Damien Hirst: britischer Künstler der Gegenwart | ARTinWORDS glory casino website glory casino crazy time live casino bkash 9 casino glory casino live online casino bd live casino login jeetwin casino mega casino affiliate r777 casino track casino mega casino in the world live casino score casino bijoy 7 casino casino live crazy time krikya casino login glory casino deposit problem mcw casino world mega casino world app download casino games glory casino bangladesh download vaggo casino casino score crazy time

Damien Hirst

Wer ist Damien Hirst?

Damien Hirst (* 7.6.1965, Bristol) ist ein britischer Künstler, der im Rahmen der Young British Artists während der 1980er Jahre zu Weltruhm kam und 1995 den Turner Prize gewann (→ Zeitgenössische Kunst). Sein berühmtestes Werk ist „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ (1992), weiters beschäftigte er sich mit Dot Paintings, Spin Paintings, er klebt Schmetterlinge auf Leinwände und malt glitzernde Totschädel. Damien Hirst ergründet in seinem Werk werden komplexe Zusammenhänge zwischen Kunst, Wissenschaft, Religion, Leben und Tod.

„Great art – or good art – is when you look at it, experience it and it stays in your mind. I don’t think conceptual art and traditional art are all that different. There’s boring conceptual art and there’s boring traditional art. Great art is if you can’t stop thinking about it, then it becomes a memory.“ (Damien Hirst, 2010)

 

Kindheit und Jugend

Damien Hirst wurde am 7. Juni 1965 in Bristol geboren und wuchs in Leeds auf. Sein Vater war ein Automechaniker, der die Familie verließ, als sein Sohn zwölf Jahre alt war. Hirst stammt aus einfachen Verhältnissen, seine Mutter Mary Brennan zog ihn allein groß und hatte mit der rebellischen Seite ihres Sohnes zu kämpfen.

 

Ausbildung

Allerdings zeichnete Damien Hirst schon als Jugendlicher mit Begeisterung. Seine Mutter förderte in Ansätzen dieses Talent. In der Folge gelang es Hirst, in künstlerisch ausgerichteten Bildungseinrichtungen aufgenommen zu werden. Zwischen 1981 und 1984 besuchte er das Anatomiemuseum der medizinischen Fakultät der Universität Leeds unzählige Male. Ein dort entstandenes Foto liegt der Arbeit „With Dead Head“ zugrunde. 1983/84 nahm Damien Hirst am Grundlagenkurs am Jacob Kramer College of Art, Leeds, teil. Er begann noch in Leeds, intensiv an der Entwicklung seines eigenen Werks zu arbeiten.

1984 zog Damien Hirst nach London, wo er auf Baustellen arbeitete, weil er am Goldsmiths College nicht aufgenommen worden ist. Hirst entdeckte einen Berg angesammelte Gegenstände im verlassenen Haus seines Nachbarn Mr. Barnes in der White Hart Lane, Wood Green, London. Diese Objekte verwendete Hirst als Material für eine Reihe von Collagen (1983–1987).

Hirst sah in der Londoner Hayward Gallery eine Arbeit des britischen Künstlers Francis Davison, der vor allem mit Collagen Bekanntheit erlangt hatte. Davon nachhaltig beeindruckt, suchte er Margaret Mellis in Southworld auf, um Arbeiten von Davidson zu sehen. Zudem arbeitete er einige Zeit in einem Leichenschauhaus. Dort machte er Erfahrungen – ungeschönte Begegnungen mit tragischen Schicksalen und dem Tod –, die er später in den Totenschädel-Werken verarbeitete.

Ebenfalls noch im Jahr 1984 reiste Damien Hirst erstmals durch Westeuropa, um die großen Museen zu besuchen. In den Niederlanden sah er Rembrandt van Rijns „Anatomie des Dr. Nicolaes Tulp“ (Mauritshuis, Den Haag) und Gemälde von Vincent van Gogh im Van-Gogh-Museum in Amsterdam. In Paris besuchte er Ausstellungen über Pierre Bonnard und Willem de Kooning im Centre Pompidou. Für seine spätere Haltung zur Malerei stellten diese Entdeckungen wichtige Inspirationsquellen dar, auch wenn er in den 1980er Jahren noch das Gefühl hatte, dass er mit Objektkunst sich besser ausdrücken konnte.

Zwischen 1986 und 1989 studierte Damien Hirst am Goldsmiths College. Als Student begann er in der Anthony d’Offay Gallery zu arbeiten. Dort traf er Künstler wie Andy Warhol, und später Anselm Kiefer, Brice Marden und Gerhard Richter. Bereits 1986 schuf Damien Hirst sein erstes „Spot Painting“ und im Februar 1987 organisierte er gemeinsam mit Holden Rowan eine erste Gemeinschaftsausstellung in der Old Court Gallery im Windsor Arts Centre. Eine seiner frühen „pan“-Arbeiten konnte er gleichzeitig in einer von Angus Fairhurst organisierten Gruppenausstellung am Institute of Education in London ausstellen.

Im Jahr 1988 schuf Damien Hirst seine ersten Arzneischränke [Medicine Cabinets], „Sinner“ und „Enemy“; vier weitere – „Bodies“, „Liar“, „Pretty Vacant“ und „Seventeen“ – zeigte er in der Abschlussausstellung am Goldsmiths College neben drei frühen Collagen (1989). Dre Künstler nutzte dafür leere Arzneimittelverpackungen, die ihm seine Großmutter überlassen hatte. Anfangs ordnete Damien Hirst die Pillen nach den Organen, für die sie Linderung versprachen. Doch bald entscheid er sich, sie nach Größe und Farbe anzuordnen. Das formalistische Prinzip hatte die Oberhand gewonnen und sollte es die nächsten 40 Jahre weiterhin behalten.

 

Freeze 1988

Bereits während des zweiten Jahres am Goldsmiths organisierte Damien Hirst „Freeze“, eine Ausstellung mit Freunden und 16 Kommilitonen, darunter Steven Adamson, Angela Bulloch, Mat Collishaw, Ian Davenport, Angus Fairhurst, Anya Gallaccio, Gary Hume, Michael Landy, Abigail Lane, Sarah Lucas, Lala Meredith-Vula, Richard Patterson, Simon Patterson, Stephen Park und Fiona Rae.

Die drei Teile der Ausstellung fanden in einem ungenutzten Gebäude der Hafenbehörde in den Londoner Surrey Docks statt. Hirst zeigte im ersten Teil „Boxes“ (6.–22.8.) und im dritten Teil die Punkte-Wandbilder „Edge“ und „Row“ (bis 29.9.). Damien Hirst und seinen Kommilitonen verschaffte die „Freeze“ einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt. Die Ausstellung bestach vor allem durch das – für ein studentisches Projekt – hohe Niveau in der Ausführung. Schlussendlich begannen auch Sammler, sich für die Präsentation zu interessieren, darunter Charles Saatchi. Einige der gezeigten Goldsmiths-Studenten wurden später als Young British Artists zu aufstrebenden Talenten der jungen Kunstszene. Nach Ende der Ausstellung nutzten Hirst, Fairhurst, Collishaw, Bulloch und andere Kunststudenten das Gebäude als Atelier.

„An der Hochschule habe ich viele Arbeiten gesehen, die mir besser zu sein scheinen als das, was man in den Galerien sah, aber nicht al diese Studenten konnten nach dem Studium Ausstellungen in Londoner Galerien ausrichten. Das war für mich der Anreiz, einen Ort zu suchen und die Ausstellung zu organisieren. Und wenn man schon etwas macht, sollte man es auch richtig machen.“1 (Damien Hirst 1995 über die „Freeze“)

 

Young British Artist

Ab 1990 arbeitete Damien Hirst an Arzneimittelschränken (die Installation „Pharmacy“ von 1992), seine Farbexperimente in Form von Punktebildern [Spot Paintings], Schmetterling-Gemälden und in Form von in Formaldehyd eingelegten Tieren an der Konfrontation mit dem Tod. Mit den Skulpturen „A Hundred Years“ und „A Thousand Years” (beide 1990), „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living” (1991) sowie „Mother and Child Divided” (1993) hatte Damien Hirst seinen persönlichen Stil gefunden.

Young British Artists war der Titel einer Ausstellungreihe in der Saatchi Gallery, in denen die Künstlerinnen und Künstler der Freeze von 1988 vorgestellt wurden. Während der 1990er Jahre wurden die Young British Artists zur dominierenden Gruppe in der britischen Kunstszene. Ihren Stellenwert zementierte die Ausstellung „Sensation" in der Royal Academy im Jahr 1997.

Den ersten Grafikzyklus widmete Damien Hirst ebenfalls dem Themenkreis Medizin. 13 großformatige Siebdrucke unter dem ironischen Titel „The Last Supper“ zeigen Verpackungen von Arzneimitteln, doch anstelle der Namen fügte er klassisch-britische Nahrungsmittel hinzu (150 Abzüge, einige Artist’s Proofs). Seinen eigenen Namen variierte Hirst im Stil von Firmennamen. Für Hirst ist Medizin wie Religion und Kunst ein Glaubenssystem, das gleichermaßen verführerisch und illusorisch ist. Der Künstler zeigte sich schon am Beginn seiner Karriere überrascht davon, dass einige Menschen an die Medizin und nicht an Kunst glauben, ohne jedoch eine davon zu hinterfragen.2

 

A Thousand Years

Mit der Installation „A Thousand Years“ (1990) verband der Künstler seine Ansicht, dass alle Kunst vom Tod handelt, mit auf Prozess angelegten Anordnung. Das Werk besteht aus einer rechteckigen Glasvitrine, in der sich Maden an einem Kalbskopf ernähren, zu Fliegen werden und danach sterben. Die Vitrine erinnert an die Käfige in den Gemälden Francis Bacons, der am Beginn von Hirsts Werk einen wichtigen Einfluss ausübte. In ihrer Formgebung nimmt sie zudem das Vokabular von Minimal Art | Minimalismus auf. Ein Jahr später entwickelte Damien Hirst die Werkgruppe „Natural History“, die ihm internationale Berühmtheit eintrug.

 

The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living

Ab 1991 arbeitete Damien Hirst an Werken mit toten Tieren, die er in Formaldehyd einlegte und zur Werkgruppe „Natural History“ zusammenfasste. Zu den ersten Schaukästen zählte eine Gruppe von vier unter dem Titel „The Lovers (The Committed Lovers (The Spontaneous Lovers) (The Detached Lovers) (The Compromising Lovers)“ von 1991 enthielten Tierorgane in Probengefäßen. Die beiden Arbeiten „Isolated Elements Swimming in the Same Direction for the Purpose of Understanding (Left)” und „Right” aus dem gleichen Jahr bestehen aus Plexiglaskästen mit eingeschlossenen Fischen. Eine Steigerung stellt „Stimulans (and the Way They Affect the Mind and Body)“ (1991) dar. In zwei auf dem Boden stehenden Glaskästen positionierte Damien Hirst zwei Schafsköpfe ohne Haut. Schnell entwickelten sich diese an naturwissenschaftliche Präsentationsformen erinnernden Schaukästen zum Erkennungsmerkmal seiner Kunst. Noch in diesem Jahr beauftragte Charles Saatchi den Künstler mit der Ausführung seines bekanntesten Werks.

Mit „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living” hatte Hirst sein bis heute bekanntestes Kunstwerk geschaffen. In der Gruppenausstellung „Young British Artists” in der Londoner Saatchi Gallery stellte er 1992 erstmals den Katzenhai im Becken aus, womit ihm als „Young British Artist“ der internationale Durchbruch gelang. Damit übertrug Hirst eine Methodik der Naturwissenschaften in den Kunstkontext.

„Ein Hai ist furchterregend, er ist größer als wir und lebt in einer uns fremden Umgebung. Er scheint lebendig, wenn er tot ist, und tot, wenn er lebendig ist. Und er kann einen toten und fressen, daher liegt eine morbide Neugier darin, ihn zu betrachten. Mir gefällt diese Vorstellung, die Welt verstehen zu wollen, indem man Dinge daraus isoliert. Man tötet etwas, um es zu betrachten. Man muss einen Hai in Flüssigkeit konservieren, das ähnelt seinem natürlichen Lebensraum. Er muss so groß sein. Ich hoffe, dass man ihn auf dem ersten Blick für lebendig hält.“3 (Damien Hirst, 1997)

Dass Damien Hirst mit Tieren als Material arbeitet und ihre Körper in Formaldehyd konserviert ausstellt, hat viele Kritiker in den letzten Jahrzehnten gegen den Künstler Position beziehen lassen. Seine Kunstwerke würden den Voyeurismus herausfordern und die Tiere würdelos präsentieren. Am 9. Mai 1994 beschädigte eine unbekannte Person die Skulptur „Away From the Flock“ (ein einzelnes Jungschaf) in der Serpentine Gallery, indem sie schwarze Tinte in den Glasbehälter schüttete. Über Nacht restaurierte der Künstler sein Werk.

Diese Werke trugen dem jungen Künstler seine erste Nominierung für den Turner Prize (1992) und ein einjähriges DAAD-Stipendium für Berlin (1993) ein. Matthew Slotover lud Damien Hirst ein, an der 45. Biennale von Venedig im Kapitel „Aperto“ auszustellen (1993). Der britische Künstler schuf dafür „Mother and Child (Divided)“, eine Kuh und ihr Kalb, längs halbiert, in vier separaten Glasbecken. Das Publikum kann sowohl die Außenkörper der Tiere als auch ihre Querschnitte betrachten. Den Turner Prize gewann Damien Hirst bereits 1995, wie auch den Prix Eliette von Karajan.

 

Spot Paintings

Während seines Studiums begann Damien Hirst freihändig Punkte-Bilder [Spot-Paintings] zu malen. Die Punkte haben alle die gleiche Größe und sind auf einem strengen Raster angeordnet, sie unterscheiden sich in ihren Farben. Es ging ihm dabei um die Wirkung der Farbtöne im Verhältnis zueinander. Hirst präsentierte zwei Arbeiten auf der Freeze-Ausstellung, indem er sie direkt an die Wand malte. Danach suchte er, seine Handschrift immer mehr zu eleminieren, sodass die Werke wie von einer Maschine produziert wirken. Die Titel einzelner Werke entnahm er dem Katalog des Chemikalienvertriebs Sigma-Aldrich. Die Broschüre war Hirst zufällig in die Hände gefallen. Für den Künstler bedeuteten die Spot Paintings, sich über Farbe klar zu werden, wobei ihm das strenge Raster und das vorgegebene Konzept half, Ordnung in das Chaos zu bringen. Im Laufe von etwa 20 Jahren wuchs die Gruppe der Spot Paintings kontinuierlich, es entstanden jährlich etwa sechzig neue Bilder.

Wie Hirst 1995 in einem Interview mit Stuart Morgan erklärte, liegt der Reiz, diese Serie fortzusetzen, vor allem darin, dass er die Serie unendlich fortführen oder jederzeit abrupt beenden könnte, um jeglichen Erwartungen entgegenzuwirken

„Um diese Struktur zu schaffen, diese Farben zu nutzen und nichts zu tun. Ich bekam plötzlich was ich wollte. Es war nur eine Möglichkeit, die Freude an der Farbe festzuhalten.“ (Damien Hirst, 2010)

 

Spin Paintings

Erste Versuche zu den Spin Paintings machte Damien Hirst im Jahr 1992, im folgenden Jahr errichtete er gemeinsam mit Angus Fairhurst einen „Spin-Painting“-Stand für die Ausstellung „A Fête Worse Than Death“ in London. Doch erst 1994, also während seines Berlin-Stipendiums, kreierte Damien Hirst einen richtigen Spin-Apparat, mit dem er verstärkt an „Spin Paintings“ arbeitete. Die Maschine dreht die horizontal liegende, runde Leinwand; der Künstler schüttet Haushaltslack darauf. Aufgrund der Fliehkraft rinnt die Farbe schlierenartig nach außen. Das Ergebnis wird von der Drehgeschwindigkeit, der Fließeigenschaft der Farbe und natürlich dem gewählten Farbton bestimmt. Der Einfluss des Zufalls lässt die Spin Paintings als Gegensatz zu den Spot Paintings erscheinen; schlussendlich ging es aber Damien Hirst bei beiden Maltechniken um den anonymisierten Herstellungsprozess. Die Titel der Spin Paintings sind außrgewöhnlich lang. Sie beginnen mit „Beautiful” und enden mit „Painting”. Unter dem Titel „Damien Hirst: Making Beautiful Drawings“ stellte er sie bei Bruno Brunnet Fine Arts, Berlin, aus.

Im Jahr 2020 kooperierte Damien Hirst mit der Internet-App Snapchat, um seine Spin Paintings in den virtuellen Raum und unter die Nutzer*innen zu bekommen. Der Spin Painting-Filter ermöglicht Menschen spielerisch eigene Spin Paintings in ihren eigenen Räumen (augmented reality) entstehen zu lassen (→ Damien Hirst x Snapchat | digitale Spin Paintings für Alle).

 

Visual Candy Paintings

Zwischen 1993 und 1995 arbeitete Damien Hirst an der Serie „Visual Candy”. In ihr brach er mit dem Minimalismus sowohl der Spot Paintings als auch der Nationa History-Serie. Gleichzeitig reagierte er mit dem Titel auf eine Kritik, in der seine Spin Paintings als „just visual candy” bezeichnet wurden. Die abstrakten Kompositionen sind mit pastoser, bunter Farbe ausgeführt und zeigen einander überlappende Farbflecke. Titel wie „Happy Happy Happy” (1994) oder „Super Silly Fun” (1993) verweisen auf die Ironie des Künstlers, der sich von einer US-amerikanischen Kinderzeichentrick-Serie namens „Ren & Stimy” beeinflussen ließ. So bekannte der Brite, dass er sich von den Farbtönen hat inspirieren lassen.

 

Fly Paintings

1997 entstand mit „Untitled Black Monochrome (Without Emotion)” das erste von Hirsts „Fly Painting”. Der Künstler nutzte Fliegen als „Material“:

„Wenn die Fligen zum Teil davon werden, wenn ihre Masse immer dichter wird, entsteht dieses gewisse Schwarz. Ziemlich erschreckend […] War es Thomas Hobbes, der Leviathan geschrieben hat? Er bezeichnete das Leben als ‚gemein, brutal und kurz‘. In diesem Zitat meint er, dass Menschen wie Fliegen sind, die von der Wand gefegt werden. Mir gefällt das als Metapher. Unser gesamtes Leben ist vielleicht nicht mehr als ein Punkt im Raum, fast wie ein Nichts. Außerdem wirken aus einer gewissen Distanz die Menschen wie Fliegen, so wieder Lebenszyklus einer Fliege unserem Leben gleicht.“4 (Damien Hirst im Interview mit Mirta D’Argenzio, 2004)

 

Kaleidoskope mit Schmetterling

Schmetterlinge waren eine der frühesten Inspirationsquellen für Damien Hirst: seine bunten Kaleidoskope wurden ikonischen Werken. Hirst hatte zunächst die Idee, Insekten zufällig in seine Werke einzubauen. Wie er sich erinnerte: „Ich erinnere mich, dass ich einmal etwas Weißes gemalt habe und darauf eine Fliege gelandet ist. Ich dachte 'Fuck!', aber dann dachte ich, es sei lustig. Diese Idee eines Künstlers, der versucht, ein Monochrom zu machen und von Fliegen, die in der Farbe landen, oder so etwas beschissen wird “5 Hirst fuhr fort, diesen Effekt mit Schmetterlingen nachzubilden: „Ich wollte, dass er wie ein Künstleratelier aussieht, in dem er nasse farbige Leinwände hatte und die Schmetterlinge darin gelandet waren.“6

1991 installierte Damien Hirst in einem Londoner Reisebüro das Stück „In-Out-of-Love (Butterfly Paintings and Ashtrays)“, mit dem er seine Karriere begann. Schwarze Schmeterlingspuppen waren in die weiße Farbe mehrerer Leinwände eingebettet. Eine Reihen von Topfpflanzen stand entlang ihrer Basis. Die Zuschauer erlebten das Schlüpfen der Schmetterlinge und ihr Fliegen auf die Blumen zu als Teil der Arbeit. Die Schmetterlinge erleben eine Metamorphose von Puppen zu ausgewachsenen Tieren. Die Tiere bleiben an den nassen Ölgemälden kleben. „In-Out-of-Love“ fängt als Miniaturansicht den gesamten Zyklus von Leben und Tod ein.

Zu den Inspirationsquellen Hirsts gehören sowohl die Schmetterlingssammler:innen der viktorianischen Zeit als auch der französische Künstler Jean Dubuffet, der bereits in den 1950er Jahren seine Landschaften aus Vence mit Schmetterlingsflügeln verband. Hirst geht über diese Arbeiten noch hinaus, indem er die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Schmetterlinge mit der Vergänglichkeit des Lebens verbindet. So changieren die Werke von Damien Hirst zwischen Schönheit und Morbidität, wobei der Künstler sie als Feier des Lebens verstanden wissen will.

Seit 2001 Jahren arbeitet Hirst an Schmetterlingsbildern, mit denen er an Kaleidoskope oder gotische Kirchenfenster (Rose) erinnert. Hirsts Kaleidoskopbilder entstehen, indem bunte Schmetterlingsflügel in Haushaltsfarbe gelegt und nach einem von Hirst entworfenen und ausgeführten Muster angeordnet werden. Während die gesamte Serie von der religiösen Ikonografie der Glasmalerei inspiriert ist, beziehen sich einige der Werke sogar auf identifizierbare Fenster in Londoner Kirchen.

 

Skulls

Seit 2006 arbeitete Damien Hirst an einer Serie von Schädeln und deformierten Gesichtern, die er „After Beautiful Paintins” nannte. Im Gegensatz zu den farbenfrohen Gemälden zuvor, sind diese nun dunkel und düster. Die Schädel tauchen aus tiefem Schwarz auf und scheinen auf den Leinwänden zu schweben. Diese Werke werden mit memento mori, der Meditation über den Tod in der Barockmalerei, in Verbindung gebracht. Auf der Suche nach einem Auslöser für spontane Reaktionen bei den Betrachtenden war der Maler einmal mehr auf Bacon und die Stilllebenmalerei des niederländischen Barock gestoßen. Die in „Leuchtfarben” Gelb, Grün und Blau gehaltenen Knochen bedeuteten eine entschiedene Abkehr von den bunten Abstraktionen davor und fanden in dem Objekt „For the Love of God” 2007 einen Höhepunkt.

 

Two Weeks One Summer

Während Damien Hirst seine Spots und Spin Paintings im Atelier mit einer Reihe von Assistenten erarbeitete, schuf er „Two Weeks One Summer” alleine während eines Aufenthalts in Devon 2010. Diese kleinformatigen Gemälde rufen die Erinnerung an traditionelle Stillleben hervor. Der Künstler arrangierte dafür Objekte, wie beispielsweise einen ausgestopften Vogel unter einem Glassturz, Schmetterlinge, ein Haikiefer und Zweige (erste Kirschblüten). Einiges spielt an Hirsts Skulpturen und Kaleidoskope an; die Kirschblüten wählte er einige Jahre später als Moiv einer großen Serie an Gemälden.

 

Colour Space Paintings & Veil Paintings

Im Jahr 2016 arbeitete Damien Hirst an der „Colour Space Paintings“-Serie. Wie in den Spot Paintings haben auch hier alle Punkte die gleiche Größe und kein Farbton wiederholt sich. Der Unterschied liegt in der Aufgabe sowohl des strengen Rasters als auch des perfekten Kreises. Die „Colour Space Paintings“ zeigen unperfekte Kreise, die dicht an dicht angeordnet werden, so dass sie einander manchemal sogar überlappen. Bei genauer Betrachtung fällt auch auf, dass die persönliche Handschrift wieder in die Bilder eindringt und das „Handwerk“ einen neuen, positiven Stellenwert erhielt. Damien Hirst gefiel in einem Interview der Vergleich der Farbpunkte mit menschlichen Zellen, die durch ein Mikroskop betrachtet werden.

Kurz nachdem 2017 auf der Biennale von Venedig Damien Hirsts „Treasure of the Wreck of the Unbelievable“ vorgestellt hatte, begann er die Serie „Veil Paintings“. Er arbeitete daran zwei Jahre und kehrte zu dem Experiment zurück, das ihn zu „Visual Candy“ geführt hatte. Auf großformatigen Leinwänden arbeitete Damien Hirst in dicken Pinselstrichen oder vertreuten Punkten. Als Vorläufer werden Pierre Bonnards spätimpressionistische Malerei und für das All-over der Abstrakte Expressionismus genannt (→ Abstrakter Expressionismus | Informel).

„For me, the Veil Paintings are about now, about something energetic forming, like planets or ideas, they are about growth. I want them to feel like you're looking through a sheer curtain at something patterned in a colourful, complicated garden beyond, and both the curtain and the garden are moving and work with each other andagaint each other.“ (Damien Hirst)

 

Cherry Blossoms

Damien Hirsts jüngste Serie trägt den Titel „Cherry Blossoms“ und besteht aus 107 Gemälden, die Kirschblüten oder besser blühende Kirschbäume (von unten betrachtet) zeigen. Der Brite stellte sie 2021 in der Fondation Cartier, Paris, erstmals der Öffentlichkeit vor. In den Kompositionen verband Hirst pastose Pinselstriche mit Elementen gestischer Malerei, wodurch er sich maltechnisch sowohl auf den Postimpressionismus und den Pointillismus aber auch das Action Painting bezog. Einmal mehr verband der Brite damit die Avantgarde des späten 19. Jahrhundert mit jener aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, ein Lieblingsmotiv der japanischen Kultur, das auch Vincent van Gogh aufnahm, mit dem europäischen Malereidiskurs, der von Figuration zur Abstraktion führte.

 

The Currency (2022)

2016 schuf Damien Hirst 10.000 Gemälde in seiner bekannten Punktmanier. Jedes Werk hat einen individuellen Titel und mit einem NFT verbunden. Sobald ein Bild über die Plattform HENI verkauft ist, müssen sich die neuen Besitzer:innen entscheiden, ob sie das physische Werk oder das NFT haben wollen (läuft über Palm Blockchain, die mit Ethereum verbunden ist). Die Entscheidung hat zur Folge, dass das jeweils andere sofort zerstört wird.

Hirst verbrennt die Gemälde ab dem 9. September 2022. Für den Künstler ist der spannende Moment, wie sein Kunstwerk zur Währung wird. Bis Ende Juli hatten sich 4.180 Besitzer:innen für das Kunstwerk entschieden und weitere 5.820 für den NFT.

 

Skulpturen

Mit „Hymn” (1999–2005) schuf Damien Hirst eine sechs Meter hohe Skulptur, gefolgt von „Charity“ (2002/03). Die wohl bekannteste Skulptur Hirsts ist „For the Love of God“ (2007), ein Platinabguss eines aus dem 18. Jahrhundert stammenden Schädels mit echten Zähnen, den er vollständig mit Diamanten in Pavé-Fassung bedeckt ist. An der Stirn ist ein 53-karätiger, rosafarbener Diament befestigt. Die erste Präsentation fand ab November 2010 im Palazzo Vecchio in Florenz statt.

Nach einigen ruhigen Jahren überraschte Damien Hirst 2017 in Venedig mit einer gigantisch dimensionierten Ausstellung im Palazzo Grassi und der Punta della Dogana mit „Treasures from the Wreck of the Unbelievable“. Der Künstler präsentierte sich als der „Finder“ eines antiken Schiffes im Indischen Ozean, in dem kostbare, mythische Kunstschätze entdeckt werden konnten. In zehn jahren Vorarbeit hatte Damien Hirst die Kunstgeschichte der Antike aber auch popkulturelle Helden wie Mickey Mouse zu vorgeblich wiedergefundenen Artefakten verwandelt: Der unglaubliche Damien Hirst

 

Auktionsrekorde

Damien Hirst wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als am 21. Juni 2007 für sein Werk „Lullaby Spring“, ein Schauschrank aus Stahl von 2002, 19,2 Millionen Dollar auf einer Auktion bewilligt wurden. Damit erzielte der Brite einen Auktionsrekord unter den lebenden Künstlern.

Im folgenden Jahr ließ der Künstler 244 Werke in 223 Losen versteigern. Am 15. und 16. September 2008 erzielte er 111.576.800 Pfund. Im Auktionskatalog heizte er diese Aktion noch weiter an:

„Man muss schon mutig sein oder verrückt, um sich zu entscheiden, die Galerien zu umgehen, und eine Ladung ganz neuer Arbeiten direkt auf den Markt zu bringen, ohne Auflagen, der höchste Bieter gewinnt. Bang!“

 

Filme, Musik und Restaurants

  • Damien Hirst hatte schon Mitte der 1990er Jahre Erfolg als Regisseur von Musikvideos und Kunstfilmen. Zudem betätigte sich Hirst auch als Musiker, Restaurantbesitzer und Bühnenbildner.
  • 1995 Country House von Blur, Regie
  • 1996 Hanging Around, Autor und Regisseur, produziert im Rahmen der Gruppenausstellung „Spellbound“ in der Londoner Hayward Gallery
  • 1997 Damien Hirst gründete die Firma Science Ltd. mit Sitz in Bloomsbury, die für die Geschäfte des Künstlers verantwortlich ist.
  • 1998 Damien Hirst gründete gemeinsam mit Alex James und Keith Allen, die Band Fat Les. Sie nahmen „Vindaloo“ auf, die inoffizielle Hymne der englischen Fußball-Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 1998. Der Song stieg auf Platz zwei der britischen Charts.
  • 1998–2003 Hirst führte gemeinsam mit Matthew Freud, Liam Carson und Jonathan Kennedy das Restaurant Pharmacy in Notting Hill Gate, London. Er ließ am 18. Oktober 2004 mehr als 140 Artikel aus dem Restaurant bei Sotheby’s versteigern (Gesamterlös: 11,1 Mio. Pfund).
  • 2001 Breath (Beckett on Film), Regisseur, für Channel 4 und RTE.
  • 2002 Bühnenbild für „Glastonbury: The Play” von Zoe Lewis, Regie Keith Allen.
  • 2004 Erwarb The White Hart Bar in Ilfracombe, Devon, wo er das Restaurant The Quay einrichtete.
  • 2005 Gründete mit Hugh Allan, Frank Dunphy und Jason Beard den Verlag Other Criteria für Edition von Multiples und Druckgrafiken, aber auch für andere Publikationen.
  • 2011 Hirst produzierte eine Videoarbeit für den Auftritt von U2 als Headliner beim Glastonbury Festival.

 

Kinder

Damien Hirst lebte von 1992 bis 2012 mit Maia Norman zusammen, mit der er drei Söhne hat.

  • Connor Ojala (* 1995)
  • Cassius Atticus (* 2000)
  • Cyrus Joe (* 2005)

 

Literatur zu Damien Hirst

  • Thomas Crow, In der Glasmenagerie: Damien Hirst und Francis Bacon, in: Damien Hirst (Ausst.-Kat. Tate Modern, London 4.4.–9.9.2012), London 2012.
  • Damien Hirst, I want to Spend the Rest of My Life Everywhere, with Everyone, One to One, Always, Forever, Now, London 2005.
  • Damien Hirst, Gordon Burn, On the Way to Work, London 2001.

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Damien Hirst nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Der ehemalige Sklave Cif Amotan II. – so die Legende – hätte das Schiff Apistos [„The Unbelievable“] voller Artefakte aus allen Herren Ländern in einem Sturm verloren. Im Jahr 2008 wäre es aufgefunden und die Objekte auf Kosten des Künstlers seither geborgen worden.
  1. Damien Hirst im Interview mit Marcelo Spinelli, 8. Juli 1995, in: Brilliant! (Ausst.-Kat. Walker Art Center, Minneapolis), S. 41.
  2. Siehe: Damien Hirst (Ausst.-Kat. Institute of Contemporary Arts, London 1991).
  3. I Want to Spend the Rest of My Life Everywhere, with Everyone, One to One, Always, Forever, Now, London 1997.
  4. Damien Hirst im Interview mit Mirta D’Argenzio, in: Damien Hirst: The Agony and the Ecstasy (Ausst.-Kat. Museo Archeologico Nazionale, Neapel 2004), S. 86–94.
  5. Zit n. Damien Hirst (Ausst.-Kat. Neapel, Museo Archeologico Nazionale di Napoli), 2004, S. 83).
  6. Ebenda.
  7. Damien Hirst im Interview mit Marcelo Spinelli, 8. Juli 1995, in: Brilliant! (Ausst.-Kat. Walker Art Center, Minneapolis), S. 41.
  8. Siehe: Damien Hirst (Ausst.-Kat. Institute of Contemporary Arts, London 1991).
  9. I Want to Spend the Rest of My Life Everywhere, with Everyone, One to One, Always, Forever, Now, London 1997.
  10. Damien Hirst im Interview mit Mirta D’Argenzio, in: Damien Hirst: The Agony and the Ecstasy (Ausst.-Kat. Museo Archeologico Nazionale, Neapel 2004), S. 86–94.
  11. Zit n. Damien Hirst (Ausst.-Kat. Neapel, Museo Archeologico Nazionale di Napoli), 2004, S. 83).
  12. Ebenda.