete, studierte Motherwell in New York. Er zog 1940 nach New York, um an der Columbia University zu studieren, wo er von Meyer Schapiro ermutigt wurde, sich der Malerei statt der Wissenschaft zu widmen.

Motherwell und der Surrealismus

Meyer Schapiro stellte den jungen Künstler einer Gruppe exilierter Pariser Surrealisten, darunter Max ErnstMarcel Duchamp und André Masson, vor und vermittelte Motherwell ein Studium bei Kurt Seligmann. Die Zeit, die Motherwell mit den Surrealisten verbrachte, erwies sich als einflussreich für seinen künstlerischen Prozess.

1940 lernte Robert Motherwell Robert Matta kennen, mit dem er im September 1941 eine Reise nach Mexiko unternahm – auf einem Boot, wo er Maria Emilia Ferreira y Moyeros, eine Schauspielerin und seine zukünftige Frau, traf. Matta führte Motherwell in das Konzept der „automatischen“ Zeichnung oder des Automatismus ein, mit dem die Surrealisten ihr Unbewusstes erschlossen. Das Konzept hatte eine nachhaltige Wirkung auf Motherwell.

In Mexiko lernte Robert Motherwell den österreichischen Surrealisten Wolfgang Paalen kennen. Motherwells Begegnung mit Paalen veranlasste ihn, seinen Aufenthalt in Mexiko um mehrere Monate zu verlängern, um mit ihm zusammenzuarbeiten. Motherwells mexikanisches Skizzenbuch spiegelt die daraus resultierende Veränderung visuell wider: Während die ersten Zeichnungen von Matta und Yves Tanguy beeinflusst sind, zeigen spätere Zeichnungen, die mit Motherwells Zeit mit Paalen in Verbindung stehen, mehr flache grafische Kadenzen und Details, die sich von der früheren Periode unterscheiden. Paalen stellte Motherwell in einem Brief auch André Breton vor.

Nach mehreren Monaten bei Paalen kehrte Motherwell 1941 nach New York zurück. Dort half er Paalen, seine gegen-surrealistischen Ideen zu propagieren und arbeitete bei dessen Kunstmagazin „DYN“ mit, das von 1942 bis 1944 in sechs Ausgaben herausgegeben wurde. Er gab auch Paalens gesammelte Essays „Form and Sense“ 1945 als erste Ausgabe von „Problems of Contemporary Art“ heraus. Nach dieser Reise beschloss Motherwell, die Malerei zu seiner Hauptberufung zu machen. Nach seiner Rückkehr aus Mexiko verbrachte Motherwell Zeit damit, sein auf Automatismus basierendes kreatives Prinzip zu entwickeln:

„Was mir klar wurde, war, dass Amerikaner möglicherweise wie Engel malen konnten, aber dass es kein kreatives Prinzip gab, so dass jeder, der moderne Kunst mochte, kopierte. Gorki kopierte Picasso. Pollock kopierte Picasso. De Kooning kopierte Picasso. Ich meine, ich sage das uneingeschränkt. Ich malte französische, intime Bilder oder was auch immer. Und alles, was wir brauchten, war ein kreatives Prinzip, ich meine etwas, das diese Fähigkeit zum Malen in einem auf kreative Weise mobilisieren würde, und Europa hatte das, was wir nicht hatten, wir waren ihnen immer gefolgt, und ich dachte an all die Möglichkeiten der freien Assoziation, weil ich auch einen psychoanalytischen Hintergrund hatte, und die Implikationen verstand, wirklich etwas völlig Neues zu machen, von dem sich alle einig waren, dass es das Richtige war.“

Die Skizzen, die Motherwell in Mexiko anfertigte, entwickelten sich später zu seinen ersten wichtigen Gemälden, wie „The Little Spanish Prison“ (1941) und „Pancho Villa, Dead and Alive“ (1943). Im Herbst 1942 waren William Baziotes und Motherwell auf der Ausstellung „First Papers of Surrealism“ vertreten, die Breton in der Whitelaw Reid Mansion in New York kuratierte. Im Mai/Juni 1943 präsentierte Peggy Guggenheim in ihrer Artr of this Century Gallerie die Gruppenausstellung „Spring Salon for Young Artists“, in der ebenfalls Werke bereits etablierter Surrealisten und weniger bekannter amerikanischer Nachwuchsmaler vertreten waren. Motherwells wegweisende Reise nach Mexiko wurde als ein wenig bekannter, aber wichtiger Faktor in der Geschichte und Ästhetik des Abstrakten Expressionismus beschrieben. 1991, kurz vor seinem Tod, erinnerte sich Motherwell an eine „Verschwörung des Schweigens“ bezüglich Paalens innovativer Rolle bei der Entstehung des Abstrakten Expressionismus.

So spielte Robert Motherwell in den frühen 1940er Jahren eine bedeutende Rolle bei der Grundsteinlegung für die neue Bewegung des Abstrakten Expressionismus (oder der New York School):

„Matta wollte eine Revolution, eine Bewegung innerhalb des Surrealismus starten. Er bat mich darum einige andere amerikanische Künstler zu finden, die dabei helfen würden, eine neue Bewegung zu starten. Damals gingen Baziotes und ich zu Pollock und de Kooning und Hofmann und Kamrowski und Busa und einigen anderen Leuten. Und wenn wir etwas mitbringen könnten. Wir sagten, dass Peggy Guggenheim dieses neue Geschäft zeigen würde, und so ging ich herum und erklärte allen die Theorie des Automatismus, denn die einzige Möglichkeit, eine Bewegung zu gründen, war, dass sie ein gemeinsames Prinzip hatte.“

Werke

1942 begann Motherwell, seine Arbeiten in New York auszustellen, und 1944 hatte er seine erste Einzelausstellung in Peggy Guggenheims „Art of This Century“-Galerie; Im selben Jahr erwarb das MoMA als erstes Museum eines seiner Werke. Ab Mitte der 1940er Jahre wurde Motherwell zum führenden Sprecher der Avantgarde-Kunst in Amerika. Zu seinem Kreis gehörten William Baziotes, David Hare, Barnett Newman und Mark Rothko, mit denen er schließlich die „Subjects of the Artist“ School (1948–1949) gründete.

Robert Motherwells Zeichnungen und großformatigen Malereien sind durch dominante schwarze Zeichensetzungen geprägt. Ab den 1960er Jahren fand eine Annäherung an das Color-Field-Painting von Morris Louis statt. Motherwell war einer der wichtigsten Vertreter des amerikanischen Abstrakten Expressionismus. Meist wird er dem Action Painting zugeordnet, er gilt aber als das eher „intellektuelle Gegenstück“ zu Malern wie Jackson Pollock.

Elegien an die Spanische Republik

1948 schuf Motherwell jenes Bild, das sich als Keimzelle der Elegien an die Spanische Republik erweisen sollte, einer seiner bekanntesten Werkserien. In den Jahren 1947–48 arbeitete Motherwell mit dem Kunstkritiker Harold Rosenberg und anderen zusammen, um „Possibilities“, eine Kunstkritik, zu produzieren. Im letzten Jahr schuf Motherwell ein Bild, das Rosenbergs Gedicht „The Bird for Every Bird", die in die zweite Ausgabe der Rezension aufgenommen werden sollte. Die obere Hälfte war eine handschriftliche, stilisierte Wiedergabe der letzten drei Zeilen des Gedichts, und die untere Hälfte war ein visuelles Element, das aus grob gerenderten, schwarzen, eiförmigen und rechteckigen Formen vor einem weißen Hintergrund bestand. Das Bild sollte die gewalttätige Bildsprache des Gedichts auf abstrakte, nicht wörtliche Weise „illustrieren“, Motherwell bevorzugte daher den Begriff „Illumination“. Die zweite Ausgabe von „Possibilities“ kam nicht zustande, und Motherwell lagerte das Bild ein. Er entdeckte es etwa ein Jahr später wieder und beschloss, seine Grundelemente zu überarbeiten. Dies führte zu den „Elegien an die Spanische Republik“, die Motherwell für den Rest seines Lebens schuf. Einige Jahre später betitelte Motherwell das Originalbild rückwirkend „Elegy to the Spanish Republic“. Die abstrakte Bildsprache der Serie wurde als Darstellung von Gewalt in der hispanischen Kultur interpretiert, die nicht unbedingt mit dem spanischen Bürgerkrieg in ihrem Titel zusammenhängt. Zum Beispiel haben Motherwell selbst und andere die Bilder mit der Zurschaustellung der Genitalien eines toten Bullen in der spanischen Stierkampfarena verglichen.

Subjects of the Artists

1948 gründeten Motherwell, William Baziotes, Barnett Newman, David Hare und Mark Rothko die Subjects of the Artist School in der 35 East 8th Street. Vorträge mit Rednern wie Hans Arp, John Cage und Ad Reinhardt waren für die Öffentlichkeit zugänglich und gut besucht. Die Schule scheiterte jedoch finanziell und wurde im Frühjahr 1949 geschlossen.

Je t'aime

1949 ließ sich Motherwell von Maria scheiden und 1950 heiratete er Betty Little, mit der er zwei Töchter hatte. Von 1954 bis 1958, während der Trennung von seiner zweiten Frau, arbeitete er an einer kleinen Serie von Gemälden, die die Worte „Je t'aime“ enthielten und seine intimsten und privatesten Gefühle zum Ausdruck brachten. Seine Collagen begannen, Material aus seinem Studio wie Zigarettenschachteln und Etiketten zu integrieren und wurden zu Aufzeichnungen seines täglichen Lebens.

Motherwell und Frankenthaler: Two Figures

In den Jahren 1958/59 wurde Motherwell in die Ausstellung „The New American Painting“ aufgenommen, die vom Museum of Modern Art initiiert wurde und quer durch Europa reiste. 1958 verbrachten er und Frankenthaler eine dreimonatige Hochzeitsreise in Spanien und Frankreich, während der er mit einer neuen Energie zu malen begann, die er ihrem Einfluss zuschrieb. Die „Two Figures“-Serie, die er in diesem Jahr machte, zeigt „die aufhellende Kraft von Helens Farben“ in seiner Arbeit.

Er war zum dritten Mal, von 1958 bis 1971, mit der Malerkollegin Helen Frankenthaler verheiratet. Da Frankenthaler und Motherwell beide reich geboren wurden und dafür bekannt waren, verschwenderische Partys zu veranstalten, war das Paar als „das goldene Paar“ bekannt. 1972 heiratete er die deutsche Fotografin Renate Ponsold, mit der er bis zu seinem Tod liiert blieb.

Seestücke

In den 1960er Jahren stellte Motherwell sowohl in Amerika als auch in Europa aus und 1965 erhielt er eine große retrospektive Ausstellung im Museum of Modern Art; diese Ausstellung reiste anschließend nach Amsterdam, London, Brüssel, Essen und Turin. 1962 verbrachten Motherwell und Frankenthaler den Sommer in der Künstlerkolonie in Provincetown, Massachusetts, wo die Küste die 64 Gemälde umfassende Serie „Beside the Sea“ inspirierte und die Ölfarbe mit voller Wucht spritzte, um das Meer zu imitieren, das vor ihm an die Küste stürzte.

Dublin 1916

1964 schuf Motherwell ein wandgroßes Gemälde mit dem Titel „Dublin 1916 mit Black and Tan“, das sich in der Empire State Plaza Art Collection von Gouverneur Nelson A. Rockefeller in Albany, NY, befindet. Größe und Inhalt deuten darauf hin, dass Motherwell beabsichtigte, ein Monument des Heldentums in der Tradition von Picassos Guernica zu errichten.

Lyric Suite

1965 arbeitete Motherwell an einer weiteren prominenten Serie namens „Lyric Suite“, benannt nach Alban Bergs Streichquartett. Motherwell erinnerte sich:

„Ich ging in ein japanisches Geschäft, um ein Spielzeug für das Kind eines Freundes zu kaufen, und ich sah dieses schöne japanische Papier und kaufte tausend Blätter. Und ich entschied mich, das war Anfang April 1965, ich würde die tausend Blätter ohne Korrektur machen. Ich würde eine absolute Regel für mich selbst aufstellen. Und ich kam im April und Mai auf 600, als meine Frau und ich eines Abends zu Abend aßen und das Telefon klingelte. Und es war Kenneth Noland aus Vermont daran, sagte er, ich solle sofort kommen. Und ich sagte: ‚Was ist passiert?' Und er sagte: ‚David Smith hatte einen Unfall‘.“

Smith, der Bildhauer, war Motherwells und Frankenthalers Freund. Das Paar fuhr hastig nach Vermont und kam 15 Minuten nach Smiths Tod an. Motherwell stellte die Arbeit an der Serie ein. Er sagte über sie:

„Und dann, in einem Jahr, ließ ich sie alle rahmen, und ich mag sie jetzt sehr. Ich sollte auch sagen, dass ich sie halb gemalt habe und sie sich halb selbst gemalt haben. Ich hatte zuvor nie Reispapier verwendet, außer gelegentlich als ein Element in einer Collage. Und die meisten davon waren mit sehr kleinen, ich meine sehr dünnen Linien. Und dann schaute ich erstaunt auf den Boden, nachdem ich fertig war. Es breitete sich aus wie Ölflecken und füllte alle möglichen seltsame Dimensionen.“

Open

1967 begann Motherwell mit der Arbeit an seiner „Open“-Serie. Inspiriert von einer zufälligen Gegenüberstellung einer großen und einer kleinen Leinwand beschäftigten die Open-Gemälde Motherwell fast zwei Jahrzehnte lang. Die Opens bestehen aus begrenzten Farbflächen, die durch minimal gerenderte Linien in locker rechteckigen Konfigurationen unterbrochen werden. Im Laufe der Serie wurden die Arbeiten komplexer und malerischer, während Motherwell die möglichen Permutationen solch reduzierter Mittel durcharbeitete.

In den späten 1960er Jahren verwendete Motherwell Gauloises-Pakete und -Kartons in vielen Collagen, einschließlich einer umfangreichen Serie mit den Paketen, die von hellroter Acrylfarbe umgeben waren, oft mit eingeschnittenen Linien in den bemalten Bereichen.

Lehre

1945 lehrte Robert Motherwell am Black Mountain College, North Carolina. Zwischen 1951 und 1958 hatte er einen Lehrauftrag am Hunter College in New York und am Black Mountain College in North Carolina. Cy Twombly, Robert Rauschenberg und Kenneth Noland studierten bei Motherwell und wurden von ihm beeinflusst. Zu dieser Zeit war er ein produktiver Schriftsteller und Dozent, und zusätzlich zur Leitung der einflussreichen „Documents of Modern Art Series“ gab er „The Dada Painters and Poets: An Anthology“ heraus, das 1951 veröffentlicht wurde.

Retrospektiven

1972 heiratete Motherwell die Künstlerfotografin Renate Ponsold und zog nach Greenwich, Connecticut, wo sie in einem Remisehaus mit einem Heuboden, einer Scheune und einem Gästehaus lebten, das an ein großes Atelier angrenzte – das Ganze umgeben von einem parkähnlichen Grundstück. In den 1970er Jahren hatte er retrospektive Ausstellungen in mehreren europäischen Städten, darunter Düsseldorf, Stockholm, Wien, Paris, Edinburgh und London. 1977 erhielt Motherwell einen großen Wandauftrag für den neuen Flügel der National Gallery of Art in Washington, D.C.

1983 fand in der Albright-Knox Art Gallery in Buffalo, New York, eine große retrospektive Ausstellung von Motherwells Werken statt, die von Douglas G. Schultz organisiert wurde. Von 1983 bis 1985 wurde diese Ausstellung anschließend in großen Museen, dem Los Angeles County Museum of Art, dem San Francisco Museum of Modern Art, dem Seattle Art Museum, der Corcoran Gallery of Art und dem Solomon R. Guggenheim Museum gezeigt. Eine weitere Retrospektive wurde 1991 in Mexiko-Stadt, Monterey, und Fort Worth, Texas, gezeigt.

1985 wurde Motherwell die Edward-Macdowell-Medaille verliehen.

1988 arbeitete Motherwell mit dem Verleger Andrew Hoyem von Arion Press an einer limitierten Auflage des modernistischen Romans Ulysses von James Joyce. Motherwell produzierte 40 Lithografien für das Projekt.

Dedalus Foundation

Die Dedalus Foundation wurde 1981 von Robert Motherwell gegründet, um das öffentliche Verständnis für moderne Kunst und Moderne durch die Unterstützung von Forschung, Bildung, Veröffentlichungen und Ausstellungen zu fördern.

Tod

Robert Motherwell starb am 16. Juli 1991 in Provincetown, Massachusetts. Nach seinem Tod ließ Clement Greenberg, Verfechter der New York School, kaum Zweifel an seiner Wertschätzung für den Künstler und kommentierte:

„Obwohl er heute unterschätzt wird, war er es meiner Meinung nach einer der besten Maler des abstrakten Expressionismus".

Am 20. Juli 1991 nahmen mehrere hundert Menschen an einem Gedenkgottesdienst für Motherwell am Strand vor seinem Haus in Provincetown teil. Unter ihnen waren der Schriftsteller Norman Mailer und der Fotograf Joel Meyerowitz, beide Sommerbewohner von Provincetown. Zu den Rednern gehörte der Dichter Stanley Kunitz, der ein Lieblingsgedicht von Motherwell vorlas, William Butler Yeats' „Sailing to Byzantium“. Andere Anwesende waren Familienmitglieder, Freunde, andere Künstler und Senator Howard Metzenbaum, ein Bekannter von Motherwell.

Als Motherwell starb, war sein Nachlass auf mehr als 25 Millionen US-Dollar taxiert und umfasste mehr als 1.000 Kunstwerke, die Drucke nicht eingeschlossen. Sein Testament wurde in Greenwich zur Nachlassprüfung eingereicht und als Testamentsvollstrecker wurden seine Witwe Renate Ponsold Motherwell und sein langjähriger Freund Richard Rubin, Professor für Politikwissenschaft am Swarthmore College, benannt.

  1. Sidney Simon, Concerning the Beginnings of the New York School, 1939–1943. An Interview with Robert Motherwell Conducted in New York in January 1967, in: Art International (Sommer 1967),  S. 20–23, wieder abgedruckt in: Reading Abstract Expressionism. Context and Critique, hg. von Ellen G. Landau, New Haven u. a. 2005, S. 276–289, hier S. 288 f.