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August Macke und Franz Marc Eine Künstlerfreundschaft

August Macke und Franz Marc – Eine Künstlerfreundschaft (Cover), Hatje Cantz.

August Macke und Franz Marc – Eine Künstlerfreundschaft (Cover), Hatje Cantz.

Die Künstlerfreundschaft zwischen dem Bonner August Macke (1887–1914) und dem Münchener Franz Marc (1880–1916) steht im Zentrum einer umfassenden Schau und einem ausführlichen Katalog. Berühmt wurden Macke und Marc für überaus farbenfrohe Werke: darunter die 30 Aquarelle, die Macke während seiner Tunis-Reise gemeinsam mit Paul Klee (Oktober 1913 bis Juni 1914) geschaffen hat, oder die blauen Pferde Marcs. Zwischen dem 6. Januar 1910, dem ersten Treffen in Marcs Münchener Atelier, und dem 26. September 1914, als August Macke auf einem französischen Schlachtfeld bei Perthes-les-Hurlus fiel, spannt sich ein viereinhalbjähriger Bogen gemeinsamen Arbeitens, Nachdenkens über Kunst, sich aneinander Reibens. So verschieden die Künstler auch waren – Macke war weltoffen, spontan, direkt und Marc introvertiert, nachdenklich und ein Misanthrop – es lassen sich viele Berührungspunkte aufzeigen.

Wenn das Symbol zum Inhalt wird

Die Begegnung von Franz Marc und August Macke 1910 führte für beide Künstler, die sich bisher am Impressionismus und Henri Matisse abgearbeitet hatten, zur entscheidenden Wende in ihrem Kunstverständnis. Maria Marc erinnerte sich: „Es kam für FM. eine Schicksalswende – denn nun war er nicht mehr allein.“ In den folgenden Monaten reduzierte Franz Marc die Volumina der Tiere, verwendete die Farben symbolisch und verschmolz die Tiere noch stärker mit ihrer Umgebung. Ihm war es gelungen, seine Bildsprache zu radikalisieren. Die Freundschaft zu August Macke, die Unterstützung durch den Industriellen Bernhard Koehler, dem Onkel von Elisabeth Macke, und die Aufnahme in die „Neue Künstlervereinigung München“ sowie den Blauen Reiter halfen ihm dabei.

August Macke stand dem Blauen Reiter und vor allem Wassily Kandinsky hingegen skeptisch bis distanziert gegenüber. Er konnte der seiner Ansicht nach theorielastigen Gruppe und Kandinskys abstrakten Kompositionen wenig abgewinnen, sondern wollte immer das Unfassbare sinnlich in Formen fassen. Dafür entwickelte er in seinem Beitrag zum Almanach des Blauen Reiter den Begriff der „Maske“. Macke verstand sie in ihrer Vereinfachung und Stilisierung als eigentlichen Ausdrucksträger der inneren Welt. Diese Suche nach einem adäquaten Ausdruck für die Welt hinter dem Sichtbaren verband die beiden Künstler, so unterschiedlich sie auch waren.

Die „Wahrheit“ des Bildes

August Macke stellte in seinen Werken die sichtbare Welt dar und „leitete aus der sinnlichen Präsenz die Wahrheit des Bildes ab“ (S. 7). Er suchte auch in der Stadt meist Orte auf (Parks, Gärten, Zoos), die Spaziergänger:innen und Flaneure zum Schauen einladen. Mensch und Umwelt existieren in harmonischer Übereinstimmung. Natur kommt in den farbenfrohen und friedlichen Bildern Mackes nur in Form einer regelmentierten und durch den Menschen überformten Umwelt vor. Diese Hinwendung zur Welt vertraut, wie Adolphs und Hohberg herausstreichen, auf die Verlässlichkeit des Sehens für die Erkundung der Schönheit der Welt.1 In seinem Beitrag zum Almanach des Blauen Reiter scheibt August Macke in „Die Masken“ (1911):

„Schauen der Pflanzen und Tiere ist: Ihr Geheimnis fühlen. Hören des Donners ist: sein Geheimnis fühlen. (…) Die Sinne sind uns Brücke vom Unfaßbaren zum Faßbaren (sic!)“ (August Macke)

Franz Marc hingegen „suchte die spirituelle Durchdringung der Welt und wollte daraus die künstlerischen Mittel so entwickeln, dass im Bild die Einheit des Seins sichtbar wurde“ (S. 7). Einerseits hatte er das Verlangen, Tiere in der größten Natürlichkeit ihrer Haltung und Bewegung zu zeigen, andererseits wollte er sie auf ihr Wesentliches konzentrieren. Tier und Natur verbinden sich durch gemeinsame Rhythmen. Franz und Maria Marc zogen im April 1914 nach Ried/Bayern. Dort entstand eine Reihe von außergewöhnlichen, weil abstrakten Werken, mit denen der Maler hinter die Masken der Wesen (schlussendlich auch der Tiere) blicken und so auf das Geistige in der Welt verweisen wollte.

Natur über alles

Wichtig ist Volker Adolphs auf die Basis der künstlerischen Auseinandersetzung von Marc und Macke zu verweisen: die Natur. Beide, so fällt bei einem schnellen Durchblättern des Katalogs auf, haben sich intensiv, Marc sogar ausschließlich, mit der Natur beschäftigt. Die einleitende Beobachtung von Adolphs, dass die Expressionisten wesentliche Anregungen aus der Dynamik der Großstädte, den Schattenzonen der Gesellschaft gewannen (S. 135), ist ob des pauschalen Urteils zurückzuweisen. In diesem Sinne wären die Fauves in Paris genauso wenig dem Expressionismus zuzuordnen, wie die Brücke in ihrer Dresdner Zeit, der Emil Nolde der Südseereise (1914 → Emil Nolde. In Glut und Farbe) oder die Wiener Expressionisten Egon Schiele (1890–1918) und Oskar Kokoschka (1886–1980).

Obwohl sich Macke und Marc2 eingehend mit Figuren- und Aktbildern wie auch Stillleben beschäftigten, fanden sie ihre überzeugendsten Bildmotive in der Projektion ihrer Ideen auf eine unverletzte Welt (S. 9 ff). Vor allem Franz Marc schätzte die Darstellung von Tieren, die mit der sie umgebenden Umwelt nahezu verschmelzen und in den späten Abstraktionen sogar völlig in Bewegung, Farbenrausch, Balance aufgehen. Da die irdische Welt beschmutzt und unerlöst wäre, suchte Marc die Idylle in der Einsamkeit und Zurückgezogenheit von Landschaften und Naturräumen. Dieser paradiesischen, menschenleeren Welt von Marc hielt Macke eine bürgerliche Freizeitwelt entgegen und folgte mit dieser Haltung den französischen und deutschen Impressionisten.

Das Wandgemälde „Das Paradies“ (400 x 200 cm, seit 1980 im Besitz des Westfälischen Landesmuseums in Münster) entstand als Gemeinschaftsarbeit im Herbst 1912 in Mackes Bonner Atelier. In diesem Bild aus Tempera und Öl wollte sie die „Einheit zwischen Mensch und Natur“, ein irdisches Paradies, beschwören (Tanja Pirsig-Marshall, S. 58). Die Aktfiguren von Adam und Eva sowie einem Liebespaar stammen von Macke, während Marc die Tiere und die Landschaft beisteuerte. Erst 1914 wandte sich Marc von der Darstellung der „reinen“ Tiere ab, er empfand sie nun als hässlich und unrein. Sein Weg führte ihn in die dynamische Zersplitterung, ja zunehmend in die Abstraktion, die sein Freund für irrelevant hielt.

Farbkonzepte bei Macke und Marc

Die Katalogautoren verweisen überzeugend auf die höchst unterschiedlichen Farbkonzepte von Macke und Marc. Während Macke nur eine lockere Verknüpfung von Farben und Stimmungen herstellte, definierte Marc die Farben als Prinzipien des Männlichen und Weiblichen. Macke ließ sich ab 1907 von den Impressionisten und dann auch von Matisse zu einer spontanen Farbnutzung inspirieren. In seinen Bildern finden sich ein möglichst flächiger Einsatz von Farben, kaum Modellierung und eine dunkle Konturlinie.

Franz Marc hingegen lud die Grundfarben begrifflich auf, allerdings ohne dass diese Prinzipien die Farbbeziehungen in seinen Werken hinreichend erklären können: Blau ist für ihn „das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot ist die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muss!“ (zitiert nach S. 154) Wichtig scheint der Satz, dass er von einer »Welt›an‹schauung« zu einer »Welt›durch‹schauung« jenseits der »Buntheit der Welt« gelangen wolle (zitiert nach S. 156). Durch Mackes Beispiel fand Marc zwar einen neuen offeneren Zugang zur Farbe fühlte sich durch dessen Unbekümmertheit allerdings auch unter Druck gesetzt.

Ausbildungen und französische Einflüsse: Impressionismus, Fauvismus, Kubismus, Futurismus und Orphismus

In den vier Jahren zwischen 1910 und 1914, das arbeiten die Kuratoren deutlich heraus, ist das Werk von August Macke zweifellos heterogener als jenes von Franz Marc. Die akademische Ausbildung von Franz Marc dauerte nur zwei Jahre (1900/01 Anatomie und Zeichnen bei Gabriel Hackl, 1901/02 Malklasse Wilhelm von Diez), eine erste Paris-Reise im Sommer 1903 eröffnete ihm gleichermaßen die Welt der Antike (im Louvre) und des Impressionismus, obwohl er gleichzeitig Hans von Marées (1837-1887) stark bewunderte. Da seine Mutter Sophie Maurice (1847–1926) aus der französischen Schweiz stammte, hatte er keine Sprachschwierigkeiten. Sein zweiter Paris-Aufenthalt 1907 machte ihn mit der Malerei von Vincent van Gogh und Paul Gauguin vertraut. Meier-Gräfes Publikation „Impressionisten“ hielt ihn in Bann, was in den Gemälden des Jahres 1907 erstmals auch zu sehen ist. Vor allem während seines Malaufenthalts in Lenggries 1908, wo es zu einer Annäherung an Maria Franck kam, die seine zweite Ehefrau wurde, malte er Landschaften in der helle Palette Van Goghs und das erste große Bild einer rhythmisch bewegten Pferdegruppe in der Landschaft.3

August Macke verließ das Gymnasium vorzeitig, um Maler zu werden, und studierte von 1904 bis Dezember 1906 sporadisch an der Kunstakademie Düsseldorf, besuchte ab 1905 Kurse an der neu gegründeten Kunstgewerbeschule, wo er sich mit der angewandten Kunst beschäftigte. In dieser Zeit galt sein Interesse den Deutschrömern, v. a. Anselm Feuerbach (1829-1880) und Arnold Böcklin (1827–1901). Macke reiste 1907 für einen ganzen Monat nach Paris, wo er von den impressionistischen Gemälden und der Lichtmalerei fasziniert war. Kaum zurück ließ er sich von Lovis Corinth (1858-1925) korrigieren (Oktober 1907 bis Januar 1908). Im Herbst 1909 waren August und Elisabeth Macke in Paris auf Hochzeitsreise und Ende Oktober 1909 trafen sie in Tegernsee ein, wo sie sich für mehr als ein Jahr niederließen (Oktober 1909 bis November 1910). Danach kehrte Macke mit seiner Familie ins beschauliche Bonn zurück. In dieser ersten wichtigen Schaffensperiode malte er über 190 Ölbilder und entwickelte eine neue künstlerische Orientierung: Macke rang sich zur Vereinfachung der Formen durch, entwarf klare Kompositionen, nutzte eine helle Palette.

Ab dem Jahr 1911, verstärkt 1912 durch den Besuch der Sonderbund-Ausstellung in Köln, nahmen beide Einflüsse des französischen Kubismus der frühen Phase von 1908/09 auf. Marc setzte sich, wie seine Briefe belegen, stärker mit dem Futurismus auseinander, wobei er sich nicht für dessen Kunsttheorie oder die Themen aus dem städtischen Leben begeisterte, sondern die Art, wie die Futuristen über Zeit und Raum dachten.4 Unter diesem Einfluss deutete er den Naturraum als „einen kristallin aufgefächerten Raum kosmischer Energien“. An dieser Stelle wäre es noch spannend gewesen, die theoretischen Hintergründe dieses Pantheismus/Mystizismus ein wenig anzudeuten.

Vor allem die Gemälde von Robert Delaunay (1885-1941) waren beiden Malern seit dessen erster Ausstellungsbeteiligung beim Blauen Reiter bekannt. Anfang Oktober 1912 reisten Macke und Marc nach Paris, um den persönlichen Kontakt auszubauen. Im Januar 1913 war Delaunay Gast bei Macke in Bonn, und im März 1913 zeigte der Kölner Gereonsklub eine Einzelpräsentation des Franzosen. Ein zweites Mal trafen sich Macke, Marc und Delaunay, mit dem vor allem Marc auch eine aufschlussreiche Korrespondenz führte, bei der Eröffnung des Ersten Deutschen Herbstsalons in Berlin im September 1913. Für Delaunay ist Farbe Stoff und Motiv des Bildes, direkte Umsetzung des Lichts. Von seinen Fensterbildern mit ihren Simultankontrasten gingen weniger für Marc als für Macke wichtige Inspirationen aus. Mackes Interesse für andere Kunstperioden, etwa das Rokoko oder seine Orientfantasien, wurden von Franz Marc nicht geteilt. Vor allem aber in den Tunis-Bildern aus dem Jahr 1914 führte Macke seine Kunst zu einem neuen Höhepunkt.

Sowohl für August Macke wie auch Franz Marc waren die Anregungen des Fauvismus, Kubismus, Futurismus und Orphismus von größter Bedeutung (→ Von Matisse zum Blauen Reiter). Als deutsche Künstler standen sie der französischen Avantgarde aufgeschlossen gegenüber, verarbeiteten die neuesten Kunstströmungen und stellten sich der Frage, welche Position sie gegenüber der Möglichkeit einer ungegenständlichen Kunst einnahmen. Dem „Protest deutscher Künstler“ (1911, angezettelt von Carl Vinnen) gegen eine (angebliche) Vorherrschaft französischer Kunst aus dem deutschen Kunstmarkt und in deutschen Ausstellungen hielten sie gemeinsam ein ablehnendes „Antwortschreiben“ entgegen.

Franz Marc, August Macke und Der Blaue Reiter

Die Aktivität von Franz Marc für den Blauen Reiter stellte ihre Künstlerfreundschaft auf eine harte Probe. Wassily Kandinsky und Franz Marc hatten einander im Januar 1911 kennen gelernt, schätzten einander sehr und pflegten vorerst einen intellektuellen wie distanzierten Austausch. Vorbereitet wurde die Gründung des Blauen Reiter durch die Neue Künstlervereinigung München (NKVM), die Wassily Kandinsky, Gabriele MünterAlexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin 1909 ins Leben gerufen hatten. Bereits die erste Ausstellung der NKVM in der Galerie Tannhauser wurde von Marc höchst interessiert aufgenommen.5 Im Herbst 1910 fand die zweite, heftig kritisierte Ausstellung der NKVM in der Galerie Thannhauser statt. Franz Marc verteidigte die Schau und wurde so im Februar 1911 selbst Mitglied der NKVM. Wenige Monate später, im Juni, beschlossen Marc und Kandinsky einen Kunstalmanach herauszugeben, in dem Maler, Schriftsteller und Musiker „das Geistige in der Kunst“ fächer- und gattungsübergreifend diskutieren sollten. Am 24. und 25. Oktober 1911 fand die Redaktionssitzung statt, in der Zwischenzeit war auch Macke durch Marc um einen Beitrag angefragt worden. Marcke schrieb „Die Masken“, und von Marc stammten „Geistige Güter“, „Die ›Wilden‹ Deutschlands“ und „Zwei Bilder“.

In den folgenden Monaten verstärkten sich die Konflikte innerhalb der NKVM: Am 2. Dezember 1911 traten Kandinsky, Münter und Marc nach einer Kontroverse um Kandinskys Gemälde „Komposition V“ aus der NKVM aus und traten Ende des Monats bereits mit einer ersten, eigenen Ausstellung des Blauen Reiter an die Öffentlichkeit. Die Künstler hatten sich im Herbst mit bayerischen und böhmischen Hinterglasbildern aber auch der naiven Welt des „Zöllners“ Henri Rousseau beschäftigt. Von Februar bis April 1912 stellten sie unter dem Titel „Schwarz-Weiß“ ausschließlich Grafiken bei Hans Goltz aus. Hier präsentierten sie sich bereits mit einem erheblich erweiterten Kreis eingeladener Künstler, darunter Paul Klee (1879-1940 → Klee & Kandinsky), Emil Nolde (1867–1956) und die Künstler der Brücke vertreten.

Im Mai 1912 erschein der Almanach „Der Blaue Reiter“, eine „kulturkritische Programmschrift“ (Wedekind, S. 77). In einem seiner drei Beiträge postulierte Franz Marc, dass nur jene Kunst als neu betrachtet werden dürfe, die mit „einer Neugeburt des Denkens“ einherginge (zitiert nach Wedekind, S. 77). Diesem Unterfangen folgte der spannungsvolle Einsatz von Macke für den Blauen Reiter bei der Sonderbund-Ausstellung in Köln. Franz Marc hatte gefordert, dass der Blaue Reiter stärker vertreten sein müsse, während Macke im Rheinland Werke ausschied. Einmal mehr sollten sich in dieser Situation die Frauen der Künstler, Elisabeth Macke und Maria Marc, als Vermittlerinnen engagieren. Obwohl es ab 1913 keine persönlichen Treffen mehr gab, und sie sich in ihrer Kunst deutlich auseinander entwickelten, nahmen sie auch weiterhin regen Anteil an der Kunstproduktion und Ausstellungstätigkeit des anderen.

Kunstgewerbe

Im Vergleich zu den anderen Künstler_innen des Blauen Reiter interessierten sich Marc und Macke verstärkt für Kunsthandwerk und stellten selbst auch bemalte Keramiken, Stickerei-Entwürfe, Webmuster, Kleinplastiken und Schmuck her. August Macke arbeitete sogar mit der Bonner Steingutfabrik Mechelm und Bauerntöpferei von Kandern im Schwarzwald zusammen. Vor allem die Stickvorlagen wurden von den weiblichen Familienmitgliedern auch noch nach dem Tod der Künstler umgesetzt, worauf Annegret Hoberg dankenswerter Weise verweist (S. 188) und Klara Drenker-Nagels in ihrem Beitrag über Elisabeth Macke und Maria Marc ausführlich darlegt (siehe S. 70, 71, 71).

Im Sommer 1911, nach einem Besuch bei Kandinsky und Münther in Murnau, malten Macke und Marc gemeinsam mit ihren Frauen Hinterglasbilder. Ihre Beschäftigung mit japanischen, chinesischen oder persischen und indischen Drucken nahm in ihrer Korrespondenz einen breiten Raum ein. Franz Marc hatte bis 1908 seine finanzielle Not mit dem Handel von Drucken, Büchern und Antiquitäten ausgebessert. Erstmals werden in dieser Ausstellung auch die gegenseitigen Geschenke beachtet, bzw. Mackes Karikaturen von den gemeinsamen Freunden und Bekannten oder die selbst gestalteten Postkarten von Marc.

August Macke und Franz Marc. Eine Künstlerfreundschaft: Ausstellungskatalog - Inhaltsverzeichnis

mit Texten von V. Adolphs, K. Drenker-Nagels, U. Heiderich, A. Hoberg, T. Pirsig-Marshall, U. M. Schneede, G. Wedekind
360 Seiten, 332 Abb.
24,5 x 29 cm, Halbleinen
ISBN 978-3-7757-3882-8
HATJE CANTZ

Anhand von etwa 200 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Skizzenbüchern, kunstgewerblichen Objekten und privaten Dokumenten führt der klassisch gestaltete Katalog in Leben und Werk beider Künstler ein. Volker Adolphs (Bonn) und Annegret Hoberg (München) arbeiten in dieser Publikation sowohl Gemeinsamkeiten als auch unterschiedliche Zugänge der beiden Expressionisten in Theorie und anhand von Kunstwerken höchst anschaulich heraus. Die Auswahl der Arbeiten, ihre thematische Organisation in neun Kapiteln und die Unterschiedlichkeit der Textbeiträge erlauben, einen über vier Jahre dauernden, künstlerischen Dialog aus der Nähe zu beobachten.

Volker Adolphs: Anschauen und Durchschauen der Welt. Natur im Werk von August Macke und Franz Marc
Annegret Hoberg: August Macke und Franz Marc – Ideen für eine neue Malerei
Ursula Heiderich: August Macke, Franz Marc und die kunsthistorische Tradition
Tanja Pirsig-Marshall: Die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. Das Wandbild von Franz Marc und August Macke
Klara Drenker-Nagels: Elisabeth Macke und Maria Marc
Gregor Wedekind: Die Masken der Wilden. Primitivismus und Kulturkritik bei August Macke und Franz Marc
Uwe M. Schneede: »Man ist weg, eh man‘s merkt« Macke, Marc und der Krieg

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  2. Marc von 1909 bis 1911.
  3. Siehe: Helmut Friedel, Annegret Hoberg: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, München 2013, S. 46.
  4. Aus dem Nacheinander optischer Eindrücke machten Kubisten wie Futuristen eine Gleichzeitigkeit. Es ging ihnen um ein „plastisches Sehen“, eine Untersuchung der „Elemente der Raumanschauung“ und fand in den Skulpturen südlich der Sahara „reine plastische Formen“. So beschrieb Carl Einstein in „Negerplastik“ 1915 die Errungenschaften des französischen Kubismus. Carl Einstein, Negerplastik (1915), Stuttgart 2012, S. 14.
  5. Es waren Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin, Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt, Pierre Girieud, Wladimir von Bechtejeff, Erma Bossi, Alfred Kubin vertreten.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.