Realismus
Was ist Realismus?
Realismus (von lat. res für Ding) ist ein hochkomplexer Begriff, mit dem eine bestimmte Haltung und Weltanschauung, wie auch Methode der Kunstproduktion beschrieben wird. Im Jahr 1855 verwendete ihn Gustave Courbet, um seine von der Jury der Weltausstellung abgewiesenen, anti-akademischen, anti-idealistischen Gemälde im „Le Réalisme“ auszustellen. Er sah in seinen großformatigen Werken, in denen er die regionale Landschaft und die Bevölkerung realistisch, d.h. getreu im monumentalen Format schilderte, einen neuen, von vielen als brutal und „hässlich“ empfundenen Stil. Dahinter stand eine politische Aussage, der Realismus ist daher auch eine Art „Kampfbegriff“ in der französischen Kunsttheorie. Zwischen etwa 1830 und 1880 widmeten sich einige Künstler einzig der sichtbaren Welt, berührbaren Dingen und lehnten akademische Historienmalerei (Salonmalerei) entschieden ab.
In den 1870er und 1880er Jahren wandtelte sich die realistische Malerei - vor allem die Landschaftsmalerei - in Richtung einer stimmungsvollen, atmosphärischen Auffassung eines Naturausschnitts. Wichtige Vorbilder waren die Maler der Schule von Barbizon, gefolgt von Gustave Courbet, Daumier. In Deutschland folgten ihnen Adolph von Menzel, Wilhelm Leibl und der Leibl-Kreis, Max Liebermann, Otto Modersohn, bereits vorbereitet durch den Berliner Landschaftsmaler Carl Blechen. Gottfried Schadow verteidigte den Berliner Realismus schon Anfang des 19. Jahrunderts gegen Angriffe von Goethe:
„Ich verstehe darunter (unter dem von Goethe kritisierten Naturalismus – J.N.): dass man hier solchen Kunstarbeiten den Vorzug gibt, welche treu und ehrlich nach einem vorliegenden Muster abgebildet, sind; oder: jedes Kunst-Stück werde hier behandelt wie ein Porträt oder Konterfei. Mich sollte es freuen, wenn wir einen (solcherart – J. N.) charakteristischen Kunstsinn besäßen […]. Ist er doch der einzige, durch welchen wir Deutsche dahin kommen, Kunstwerke hervorzubringen, in welchen man uns selber sähe.“ (Gottfried Schadow, Über einige der Propyläen abgedruckten Sätze Goethes, die Ausübung der Kunst betreffend, 1801)
In Österreich etablierte sich der sogenannte Stimmungsimpressionismus. der vielleicht besster Stimmungsrealismus genannt werden sollte. In den Niederlanden traten die Maler der Haager Schule hervor, während in Italien die Macchiaiuoli bereits seit Mitte der 1850er Jahre eine fleckenhafte, stimmungsvolle Landschaftsmalerei ausübten. Der berühmteste Realist Russlands ist Ilja Repin.