Edvard Munch
Wer war Edvard Munch?
Edvard Munch (Hamar 12.12.1863–23.1.1944 Oslo) war ein norwegischer Maler und Druckgrafiker des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der nur schwer einer Stilrichtung zugeordnet werden kann. Munchs Malweise brach mit der akademischen Tradition genauso wie mit Naturalismus und Impressionismus; nie zuvor wurden Gefühle und existentielle Lebenssituationen so direkt in der Kunst geschildert wie von ihm. Deshalb gilt Munch als „Vater der Moderne“, der sowohl den Symbolismus wie den Expressionismus prägte. Munchs Malstil diente gänzlich dazu, die Themen zu verdichten: flache Figuren, symbolische Farben, expressive Verzerrung von Körpern und Raum. Dazu kommt sein experimenteller Umgang mit Drucktechniken (→ Edvard Munchs Druckgrafik), denn Munch ist einer der wenigen Künstler, der sowohl für seine Gemälde wie für seine Druckgrafiken berühmt ist. In sieben Jahrzehnten schuf der Norweger mehr als 1.750 Gemälden, rund 10.000 Zeichnungen, zahllosen Skizzenbüchern, rund 750 Druckgrafiken, 180 Fotografien, einigen Skulpturen und schrieb etwa 10.000 Seiten Text.
„Meine Kunst ist eine Beichte! Durch die ich mein Verhältnis zur Welt klären möchte.“ (Edvard Munch)
Edvard Munchs Bildwelt beschreibt vor allem den Lebenszyklus, das Verhältnis der Geschlechter sowie existentielle Gefühle (→ Munch, das Unheimliche und die Frau). In einer Art privater Mythologie und mit eigentümlich starren Figuren untersuchte er das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt - sei es Natur, Gesellschaft oder Partner. Munchs Œuvre kreist um Melancholie, Tod, Panik, Frau, Melodrama, Liebe, nächtliche Szenen, Vitalismus und weibliche Akte. Oft sind es Melancholie und Schicksalsergebenheit, die seine Werke auszeichnen.
„Um einen starken emotionalen Zustand darzustellen nur indem man direkt von der Natur arbeitet - oder Natur, gesehen durch einen starken emotionalen Zustand […] ist eine schrecklich nervenzerreibende Arbeit. […] Um in wenigen Stunden die vergleichweise Abgestumpftheit der Natur in einem selbst aufzunehmen. […] Danach, während dieser wenigen Stunden, um es (in einem Gemälde) wieder sichtbar zu machen, nachdem es durch die Kammern des Auges gefiltert wurde - der Verstand - die Nerven - das Herz - erglüht im Feuer der Leidenschaft - aus dem höllischen Ofen der Seele - (all das) ist extrem ermüdend für das Nervensystem (für) Van Gogh (und) teilweise ich.“1 (Edvard Munch, um 1908)
Kindheit
Edvard Munch wurde am 12. Dezember 1863 auf dem Gutshof Engelhaug in Løten (bei Hamar), in der Grafschaft Hedmark in Norwegen, geboren (125 km nördlich von Kristiania, heute: Oslo). Er war das zweite Kind des Militärarztes Dr. Christian Munch (1817–1889) und dessen Ehefrau Laura Cathrine (1838–1868, geb. Bjølstad). Nach der Beförderung des Vaters zog die Familie 1864 nach Kristiania (heute: Oslo) in ein gutbürgerliches Viertel. Edvard Munch hatte vier Geschwister.
Edvard Munchs Mutter hatte sich schon vor der Hochzeit mit Tuberkulose angesteckt, weshalb sie gesundheitlich geschwächt war. Ihr Tod im 29. Dezember 1868 - Munch war erst fünf Jahre alt - und das Ableben von Munchs älterer Schwester Sophie im Alter von 15 Jahren am 9. November 1877, beide starben an der Tuberkulose, verarbeitete der angehende Künstler in vielen Darstellungen in Öl und in der Druckgrafik. Während seiner Kindheit und Jugend litt Munch an chronischer asthmatischer Bronchitis sowie an Blutstürzen und Gichtfieber, weshalb er immer wieder für längere Zeit das Bett hüten musste.
Die Schwester seiner Mutter, Tante Karen Marie Bjølstad (1839–1931), sorgte sich um die Familie, da der Tod seiner Ehefrau die Drepressionen Christian Munchs noch verstärkte. Tante Karen war begeisterte Zeichnerin und Malerin und förderte das Talent Edvards und seiner Schwestern. Sie besuchten gemeinsam Ausstellungen und übten sich im Zeichnen und Malen - durchaus auch um dem eigenen sozialen Abstieg zu entkommen.
Ausbildung
Auf Anraten seines Vaters begann Edvard Munch 1879 ein Ingenieurstudium (Architekturstudium) an der Teknisk Skole (Technischen Schule) in Kristiania, der er jedoch krankheitsbedingt häufig fern blieb. Im November 1880 fasste Munch den Entschluss, Maler zu werden. Er verließ die Technische Schule gegen den Willen seines Vaters.
Im Dezember 1880 schrieb sich Edvard Munch an Den Kongelige Tegneskole, der Königlichen Zeichenschule, in Oslo ein. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Stillleben, Interieurs und Stadtansichten im Stil des Impressionismus. Er folgte insbesondere den Lehrgängen des Bildhauers Julius Middelthun (3.7.1820–5.5.1886). Schon die frühen Studien Munchs verraten einen eigenwilligen Einsatz von Farbe, was für das spätere Werk von Bedeutung erscheint. Vermutlich zu Studienzwecken wiederholte Munch Motive wie beispielsweise eine Landschaft bereits mehrere Male.
Munch und die „Kristiania-Boheme“
Im Jahr 1882 mietete sich Munch mit sechs anderen jungen Künstlern ein Atelier im Zentrum Kristianias am Stortings Plass, im Pultosten-Gebäude. Dort arbeiteten auch die Maler Christian Krohg (1852-1925) und Frits Thaulow (1847-1906). Im selben Jahr lernte Munch den um elf Jahre älteren und bereits renommierten Krohg kennen, der sein Talent erkannte und ihn förderte. Da Munch von der akademischen Lehre enttäuscht war, fand er in Krohg und Hans Heyerdahl wichtige Bezugspersonen für seine künstlerische Entwicklung.
Munch verkehrte ab 1882 in den Kreisen der norwegischen Naturalisten. In diesem Jahr entstand das erste einer Reihe von Selbstbildnissen. Zur wichtigen Inspirationsquelle für Edvard Munch wurde die „Kristiania-Boheme“, die sich um seinen Lehrer Christian Krohg und den skandalumwobenen Schriftsteller Hans Jæger versammelte. Intellektuelle wie der Künstler Fritz Thaulow sowie Dramatiker und Literaten wie Henrik Ibsen lasen gemeinsam Werke von Autoren der Zeit - Charles Baudelaire, Fjodor Dostojewski, Søren Kierkegaard, Stéphane Mallarmé, Friedrich Nietzsche, Oscar Wilde oder Émile Zola. Die „Kristiania-Boheme“ übte sich in Selbstbefragung mit rückhaltloser Ehrlichkeit und forderte, Gefühle und Gedanken (auch über Erotik und Sexualität, die sog. Frauenfrage) schonungslos nach außen zu kehren. Auch Munch verfasste entsprechende Texte und Gedichte.
Ab 1883 wurde Munchs künstlerische Begabung in Ausstellungen wahrgenommen, da er erstmals ein Gemälde in einer Gruppenausstellung, der Norwegischen Industrie- und Kunstausstellung, präsentierte und an der Kristiania Herbstausstellung teilnahm. Im Folgejahr nahm Munch erneut am Herbstsalon in Kristiania teil. Auch Paul Gauguin, Schwager von Frits Thaulow, stellte dort mehrere Gemälde aus. Munch lernt den Literaten Hans Jæger kennen und knüpft erste Kontakte zum Bohème-Milieu von Kristiania. Als Anerkennung für seine Leistungen erhielt Edvard Munch drei Stipendien. Finanziell abgesichert, konnte er zwischen Herbst 1889 und 1892 nach Paris reisen; dort wollte er seinen künstlerischen Ansatz klären.
Munch stellte 1886 erneut im Kristiania Herbstsalon aus, unter seinen vier Gemälden befand sich das Gemälde „Das kranke Kind“ (Oslo, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design), das einen Skandal auslöste. Jæger und Krohg unterstützten Munch öffentlich. Seine jüngere Schwester Laura wurde im Alter von 20 Jahren wegen einer schweren chronischen Depression in einer Anstalt untergebracht. Sie verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens in einer Nervenheilanstalt.
Im April 1889 eröffnete der Maler seine erste Einzelausstellung in Kristiania in den Räumlichkeiten des Studentersamfundet; seine zweite Einzelausstellung fand im September 1892 im Tostrupgården in Kristiania statt. Er präsentierte 1889 63 Gemälde und 47 Zeichnungen, darunter das Porträt von Hans Jæger. Der Tod seines Vaters stürzte Munch im November in tiefe Trauer.
Milly Thaulow
Den ersten Kontakt mit dem Impressionismus hatte Edvard Munch, als er im Sommer 1884 der Einladung Frits Thaulows folgte, der eine informelle Freiluftakademie auf einem Gut außerhalb der Hauptstadt organisierte.
Bereits im Folgejahr konnte Munch eines seiner Gemälde auf der Weltausstellung in Antwerpen zeigen (1885). Als er zu Beginn des Sommers 1885 gemeinsam mit seiner Familie den Sommer in Borre, in der Nähe von Åsgårdstrand am westlichen Ufer des Oslofjordes, verbrachte, entwickelte sich eine intensive Affäre zwischen dem 22-jährigen Künstler und der drei Jahre älteren, verheirateten Milly Thaulow. Die Schwägerin von Frits Thaulow war eine bekannte Schauspielerin, eine wichtige Figur der feministischen Bewegung in Norwegen und prägte Munchs Frauenbild nachhaltig. Noch Jahre später nutzte er diese Erfahrung als Quelle für Motive in seiner Kunst.
„Deine Augen sind so groß wie der halbe Himmel, wenn du nahe bei mir stehst und in deinem Haar ist Goldstaub und deinen Mund sehe ich nicht – sehe bloß, dass du lächelst.“2 (Edvard Munch)
Beziehung und Trennung von Milly Thaulow verarbeitete Edvard Munch in Bildern von küssenden Paaren im Wald sowie melancholischen Abschiedsszenen, darunter die Druckgrafik „Loslösung“:
„Ich saß unter einem Baum, dessen Blätter anfingen, gelb zu werden und zu welken – Sie hatte neben mir gesessen – sie hatte ihren Kopf auf meinen gelegt – das blutrote Haar hatte mich umschlungen. Es hatte sich wir blutrote Schlangen um mich gewickelt – seine feinsten Fäden hatten sich in meinem Herzen verfangen – dann hatte sie sich erhoben – Ich weiß nicht warum langsam bewegte sie sich zu See – weiter und weiter weg – dann geschah etwas Merkwürdiges – Ich fühlte unsichtbare Fasern zwischen uns – Ich fühlte, dass unsichtbare Fasern ihres Haars mich umschlangen – und so, als sie ganz verschwand über das Meer – fühlte ich, wie es schmerzte, mein Herz blutete – weil die Fasern nicht zerschnitten werden könnten.“3 (Edvard Munch T 2782)
Werke
Frühwerk im Stil von Impressionismus und Naturalismus
Der Maler konnte mit erstaunlicher Geschwindigkeit in seiner Heimat so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken, dass er im Mai 1885 von seinem Freund und Malerkollegen Frits Thaulow ein dreiwöchiges Reisestipendium nach Paris erhielt. Munch besuchte dort vor allem den Louvre. Noch im gleichen Jahr stellte er auf der Antwerpener Weltausstellung ein Porträt seiner jüngeren Schwester Inger aus. Dem Paris-Aufenthalt folgten drei weitere Staatsstipendia, die ihn ab Herbst 1889 bis März 1892 immer wieder nach Frankreich führten. Im Dezember 1889 zog Munch nach Saint-Cloud, wo er begann, ein Tagebuch zu schreiben, das später den Titel „Le Manifeste de Saint-Cloud“ erhielt.
Weder im Louvre noch im Salon konnte Edvard Munch die jüngsten künstlerischen Entwicklungen studieren. Stattdessen bewunderte er Werke von Edouard Manet, Diego Velázquez und Thomas Couture. Edvard Munch hat nie kopiert, neu interpretiert oder auch nur Skizzen nach Kunstwerken gemacht. Stattdessen vertraute er seiner Erinnerung und veränderte, vermischte und verwandelte Gesehenes nach seinen Vorstellungen.
In den Jahren 1884 fand Edvard Munch zu ersten wichtigen Bildlösungen: „Morgen“ (1884), gefolgt von „Abend“ (1888, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid). Letzteres zeigt eine junge Frau, Laura, die Schwester des Künstlers, alleine und in sich versunken vor einem Haus sitzend.4 Sie blickt starr aufs offene Meer, während im Hintergrund ein Mann mit einem Seil ein Boot am Ufer fixiert und eine schemenhaft wiedergegebene Frau auszusteigen scheint. Diese naturalistisch eingefangene Szene mit melancholischer Grundstimmung findet knapp zehn Jahre später eine symbolistische Überhöhung: „Mutter und Tochter“ (1897, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo) haben sich vor dem Vollmond am Strand zusammengefunden.
Nachdem Munch 1888 in Kopenhagen eine umfassende Ausstellung mit moderner französischer Malerei gesehen hatte, reiste er anlässlich seiner Teilnahme an der norwegischen Sektion auf der Weltausstellung im Sommer 1889 erneut nach Paris. Diesmal schrieb er sich an der Privatakademie des Salonmalers Léon Bonnat als Student ein. Da er die akademische Ausbildung nicht für sinnvoll erachtete, verließ er die Privatakademie nach nur wenigen Monaten wieder. Bis zum Frühjahr 1892 lebte und arbeitete er über längere Zeit hinweg in Frankreich, mehrfach zog es ihn nach Nizza an die Côte d’Azur. Wichtige Einflüsse empfing Edvard Munch von Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin, Gustave Caillebotte, Vincent van Gogh und Georges Seurat (→ Georges Seurat, Erfinder des Pointillismus). Deren Gemälde konnte er in verschiedenen Pariser Ausstellungen sehen. In Munchs Malerei tauchen 1890/91 impressionistische und postimpressionistische Stilelemente auf. Er setzte die impressionistische Farbstruktur mit kommaartigen kurzen Pinselstrichen ein, um düster-melancholischen Nachtinterieurs zu malen, darunter „Nacht in Saint-Cloud“ (1890) und „Nacht in Nizza“ (1891).
In dieser Phase gelang Edvard Munch der Durchbruch in Norwegen, wo er 1889 seine erste Einzelausstellung in Kristiania (63 Gemälde) organisierte. Im folgenden Jahr konnte er sich mit zehn Bildern an der Herbstausstellung beteiligen. Die Hälfte davon wurde am Ende der Ausstellung bei einem Brand zerstört.
Hauptwerke des Symbolismus
Während der 1880er und 1890er Jahre schuf Edvard Munch nahezu alle seiner bekanntesten Bilder: „Der Schrei“, „Das kranke Kind“, „Eifersucht“, „Pubertät“, „Der Tag danach“.
Das kranke Kind
„Mit 'Das kranke Kind' erschloss ich mir neue Wege – das war ein Durchbruch in meiner Kunst. – Das meiste davon, was ich später gemacht habe, wurde in diesem Bild geboren.“5 (Edvard Munch, 1928)
„Das kranke Kind“ zeigt ein junges Mädchen im Bett. Seine vor Gram gebeugte Mutter sitzt am Bettrand und hat ihren Kopf gesenkt. Dadurch wirkt die blasse Gestalt der Kranken, die durch einen großen Polster aufgerichtet wird, erhaben und stark. Links und rechts stehen Medikamente und ein Wasserglas auf den Möbeln. Das von gespucktem Blut rot gefärbte Wasser teilte den Zeitgenoss:innen eindrücklich mit, woran das kranke Kind litt - Tuberkulose.
Bereits 1881 hatte Christian Krohg das Bild eines kranken Mädchens gemalt und damit eine direkte Ansprache des Publikums erzielt. Munch griff das Thema auf, jedoch übersetzte er es in eine überzeitliche Erzählung über Krankheit und Emotion. Inspiriert vom Tod seiner älteren Schwester Sophie, versuchte Munch - wie er später immer wieder betonte - sich an das Gefühl zu erinnern und dieses Gefühl auch zu vermitteln. In einem Zeitraum von 30 Jahren übermalte Edvard Munch die Komposition immer wieder, bis das Ölgemälde wie von einer Farbkruste in schmutzigen Grün-, Grau und Rottönen überzogen wirkte.
Im Jahr 1886 war Edvard Munch zum ersten Mal mit vier Gemälden in der von der norwegischen Secession veranstalteten Herbstausstellung vertreten. Er präsentierte dort die erste, heute verlorene Fassung von „Das kranke Kind“ (1885). Das Gemälde rief einen Sturm der Entrüstung hervor, gilt aber heute als das erste eigenständige symbolistische Werk des Norwegers. Kennzeichnend für seine Kunst wurde, dass er den entscheidenden Wendepunkt der Geschichte darzustellen wusste. Wenn Edvard Munch auch durch Aussagen den Eindruck hervorrief, dass seine Beschäftigung mit Krankheit und Tod autobiografisch motiviert wäre, so sollte man nicht darauf vergessen, dass sie im Fin-de-Siécle auch als Metaphern von Kreativität galten. Zwischen 1885 und 1927 malte Munch sechs Versionen6 von diesem Sujet und verwendete es auch (z. T. beschnitten auf den Kopf des Mädchens) in Druckgrafiken. Für die spätere Aufnahme des Themas im Gemälde „Agonie“ (Todeskampf, 1915) drehte Munch die Komposition um 180° und füllte den Raum mit totbleichen, starr blickenden Menschen.
Abend: Melancholie
Edvard Munch fand in „Abend: Melancholie“ (1892) eine weitere Formel für symbolistisches Gestalten, wie Christian Krohg anlässlich der Erstpräsentation des Gemäldes auf dem Herbstsalon 1891 in Kristiana vermeldete.7 Die männliche Figur wird vom Bildrand extrem abgeschnitten. Sie ist nicht mehr auf das Meer hinausgewandt, sondern dreht der Landschaft den Rücken zu. Am Himmel ziehen weiße Wolkenbänder genauso ornamental ihre Bahn wie die Küstenlinie zu einer ondulierenden Linie wird. Ist es Weltabkehr und melancholische Stimmung, oder ist es ein inneres Bild, eine „halluzinatorische Vision“ (Paloma Alarcó), was Munch hier entwirft? Dass sein Freund Jappe Nilssen Modell saß, ist kaum mehr erkennbar, denn Munch ersetzte das Bildnis durch eine unpersönliche Maske. Mit den allersten Pein-air Landschaften aus den frühen 1880ern, die unter dem Einfluss des Naturalisten Frits Thaulow entstanden sind, hat diese Naturschilderung aus der Erinnerung nichts mehr zu tun.
„Wir sollten nicht länger Innenräume streichen, Menschen die lesen und Frauen, die stricken. Es müssen lebende Menschen sein, die atmen und sich bewegen, leiden und lieben – ich werde eine Reihe solcher Bilder malen. Die Menschen werden seine heilige Dimension verstehen und Sie werden ihre Hüte abnehmen wie in der Kirche.“8 (Edvard Munch, 1889-1890)
Durchbruch in Berlin
Edvard Munch eröffnete im Herbst 1892 auf Einladung der Malerin Adelsteen Normann (1848-1918) eine Ausstellung im konservativen Verein Berliner Künstler. Ab dem 5. November zeigte er Werke wie „Das kranke Kind“ (1885/86), „Melancholie. Abend“ (1891), „Kuss am Fenster“ (1892) oder „Kranke Stimmung bei Sonnenuntergang. Verzweiflung“ (1892), der Vorläufer von „Der Schrei“ (1893). Die Schau mit 55 Werken Munchs wurde nach nur einer Woche geschlossen, weil die Verantwortlichen die Bilder für nicht ausstellbar hielten. Anton von Werner, der traditionsbewusste Historienmaler und Vorsitzende des Vereins, ließ sich zu einem Rundumschlag hinreißen, empfand er doch die Werke als „Hohn für die Kunst, als Schweinerei und Gemeinheit“9. Damit bescherte der Berliner Künstlerverein Munch große Aufmerksamkeit in einer breiten Öffentlichkeit, über die er nach Norwegen berichtete:
„Das ist übrigens das Beste was geschehen kann – bessere Reklame kann man nicht bekommen.“10 (Edvard Munch in einem Brief an seine Tante Karen Bjølstad, Berlin 1892)
Gefeiert von der jungen Generation von Künstlern, Literaten und Intellektuellen gründete Munchs großer Einfluss auf die bildende Kunst in Deutschland und Norwegen unter anderem auf der entsetzten Reaktion des Publikums und der Kunstpresse. Letztere verglich die protoexpressiven Gemälde mit „rohen Anstreicherarbeiten“ und diagnostizierte „Formlosigkeit, Brutalität der Malerei, Rohheit und Gemeinheit der Empfindung“.11 Die öffentliche Beschimpfung ließ der norwegische Künstler gerne über sich ergehen, wurde er doch mit diesem Kunstskandal über Nacht zum berühmtesten zeitgenössischen Maler in Deutschland und schloss einen Vertrag mit der Kunsthandlung Ed. Schulte für Einzelausstellungen in Düsseldorf, Köln und erneut Berlin,
Zum schwarzen Ferkel
Im Dezember 1892 nach Berlin übersiedelt, bot die Stadt dem Künstler mannigfaltige Anregungen: In Berlin traf Munch befreundete Künstler in der Kneipe „Zum schwarzen Ferkel“ (Ecke Unter den Linden/Neue Wilhelmstraße). Neben August Strindberg gehörten die Schriftsteller Richard Dehmel und Stanisław Przybyszewski, der Dichter Holger Drachmann und die norwegische Dichterin Dagny Juel sowie die Künstler Gustav Vigeland und Akseli Gallen-Kallela zu Munchs Bekannten und Freunden. Munch sekundierten die Philosophen August Strindberg und über seine Texte auch Friedrich Nietzsche bei seiner Suche nach der Seele, die er so zu sezieren dachte, wie Leonardo da Vinci tote Körper analysiert hatte.
Im Dezember 1893 organisierte Edvard Munch eine Ausstellung mit 50 Gemälden in der Allee Unter den Linden. Insbesondere präsentiert er eine Serie von Leinwänden mit dem Titel „Die Liebe“, darunter eine der ersten Versionen des berühmten, 1892 in Kristiania gemalten Bildes „Der Schrei“. Hier erprobte er zum ersten Mal den „Lebensfries“ und wandte sich 1894 der Druckgrafik - Radierungen und Lithografien - zu:
„Nach 20 Jahren Gefecht – und Elend kommen mir endlich gute Mächte in Deutschland zu Hilfe. Und es öffnet sich ein leuchtendes Tor – das war 1902 – Linde und andere kaufen von mir.“12 (Edvard Munch, Notiz, 1908)
Ende des Jahres 1894 lernte Munch Graf Harry Kessler kennen, der einer seiner Gönner wurde. Im März 1895 stellte Edvard Munch gemeinsam mit Akseli Gallen-Kallela in der Galerie Ugo Barroccio an der Allee Unter den Linden aus. Der Norweger präsentierte 14 Gemälde über die Liebe, darunter die „Pubertät“.
Sammler:innen & Mäzen:innen
Neben der anregenden Umgebung konnte Edvard Munch kurz nach 1900 auch erste deutsche Sammlerinnen und Sammler für seine Kunst begeistern. Vermittelt über Arthur Kollmann malte Munch Porträts des Lübecker Augenarztes Dr. Max
Linde und dessen Familie. Zudem gab Dr. Linde einen Fries als Wandschmuck für sein Wohnhaus in Auftrag. Der Diplomat und Mäzen Harry Graf Kessler machte Edvard Munch mit Elisabeth Förster-Nietzsche in Weimar bekannt. 1905 vollendete der Künstler das – posthume – Bildnis ihres Bruders, des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900). Bald darauf wurde Munch über den Architekten Henry van de Velde von dem Chemnitzer Fabrikanten Herbert Eugen Esche um eine Reihe von Familienbildnissen gebeten, die er nach einem mehrwöchigen, zunächst tatenlosen Aufenthalt bei der Familie in nur sechs Tagen im Oktober 1905 realisierte. Er selbst benannte seine Vorbilder innerhalb der Alten Meister als Anthonis van Dyck (1599–1641) und Diego Velázquez (1599–1660).
Zu weiteren Freunden und Mäzenen gehörten der Politiker Walther Rathenau und die Sammler Arthur und Eugen von Franquet in Braunschweig. Munchs besonderes Interesse für Theaterinszenierungen und dramatische Abläufe führte 1906/07 zur Zusammenarbeit mit dem Regisseur Max Reinhardt. Der Künstler entwarf an den Berliner Kammerspielen Bühnenbilder für die Aufführungen von Henrik Ibsens Stücken Gespenster und Hedda Gabler.
Zehn Jahre nach Munchs Skandalerfolg war er arrivierter Gast in der Berliner Secession, und weitere zehn Jahre später zählte Munch bereits zu den „Vätern der Moderne“, wie sie auf der Sonderbund-Ausstellung in Köln 1912 als Kanon definiert wurden. Munchs erste museale Ausstellung in Deutschland fand 1905 in der Kunsthalle Bremen statt.
Der Schrei (1892)
Edvard Munch besuchte Paris im Jahr 1885 und erneut im Frühjahr 1889. Besonders die Werke von Paul Gauguin, Odilon Redon und Auguste Rodin öffneten ihm, neben der Bekanntschaft mit August Strindberg sowie der Lektüre von Hendrik Ibsen und Knut Hamsun die Augen für aktuelle Themen. Vor allem die Entdeckung, dass Wahrnehmung subjektiv ist, veränderte das Denken der Künstler und erlaubte Edvard Munch, Handlungsräume den emotionalen Zuständen der Figuren anzupassen. Dadurch entfernt sich Munch von der Wiedergabe des Sichtbaren und konzentrierte sich auf visionäre, innere Bilder.
Munchs „Der Schrei“ ist eine Ikone der Modernen Kunst und vermutlich sein bekanntestes Werk - auch wenn der Künstler selbst es nie als sein Hauptwerk betrachtet hat. Zu sehen ist eine Figur mit aufgerissenem Mund und an den Kopf gepressten Händen auf einer Straße vor der weiten Landschaft des Oslofjords unter rotem Abendhimmel. Weiter hinten gehen zwei Männer, Segler liegen im fernen Hafen vor der Festung Akershus im Zentrum der Stadt.
Munch zeigt den Menschen als angstgepeinigt und voller Unsicherheit. Sein Gemälde einer geschlechtslosen, verdrehten, fötalen Kreatur, deren Mund und Augen weit aufgerissen sind, schreiend vor Angst verkörpert eine Vision, die Edvard Munch in seiner Jugend hatte. Später beschrieb er den blutroten Himmel und die Beobachtung, wie die Gesichter seiner Freunde sich grell gelb-weiß verfärbten. Munch gestaltete zwei Ölgemälde, zwei Pastellzeichnungen und unzählige Drucke von diesem Bild:
- „Der Schrei“, 1893, Öl, Tempera, Pastell und Kreide auf Karton, 91 × 73,5 cm (Nationalgalerie, Oslo)
- „Der Schrei“, um 1910, Tempera und Öl auf ungrundiertem Karton, 83,5 × 66 cm (Munch Museum, Oslo)
- „Der Schrei“, 1893, Pastell auf Karton, 74 × 56 cm (Munch Museum, Oslo)
- „Der Schrei“, 1895, Pastell auf Karton, 79 × 59 cm (amerikanischer Privatbesitz). Die zweite Pastellzeichnung wurde 2012 um $ 119,922.600.- auktioniert.
Beide Ölgemälde wurden in den letzten Jahren gestohlen (1994, 2004), jedoch kurze Zeit später wieder aufgefunden. Zudem erarbeitete Edvard Munch noch eine schwarz-weiße Lithographie. Munch beschrieb in seinen literarischen Tagebüchern der 1890er Jahre, wie er auf die Idee zu dieser Komposition gekommen war:
„Ich ging mit zwei Freunden einen Weg entlang.
Die Sonne ging gerade unter.
Ich fühlte einen Hauch Melancholie
Plötzlich wurde der Himmel blutrot
Ich blieb stehen und lehnte mich an das Geländer, totmüde
sah ich auf zu flammenden Wolken, die hingen
wie – Blut und ein Schwert über dem
tiefblauen Fjord und die Stadt.
Meine Freunde gingen weiter – Ich stand da,
Zitternd vor Angst.
Und ich fühlte das große, unendliche Geschrei durch die Natur hallen.“13 (Edvard Munch, Nizza 1892)
Für Edvard Munch war diese Erinnerung derart bedeutend, dass er in einigen Drucken die letzte Zeile des Gedichts sogar zitierte. Die Gegenüberstellung von Beschreibung und Bild lassen uns die Arbeitsweise des norwegischen Malers nachvollziehen. Munch malte nie nach der Natur; er malte nie was er mit den Augen sah, sondern was er mit seiner Seele wahrnahm. Für Munch war Kunst daher das Gegenteil zur Natur, da sie aus dem Innersten des Menschen kam. Der Kritiker Sigbjørn Ostfelder erkannte schon früh, dass Munch Schmerz, Schrei, Melancholie und Verfall mit Hilfe von Farben ausdrückte. In der Lithografie setzte sie der Künstler in schwarze und weiße Kraftlinien um. Obwohl der Künstler von einer persönlichen Erfahrung der Ohnmacht zu diesem Bild inspiriert wurde, steht das Werk für sich allein. Das „Geschrei“ verstört – und es ist daher eine Ikone der modernen Kunst.
„Seit geraumer Zeit hat er [Edvard Munch, Anm. AM] die Erinnerung an einen Sonnenuntergang malen wollen. Rot wie Blut. Nein, es war geronnenes Blut. Aber niemand würde das gleiche fühlen wie er. Alle würden an Wolken denken. Beim Erzählen dieses Erlebnisses wurde er traurig, ein Erlebnis, das ihn mit Angst erfüllt hatte. Traurig, weil die armseligsten Mittel der Malkunst die ausreichten. 'Er trachtet nach dem Unmöglichen und Verzweiflung ist seine Religion', dachte ich, riet ihm aber, es zu malen. – Und er malte seinen merkwürdigen 'Schrei'.“ (Christian Skredsvig über Munchs Aufenthalt in St. Jean)
„Der Schrei“ verwandelt Weltangst in ein einprägsames Bild mit blutrotem Himmel, Menschen auf einer Brücke vor Kristiania (heute: Oslo) und einer kaum mehr als menschlich zu bezeichnenden Figur im Vordergrund, ein Selbstbildnis des Künstlers. Während seiner ersten Präsentation in Berlin rahmten „Abend auf der Karl Johan“ (1892) und „Angst“ (1894) das Gemälde. Alle drei zeigen anonyme Massen im öffentlichen Raum, deren, wie Munch es formulierte, „qualvoller Weg im Grab endet“14. Als das 17. der 22 Bilder des „Lebensfrieses“, gehört „Der Schrei“ aber weder zu den größeren Formaten noch nimmt es einen zentralen Platz im Fries ein.
Lebensfries
Edvard Munch beobachtete schon Anfang der 1890er Jahre, dass einige seiner Gemälde, wenn er sie nebeneinander ausstellte, eine andere Wirkung und veränderte Inhalte entwickelten. Im Jahr 1893 stellte er in einer Ausstellung in Unter den Linden in Berlin seinen ersten Fries über Liebe und Tod zusammen, den sogenannten „Lebensfries“.
Formale Entsprechungen, gegensätzliche Farbeffekte und unterschiedliche Formate erzeugten, wie er meinte, einen Rhythmus. Diese erste „Studie für eine Serie“ beststand aus sechs kurz zuvor entstandenen Bildern „Sommernachtstraum. Die Stimme“ (1893), „Kuss am Fenster“ (1892), „Vampir“ (1893), „Madonna“, „Melancholie“ und „Der Schrei“; sie meinte den ersten Teil (Liebe). Bis 1902 hatte er unter dem Titel „Fries - Eine Serie von Lebensbildern“ bereits 22 wichtige Werke zu vier Aspekten zusammengefasst: Auf das „Keimen der Liebe“ folgen die „Blüte“ und das „Verblühen“ der Liebe, Lebensangst und Tod. Zeitlebens beschäftigte sich Edvard Munch mit seinem Lebenszyklus. Auch wenn die Bilder weder in Größe, Figurenanzahl oder Kolorit oder Erzählung zueinandergehören scheinen, so verband sie der Künstler doch zu einer Serie. Die Stimmung der Abfolge ist düster und skeptisch, so dass er als Folge von Stationen einer tragischen Liebe gedeutet werden kann.
„Ich habe in der Übergangszeit gelebt, mitten in der Frauenemanzipation. Da war es die Frau, die verführt und lockt und den Mann betrügt – die Zeit von Carmen – in der Übergangszeit wurde der Mann der Schwächere.“15 (Edvard Munch, Tagebucheintrag vom 27.2.1929)
1903 montierte Edvard Munch den Lebensfries bei Beyer & Sohn, Leipzig, hinter weißem Leinenstoff, in den er Öffnungen für die Leinwände hineingeschnitten hatte. Auch wenn Munch - wie auch Vincent van Gogh - mit der Idee spielte, seinen „Fries“ bzw. Zyklus in einem architektonischen Setting zu fixieren, scheiterte er schlussendlich daran. Den „Linde-Fries“ (1904) für den Förderer und Freund Max Linde lehnte der Auftraggeber ab. Auf den „Reinhardt-Fries“ (1906) für den Pausensaal der Berliner Kammerspiele folgte der monumentale Bilderzyklus für die Aula der Universität in Oslo mit der „Sonne“ an der Stirnwand (1909 bis 1916), sowie der „Freia-Fries“ (1922) für die Kantine der Freia-Schokoladenfabrik. Das moderne Bildverständnis führte weg von Ausstattungsstücken und hin zum autonomen, veräußerbaren Werk.
Munch und die Druckgrafik
Während seines Berlin-Aufenthalts 1894/95 begann sich der Dreißigjährige mit Druckgrafik zu beschäftigen.16 Anfangs stand Munchs Wunsch im Vordergrund, seine Kunst einem größeren Publikum zu präsentieren und sich eine neue Einkommensquelle zu erschließen. Er war seit 1892 in Berlin ansässig, hatte sich über die Skandal-Ausstellung im Berliner Kunstverein einen gewissen Ruf erarbeitet, aber seine Gemälde verkauften sich nicht. Harry Graf Kessler beschrieb ihn in dieser Zeit als hungrig herumstreundenden Künstler.17
Die frühen Kaltnadelradierungen, Radierungen (ab Herbst 1894) und Lithografien waren meist Porträts, Wiederholungen oder auch Vorwegnahmen von Gemälden und zeigen eine erstaunlich geübte Hand. Die in diesen beiden Jahren entstandenen Drucke „Die Stimme (Sommernacht)“ (1894) und „Der Kuss“ (1895) sind nach Gemälden - „Die Stimme (Sommernacht)“ (1893, Museum of Fine Arts, Boston) - entstanden bzw. nahmen diese - „Der Kuss“ (1897, Munch-museet, Oslo) - voraus. Edvard Munch arbeitete vor allem mit Lithografiekreide, an der er ihrer zeichnungsartigen Qualitäten schätzte, flächiger Tusche und feiner, hineingeritzter Zeichnung wie im „Selbstporträt mit Skelettarm“ (1895, Lithografie, Privatsammlung) zu sehen. Obwohl es keine Belege dafür gibt, dass er eine professionelle Ausbildung durchlaufen hat, scheinen auch atmosphärische Effekte in Aquatinta oder Radierung dem jungen Künstler wenige Probleme bereitete zu haben. Außergewöhnlich ist auch seine Entscheidung, in nur wenigen Abzügen jeden individuell auszuführen.
Die positive Beurteilung von Munchs Ausstellung in Kristiania (heute: Oslo) und die Reproduktion der Lithografie „Geschrei“ in der Dezember-Ausgabe 1895 von „La Revue Blanche“, könnten ihn zum neuerlichen Aufenthalt in der französischen Metropole bewogen haben. Mit dem Gemälde „Angst“ begann Edvard Munch in der Pariser Avantgarde wahrgenommen zu werden, da sein Freund Julius Meier-Graefe ihn einlud, für Ambroise Vollards „Album des Peintres-Graveurs“ (1896) einen Holzschnitt beizutragen.
Der Kunstkritiker Julius Meier-Graefe entdeckte Edvard Munch, als er in Berlin eine Mappe mit dessen Radierungen durchsah, für die er im Sommer 1895 den Einleitungstext schrieb. Kurz darauf übersiedelte er nach Paris, um in Siegfried Bings Galerie „L'Art Nouveau“ zu arbeiten. Schon im Frühjahr 1896 organisierte er Munchs erste Einzelausstellung in Paris, und Strindberg schrieb die Rezension in „La Revue blanche“ (Juni 1896). Während Munchs aktuelle Beträge zum Salon des Independants noch heftig diskutiert wurden, konnten Bing und Meier-Graefe mit ihm ihren Status als Händler der Avantgarde festigen. Da die Galerie auch Druckgrafik förderte, konnte Munch an deren Wänden erstmals eine Gruppe von Drucken in verschiedenen Zuständen und Farbwahl neben Gemälden mit der gleichen Komposition präsentieren.18 Dieser Schritt bedeutete nicht nur, dass Munch sich neuen Drucktechniken in experimenteller Ausführung aneignete, sondern seine Arbeit befand sich plötzlich mitten unter Werken von Pierre Bonnard, Maurice Denis, Odilon Redon, Félix Vallotton und Édouard Vuillard.
Mit der „Julius-Meier-Graefe-Mappe“ (1894–1895), benannt nach dem wichtigen deutschen Kunsthistoriker, setzt das künstlerische Experiment Druckgrafik ein. Da sich Edvard Munch bereits seit den frühen 1880er Jahren mit dem Thema Frau beschäftigte, sind fragile Mädchen und erotisch aufgeladene Frauenakte - von „Pubertät“ bis „Madonna“ - zentral in seinem druckgrafischen Werk. Munchs Pariser Aufenthalt von Februar 1896 bis Frühjahr 1897 änderte alles! Er war schon davor in Paris gewesen, aber vor seiner Rückkehr 1896 und dem neu erwachten Interesse an Druckgrafik konnte er nicht an die Avantgarde in Frankreich anschließen. In seinen Druckgrafiken und Gemälden entsponn sich seither ein kreativer Dialog, mit Hilfe dessen er seine Bildfindungen fixierte. Die Holzschnitte und Kaltnadelradierungen dienten Munch also nicht nur zur Verbreitung und Popularisierung seiner Kompositionen, sondern wurden integraler Bestandteil seines Schöpfungsprozesses. Mehr als 15.000 Blätter von 750 Motiven belegen die ungeheure Produktivität des Norwegers.
Selbstporträts
In mehr als 70 gemalten Selbstporträts und 20 grafische Selbstbildnissen. zahlreiche Zeichnungen sowie eine Reihe fotografischer Selfies analysierte Edvard Munch lebenslange seine Seelenzustände. Die Auseinandersetzung mit dem Selbst diente Munch sowohl als Befragung seines Ichs als auch zum Rollenspiel. Ob in klassischen Selbstporträts oder in Rollenporträts seiner Bilder verarbeitete Munch Lebensumstände wie Einsamkeit, Krankheit, Rastlosigkeit oder Alter mit Hilfe seiner Person. xx fasst treffend zusammen: „Er gibt sich als Mensch in der Krise, unverstandener Einzelgänger und zurückgewiesener Liebhaber. Suchend, fragend oder zweifelnd wendet er die fragile, verletzliche Seite seines Inneren ungefiltert nach außen. [...] Dabei geht er über alle Maßen schonungslos mit sich selbst um. Nackt, krank, verlassen, frierend oder von Alter gezeichnet, macht er die eigene Person zum Objekt seines lebenslangen Kunstprojekts.“19
Zurück in Norwegen: späte Werke
Das Werk Evdard Munchs lässt sich in zwei Phasen teilen: die symbolistische der 1880er und 1890er Jahre und die extrovertierte, lebensbejahende im Spätwerk ab 1900. Die Mehrzahl seiner Bilder – Landschaften, Felder und Bäume, Gartenszenen oder Küstenstreifen – schuf der Künstler nach 1900. In ihnen stellte er sich der Frage, wie zwischen abbildhafter Gestaltung und der Autonomie des Bildes ein Ausgleich gefunden werden könnte. Gleichzeitig wirken diese reifen Werke in ihrer Stimmung zuversichtlicher. 1907/08 zog sich der Maler nach Warnemünde an der Ostsee zurück, wo er Ruhe fand und äußerst produktiv arbeitete. Die Landschaftsn Munchs wurden immer mehr zum symbolischen Resonanzraum für die Seele, das Gefühlte.
„Die Natur ist nicht allein das mit den Augen Wahrnehmbare – Sie umfasst auch die inneren Bilder der Seele – Bilder auf der Rückseite des Auges.“ (Edvard Munch)
Während manche Kunsthistoriker für eine Neuorientierung Munchs nach der Jahrhundertwende plädieren, mag auch sein Nervenzusammenbruch im Herbst 1908 und die daraufhin erfolgreiche Behandlung in einer Nervenheilanstalt als wichtige Zäsur gelten und die friedvollere Themenwahl ausgelöst haben. Dazwischen stehen immerhin noch die höchst aufgewühlten Raumdarstellungen und konfliktträchtigen Paardarstellungen der „Grünes Zimmer“-Serie. Die Überzeugung, dass übermäßiger Alkoholkonsum, nervliche Zerrüttung und die Behandlung gleichsam den kreativen Geist Munchs ausgelöscht hätten, wie lange Jahre angenommen wurde, ist mit heutigem Wissensstand abzulehnen. Das Spätwerk ist zudem von Experimenten auf dem Gebiet der Maltechnik bestimmt, während die Bildsujets den bereits Erfundenen folgen.
Im April 1909 kehrte Edvard Munch, nach erfolgreicher Behandung in der Kopenhagener Klinik von Dr. Jacobson, wieder nach Norwegen zurück. Er reiste nur noch selten, und verließ das Land nach 1914 kaum noch. Kurz nach seiner Rückkehr wandte sich Edvard Munch der Ausmalung der Aula der Universität Kristiania (bis 1916) zu. Der Bilderzyklus zeigt arbeitende Menschen als Sinnbilder einer sinnvollen und würdigen Existenz. Beherrschend ist eine monumentale Sonne als lebensspendende Lichtquelle. Mit diesem Motiv und den Kompositionen „Die Geschichte“ und „Alma Mater“ ging es ihm nicht mehr um ein individuelles Schicksal, sondern um die ewig formenden Kräfte des Lebens.
Ab November 1922 arbeitete Edvard Munch an der Gestaltung von Räumen in der Schokoladenfabrik Freia. Er erwarb 1916 das Anwesen Ekely bei Kristiania und ließ dort – zusätzlich zu den bereits vorhandenen Arbeitsräumen – ein Atelier errichten, das ihm ermöglichte, umgeben von allen ihm wichtigen Werken zu malen.
„Am besten habe ich immer umgeben von meinen Bildern gearbeitet. Standen sie zusammen, fühlte ich, daß sie inhaltlich einander verbunden waren. Wurden sie zusammen gezeigt, ergab sich unmittelbar zwischen ihnen ein Klang, und einzeln wirkten sie ganz anders. Sie entfalteten sich wie eine Symphonie. Dies war für mich der Auslöser, Friese zu malen.“ (Edvard Munch, Notat, 1930–1934)
Bereits früh wurde beobachtet, dass Edvard Munch seine bekannten Kompositionen der 1890er Jahre wiederholte und abwandelte. Dahinter standen nicht immer kommerzielle Interessen, sondern der Wunsch ihre Sinngehalte weiterzuentwickeln. Ob in Malerei oder Druckgrafik, ob im Früh- oder Spätwerk Munch begeisterte sich in allen ihn verfügbaren Medien und aktiven Jahrzehnten für die immer gleichen Themenkomplexe. Wurden diese Gemälde in den letzten Jahrzehnten als „Kopien“ bezeichnet, so setzte sich jüngst die Auffassung durch, dass es sich um malerische Neuformulierungen handelt. Edvard Munch mag zwar der Ansicht gewesen sein, dass er die bedeutendsten Themen bereits kompositionell gelöst hatte, die Faktur, der Umgang mit den Malmitteln und die expressive Farbigkeit sind in den letzten Lebensjahren völlig neu. Die Reihe von Selbstporträts des alternden Edvard Munch, der sich auf der Leinwand schonungslos analysiert, mag dafür ein beredtes Beispiel abgeben.
„Hier ist das Wildeste versammelt, das in Europa gemalt wird – ich bin nichts als ein verblichener Klassiker – der Kölner Dom wankt in seinen Grundfesten“, formulierte Edvard Munch seine Eindrücke von der Kölner Sonderbundausstellung 1912 in einem Brief.
Im Jahr 1925 besuchte Edvard Munch die Nationalgalerie in Oslo, um einige seiner eigenen Werke zu kopieren. „Der Tanz des Lebens“ (1899/1900) war 1910 vom Museum angekauft worden. Die beiden Versionen ähneln einander sehr. Das Thema – ein Tanz an einem Strand in einer Sommernacht, das männliche Begehren und die weibliche Reaktion darauf – ist gleichgeblieben. Die Palette des späteren Bildes ist jedoch reicher, die Details ausdifferenzierter. Die flachen, ondulierenden Formen des Jugendstils sind einer „naturalistischeren“ wenn auch expressiven Auffassung im Spätwerk gewichen. Die Frage, ob es sich hierbei wirklich um eine Kopie oder eine Neuinterpretation handelt, ist mehr als nur Wortklauberei. Sie benennt die Problematik eines in der Moderne aufgekommenen und m. E. vom Kunstmarkt unterstützten Originalitäts- und Authentizitätsbegriffs.
„Trotzdem habe ich oft das Gefühl, diese existenzielle Angst haben zu müssen – sie ist notwendig – und dass ich nicht ohne sie leben will – Oft denke ich, dass auch Krankheit notwendig war – in Zeiten ohne Angst und Krankheit fühlte ich mich wie ein Schiff, das in starkem Wind segelt – aber ohne Ruder und fragte mich wohin? Wo strande ich?“20 (Edvard Munch, Sizzenbuch, 1927–1934)
Edvard Munch war nie verheiratet und nannte seine Gemälde Kinder – außerdem hasste er es, von ihnen getrennt zu sein. Wenigstens 27 Jahre lang lebte der norwegische Maler außerhalb von Oslo, je berühmter er wurde, desto mehr isolierte er sich. In seinem Haus in Ekely versammelte er die letzten 27 Jahre seines Lebens sein Werk um sich. Als Munch im Alter von 81 Jahren verstarb, fand man hinter verschlossenen Türen im zweiten Stück des Hauses 1.008 Gemälde, 4.443 Zeichnungen und 15.391 Druckgrafiken21 und Fotografien.
„Mit meinen früheren Bildern habe ich abgeschlossen. Ich arbeite weiter. Ebenso, wie man in vergangenen Tagen meine Bilder nicht verstanden hat, versteht man nun meine späteren Werke nicht. Es ist einfach so, dass man nicht begreift, dass auch ein alter Künstler sich weiterentwickelt.“22 (Edvard Munch, Notiz, 1933)
Edvard Munch: Sternennächte und Landschaften
Für Edvard Munch, der die Werke von Vincent van Gogh ab etwa 1889 kennen lernen konnte, wurde der Spätimpressionist eine Quelle der Inspiration, während er die Impressionisten - trotz seiner anfänglichen Auseinandersetzung mit den Großstadtbildern Gustave Caillebottes und Edgar Degas‘ - für reine Techniker hielt. Die Arbeitsweise des Holländers war für ihn ebenfalls ein abschreckendes Beispiel für Freiluftmalerei, da die starke Sonneneinstrahlung, so erzählte er einem Freund, den Holländer verrückt gemacht hätte. Nach 1900 wurden dessen ungeachtet u. a. Landschaften in Munchs Werk quantitaiv deutlich mehr und auch direkter beobachtet. Die „Badenden Männer“23 (1907–1908), die nackt am Strand posieren und als Symbole erwachsener Männlichkeit im Rahmen eines Lebenszyklus-Gedankens gedeutet werden können, dürften diesen Umschwung am besten dokumentieren.
Wenn sich der Norweger auch verbal von Van Gogh distanzierte, so dürfte das Werk Van Goghs doch einen direkteren Einfluss auf Munchs künstlerische Entwicklung gehabt haben, als er selbst vermutete. Dazu zählen auch Munchs Sternennächte, die violett-blau-silberne Farbharmonien norwegischer Fjorde einfangen. Von Christian Clausen Dahl über die Nocturnes von James McNeill Whistler zu Van Gogh reicht die Traditionslinie romantischer Aufladung der Nacht als Zeit der Melancholie, Isolation, Vorahnungen, des Begehrens und Todes.
„Menschliche Schicksale sind wie Planeten - wie ein Stern, der aus dem Dunkel geboren wird - und einen anderen Stern trifft - er scheint für eine Sekunde, bevor er wieder im Dunkeln verschwindet - (es ist) so - so treffen einander ein Mann und eine Frau - gleiten zueinander[,] werden durch die Flammen der Liebe beleuchtet - um dann in ihrer eigenen Richtungen zu verschwinden.“ (Edvard Munch)
Vorbild für den jungen Picasso und die deutschen Expressionisten
Um 1890 hatte sich Edvard Munch völlig von Realismus und Impressionismus gelöst und seine Kompositionen zu Projektionsräumen für seine Stimmungen umgewandelt. Als seine erste Einzelpräsentation 1892 im Verein Berliner Künstler nach nur einer Woche aufgrund des öffentlichen Drucks, der Presse aber auch der konservativen Mitglieder der Vereinigung geschlossen werden musste, markierte dies einen neuen Höhepunkt in der Wahrnehmung seiner Kunst. Seine Individualität und völlige Hingabe, nur sich selbst verpflichtet zu sein, dieses Konzept von (romantischem) Künstlertum eröffnete den jungen deutschen Expressionisten (darunter Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde, → Farbenrausch. Werke des deutschen Expressionismus) aber auch für Pablo Picasso und Egon Schiele einen gangbaren Weg, womit er zu einem Rollenvorbild vor allem für jene werden konnte, die auf der Suche nach dem Ursprünglichen waren.24 Bedeutende Sammler wie Karl Ernst Osthaus erwarben bald nach 1900 erste Werke von dem Norweger. Schon zwanzig Jahr nach seinem Skandal-Erfolg in Berlin, auf der Sonderbundausstellung in Köln 1912, wurde das Werk Edvard Munchs neben den Giganten aus Frankreich Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh präsentiert. Im Jahr 1927 organisierte die Berliner Nationalgalerie eine große Retrospektive für den nunmehr anerkannten Künstler.
„Nachts höre ich dem Schlag meines Herzens zu. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen – es sprengt mir den Kopf – es siedet […]. Was ist klein – was ist groß – was ist Zeit? Eine Sekunde zwischen den Herzschlägen – und die Sphären in meinem Inneren haben ihre Runde gemacht. Milliarden von Jahren braucht das Licht von den entferntesten Sphären im Universum bis zu mir. […] Im Dunkeln schließe ich die Augen. In meinem Inneren leuchtet und funkelt es. Die Sphären leuchten – die Atome leuchten.“25 (Edvard Munch, undatierte Notiz)
Munch und der Nationalsozialismus
Im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ durch das nationalsozialistische Deutsche Reich wurden 82 Gemälde und vielen grafischen Arbeiten aus deutschen Museen beschlagnahmt. Munch unterstützte Ernst Wilhelm Nay bei dessen Aufenthalt in Norwegen.
Im Jahr 1939 wurden 14 Gemälde und 31 Grafiken Munchs in Oslo in der Harald Holst Halvorsen Gallery und im Bristol Hotel verteigert. Die Werke waren von den Nationalsozialisten konfisziert worden, darunter zwei aus der Gemäldegalerie in Dresden beschlagnahmte Bilder: „Das kranke Kind“ (1907, Tate Modern) und „Das Leben“ (1910, Oslo, Rathaus).
Am 9. April 1940 wurde Norwegen durch deutsche Truppen besetzt. Edvard Munch verweigerte jeglichen Kontakt zu den Besatzern und befürchtete weitere Konfiszierungen und Angriffe auf seine Person. Er setzte ein Testament auf, das die Stadt Oslo als Erbin einschließlich aller Werke seines Ateliers und seiner Manuskripte einsetzte (18.4.). Obwohl das NS-Regime tatsächlich plante, auf seinen Besitz zuzugreifen, blieb der Künstler bis zu seinem Tod im Januar 1944 unbehelligt.
Tod
Am Nachmittag des 23. Jänner 1944 starb Edvard Munch mit 80 Jahren in seinem Haus in Ekely. Er hinterließ der Stadt Oslo sein bei ihm verbliebenes Werk, etwa 1.000 Gemälde, 15.400 Grafiken, 4.500 Aquarelle und Zeichnungen sowie sechs Skulpturen. Diese befinden sich heute im Munch-museet Oslo.
Nachruhm und Erbe
Edvard Munch wurde 81 Jahre alt und nutzte die Zeit, um seinen Mythos als sich für die Kunst aufopfernder Künstler zu pflegen. Er hinterließ nicht nur eine große Anzahl von Werken, sondern auch eine bewusste Selbststilisierung, die es schwierig macht, hinter die Fassade zu blicken.
Munch-Museum in Oslo
Da Edvard Munch 1944 kinderlos verstarb, vermachte er seinen gesamten Nachlass der Stadt Oslo. Das Munch Museum besitzt daher mehr als 1.100 Gemälde und 25.000 Arbeiten auf Papier. Dazu kamen fast 500 Druckplatten, 2.240 Bücher, Notizbücher, Dokumente, Fotografien, Werkzeug, Requisiten und Möbel. Seine Schwester Ingrid überließ dem Museum Munchs umfassende Briefsammlung, zusammen mit einer erheblichen Anzahl Originalwerken, alle aus den 1880er Jahren. Am 29. Mai 1963 eröffnete das Munch-Museum in Oslo. Heute besitzt das Munch-Museum mehr als die Hälfte der Gemälde des norwegischen Malers, alle Druckplatten und alle Motive der Druckgrafiken.
„Ich war es, der mit dem Reinhardt-Fries vor dreißig Jahren, der Aula und dem Freia-Fries die moderne dekorative Kunst begründet hat.“26 (Edvard Munch, 1938)
Munch im Film
- 1974 Edvard Munch von Peter Watkins, 211 Minuten, Spielfilm
- 2003 Edvard Munch – Liebe, Tod und Leben von Angelika Lizius, Dokumentarfilm
- 2013 Let the scream be heard von Dheeraj Akolkar
- 2013 The Sun, Dialog zwischen Munchs Bildwelt und Edvard Griegs Klavierkonzert in a-Moll von 1868
- 2013 Munch 150 von Ben Harding, Film
- 2013 Munchs Dämonen von Wilfried Haukes, Dokumentarfil
Literatur zu Edvard Munch
- Munch. Un poème de vie, d’amour et de mort, hg. v. Claire Bernardi (Ausst.-Kat. Paris, Musée d’Orsay, 20.9.2022–22.1.2023), Paris 2022.
- Edvard Munch. Meisterblätter, hg. v. Ulrich Luckhardt (Ausst.-Kat. Internationale Tage Ingelheim. Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus, Ingelheim, 1.5.–10.7.2022), München 2022.
- Edvard Munch. Im Dialog, hg. v. Dieter Buchhart, Antonia Hoerschelmann und Klaus Albrecht Schröder (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 18.2.–19.6.2022), München 2022.
- Nils Ohlsen, Edvard Munch, Köln 2021.
- Munch-Museum (Hg.), Wie ein Gespenst verlasse ich dich, Zitate von Edvard Munch, übersetzt von Nikita Mathias, Oslo 2018.
- Edvard Munch. Liebe, Tod Einsamkeit, hg. v. Dieter Buchhart und Klaus Albrecht Schröder (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 25.9.2015-24.1.2016), Wien 2019.
- Edvard Munch: Between the Clock and the Bed, hg. v. Gary Garrles, Jon-Ove Steihaug und Sheena Wagstaff (Ausst.-Kat. San Francisco Museum of Modern Art, 24.6.–9.10.2017, The Met Breuer, New York, 14.11.2017–4.2.2018, Munch Museum, Oslo, 12.5.–9.9.2018), New York 2017.
- Edvard Munch: Archetypes, hg. v. Paloma Alarcó (Auss.-Kat. Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid 6.10.2015-17.1.2016), Madrid 2015.
- Munch : Van Gogh, hg. v. Maite van Dijk, Magne Bruteig und Leo Jansen (Ausst.-Kat. Munch museet, Oslo, 7.5.-6.9.2015; Van Gogh Museum, Amsterdam, 24.9.2015-17.1.2016), Brüssel 2015.
- Edvard Munch. Master Prints, hg. v. Elizabeth Prelinger (Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington, 31.7.-31.10.2010) München 2010.
- Gerd Woll, Edvard Munch, Complete Paintings, Catalogue raisonné, Vol. I-IV, 2009.
- Gerd Woll, Edvard Munch, Werkverzeichnis der Grafik, München 2001.
- Munch und Deutschland, hg. von Dorothee Hansen und Uwe M. Schneede (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, u. a.), Stuttgart 1994.
- Stanisław Przybyszewski (Hg.), Das Werk des Edvard Munch, Berlin 1894 (mit einem Beitrag von Julius Meier-Graefe).
- Jens Thiis, Edvard Munch, Berlin 1934.
Beiträge zu Edvard Munch
- Zitiert nach: Reinhold Heller: ‘In part myself’: Edvard Munch and Vincent van Gogh Compared, in: Maite van Dijk, Magne Bruteig, Leo Jansen (Hg.), Munch : Van Gogh (Ausst.-Kat. Munch museet, Oslo, 7.5.-6.9.2015; Van Gogh Museum, Amsterdam, 24.9.2015-17.1.2016), Brüssel 2015, S. 62-81, hier S. 63.
- Ebenda, S. 14.
- Zit. n. Ebenda, o. S.; im Munch-museet, Oslo.
- Paloma Alarcó führt aus, dass auf Röntgenaufnahmen des Gemäldes eine weitere Frau (Inger) neben Laura stand, die im Arbeitsprozess von Munch getilgt wurde. Dadurch wirkt Laura, die am Beginn ihrer psychischen Erkrankung stand, noch einsamer. Siehe: Paloma Alarcó, Edvard Munch: Archetypes, in: Edvard Munch: Archetypes, hg. v. Paloma Alarcó (Auss.-Kat. Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid 6.10.2015-17.1.2016), Madrid 2015, S. 17-53, hier S. 23.
- Munch-Museum (Hg.), Wie ein Gespenst verlasse ich dich. Zitate von Edvard Munch, übersetzt von Nikita Mathias, Oslo 2018, S. 81.
- 1886, 1896, 1907 zwei Fassungen in Warnemünde, 1925 und 1927. Siehe Paloma Alarcó, S. 29-30.
- Dieter Burchhart, Edvard Munch. Zeichen der Moderne (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen b. Basel 18.3.-15.7.2007; Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall 4.8.-31.12.2007), Ostfieldern 2007, S. 44.
- Zit. n. Munch. Un poème de vie, d’amour et de mort, hg. v. Claire Bernardi (Ausst.-Kat. Paris, Musée d’Orsay, 20.9.2022–22.1.2023), Paris 2022, S. 94.
- Jens Thiis, Edvard Munch, Berlin 1934, S. 85.
- Zit. n. Wie ein Gespenst verlasse ich dich, S. 37.
- Zit. n. Uwe M. Schneede, Munch in Deutschland, in: Ausst.-Kat. S. 10–26, hier S. 10.
- Zit. n. Wie ein Gespenst verlasse ich dich, S. 47, siehe hier Anm. 6.
- Zitiert nach Edvard Munch und Frankreich, hg. v. Arne Eggum (Ausst.-Kat. Musée d’Orsay, Schirn Kunsthalle, Frankfurt), Paris/Frankfurt 1991/92, S. 141.
- Zitiert nach Ebenda, S. 33.
- Zit. n. Iris Müller-Westermann, ,Im männlichen Gehirn‘. Das Verhältnis der Geschlechter im Lebensfries, in: Munch und Deutschland, hg. von Dorothee Hansen und Uwe M. Schneede (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, u. a.), Stuttgart 1994, S. 30–38, hier S. 38.
- Für Edvard Munch als Druckgrafiker siehe: Elizabeth Prelinger, Edvard Munch. Master Prints (Ausst.-Kat. National Gallery of Art, 31.7.-31.10.2010) München 2010.
- Siehe: The Masterprintmaker, in: Edvard Munch (Ausst.-Kat. Busch Reisinger Museum, Harvard), S. 6.
- Von den 60 Werken, die Munch bei Bing zeigte, waren zwölf Gemälde, sechs Zeichnungen und 42 (!) Druckgrafiken. Einige seiner berühmtesten und wagemutigsten Bilder waren zu sehen: „Der Schrei“, „Madonna“ (die Lithografie erinnert noch an den verlorenen Rahmen des Gemäldes, der Spermien und einen Fötus zeigte) und „Vampir“. Die handbemalten Drucke der Berliner Zeit sind auf 1896 datiert, was darauf hinweist, dass sie vielleicht eigens für die Ausstellung verändert worden sind.
- Edvard Munch, 2021, S. 37-38.
- Zit n. Nils Ohlsen, Edvard Munch, 2021, S. 5-6.
- Holzschnitte, Radierungen, Lithografien, Litho-Steine, Holzschnitt-Blöcke, Kupferplatten
- Zit. n. Nils Ohlsen, Edvard Munch, Köln 2021, S. 83.
- Öl auf Leinwand, 206 × 227,5 cm (Antell Collections, Ateneum Art Museum, Helsinki).
- Paloma Alarcó zählt im Ausstellungskatalog des Museso Thyssen-Bornemisza Werke von Egon Schiele, Ernst Ludwig Kirchner und Pablo Picasso explizit als Vergleiche zu Munchs „Pubertät“ auf.
- Zit. n. Nils Ohlsen, Edvard Munch, Köln 2021, S. 4.
- Munch in einem Brief an die Arbeitergemeinschaft Oslo, 6. September 1938, Oslo, Munchmuseet, MM N 3661. Zit. n. Munch (Ausst.-Kat. Musée d'Orsay), Paris 2022, S. 183.