Sophie Taeuber-Arp
Wer war Sophie Taeuber-Arp?
Sophie Taeuber-Arp, geb. Sophie Taeuber (19.1.1889–12./13.1.1943), war eine Schweizer Textilgestalterin für Wandteppiche und Stickereien, eine Malerin, Bildhauerin, Architektin und Tänzerin der Avantgarde. Die Ehefrau des Künstlers Hans Arp zählt zu den Pionierinnen der Abstrakten Kunst der 1910er und 1920er Jahre (→ Abstrakte Kunst). Heute ist sie vor allem für das von ihr gemeinsam Theo van Doesburg und Hans Arp gestaltete Vergnügungslokal „Aubette“ in Straßburg bekannt, in dem das Trio Prinzipien der Konkreten Kunst in den Raum übertrug.
Kindheit und Ausbildung
Sophie Henriette Gertrud Taeuber wurde am 19. Jänner 1889 in Davos, im Schweizer Kanton Graubünden, als jüngstes von fünf Kindern des Apothekers Carl Emil Taeuber (1855–1891) und seiner Frau Sophie Taeuber-Krüsi (1854–1908), einer Appenzellerin aus Gais mit deutscher Staatsbürgerschaft geboren. Sie war die jüngste von vier Kindern: Erika Wilhelmina Katharina, Paul Emil und Hans Werner. Als Sophie Taeuber zwei Jahre alt war, starb ihr Vater an Tuberkulose (29.3.1891). Die Künstlerin hatte keine Erinnerungen an ihn. 1895/96 zog die Familie nach Trogen, Kanton Appenzell in der Nähe von St. Gallen, wo die Mutter die Pension Taeuber betrieb und Sophie in die Schule ging.
Zwischen 1907 und 1910 studierte Sophie Taeuber an der École des arts décortatifs, der Zeichnungsschule des Industrie- und Gewerbemuseums, textiles Gestalten, dekoratives Malen, Natur- und Ornamentzeichnen. Am 1. Oktober 1910 zog Sophie Taeuber nach München, um die von Wilhelm von Debschitz (1871–1948) geleiteten Lehr- und Versuchsateliers für angewandte und freie Kunst zu besuchen. Dort studierte Sophie Taeuber in der Textilwerkstätte das kunstgewerbliche Entwerfen und die Holzbearbeitung, zudem wurde sie in Darstellungstechnik und Kunstgeschichte ausgebildet. Die Lehrmethoden waren sehr liberal und gingen den Ideen des Bauhauses voraus. 1912 unterbrach sie ihr Studium in München, um die Kunstgewerbeschule in Hamburg zu besuchen. 1913/14 Sophie Taeuber kehrte an die Debschitz-Schule in München zurück, wo sie am 14. Juli 1914 die Debschitz-Schule mit sehr guten Noten abschloss.
Zürich (1914–1928)
Im Herbst 1914 zog Taeuber nach Zürich (11.10.), wo ihre Schwester Erika mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Dr. Eugen Schlegel, lebte. Neben der Arbeit als Kunsthandwerkerin, entwarf Taeuber auch Seidenschals, Perlenstickereien, Webarbeiten und Schmuck, wovon die Künstlerin ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Daneben malte sie Stillleben und Porträts.
Im April 1915 verkaufte ihre Bruder Hans das Haus in Davos, durch den Erlös hatte Sophie Taeuber einen finanziellen Rückhalt und erlangte Unabhängigkeit auch von ihrer Schwester. Sie begann eine Tanzausbildung bei dem ungarischen Tänzer, Choreographen und Tanztheoretiker Rudolf von Laban (1879–1958), die deutsche Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin Mary Wigman (1886–1973) war ihre Studienkollegin. Im selben Jahr, trat Taeuber dem Schweizer Werkbund bei und blieb bis 1932 Mitglied.
Bekanntschaft mit Hans Arp und Zürcher Dada
Im November 1915 lernte Sophie Taeuber in der Zürcher Galerie Tanner den Künstler Hans Arp (1886–1966) kennen, der dort zusammen mit Adya und Otto van Rees „Moderne Wandteppiche. Stickereien- Malereien. Zeichnungen“ (14.–30.11.) ausstellte. Sie teilten von Beginn an dieselben künstlerischen und ideellen Prinzipien. Daher arbeitete sie in den folgenden Jahren mit Arp eng an streng geometrischen Klebearbeiten, Stickereien und Wandteppichen. Taeuber und Arp lehnten sich gegen konventionelle Kunstformen, Kompositionen und klassische Materialien auf. Zudem lehnten sie die individuelle Handschrift von Kunstschaffenden ab und nutzten die einfachsten, geometrischen Formen als Grundlagen ihrer Kunst. Die ab 1916 gemeinschaftlich entstandenen Werke sind im besten Wortsinn puristisch, da sie bar jeglicher spirituellen oder geistigen Bedeutung aus Farben und Formen bestehen. Das Künstlerpaar nutzte daher sogar einen Papierschneider (anstellte einer Schere), um das Subjektive gänzlich aus ihrer Kunst zu verbannen. Diese elementare Kunst sollte, so Hans Arp, „den Menschen vom Wahnsinn der Zeit“ kurieren.
1916 machte Arp Sophie Taeuber mit dem Kreis der Zürcher Dadaisten bekannt. Sie trat als Tänzerin im „Cabaret Voltaire“ auf. Im März tanzte sie bereits zur Eröffnung der von Emmy Hennings gegründeten „Galerie Dada“ in der Bahnhofstraße 19 nach Versen von Hugo Ball, in einem von Arp entworfenen Kostüm und mit einer schamanischen Maske von Marcel Janco. So ist es Sophie Taeuber-Arp zu verdanken, dass die Dadaisten den tanz für sich entdeckten. Einige ihrer Kollegen, darunter Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco, Walter Serner und Hans Richter fingen an, Bewegung in ihre Kunstwerke zu bringen.
Dazwischen, im Februar 1917, nahm Sophie Taeuber jedoch auch an einer konventionellen Textilausstellung teil und war äußerst erfolgreich: Von den insgesamt 16 verkauften Arbeiten waren zwölf von ihr. Weiters erhielt sie zehn Aufträge.
Wahrscheinlich im Frühjahr 1917 wurden Arp und Taeuber ein Paar. Arp führte Taeuber in den Kreis der Dadaisten ein, an deren Veranstaltungen sie sich auch aktiv beteiligte. Obwohl beide als Pioniere der abstrakten Kunst und Erneuerer dieser gezählt werden, war ihr künstlerisches Werk sehr unterschiedlich.
Lehre an der Zürcher Kunstgewerbeschule
Ab dem 8. Mai 1916 leitete die nunmehr 27-jährige Sophie Taeuber die Textilklasse an der Zürcher Kunstgewerbeschule, wo sie Komposition, Stickerei und Weberei bis 1929 15 Wochenstunden unterrichtete. Zu ihren Schülern zählten unter anderem die spätere Textilgestalterin Elsi Giauque (1900–1989) und Max Bill (1908–1994), ein Schweizer Architekt und Künstler, der Taeubers Lehrmethoden so zusammenfasste: „Sie war bestrebt, ihren Schülerinnen und Schülern einen Begriff von den Problemen der Zeit zu vermitteln, so dass diese nicht ins sinnlose Kunstgewerbe abglitten“. Zu dieser Zeit sicherte Taeuber mit ihrem Gehalt von der Kunstgewerbeschule fast zwölf Jahre lang, den gemeinsamen Lebensunterhalt mit Hans Arp.
Pionierin der Konkreten Kunst
Seit 1915 arbeitete Sophie Taeuber an „Rasterbildern“, ihre bekannten horizontal-vertikalen Kompositionen, die zu den frühesten in der Schweiz entstandenen konstruktiven Werke gehören. Die vertikal-horizontal gezeichneten Kompositionen und Gouachen dienten ihr als Vorlagen für Textilarbeiten. Sophie Taeubers Werke sind zu dieser Zeit bereits ganz der geometrischen Abstraktion verpflichtet und basiert auf der Verlaufsrichtung für die Webarbeiten (Kette, Schuss, Stramin). Taeuber begann mit Rechtecken und Quadraten die Bildfläche einzuteilen und gestaltete mit dieser Methode freie, ungegenständliche Kompositionen, die einer reinen, flächigen Abstraktion zuzurechnen sind. Zeitgleich erforschten Piet Mondrian, Theo van Doesburg und Kasimir Malewitsch in den Niederlanden und Russland das Potenzial ungegenständlichen Gestaltens. Wie radikal ihr Ansatz war, wurde Sophie Taeuber erst in den Gesprächen mit Hans Arp bewusst.
Dada-Köpfe und „Der schwarze Kakadu“
1918 war Sophie Taeuber Mitunterzeichnerin des Dadaistischen Manifestes in Zürich. Arp und Taeuber traten der von Marcel Janko gegründeten Künstlervereinigung „Das Neue Leben“ bei. Das Ziel war, die abstrakte Kunst in den Alltag und das Bildungssystem zu integrieren. Zur Eröffnung des Schweizer Marionettentheaters am 11. September 1918 im Rahmen der Werkbund-Ausstellung: Für die Theaterkomödie „König Hirsch“ vom italienischen Theaterdichter Carlo Gozzi (1720–1806) entwarf Taeuber das avantgardistische Bühnenbild und fertigte 17 Marionetten aus elementaren Formen an. Gozzi war für seine märchenhaften, feenartigen und absurden Zauberstücke bekannt. Der erste ihrer berühmten „Dada-Köpfe“ entstand, eine Serie von gedrechselten, farbig gefassten Skulpturen.
Sophie Taeuber hielt sich von Februar bis Juli 1919 aufgrund einer Lungendrüsenerkrankung im Sanatorium Altein in Arosa auf. Dort entwickelte sie die Choreografie für das Stück „Der schwarze Kakadu“, das im April von Laban-Schülerinnen uraufgeführt wurde. Das Bühnenbild wurde von Hans Arp und dem deutschen Maler und Filmkünstler Hans Richter (1888–1976) entworfen.
Von der geometrischen Abstraktion zu „Flecken“
Hans Arp zog nach Köln, wo er mit Johannes Theodor Baargeld (1892–1927) und Max Ernst den Kölner Dadaismus begründete. Sophie Taeuber schuf „Rythmes libres [Freie Rhythmen]“. 1920 begann Sophie Taeuber die streng geometrischen Muster aufzugeben, die bis zu diesem Zeitpunkt für ihr Werk typisch waren. Taeubers Serie „Tâches“ (Flecken) entstanden – kleine unscharfe und unregelmäßige Farbquadrate, die sie mosaikartig vor einem leeren Hintergrunde arrangierte.
Im Jahr 1921 reisten Arp und Taeuber nach Siena, Florenz und Rom, wo sie Filippo Tommaso Marinetti besuchten. Die Architektur regte sie zu mehreren Zeichnungen und Fotografien an. Nachdem Sophie Taeuber für ein Jahr vom Schuldienst freigestellt worden war, konnte sie sich ganz ihrer Textilarbeiten widmen (7.9.). Diese fertigte sie nach Gouachen an, die sie zuvor in Italien gemalt hatte.
Wenn auch Sophie Taeuber und Hans Arp 1922 heirateten, lebten sie nur wochenweise zusammen. Sophie Taeuber-Arp unterrichtete weiterhin in Zürich, während Hans Arp nach Paris übersiedelte. Dort pflegte er Kontakte zu den Künstlern des Surrealismus, darunter Max Ernst und Joan Miró (1893–1983). Er schloss sich jedoch nicht kämpferisch Breton an. Wichtige gemeinsame Freunde wurden Kurt Schwitters, der Dadaist aus Hannover aber auch die Berlinerin Hannah Höch (1889–1978). Das Netztwerk ihres Mannes nutzte Sophie Taeuber-Arp perfekt auch für ihre eigene Karriere aus.
Während eines Aufenthalts in Paris wurde Sophie Taeuber-Arp 1925 Mitglied der Jury für die Ausstellung „Exposition internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“. Nach großen Erfolgen in Europa, wurden einige Wandteppiche Taeuber-Arps in der „International Exhibition of Modern Tapestries“ im Toledo Museum of Arts in den USA gezeigt. Ausstellungen in Europa folgten. Zu dieser Zeit begann sich Taeuber-Arp intensiv mit stilisierten Figuren zu beschäftigen. Bereits 1929 traten sie und ihr Mann der Künstlerbewegung „Cercle et Carré“ bei. Als sich die Gruppe 1930 auflöste, gründeten die meisten der früheren Mitglieder die neue Pariser Gruppe „Abstraction-Création“.
L'Aubette
1926 übersiedelte das Künstlerpaar Arp und Taeuber-Arp nach Straßburg (26.3.) und nahm die französische Staatsbürgerschaft an (20.6.). Hans Arp wohnte bei seinem Bruder und Sophie Taeuber-Arp pendelte im Zwei-Wochen-Rhythmus. Noch im gleichen Jahr erhielt Sophie Taeuber-Arp vom Architekten Paul Horn den Auftrag für die Wandgestaltungen für das Hôtel Hannong (stilisierte Figuren und Glasfenster). Diesem folgte das große Projekt „L'Aubette“.
Das zwischen 1764 und 1767 nach Plänen von Jacques-François Blondel errichtete Gebäude namens „Aubette“ war ursprünglich ein militärischer Zweckbau. In den 1920ern ließen es die Brüder Horn in ein modernes Kultur- und Vergnügungszentrum umbauen. Auf vier Stockwerken bot es Platz für Restaurants, Cafés, einem Fest- und einem Kinosaal. Hinter der Fassade des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert, entstand ab 1927 eine modernistische Innenausstattung, das „Aubette-Projekt“ (1926–Eröffnung 17.2.1928). Sophie Taeuber-Arp zog für die Arbeiten an diesem großen Projekt ihren Mann Hans Arp sowie den holländischen Maler, Schriftsteller, Kunsttheoretiker und Architekten Theo van Doesburg (1883–1931) hinzu. Sie selbst übernahm ab Januar 1927 die Bauleitung. Erstmals hatte Sophie Taeuber-Arp die Möglichkeit, Malerei als Bewegung im Raum zu realisieren, was sie bereits in der Verbindung von Tanz und Malerei begonnen hatte. Das Ergebnis wurde als „avantgardistisches Gesamtkunstwerk, eine Sixtinische Kapelle der zeitgenössischen Kunst“ bezeichnet - allerdings vom Publikum nicht geschätzt.
Zahlreiche Aufträge ermöglichten dem Ehepaar, finanziell unabhängig zu sein. Das Künstlerpaar kaufte 1927 ein 300 m² großes Grundstück von Nelly von Doesburg und 1929 ließ es sich in ihrem neuen Wohn- und Atelierhaus in der Rue Châtaigniers in Clamart bei Paris (ehemals Meudon) nieder. Das von Taeuber-Arp entworfene Haus war dreistöckig und mit Möbeln von Gerrit Thomas Rietveld, Ludwig Mies van der Rohe und selbst Designtem eingerichtet. Sie orientierte sich am Neuen Bauen und schuf einen funktionalen Bau, der Innen und Außen, Leben und Arbeiten miteinander verband. Auf Anregung von Le Corbusier verband sie Naturstein mit Beton. Taeuber kündigte ihre Stellung an der Kunstgewerbeschule in Zürich, um sich mehr auf ihre künstlerische Tätigkeit konzentrieren zu können. Außerdem entwarf sie einen konstruktivistischen Garten neben ihrem Haus. Zu den häufigen Gästen gehörten u.a. Robert Delaunay und seine Frau Sonia Delaunay-Terk, die Fotografin Florence Henri oder die Surrealistin Meret Oppenheim.
Taeuber-Arps abstrakte Malerei
Sophie Taeuber-Arp konnte sich ab 1929 ausschließlich auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren, begann zu malen und wurde auf Einladung von Michel Seuphor 1930 Mitglied der Künstlergruppen „Cercle et Carré“ und „Abstraction-Création“. Teilnahme mit der puristischen Arbeit „Composition à cercle et carré“ an der Ausstellung „Cercle et Carré“ in der Pariser Galerie 23, der weitere Ausstellungsbeteiligungen bis 1934 folgten. Dass sie zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Generation gehörte, wurde mit dem Ankauf einiger ihrer Werke durch das polnische Museum in Lódz deutlich. Weiters stellte sie 1936 gemeinsam mit Wassily Kandinsky in der Galerie Pierre in Paris aus (Mai) und nahm an der epochalen Ausstellung „Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik“ in Basel teil.
Sophie Taeuber-Arp und ihr Mann verachten ihren Urlaub mit Freunden in Spanien. Dort begann sie Räumebilder – sog. „Espaces multips“ – zu malen, die die statischen und dynamischen Elemente ihrer früheren Werke miteinander verbinden. Linien und Kreise werden in ihrer Bildsprache immer wichtigere Elemente, wie etwa in „Cercles mouvementés [Bewegte Kreise]“.
1934 zogen sich einige Mitglieder der Gruppe „Abstraction-Création“ zurück, da sie sich mit den Grundsätzen der Gruppe nicht mehr identifizieren konnten. Darunter waren neben Sophie Taueber-Arp, Hans Arp, Jean Hélion (1904–1987), Otto Freundlich (1878–1943), Auguste Herbin (1882–1960), Antoine Pevsner (Anton Abramowitsch Pewsner, 1884–1962), Naum Gabo (1890–1977), Robert Delaunay (1885–1941) und Georges Valmier.
Sophie Taeuber-Arp war 1937 Mitbegründerin der progressiven mehrsprachigen Künstlerzeitschrift „Plastique - Plastic“. Zu ihren Kollegen zählten damit auch Künstler wie César Domela (1900–1992, Herausgeber der ersten Nummer), Albert Eugene Gallatin (1881–1952) und George Lovett Kingsland Morris (1905–1975). Die Zeitschrift wurde zum wichtigsten Sprachrohr zur Verbreitung der Konkreten Kunst zwischen Frankreich und den USA. Zwischen 1937 und 1939 erschienen fünf Ausgaben, wobei Sophie Taeuber-Arp als Herausgeberin auch emigrierte Künstler wie Kurt Schitters (Norwegen) und Josef Albers (Black Mountain College, USA) einband. Weiters wurde Taeuber-Arp Mitglied der schweizerischen Künstlergruppe „Allianz“, die von Max Bill und Leo Leuppi (1893–1972) gegründet wurde.
Gemeinschaftsarbeiten
Bereits seit ihrer frühen Zeit arbeiteten Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp gemeinsam an Kunstwerken. In den 1930er Jahren intensivierten sie die parnterschaftiche Recherche noch, entstanden doch 1934 gemeinschaftliche Skulpturen des Ehepaars, wie z. B. „Eheplastik“. Im Jahr 1938 arbeiteten Taeuber und Arp gemeinsam an Holzreliefs. Diese griffen auf Themen ihrer „Compositions à cercles et carrés“ zurück. Das Motiv der Muschel wurde in dieser Zeit für beide eine wichtig und findet sich in vielen Werken. Gemeinsam stellten sie auch in der Ausstellung „Exhibition of Contemporary Sculpture“ in der Londoner Galerie Guggenheim Jeune aus.
Sophie Taeuber-Arp illustrierte 1939 Arps Gedichtband „Muscheln und Schirme“ mit einigen filigranen Zeichnungen, in denen geschwungene Linien die Umrisse stilisierter Muscheln und Blätter bilden. Gemeinschaftsarbeiten wie die Skulpturen „Conjugale [Eheplastik]“ und „Jalon [Wegweiser]“ entstanden. Die Galerie Jeanne Bucher organisierte einmal mehr eine Gemeinschaftsausstellung des Ehepaars.
Exil in Südfrankreich und Rückkehr in die Schweiz (1940–1942)
Auf der Flucht vor den deutschen Besatzungstruppen kamen Arp und Taeuber 1940 über Paris zu Gabrielle Buffet-Picabia (1881–1985) nach Nérac. Nach einem kurzen Aufenthalt bei Peggy Guggenheim (1898–1979) in Veyrier kamen die Beiden im südfranzösischen Grasse an. Dort konnten sie, dank der Vermittlung von Susi und Alberto Magnelli (1888–1971), im Château Folie wohnen. Es entstanden Gemeinschaftsarbeiten mit Taeuber-Arp, Arp, Alberto Magnelli und Sonia Delaunay (1885–1979). Diese Zeichnungen wurden 1950 in Paris unter dem Titel „Aux nourritures terrestres“ als Grafikmappe veröffentlicht. Der Gedichtband Arps „Poèmes sans prénoms“ mit Zeichnungen Taeubers erschien im Privatdruck. Ein nicht realisiertes Projekt mit Nelly Doesburg war, ein Lexikon der konkreten, nicht-gegenständlichen Kunst herauszubringen (1940).
Nach einem gescheiterten Versuch nach Amerika zu emigrieren, konnten Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp 1942 nicht mehr in Südfrankreich leben. Sie beschlossen in die Schweiz zurückzugehen. Taeubers letzte Serien von Tuschezeichnungen, Kompositionen aus Kreissegmenten, die von Linien durchkreuzt werden, entstanden. Am 15. November kamen sie in der Schweiz an.
Tod
Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp waren im Haus des Schweizer Architekten und Künstler Max Bill (1908–1994) in Zürich-Höngg zu Gast. In der Nacht vom 12. auf den 13. Jänner 1943 starb Sophie Taeuber-Arp an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Sie wurde 46 Jahre alt.
Sophie Taeuber-Arp wurde auf dem Friedhof in Locarno beigesetz. Der plötzliche Tod seiner Frau stürzte Hans Arp in eine tiefe Schaffenskriese. Er brauchte Jahre, um sich davon zu erholen und widmete ihr viele seiner Werke. Erst 1947 schuf er neue Plastiken und 1945 arbeitete er gemeinsam mit Georg Schmidt an einer Monografie zu Sophie Taeuber-Arps Werk.
Literatur zur Sophie Taeuber-Arp
- Roswitha Mair, Handwerk und Avantgarde. Das Leben der Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, Berlin 2013.
- Die andere Seite des Mondes. Künstlerinnen der Avantgarde, hg. v. der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, kuratiert von Susanne Meyer-Büser (Ausst.-Kat. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, K 20, 22.10.2011–15.1.2012; Louisiana Museum of Modern Art, Humlbæk, Dänemark, 14.2.–28.5.2012), Köln 2012.