Egon Schiele
Wer war Egon Schiele?
Egon Schiele (Tulln 12.6.1890–31.10.1918 Wien) war ein österreichischer Maler des Expressionismus, der sich um 1910 vom Jugendstil löste und mit radikalen Körperbildern den Blick auf den Akt zu hinterfragen wusste. Hatte der akademische, wohlproportionierte Akt seit der Renaissance als Basis der Kunst gegolten, den es naturalistisch umzusetzen galt, so wandte Schiele seinen Blick auf kranke und existentielle Körper. Mit sicherem Strich analysierte der junge Künstler in Hunderten von Blättern ausgesetzte Körperlichkeit und Vergänglichkeit. Während des Ersten Weltkriegs, den Schiele in Wien und Umgebung relativ sicher erlebte, wandelte sich sein Stil zu einem neuerlich akademischeren, traditionelleren als in den Anfangsjahren. Wenn Schiele auch vor den Kriegshandlungen verschont bliebt, so fiel er doch am 31. Oktober 1918 der Spanischen Grippe zum Opfer. Der Mythos Schiele speist sich aus einem nicht unerheblichen Teil aus dem frühen Tod des Zeichners und Malers im Alter von 28 Jahren.
Der Umfang des Werks von Egon Schiele, das in nur zehn Jahren (!) entstand, beläuft sich auf knapp 400 Ölgemälde und ungefähr 3.000 Arbeiten auf Papier.1
„Den Künstler hemmen ist ein Verbrechen, es heißt keimendes Leben morden!“ (Egon Schiele)
Kindheit
Egon Leo Adolf Schiele wurde am 12. Juni 1890 in Tulln an der Donau (Niederösterreich) als drittes Kind des Bahnhofsbetribsamtsvorstands Adolf Eugen Schiele (Wien 1850–1905, Klosterneuburg) und seiner Gattin Marie (geb. Soukup, 23.3.1862–13.3.1935) geboren.2 Schiele hatte zwei Schwestern, die ältere Melanie (21.2.1883–29.10.1974) und die jüngere Gertrud (genannt Gerti, 13.7.1894–4.5.1981). Mit Gerti verband Schiele ein besonders inniges Verhältnis. Die im Jahr 1883 erstgeborene Tochter des Paares, Elvira (1883–1893), starb im Alter von zehn Jahren. Schieles Großvater Ludwig hatte als Architekt und Ingenieur den Bau der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn und der "k.k. Privilegierten Böhmischen Westbahn" geleitet.
Egon Schiele wuchs in Tulln in behütet und in Wohlstand auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Tulln (1896–1900) und einer Klasse Realgymnasium in Krems (September 1901) wurde Schiele aufgrund mangelnden Schulerfolges im September 1902 auf das Landes-Real- und Obergymnasium in Klosterneuburg geschickt. Auch dort stört er mit seinen unermüdlichen Zeichenaktivitäten den Unterricht. Dennoch gibt es verständnisvolle Lehrer, die sein Talent erkannten und ihn förderten.
In dieser Zeit verschlechterte sich der Zustand seines Vaters so rapide, dass die Familie nach Klosterneuburg übersiedeln musste. Das nicht unbedeutende Vermögen der Familie verbrannte – so erzählte es Egon Schiele – sein Vater in einem Anfall geistiger Verwirrung, die Folge einer unbehandelten Syphilis-Infektion. Dies stürzte die Familie in Armut. Der Gesundheitszustand von Schieles Vater verschlechterte sich ab 1902, so dass er im Herbst 1904 vom Dienst entlassen wurde. In der Nacht vom 31. Dezember 1904 auf den 1. Januar 1905 starb Schieles Vater vermutlich an progressiver Paralyse, einer Folge der Syphiliserkrankung. Da der Vater noch nicht die volle Pensionsberechtigung erlangt hatte, stürzte die Familie in ärmliche Verhältnisse. Deshalb übernahm der in Wien lebende, konservative Onkel und Taufpate Schieles, der Ingenieur und Oberinspektor der k.k. Staatsbahnen Leopold Czihaczek (1842–1929), die Mitvormundschaft für Egon und Gerti. Schiele traf der Tod seines Vaters tief; er lernte nichts mehr und widmete sich dem Zeichnen. Seine Mutter stand den künstlerischen Ambitionen ihres Sohnes verständnislos gegenüber, genauso sein Ziehvater Czihaczek. Czihaczek sah für Schiele ein Studium an der Technischen Hochschule in Wien vor.
Als feststand, dass Schiele das Schuljahr 1905/06 erneut nicht erfolgreich abschließen würde, musste die Familie die Pläne für ein Studium an der Technischen Hochschule endfültig aufgeben. Der Versuch der Mutter, ihren Sohn in der renommierten Druckerei Angerer & Gäschl als Zeichner unterzubringen, scheiterte ebenfalls, obwohl Marie Schieles Schwester Olga mit Alexander Carl Angerer verheiratet war.
Schieles Zeichenlehrer Ludwig Karl Strauch (1875–1959), der Klosterneuburger Maler Max Kahrer sowie der Augustiner-Chorherr und Kunsthistoriker Dr. Wolfgang Pauker befürworteten eine künstlerische Ausbildung. Da sein Zeichenlehrer der Meinung war, dass Schiele für ein Kunststudium noch zu jung wäre, brachte er seine Mappe auf die Kunstgewerbeschule. Dort empfahl man ihm und seiner Mutter, die Zeichnungen an der Akademie vorzulegen. Er bestand die Aufnahmsprüfung, und sein Onkel telegrafierte stolz:
„Egon gläzend durch.“3
Ausbildung
Egon Schiele studierte ab dem Wintersemester 1906/07 in der Klasse von Christian Griepenkerl (1839–1916), einem Ringstraßenkünstler. Bei der Aufnahmeprüfung lernte er seinen späteren Schwager Anton Peschka (1885–1940) kennen. Marie Schiele übersiedelte mit ihren Kindern nach Wien, da Schiele der jüngste Student seiner Klasse war. Sein erstes Atelier befand sich ab 1907 in der Kurzbauergasse 6 in der Wiener Leopoldstadt (2. Bezirk), im gleichen Bezirkt wohnte auch sein Onkel Leopold Czihaczek in einem großbürgerlichen Apartement. Erste gemalte Porträts des Onkels zeigen diesen am Klavier sitzen und spielen. Schiele nutzte für seine ersten Gemälde eine aufgelöste, stimmungsvolle, postimpressionistische Malweise (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus).
Im Jahr 1907 nahm Schiele Kontakt zu Gustav Klimt (1862–1918) auf, der zu einem seiner wichtigsten Impulsgeber wurde und ihm Kontakte zu Künstler:innen und Sammler:innen vermittelte. Welch ausgeprägtes Selbstbewusstsein der noch jugendliche Egon Schiele in sich trug, zeigt dessen Engagement an der Frühjahrsausstellung der Münchener Secession 1908 teilzunehmen. Er schickte sowohl drei Werke nach Bayern und einen huldvollen Bittbrief an Franz von Stuck (→ Franz von Stuck. Sünde und Secession), um seine Chancen zu erhöhen. Dennoch wurde der 18-jährige Kunststudent nicht mit einer Einladung geehrt. Von der Absage ließ sich Schiele nicht entmutigen, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf eine erste Ausstellungsbeteiligung in Klosterneuburg (Mai–Juni 1908). Das Augustiner Chorherrenstift organisierte unter dem Titel „Junge Kunst im Stift“ eine Schau mit Nachwuchskünstlern und der lokalen Kunstszene, wo Schiele sich mit zehn Arbeiten vorstellte:
„Meine ersten Nothelfer […] waren die Klosterneuburger Maler Kahrer, Horst, Strauch und Professor Böhm.“4
Heinrich Benesch, der Schiele während der 1910er Jahre durch den Kauf von Zeichnungen unterstützte, erinnerte sich:
„Im Jahre 1908 begegnete ich in einer Ausstellung der Klosterneuburger Maler im Marmorsaale des dortigen Stiftes den Werken eines jungen Künstlers, die Aufmerksamkeit erregten. Es waren kleine, hauptsachlich landschaftliche Ölstudien, die flott und sicher gemalt waren (vielfach mit dem Pinselstiele kräftig und zielbewußt in die nasse Farbe hineingearbeitet) und — jedenfalls Eigenart verrieten.“ (Heinrich Benesch, Mein Weg mit Egon Schiele, 1943)
Egon Schiele orientierte sich bereits während seines Studiums an der Wiener Akademie der bildenden Künste an den Gemälden von Gustav Klimt. Das Verhältnis zu Christian Griepenkerl, Schieles Professor in der Allgemeinen Malklasse, war von Anfang an schwierig; Schiele erhielt in fast allen Fächern nur ein „Genügend“. Nach gravierenden Auseinandersetzungen mit dem rückwärtsgewandten Lehrer, den sie mit suggestiven Fragen zu seinen Lehrmethoden konfrontierten, traten einige Studenten aus der Akademie aus. Dies führte früh zur Ablehung Schieles durch seinen Professor Christian Griepenkerl, der über ihn meinte:
„Sie - Sie - Sie - hat der Deubel [Teufel] in meine Schule gekackt!“
Nach nur drei Jahren Ausbildung – anstelle von vier – verließ Egon Schiele nach dem Sommersemester 1909 die Wiener Akademie und mietete sich ab August 1909 ein Atelier in der Alserbachstraße im 9. Bezirk. Bereits als aufstrebender Jungstar stellte er jedes Jahr aus. Gleichzeitig wurden er und seine Mitstreiter von der Generation der Jugendstilkünstler, allen voran Gustav Klimt und Josef Hoffmann (1870–1956), gefördert, und Schiele mit vier Bildern zur Teilnahme an der Kunstschau 1909 und mit zwei Bildern zur Internationalen Jagdausstellung 1910 im Prater eingeladen.
Werke
Schiele und die Neukunstgruppe
Im Frühjahr 1909 gründete Egon Schiele gemeinsam mit einigen gleichgesinnten Studenten an der Akademie die Neukunstgruppe. Gustav Klimt und seine Anhänger, darunter die Studierenden der Kunstgewerbeschule und der Wiener Werkstätte, hatten im Jahr zuvor auf der Kunstschau 1908 den Stand der Wiener Moderne vorgeführt (→ Gustav Klimt und die Kunstschau 1908). Vielleicht hat ein frühes, expressives Selbstporträt des um fünf Jahre älteren Max Oppenheimer, das gemeinsam mit den Bildern Klimts karikiert wurde, dem jungen Schiele einen neuen Weg gewiesen. Für den Sommer 1909 war die Internationale Kunstschau Wien 1909 geplant, eine großangelegte, internationale Avantgarde-Schau, für die Schiele eine Einladung zur Ausstellungsbeteiligung erhalten hatte (→ Wien | Belvedere: Internationale Kunstschau Wien 1909). Daraufhin rebellierte der junge Maler selbstbewusst gegen die konservative Ausbildung bei dem bereits hochbetagten Griepenkerl - und ermutigte unter anderem Anton Faistauer, Anton Kolig (→ Anton Kolig: Werk und Leben), Albert Paris Gütersloh ihm zu folgen.
„Eine Epoche zeigt der Künstler ein Stück seines Lebens. Und immer durch ein großes Erlebnis im Sein der Künstlerindividualität beginnt eine neue Epoche die kurz oder länger dauert [...].“ (Egon Schiele, Manifest der Neukunstgruppe, 1909)
Bereits am 17. Juni 1908 unterzeichnete die Neukunstgruppe einen Vetrag mit dem Kunsthändler Gustav Pisko über eine Ausstellung Anfang Dezember des gleichen Jahres in dessen Galerie am Schwarzenbergplatz. Schiele war der Präsident der Gruppe. In ihrem Programm bezeichneten sie sich selbst als Berufene, deren Originalität aus „einem großen Erlebnis“ erwächst. Zwischen 1910 und 1912 stellte die Neukunstgruppe in verschiedenen Zusammenstellungen international und national aus. Die Mitglieder der Neukunstgruppe gehörten zu den radikalsten Neuerern der Wiener Kunst. Ihre Werke formulieren das Bedürfnis nach psychologischer Wahrhaftigkeit.
Bei der ersten Ausstellung der Neukunstgruppe lernte Egon Schiele den Kunstschriftsteller und Kritiker der Arbeiter-Zeitung, Arthur Roessler, kennen, der ihn mit den Sammlern Carl Reininghaus und Dr. Oskar Reichel sowie dem Verleger Eduard Kosmack bekanntmachte.
„Ein unermüdlicher Arbeiter, wurde er als Zeichner erstaunlich rasch selbständig, fertig, fast virtuos. Der treffsichere Strich floss ihm aus dem Handgelenk. Was dem Musiker das Skalen- und Etüdenspiel ist, das ist für Schiele unaufhörliches, immenemsiges Zeichnen: Training des Handgelenks. Keine Gelegenheit hiezu lässt er unbenützt; so ist es auch zu verstehen, dass er nicht nur im Atelier, sondern vor der Natur, in der Eisenbahn während der Fahrt und in der Gesellschaft während des Gesprächs immerzu den Stift handhabt. Winkelig verschachtelte Gäßchen in Krumau, Felderbreiten in der Marchebene, alte Häuser in Grinzing, Berglandschaften in Tirol und Hafenanlagen an der Adria und die Menschen allda notierte er mit sparsam stenografischen Strichen und Strichelchen. Keine Winzigkeiz gilt ihm gering.“5 (Arthur Roessler, März 1911)
Schiele stellte im Rahmen der Neukunstgruppe noch bis 1912 aus: Im Februar 1910 fand die zweite Schau der Neukunstgruppe in Prag statt. Von April bis Mai 1911 waren sie in der Galerie Miethke geladen und 1912 in Budapest. Auf der Ausstellung der Neukunstgruppe im Hagenbund im Juli 1912 war Schiele unter anderem mit dem großformatigen Gemälde „Die Eremiten“ (1912, Leopold Museum, Wien) beteiligt.
Egon Schiele und der Expressionismus
Im Jahr 1910 gelangt Egon Schiele erstaunlich rasch zu seinem persönlichen Stil und verfasste Gedichte unter dem Einfluss von Arthur Rimbaud. Damit reagierte er auf gesellschaftliche Veränderungen. Innerhalb kürzester Zeit experimentierte der Künstler mit radikalen Darstellungen, darunter verdrehten Körperstellungen, wilder Gestik und grimassierenden Physiognomien. Schiele deklinierte – oft an sich selbst – zahlreiche, meist ausgefallene körperliche Ausdrucksformen durch und ergründete die Verteilung von Positiv- und Negativraum der Darstellungsfläche, die entleerte Hintergründe forcierte.
Dafür nutzte er vor allem das Medium Zeichnung. Allein im Jahr 1910 schuf Schiele nachweislich über 450 Blätter, womit es das quantitativ ergiebigste Jahr von Schieles Karriere ist - im Vergleich dazu hatte er ein Jahr davor knapp mehr als 180 Zeichnungen geschaffen. In den Jahren 1910 und 1911 umkreisen Weißhöhungen an den Konturenaußenkanten die Dargestellten, die dann wieder verschwinden. Er färbte ganze Figuren oder einzelne Formen ein – in unterschiedlich stark betontem Pinselstrich – mit Aquarell- oder dickeren Gouachefarben. Schiele verzichtete dabei auf eine realistische Modellierung. Seine Motive zeigt er flächengebunden, und immer wieder spielen geometrische Formen eine Rolle. Gelegentlich betont er Linien werden mittels Farbe. Hauptkonturen zieht er auch mehrmals nach. 1913/14 finden sich auch Kreuzschraffuren in den Darstellungen, denen ein Hang zu mehr Volumen und einem farblich strukturellen Gestalten der menschlichen Haut folgt.
Zu Schieles wichtigsten Themen zählen Körper und Sexualität, Krumau, das (spielerisch veränderbare) Ego des Künstlers, die er als Akte, Städtebilder, Porträts und Selbstbildnisse umsetzte. In häufig brauntonigen Bildern schilderte er seine Visionen von Eros und Thanatos: herbstliche Landschaften, tote Städte, erotisch aufgeladene Mädchenakte und spirituelle, aber schwer zu deutende Kompositionen. Er beschäftigte sich mit Körperlichkeit, Sexualität, Mutterschaft sowie Leben und Tod. Das Lebens- und Arbeitsmotto des jungen Wieners lautete "Alles ist lebend tot".
Schieles weibliche Akte
Der weibliche Akt zählt zu den wichtigsten Motiven in Schieles zeichnerischem Werk. Ungewöhnliche Bildausschnitte und Blickwinkel bestimmen meist ihre Wirkung, manchmal entfalten sie sogar verstörende Wirkung. Zudem negiert der Künstler den Raum, da seine Figuren auf einem sonst leeren Blatt Papier sitzen, liegen oder stehen. Hierfür nutzte Schiele auch Anregungen ostasiatischer Kunst. Im Gegensatz zur akademisch-westlichen Tradition, der mit Wissen und Verstand in Beziehung gesetzt wurde, verstanden die Secessionisten beispielsweise den Stil japanischer Farbholzschnitte als "Gefühlskunst".
Die zur Lahrhundertwende so hochgeschätzte japanische Druckgrafik begeisterte auch Egon Schiele nachweislich. Er soll eine der besten Sammlungen japanischer Erotika in der Reichs- und Reidenzstadt Wien besessen haben. Diese zeigten ihm, wie Sexualität und Körper aus einer nichtwestlichen Perspektive inszeniert werden konnten. Dafür nutzte der Künstler häufig Modelle aus prekären Verhältnissen oder Jugendliche, da er – wie viele seiner Generation – dachte, dass diese einen ungezwungenen, "echten" Umgang mit ihrer Nacktheit hätten.
Früher Erfolg
Arthur Roessler (1877–1955) trat als Rezensent und bedeutender Mentor in Schieles Leben und stellte den Kontakt zu den Sammlern Carl Reininghaus (1857–1929) und Oskar Reichel (1869–1943) her. Mit Anton Peschka (1885–1940) und Erwin Osen (1891–1970), der mit Schiele das Atelier in der Alserbachstraße teilte, hielt er sich mehrere Monate in Krumau auf. In diesem Jahr pflegte Schiele intensiven Kontakt und Austausch mit Max Oppenheimer, genannt „Mopp“ (1885–1954), und Bekanntschaft mit Eisenbahninspektor Heinrich Benesch (1862–1947), der zum treuen Wegbegleiter und Sammler wurde. Es entstanden zahlreiche Porträts. Der Maler wechselte in ein Atelier in der Grünbergstraße in Wien XII.
Schieles erste Einzelausstellung fand 1911 in der Galerie Miethke in Wien statt. Damit distanzierte er sich von der Neukunstgruppe. Zusetzlich nahm er Kontakt mit dem Münchner Kunsthändler Hans Goltz (1873–1927) auf, der Schiele zur Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen in Deutschland verhalf. Im November wurde der Künstler Mitglied der Künstlervereinigung Sema in München, mit der er eine Druckgrafikmappe herausgab.
Krumau
Kurz nachdem Egon Schiele erstmals mit der Neukunstgruppe ausgestellt hatte, musste er die Erfahrung machen, dass seine Dominanz zu Neid und Missgunst innerhalb der Gruppierung sorgte. Enttäuscht brach er nach Krumau (heute: Czesky Krumlov), der Geburtsstadt seiner Mutter, auf, um dort Ruhe und Muße für die Arbeit zu finden.
Erneut war Schiele 1911 in Krumau anzutreffen. Nun verbrachte er dort die Zeit mit seinem Lieblingsmodell Wally Neuzil (→ Wally Neuzil & Ihr Leben mit Egon Schiele), die er im Frühjahr 1911 kennengelernt hatte. Der Aufenthalt endete im Eklat, da der Künstler und seine Lebensgefährtin am Sonntag nicht in die Kirche gingen, er Kinder und Jugendliche als Aktmodelle anheuerte und im Freien Aktsitzungen durchführte. Ihrer Wohnung gekündigt, übersiedelte Egon Schiele mit Wally noch im August nach Neulengbach in der Nähe von Wien.
Neulengbach
In Neulengbach gelang dem Maler und Grafiker 1911/12 eine Konsolidierung seiner Verhältnisse. So trat er in Kontakt mit dem Münchner Kunsthändler Hans Goltz und wurde im November 1911 Mitglied der Künstlervereinigung "Sema" in München. Goltz stellte Schiele Anfang 1912 in seiner Galerie neben Werken der Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" aus (15.2.–15.3.). Sein Kontakt mit der "Sema" brachte ihn erstmals dazu, sich mit Druckgrafik auseinanderzusetzen: Er gestaltete für die "Sema-Mappe" einen Selbstakt auf Umdruckpapier. Schieles frühe Erfolge in Deutschland schließen auch eine Ausstellungim Folkwang Museum im Hagen ein, wo er gemeinsam mit Wilhelm Lehmbruck präsentiert wurde (April–Mai 1912).
Sein bereits 1911 entstandenes Gemälde "Schieles Wohnzimmer in Neulengbach" (Wien Museum) zeigt nicht nur seine Wohnverhältnisse, sondern auch dass er sich intensiv mit dem Werk von Vincent van Gogh - allen voran mit dessen in drei Versionen existierenden Einblick in das Gelbe Haus - auseinandergesetzt haben muss.
Neulengbach Affäre (13.4.-8.5.1912)
Am 13. April 1912 wurde Egon Schiele in Neulengbach verhaftet. Was war passiert? Schiele stand unter Verdacht der Entführung und Schändung der 13-jährigen Tatjana von Mossig, einer Halbweise aus Neulengbach, sowie öffentliche Unmoral.6 Er hatte gemeinsam mit Wally das Mädchen nach Wien begleitet, wo es zu seiner Großmutter wollte. Diese war nicht zuhause, so dass die Drei die Nacht in einem Wiener Hotel verbringen mussten. Wieder zurück in Neulengbach, wurde Schiele sofort inhaftiert.
In St. Pölten wurde Egon Schiele wegen Verbreitung unsittlicher Zeichnungen zu drei Tage Arrest - zusätzlich zu den 21 Tagen Untersuchungshaft - verurteilt. Da der Richter bei der Urteilsverkündung das Corpus delicti verbrannte, kann heute nicht mehr genau nachvollzogen werden, was die Justiz als "obszön" einordnete. Nach insgesamt 24 Tagen Gefängnishaft wurde Egon Schiele am 8. Mai 1912 entlassen.
Reisen
Im Jahr 1912 reiste Egon Schiele – vermutlich auch als Reaktion auf seine Gefängnisstrafe – so viel wie noch nie zuvor. Er lebte vorübergehend bei seiner Mutter und fuhr danach über Kärnten nach Triest. Nachdem er sich im Juli an der Ausstellung der Neukunstgruppe im "Hagenbund" (Juli) beteiligt, das Atelier seines Malerkollegen Erwin Dom Osen genutzt und den Sammler Franz Hauer kennengelernt hatte, machte er sich auf nach München, Lindau, Bregenz und Zürich. Osen und dessen Freundin Moa porträtierte Schiele in diesem Jahr mehrfach.
Bei der "Internationalen Sonderbundausstellung" in Köln wurden drei Gemälde von Schiele gezeigt. Schiele pflegte regen Kontakt zum Museumsgründer Karl Ernst Osthaus (1874–1921), der das Bild "Die kleine Stadt I (Tote Stadt VI)" erwarb. Es handelte sich dabei um den ersten Ankauf eines Schiele-Werkes durch ein Museum.
Im Oktober 1912 bezog Schiele schließlich ein neues Atelier in der Hietzinger Hauptstraße Nr. 101 im 13. Wiener Gemeindebezirk, das er bis zu seinem Tod nutzte. Über Vermittlung von Gustav Klimt lernte er die Familie Lederer kennen, August und Serena
Lederer (1857–1936/1867–1943) und den Sohn Erich (1896–1985). Zum Jahreswechsel 1912/13 hielt sich Schiele als Gast der Familie des Industriellen in Györ (Ungarn) auf. Erich Lederer, der selbst künstlerische Ambitionen hatte, nahm bei Schiele Unterricht und wurde ein treuer Sammler von dessen Werken.
Noch stärker als zuvor inszenierte Schiele in seinen allegorischen Werken jene Überzeugung, wonach der Künstler ein Opfer der Gesellschaft und Märtyrer der Kunst sei. So zeigte sich der Künstler selbst als heiliger Sebastian oder drückte sein Mitgefühl für die "blinde" Menschheit aus. Neben den vielen Mutter und Kind Darstellungen dieses Jahres wandte sich Schiele auch der Landschaft zu.
Das Jahr 1913 brachte weitere Erfolge, darunter die Aufnahme Schieles in den Bund Österreichischer Künstler, ein knapp einjähriger Vertrag mit Hans Goltz sowie zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in Budapest, München, Düsseldorf, Dresden, Berlin und Wien. In der linksgerichteten Berliner Zeitschrift "Die Aktion" wurden Zeichnungen und Prosagedichte von Schiele veröffentlicht. Auch nun reiste Schiele viel. So ist er in der Wachau, in Triest, Salzburg, Krumau, München und Villach nachweisbar. Der Sammler und Kunstkritiker Arthur Roessler lud den Maler und dessen Lebensgefährtin Wally ein, einige Zeit mit ihm in Altmünster am Traunsee zu verbringen. Im August 1913 war Schiele in Sattendorf am Ossiacher See.
1914
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Schiele mit dem Aufbau seiner internationalen Karriere aber auch einer Familiengründung beschäftigt. Anfang des Jahres 1914 nahm Schiele mit Edith und Adele Harms Kontakt auf.7 Die beiden Schwestern wohnten seit Anfang März 1913 in der Hietzinger Hauptstraße 114 – das Haus gegenüber von Schieles Atelier.8 Im November 1914 folgte die Hochzeit mit dem Maler Anton Peschka und nur einen Monat später die Geburt von Anton Peschka junior.
Über den Münchner Galeristen Goltz erhielt Egon Schiele das Angebot eines längeren Aufenthalts in Paris. Der Maler zog auch Berlin oder München als künftigen Lebensmittelpunkt in Betracht. Das Jahr 1914 erwies sich mit 15 Ausstellungen im In- und Ausland als besonders erfolgreich; auch in Wien fand seine zweite Kollektive in der Galerie Arnot statt.9 Dennoch befand sich der Künstler in einer anhaltenden finanziell prekären Lage.
Erster Weltkrieg
Drei Tage nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, am 28. Juli 1914, erfolgte die Generalmobilmachung der österreichisch-ungarischen Armee. Schiele teilte die unter vielen Künstlern verbreitete patriotische Begeisterung für den Krieg nicht. Bei zwei Musterungen wurde er als untauglich eingestuft und blieb vorerst vom Kriegsdienst verschont. An seine Schwester Gertrude schrieb er:
„Wir leben in der gewaltigsten Zeit, die die Welt je gesehen hat […] – jeder muß sein Schicksal lebend oder sterbend ertragen – wir sind hart geworden und angstlos. Was vor 1914 war gehört zu einer anderen Welt, – wir werden also immer in die Zukunft schauen […].“10 (Egon Schiele in einem Brief an Gertrude Schiele, 23. November 1914)
Nun experimentierte Schiele unter Anleitung von Robert Philippi (1877–1959) mit der druckgrafischen Technik der Radierung. In Zusammenarbeit mit Anton Josef Trčka (1893–1940) und Johannes Fischer (1888–1955) entstanden fotografische Selbstbildnisse, die heute zu den wichtigsten Dokumenten und Kollaborationen zählen. Der Künstler kam in Kontakt mit Hans Böhler (1884–1961) und dessen Cousin Heinrich Böhler (1881–1940), der ihn in der Folge unterstützte und sein Schüler wurde. Schieles Ausstellungstätigkeit nahm ungeachtet des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges zu. Erstmals war Schiele an Schauen außerhalb Österreich-Ungarns und Deutschlands eingeladen: Er stellte in Rom, Brüssel und Paris aus. Die Wiener Galerie Arnot widmete Schiele eine einmonatige Einzelausstellung; Schiele lud auch die Schwestern Harms zur Eröffnung ein.
Kriegseinsatz und Hochzeit
„[Ich] habe vor zu heiraten, – günstigst, nicht Wal[ly] vielleicht.“ (Postkarte von Egon Schiele an Arthur Roessler, 16. Februar 1915)
Ende Mai 1915 wurde Schiele bei einer abermaligen Musterung nun für tauglich befunden. Kurz bevor er am 21. Juni 1915 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, heirateten Schiele und Edith Harms am 17. Juni in der Lutherischen Stadtkirche in Wien. Dafür trennte sich der Maler von seinem langjährigen Modell Wally Neuzil, obwohl er sich vorstellen hätte können, weiterhin mit ihr liiert zu sein. Diese schmerzliche Trennung dürfte der Maler in „Tod und Mädchen“ (1915, Belvedere) verarbeitet haben. Das Paar liegt auf einem hellen Laken, der zunehmend expressiv und faltenreich gestaltet wird. Dadurch baut Schiele Unruhe und (An-)Spannung auf. Anders als der ausdrucksstarke, mit flotten und breiten Pinselstrichen ausgeführte Hintergrund der „Umarmung“ von 1917 gestaltete Schiele 1915 noch eine steinige, teppichartig nach oben gezogene Landschaft: „Während die Figuren etwas an Volumen gewonnen haben, bleibt das Motiv an sich in die Fläche gebunden. Die Haut erfährt, wie in den Gouachen auf Papier, eine differenzierte Gestaltung der Oberfläche, jene des Mannes ist dabei meist dunkler ausgeführt. Die Kniende kann sich nur mehr mühsam mit kaum ineinandergreifenden Fingern an den Mann klammern, dieser drückt ihren Kopf mit der linken Hand an sich, während die rechte den Eindruck vermittelt, als würde er sie von sich wegdrücken“11, erklärt Kerstin Jesse.
Das rätselhafte Gemälde „Entschwebung (Die Blinden II)“ (1915, Leopold Museum) entstand ebenfalls in der ersten Jahreshälfte 1915. Jane Kallir sieht darin den Abschied Schieles von seinem früheren Ich, das „anderen gegenüber blind“ war, während der reifere Schiele, „der auf der Erde zurückbleibt“, „sich selbst gegenüber blind ist“.12 Die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person war in den Zeiten des Umbruchs und der Destabilisierung unausweichlich. Die Umstände erforderten die Anpassung an völlig neue Verhältnisse und Rollen. Er, der wie ein ewiges Kind erschien, musste erwachsen werden und sich zunehmend mit unliebsamen Situationen auseinandersetzen. Die Bedeutung des Gemäldes erscheint umso höher, da Selbstporträts in den folgenden Jahren deutlich seltener werden.
Schiele musste seine Grundausbildung in Prag und Neuhaus (Jindřichův Hradec, Böhmen, 25.6.–20.7.1915) absolvieren, wohin er Edith mitnahm. Edith vermisste seit Prag ihre Familie und fühlte sich oft einsam. Seit ihrer Hochzeit führte sie ein Tagebuch. Egon und Edith verfassen jeweils ein Testament unter dem Titel „Mein letzter Wille“.
Schiele wurde nach Wien kommandiert und war für einige Wochen in Baumgarten stationiert, unweit seines Hietzinger Ateliers. Dort malte er während eines Krankenaufenthaltes das erste großformatige Ölgemälde von Edith, "Bildnis der Frau des Künstlers, stehend (Bildnis Edith Schiele in gestreiftem Kleid)" (August 1915, Kunstmuseum Den Haag), das nach Fertigstellung in einer Kollektivausstellung bei Arnot gezeigt wurde. Sie steht frontal im Bild, mit herabhängenden Armen und zurückhaltendem, sehnsuchtsvollem Blick; sie wirkt puppenhaft und starr. Offenbar setzte Schiele einen Entwurf mit einer selbstbewussteren Edith nicht in Öl um.13 Das gestreifte Kleid mochte Egon sehr und scheint präsenter zu sein als die Person selbst. Edith mochte das Bild, wie jüngst herausgefunden wurde, und hat sich darin gut wiedergegeben gefunden.14
Nach einer kurzen Reise nach Kärnten war Schiele ab Oktober bei der Wachkompanie am Exelberg bei Wien stationiert und mit Edith für knapp zwei Wochen in Neuwaldegg gemeldet. Im Dezember 1915 wurde er ins niederösterreichische Gänserndorf berufen, von wo aus er russische Gefangene nach Wien eskortierte. Schieles künstlerische Arbeit und Ausstellungstätigkeit stagnierten kriegsbedingt. Die täglichen Begegnungen mit Soldaten, Offizieren und meist russischen Kriegsgefangenen – insbesondere Gespräche mit Letzteren über deren Erlebnisse, Wünsche und Sehnsüchte – prägten Schieles Einstellung und erregten sein Mitgefühl.15 Dies ist die Grundlage für die sensiblen Porträts, die ab November 1915 – Schiele eskortierte zu dieser Zeit Russen zwischen Gänserndorf und dem Nordbahnhof in Wien16 – entstanden. Es sind Krankheit, Hunger, Nachdenklichkeit und Skepsis in den Gesichtsausdrücken der Brustbilder zu finden. Einige der mit Gouache farbig gefassten Zeichnungen waren 1917 auf der Kriegsausstellung im Prater zu sehen. Die Presse schrieb von „tiefste[m] Leben“ und „Menschengestaltungen höchsten Rangs“.17
In einem Kriegstagebuch dokumentierte Egon Schiele ab dem 8. März 1916 seinen Alltag in Liesing, wo er Schützengräben aushob. Er schuf ein großformatiges Porträt seines geschätzten Schwiegervaters Johann Harms (1916). Anfgang Mai wurde er ins Offiziers-Kriegsgefangenenlager Mühling bei Wieselburg (Niederösterreich) versetzt und in der Proviantkanzlei beschäftigt. Dort erledigte er vornehmlich Schreibarbeiten. Seine Vorgesetzter Gustav Herrmann (1863–1935) stellte Schiele einen Lagerraum als Atelier zur Verfügung, dennoch ist das Jahr 1916 das unproduktivste in seiner kurzen Karriere. In Purgstall konnte Schiele mit Edith ein Zimmer mieten und dort gemeinsam übernachten. Die Berliner Zeitschrift "Die Aktion" widmete dem Künstler im September eine Sondernummer. Schiele beteiligte sich wieder öfter an Ausstellungen; eine Kollektive bei Arnot kam jedoch Ende des Jahres wegen Unstimmigkeiten über die Organisation nicht zustande.
Späte Werke
Als am 5. Januar 1917 Ediths Vater starb, nahm Egon dessen Totenmaske ab. Noch im Januar wurde der Künstler an die Wiener „k. u. k. Konsum-Anstalt für die Gagisten der Armee im Felde“ auf der Äußeren Mariahilfer Straße abkommandiert, deren Leiter Hans Rosé (1890–1974) Schieles künstlerische Arbeit unterstützte. Er begann, Projekte für die Zeit nach dem Krieg anzudenken und wurde in der Gründung der interdisziplinären Künstlervereinigung „Kunsthalle“ sowie als Mitorganisator der ab Mai im Wiener Prater ausgerichteten Kriegsausstellung tätig. Als Schiele im Januar 1917 nach Wien zurückkehren durfte, entschied er sich bewusst für einen Neuanfang. Erstmals in seinem Leben ermöglichte der Kriegsdienst ihm berufliche Stabilität. Diese zeigt sich darin, dass das Jahr 1917 eines der produktivsten des Künstlers war. In seinem Atelier entstanden 1917 und 1918 neben 34 Gemälden und ca. 745 Papierarbeiten.18
Im Mai 1917 erschien die erste druckgrafische Mappe Schieles mit zwölf Reproduktionen bei Richard Lányi (1884–1942). Im Juni reiste er mit Militärkollegen, darunter dem Antiquitätenhändler Karl Grünwald (1887–1964), nach Tirol; der Weg führte sie von Innsbruck bis Bozen. Im August reisten Egon und Edith Schiele nach Fulpmes im Stubaital. Im Herbst bemühte er sich um die Versetzung in das k. u. k. Heeresmuseum in Wien; Anfang Januar 1918 erhielt er die Zusage. Schiele nahm an Ausstellungen in Stockholm, Amsterdam und Kopenhagen teil und pflegte erneut Kontakt mit Goltz in München. Im Dezember starb Wally Neuzil in Sinj bei Split, Dalmatien, wo sie als Krankenschwester eingesetzt war.
Egon Schiele portätierte 1917 auf eigenes Betreiben seinen Förderer Franz Martin Haberditzl (1882–1944), Direktor der (k. k.) Österreichischen Staatsgalerie von 1915 bis 1938, der das Werk schlussendlich privat erwarb. Schiele hält den Museumsfachmann nachdenklich, jedoch mit wachem Blick, als Kunstkenner fest, der Schiele-Zeichnungen in seinen Händen hält.19
Zunehmend erhielt Schiele Aufträge für Porträts, in den letzten beiden Jahren öfters auch für solche von prominenten Persönlichkeiten des Wiener Lebens.20 Neben dem großformatigen Ölgemälde des Museumsdirektors Franz Martin Haberditzl entstanden repräsentative Porträts vom Kunsthändler Guido Arnot, vom Industriellen Hugo Koller; Schiele zeichnete auch den Komponisten Arnold Schönberg, Kaufmann Karl Mayländer, Zahnarzt und Sammler Heinrich Rieger, Schauspielerin Marga Boerner, Schriftsteller Robert Müller, Literaturkritiker Franz Blei, Philosoph Heinrich Gomperz sowie die Künstlerin Lilly Steiner und ihren Mann Hugo Steiner. Hier zeigt sich die ungemein sichere Linienführung Schieles (nun meist in Kreide), die auch mit interessanten Aussparungen operiert.
Das Engagement des Künstlers um Haberditzl hat sich ein Jahr später bezahlt gemacht: Der Belvedere-Direktor erwarb das „Bildnis der Frau des Künstlers, Edith Schiele“ (1918, Belvedere) in seinem Entstehungsjahr für die k. k. Österreichische Staatsgalerie (heute: Belvedere). Damit ist es das erste Gemälde des Künstlers, das durch eine öffentliche Sammlung in Österreich angekauft wurde. Edith Schiele sitzt auf demselben Stuhl wie Haberditzl im Porträt von 1917 und wird genauso von oben betrachtet wiedergegeben. Das heute eher braun- und grüntonige Kolorit verdrängte eine ursprünglich fröhliche Buntheit der Kleidung. In der ersten Fassung des Bildes strahlte der karierte Rock in Blau-, Grün-, Gelb- und Orangetönen, das Oberteil war in einem kräftigen Orange gehalten. Die Übermalung der sitzenden Edith durch Schiele soll auf den Wunsch des Museumsdirektors Franz Martin Haberditzl zurückgehen.21
„Seine Kunst hatte in den letzten zwei Jahren eine ganz entscheidende Wendung genommen. Eine Reihe von Porträts, die großen Gemälde ‚Die Familie‘ und ‚Die Kauernden‘, neben einigen Landschaften, haben eine unglaubliche Tiefe in der Darstellung gebracht. Das Problem der Form und des Raumes […] gewann plötzlich eine außerordentliche Breite in seinem Schaffen […].“22
Außerdem nutzt Schiele viele Modelle 1917/18 vor allem in seinen Zeichnungen. Seine erotischen Akte wirken abgekühlt. Edith war eifersüchtig auf die weiblichen Modelle und wollte gleichzeitig nicht selbst, für alle sichtbar in den Akten ihres Mannes erscheinen. Schiele veränderte daher in Aktgemälden, darunter „Liegende Frau“ (1917, Leopold Museum), das er ein Jahr zuvor mit expliziteren Zeichnungen vorbereitet hatte. Der „Liegende weibliche Akt“ und „Hockendes Mädchen“ (1917), sind in ihrer stilistischen und koloristischen Ausführung typisch für diese Zeit und waren beliebte Sammlerstücke.
Schieles später Zeichenstil ist durch die naturalistische Beschreibung des Gesehenen charakterisiert. Mit schwarzem Farbstift und regelmäßigem Strich erfasst der Künstler die Umrisse dieser liegenden Frau. Expressive Überhöhungen oder auch seine Vorliebe für gelängte Formen hatte Schiele seit 1915 abgelegt. Ebenfalls üblich für das Spätwerk des Künstlers ist die Beschränkung auf die Linie – zunehmend erkundete er sein Gegenüber ausschließlich mittels der weich geschwundenen Linie. Stattdessen interessierte sich Schiele für die Räumlichkeit des Körpers wie auch dessen Form.
Als Gustav Klimt im Februar 1918 verstarb, wurde Egon Schiele als sein Nachfolger gepriesen. Dies zeigt sich deutlich am Plakatentwurf und der Hängung der "49. Ausstellung der Wiener Secession", die im März eröffnete. Egon Schiele hatte den zentralen Hauptsaal zu Verfügung und stellte 19 Ölgemälde und rund 30 Zeichnungen aus. Die Ausstellung wurde für den nunmehr 27-jährigen Künstler zum großen künstlerischen und materiellen Erfolg. Bereits am Eröffnungstag wurden zahlreiche Werke verkauft, der Künstler erhielt am Ausstellungsende insgeswamt 15.996 Kronen.23 Anfang April 1918 wurde Edith schwanger, allerdings stand die Ehe nicht unter einem guten Stern; Edith beschreibt in ihrem Tagebuch eine Entfremdung von ihrem Mann.
Ende April 1918 wurde Schiele ins k.k. Heeresmuseum im Arsenal versetzt, und im Juni konnte er ein neues Wohn-Atelier in der Wattmanngasse 6 im 13. Wiener Gemeindebezirk beziehen. In seinem Atelier in der Hietzinger Hauptstraße wollte er eine „Zeichen- u. Malschule für beginnende Talente und eine Meisterschule für Malerei“ gründen, wo größtmögliche Freiheit geboten werden sollte.24 Schiele gründete die Künstlervereinigung Neue Secession Wien und plante Präsentationen in Prag, München, Budapest und Zürich. Nach Zerwürfnissen innerhalb der Neuen Secession kam es im September zur Gründung des Sonderbundes. Egon Schiele reiste mit Edith und Adele nach Klagenfurt, wo im Kunstverein eine Ausstellung stattfand, und war bei der Organisation weiterer Schauen beteiligt.
Schiele pflegte in diesen Monaten auch engen Kontakt zur Familie Broncia Koller-Pinell (1863–1934) und ihrem Mann Hugo Koller (1867–1949). Im Sommer hielt er sich bei Broncia Koller-Pinell und ihrem Mann in Oberwaltersdorf, südlich von Wien, auf; Schiele porträtierte den Industriellen zwischen seinen Büchern sitzend (Belvedere). Zur selben Zeit entstand auch das feurige Bildnis des Maler- und Schriftstellerkollegen Albert Paris Gütersloh (1918, Minnesota), mit einer sprechenden Gestik.25 Es zeigt die stilistischen Charakteristika des Spätwerks: Schiele nutzte nun einen lockeren, expressiveren, meist breiteren Pinselstrich, der sich häufiger überlappt. Vor allem für die Gestaltung des Hintergrundes ist dies auffällig. Die Figuren werden davon durch betonte, dunklere Konturen abgehoben.
„[Schieles Werke] sind bisweilen wie zum Explodieren geladen, bisweilen erschreckend leer, leidenschaftlich und lieblos, gequält und gewandt, ungeheuer interessant und völlig gleichgültig.“26
Tod
Ende Oktober erkrankte die im sechsten Monat schwangere Edith an der Spanischen Grippe, kurz darauf auch Egon. Drei Tage nach Ediths Tod am 28. Oktober verstarb Schiele am 31. Oktober 1918.
„Der Krieg ist aus — und ich muss geh’n. — Meine Gemälde sollen in allen Museen der Welt gezeigt werden!“ (angeblich Egon Schieles letzter Ausspruch)
Zunächst wurde das Paar im Grab der Familie Harms am Friedhof Ober St. Veit beerdigt, 1929 erfolgte die Umbettung in ein eigenes Grab.
In Schieles Atelier befanden sich einige unvollendete Gemälde, darunter „Hockendes Frauenpaar“ und „Hockendes Männerpaar“, „Drei stehende Frauen“ sowie „Liebespaar (Mann und Frau II)“ (Privatsammlung). Diese Gemälde zeigen Ergänzungen von fremder Hand, hierbei könnte es sich um Schieles Freund und Schwager Anton Peschka handeln. Zumindest bestätigte dieser später, Ausbesserungen und Überarbeitungen vorgenommen zu haben.27
Schieles Maltechnik
Die 2017 durchgeführten kunsttechnologischen Untersuchungen der Schiele-Gemälde des Belvedere zeigen die komplexe und reflektierte Maltechnik Schieles.28 Auf Basis der Zeichnung entwickelte Schiele seine Kompositionen teils direkt auf der Leinwand. Obwohl der Künstler den akademischen Lehrmethoden nichts Positives abgewinnen konnte, so übernahm er doch einige Regeln, die er dennoch zu einer höchst individuellen Maltechnik weiterentwickelte. Hier ein kurzer Überblick!
Egon Schiele verwendete keine vorgrundierten Leinwände, sondern bereitete sich den Malgrund selbst vor. Er arbeitete auf rauem und offenporigem Kreidegrund, den der Maler selbst herstellte. Schiele experimentierte mit dem Auftrag auf die Leinwand. Das heißt, dass er die Oberflächenstruktur der Grundierung auf das darzustellende Sujet anpasste. Er arbeitete mit der Grundierung als wesentliches Element der Bildgestaltung und des Ausdrucks.
Das Motiv übertrug Egon Schiele meist mit Kohle, Blei- oder Grafitstift. Selten arbeitete er mit Pinsel und flüssiger Farbe vor. In vielen Bildern ist diese Arbeitsweise deutlich zu sehen – nicht nur an jenen Partien, die den Blick auf die Untermalung freigeben (d.h. nicht bemalt sind), sondern auch an der Mischung der trockenen Malmittel mit der darüber aufgetragenen Farbe. Offensichtlich störte es den Künstler nicht, wenn der Bei- oder Grafitstift einen hellen Ton „schmutzig“ wirken ließ.
Im nächsten Arbeitsschritt trug Egon Schiele eine erste Malschicht in dünnflüssigem Farbauftrag auf. Diese Farben sind fließend, transparent, aber auch opak auf die Grundierung gemalt und erscheinen
Matt, da sie weniger Bindemittel enthalten („mager“). Die Komposition sank in die offenporige, raue Oberfläche der Grundierung ein und trocknete relativ schnell. Bereits in dieser Malphase entschied Egon Schiele, welche Teile des Bildes vollständig mit Farbe bedeckt und welche Teile die Grundierung offen zeigen sollen. Der Kreidegrund wird von ihm sowohl als Oberflächenstruktur wie als Grundton des Gemäldes eingesetzt.
Die zweite Schicht Farbe trug Egon Schiele vorwiegend mit dem Flachpinsel auf. Sein Malduktus ist schwungvoll. Über der dünnflüssigen ersten Schichte setzte er dickflüssigere Farben ein. Durch den höheren Anteil an Ölharz leuchten diese Farben intensiver und weisen einen charakteristischen Oberflächenglanz auf („fett“). Pastose Farben über verdünnte aufzutragen, entsprach der akademischen Malregel „fett auf mager“ zu gestalten. Diese gewährleistete eine gute Haftung der Malschichten. Interessanterweise mischte Egon Schiele die Farbtöne so gut wie nie. Dadurch wollte er die ungebrochene Leuchtkraft der Farbtöne gewährleisten.
Ein weiteres Charakteristikum von Egon Schieles Gemälden ist der Kontrast zwischen pastos, haptisch gestalteten Hintergrund und den transparenten, dünnen Farbschichten der ersten Malphase. Häufig umrahmte Schiele die Umrisse der Figuren zusätzlich mit weißer, dick aufgetragener Farbe. Diese Vorgangsweise lässt sich auch in Schiele aquarellierten Zeichnungen vor allem aus dem Jahr 1910 nachweisen. In der Malerei wie im grafischen Medium arbeitete er so die Figuren heraus, während der Hintergrund „ungestaltet“ blieb.
Wer waren die bedeutenden Schiele-Sammler?
Heinrich Benesch (1862–1947)
Förderer Egon Schieles, der bis 1913 hauptsächlich dessen günstigere Zeichnungen erwarb. Die Schiele-Sammlung von Heinrich Benesch ging als Kernbestand in die Sammlung der Albertina über.
Arthur Roessler (1877–1955)
Kunstkritiker, Kunstförderer und Freund Schieles. Er machte ihn mit Carl Reininghaus und Oskar Reichel bekannt. Roesslers Sammlung bildet den Grundstock für die Schiele-Sammlung des Wien Museum. 1955 vereinbarte er, seine Sammlung und sein Archiv gegen eine Leibrente von monatlich 1.500 Schilling an die Stadt zu verkaufen. Vier Ölbilder, 35 Aquarelle und Zeichnungen sowie mehrere Druckgrafiken von Schiele (von insgesamt 1.500 Werken) gingen an das Historische Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum). Roesslers umfassende Bibliothek mit 130 Schiele-Briefen gelangte so in die Stadtbibliothek (heute Wienbibliothek im Rathaus).
Carl Reininghaus (1857–1929)
Großindustrieller (Mitinhaber der Bierbrauerei Reininghaus), Kunstsammler (ihm gehörte Gustav Klimts „Beethovenfries“, Edvard Munch, Ferdinand Hodler). Reininghaus‘ Bestand wurde nach dessen Tod 1929 weitgehend verkauft.
Oskar Reichel (1869–1943)
Arzt (Internist) und Kunstsammler (Oskar Reichel, Anton Romako, Oskar Kokoschka).
Gemeinsam erwarben Roessler, Reichel und Reininghaus mehr als die Hälfte der 1910 entstandenen Ölgemälde Schieles. Um 1913 begann sich Schieles Beziehung zu seiner ursprünglichen Sammlerriege zu zerschlagen. Reichel hörte mehr oder weniger auf, seine Werke zu kaufen, und selbst Reininghaus kühlte ihm gegenüber ab. Oskar Reichel hatte schon zu Schieles Lebzeiten begonnen, Werke zu verkaufen oder zu tauschen, und besaß 1930 nur noch ein Gemälde des Künstlers.
Franz Hauer (1867–1914)
Besitzer des legendären Griechenbeisl. Franz Hauer erwarb kurz nach der ersten Begegnung mit Schiele 1912 drei Gemälde von diesem. Bis zu seinem frühen Tod 1914 gehört der wohlhabende Gastwirt zu dessen verlässlichsten Unterstützern. Vier Jahre später hatten alle Gemälde bereits wieder neue Besitzer gefunden.
Erich Lederer (1896–1985)
Im Jahr 1913 porträtierte Egon Schiele Erich Lederer (1912/13, Kunstmuseum Basel) bzw. schuf das „Doppelbildnis (Zentralinspektor Heinrich Benesch und sein Sohn Otto)“ (1913, LENTOS Kunstmuseum Linz). Erich Ledere war ein wichtiger Sammler von Schieles Zeichnungen und Aquarellen.
Heinrich Böhler (1881–1940)
Böhler war ein in Wien lebender reicher Schweizer, der Schiele 1914 kennenlernte. Er war nicht nur ein intensiver Sammler seines Werks, sondern nahm auch Malstunden bei ihm und zahlte ihm während des Ersten Weltkriegs eine monatliche Apanage.
Max Wagner (1882–1954)
Der Landtagsabgeordneten und Gewerkschaftssekretär Max Wagner trug oft unter erheblichen finanziellen Opfern, jedes Fitzelchen beschriebenen Papiers zu Schiele zusammen: Zeitungsausschnitte, Briefe, Dokumente. Seine Sammlung bildet die Basis für das 1948 erstmals angedachte und 1954 gegründete Egon-Schiele-Archiv (ESA) der Albertina.
Otto Kallir (Otto Nirenstein, 1894–1978)
Nachdem ihn ein Freund auf Egon Schieles Werk aufmerksam gemacht hatte, eröffnete Otto Kallir (Nirenstein) 1923 seine Galerie mit einer Personale des kurz zuvor verstorbenen Ausnahmekünstlers. Der Galerist förderte Schieles Kunst in der Ersten Republik und nach seiner Emigration in den USA. Anlässlich der zehnten Wiederkehr des Todestages von Egon Schiele organisierte Kallir 1928 eine Einzelausstellung an zwei Schauplätzen — der Neuen Galerie und dem Hagenbund. In New York protegierte Kallir das Werk Egon Schieles auch in Kooperationen mit Museen. In Thomas M. Messer, einem tschechischen Emigranten, fand er einen Verbündeten. Der Leiter des Institute of Contemporary Art in Boston organisierte die erste Schiele-Retrospektive in einem amerikanischen Museum, die 1960/61 in insgesamt fünf US-Städten gezeigt wurde. Nachdem Messer zum Direktor des Guggenheim Museum berufen worden war, stellte er Egon Schiele gemeinsam mit Gustav Klimt aus.
Otto Benesch (1896–1964)
Sohn von Heinrich Benesch und Direktor der Albertina (1947–1961). 1951 schenkte Otto Benesch 23 Zeichnung Schieles in Heinrich Beneschs Namen der Albertina.
Rudolf Leopold (1925–2010)
Der Augenarzt Rudolf Leopold trug die weltweit größte Schiele-Sammlung zusammen und gründete in Kooperation mit dem österreichischen Staat das Leopold Museum (gegr. 1994, eröffnet 2001). Im Jahr 1950 kaufte er im Alter von 25 Jahren sein erstes Schiele-Bild von Artur Roessler.
Serge Sabarsky (1912–1996)
Als Kunsthändler und -sammler war Serge Sabarsky dem österreichischen und deutschen Expressionismus verpflichtet. Indem er Roland Lauder „das Sehen beibrachte“, prägte er die nächste Generation New Yorker Sammler entschieden mit.
Ronald Lauder (*1944)
Erbe des von seinen Eltern gegründeten Kosmetikimperiums; Botschafter der USA in Österreich. Die Neue Galerie New York (eröffnet 2001) zeigt die Werke von Egon Schiele aus den Sammlungen Lauder und Sabarsky.
Literatur zu Egon Schiele
- Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025.
- Egon Schiele and Vienna 1900. Masterpieces from the Leopold Museum (Ausst.-Kat. Metropolitan Art Museum, Tokyo, 26.1.–9.4.2023), 2023. [erscheint 01/2023]
- Verena Gamper, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Milieus und Perspektiven. Tagungsband zum 4. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum (3.12.2021), Wien 2022.
- mit Beiträgen von Franz Smola, Sandra Tretter, Elisabeth Leopold, Elisabeth Dutz, Verena Gamper, Christian Bauder, Jane Kallir, Gemma Blackshaw / Adam Kaasa, Karin Maierhofer, Sandra Maria Dzialek
- Verena Gamper, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Dialog und Inszenierung. Tagungsband zum 3. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum (10.11.2019), Wien 2022.
- mit Beiträgen von Eric Kandel, Gemma Blackshaw,Elisabeth von Samsonow, Patrick Werkner, Verena Gamper, Stefanie Jahn, Agathe Boruszczak, Sandra Maria Dzialek
- Egon Schiele, hg. v. Dieter Buchhart (Ausst.-Kat. Foundation Louis Vuitton, Paris), Paris 2018.
- Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. v. Stella Rollig und Kerstin Jesse (Ausst.-Kat. Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie, 19.10.2018–17.2.2019) München 2018.
- Obsession: Nudes by Klimt, Schiele, and Picasso from the Scofield Thayer Collection, hg. v. Sabine Rewald und James Dempsey (Ausst.-Kat.), New Haven 2018.
- Natter, Tobias G. (Hg.), Egon Schiele: Sämtliche Gemälde 1909–1918, Köln 2017.
- Elisabeth von Samsonow und Ursula Storch, Egon Schiele als Sammler: Bücher und Objekte aus dem Nachlass, Wien 2016.
- Christian Bauer, Egon Schiele: Fast ein ganzes Leben, München 2015.
- Künstler und Propheten: Eine geheime Geschichte der Moderne, 1872–1972, hg. v. Pamela Kort und Max Hollein (Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt), Köln 2015.
- Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen, hg. v. Jane Kallir, Agnes Husslein-Arco und Alfred Weidinger (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), München 2015.
- Wally Neuzil: Ihr Leben mit Egon Schiele, hg. v. Diethard Leopold, Stephan Pumberger und Birgit Summerauer (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien), Wien 2015.
- Egon Schiele – Jenny Saville, hg. v. Oliver Wick (Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich), Ostfildern 2014.
- Dieter Buchhart und Tobias G. Natter, Poetics of Gesture: Schiele Twombly Basquiat, New York 2014.
- Christian Bauer (Hg.), Egon Schiele: Der Anfang, München 2013.
- Facing the Modern: The Portrait in Vienna 1900, hg. v. Gemma Blackshaw (Ausst.-Kat.), London 2013.
- Elizabeth Clegg, War and Peace at the Stockholm 'Austrian Art Exhibition' of 1917, in: Burlington Magazine, Bd. 154, Nr. 1315 (Oktober 2012), S. 676–688.
- Egon Schiele: "Das unrettbare Ich." Werke aus der Albertina, hg. v. Helena Pereña und Helmut Friedel (Ausst.-Kat. Lenbachhaus, 2011), München 2011.
- Egon Schiele: Melancholie und Provokation, hg. v. Diethard Leopold und Elisabeth Leopold (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien), Wien 2011.
- Egon Schiele: Selbstporträts und Porträts, hg. v. Jane Kallir und Agnes Husslein-Arco (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), München 2011.
- Helena Pereña Sáez, Egon Schiele: Wahrnehmung, Identität und Weltbild, Marburg 2010.
- Elisabeth Leopold und Rudolf Leopold, Egon Schiele: Die Sammlung Leopold, Wien 2009.
- Franz Smola, Vom ‘Menschenbewusstsein’ zum neuen Menschenbild – Egon Schiele und der Anthropogeograph Erwin Hanslik, in: Leander Kaiser und Michael Ley (Hg.), Die ästhetische Gnosis der Moderne, Wien 2008, S. 123–146.
- Elisabeth Leopold, Der Lyriker Egon Schiele: Briefe und Gedichte 1910-1912 aus der Sammlung Leopold, München 2008.
- Anton Schaller, Egon Schiele und die Wiener Frauenklinik: Ein gynäkologie-historischer Kommentar zu Werken einer außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeit, in: Psychopraxis: Zeitschrift für praktische Psychiatrie und Grenzgebiete, Nr. 2 (Mai 2007), S. 28–33.
- Die Tafelrunde: Egon Schiele und sein Kreis, hg. v. Tobias G. Natter und Thomas Trummer (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), Köln 2006.
- Die nackte Wahrheit: Klimt, Schiele, Kokoschka und andere Skandale, hg. v. Max Hollein und Tobias G. Natter (Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt; Leopold Museum, Wien), München 2005.
- Renée Price (Hg.), Egon Schiele: The Ronald S. Lauder and Serge Sabarsky Collections, München 2005.
- Rudolf Leopold, Egon Schiele: Landschaften (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien), München 2004.
- Kimberly A. Smith, Between Ruin and Renewal: Egon Schiele's Landscapes, New Haven 2004.
- Schiele & Roessler: Der Künstler und sein Förderer. Kunst und Networking im frühen 20. Jahrhundert, hg. v. Tobias G. Natter und Ursula Storch (Ausst.-Kat. Wien Museum), Ostfildern-Ruit 2004.
- Maria Rennhofer, Egon Schiele. Leben und Werk 1890-1918, Wien/München 1999.
- Franz Wischin, Egon Schiele: "Ich Gefangener, schuldlos gestraft, gereinigt!" Kunst oder Kinderpornographie: Die Affäre von Neulengbach 1912, Wien–München 1998.
- Pia Müller-Tamm (Hg.), Egon Schiele: Inszenierung und Identität, Köln 1995.
- Klaus Albrecht Schröder, Egon Schiele: Eros and Passion, München 1995.
- Patrick Werkner (Hg.), Egon Schiele: Art, Sexuality, and Viennese Modernism, Seattle 1994.
- Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, Including a Biography and a Catalogue Raisonné [with an essay by Wolfgang G. Fischer], New York 1990.
- Egon Schiele in der Österreichischen Galerie in Wien, hg. v. Jane Kallir und Gerbert Frodl (Ausst.-Kat.), Salzburg 1990.
- Egon Schiele: A Centennial Retrospective, hg. v. Serge Sabarsky, Otto Breicha und Günter Düriegl (Ausst.-Kat. Nassau County Museum of Art, Roslyn), Roslyn 1990.
- Arnulf Rainer, Rainer/Schiele Corps à Corps, in: BeauxArts, Nr. 85 (Dezember 1990), S. 68–78.
- Christian M. Nebehay, Egon Schiele. Von der Skizze zum Bild. Die Skizzenbücher, Wien/München 1989.
- Erwin Mitsch, Egon Schiele 1890-1918, Salzburg/Wien 1987.
- Gianfranco Malafarina, L'Opera di Schiele, Mailand 1982.
- Fritz Jacobi, Egon Schiele 1890-1918, in: Bildende Kunst, Nr. 1 (1980), S. 26–29.
- Christian M. Nebehay, Egon Schiele: Leben und Werk, Salzburg 1980.
- Christian M. Nebehay, Egon Schiele 1890-1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979.
- Norbert Gradisch und Christian M. Nebehay, Zur Erinnerung an Melanie Schuster-Schiele, Wien 1979.
- AlessandraComini, Egon Schiele, New York 1976.
- Alessandra Comini, Egon Schiele's Portraits, Berkeley 1974.
- Alessandra Comini, Schiele in Prison, Greenwich 1973.
- Rudolf Leopold, Egon Schiele: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Salzburg 1972.
- Hans Bisanz, Das Problem der Freiheit im Werk von Egon Schiele, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Vergleichende Kunstforschung, Bd. 22, Nr. 1 (September 1969), S. 8–10.
- Fritz Novotny und Rupert Feuchtmüller, Egon Schiele (1890–1918): Gedenkschrift zur 50. Wiederkehr des Todestages, Wien 1968.
- Otto Kallir, Egon Schiele: Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York–Wien 1966.
- Alessandra Comini, Egon Schieles Kriegstagebuch 1914, in: Albertina-Studien, Bd. 4, Nr. 2 (1966), S. 86–102.
- Wolfgang Fischer, Egon Schiele als Militärzeichner, in: Albertina-Studien, Bd. 4, Nr. 2 (1966), S. 70–82.
- Heinrich Benesch, Mein Weg mit Egon Schiele, New York 1965.
- Alessandra Comini, Egon Schiele in Prison, in: Albertina-Studien, Bd. 2, Nr. 4 (1964), S. 123–137.
- Rudolf Leopold, Egon Schiele: Ein Genie aus Österreich, in: BP Querschnitt, Bd. 1 (Frühjahr 1959), S. 19–20.
- Otto Benesch, Egon Schiele und die Graphik des Expressionismus, in: Continuum: Zur Kunst Österreichs in der Mitte des 20. Jahrhunderts, Wien 1958.
- Hans Ankwicz von Kleehoven, Egon Schiele, in: Das Kunstwerk, Bd. 5, Nr. 3 (1951), S. 25.
- Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele: Marginalien zur Geschichte des Menschentums eines Künstlers. Wien 1948.
- Max Oppenheimer, Menschen finden ihren Maler, Zürich 1938.
- Otto Nirenstein [Kallir], Egon Schiele: Personlichkeit und Werk, Wien 1930. [erstes Werkverzeichnis zu Egon Schieles Gemälde.]
- Arthur Roessler, Zu Egon Schieles Städtbildern, in: Österreichs Bau- und Werkkunst, Bd. 2 (Oktober 1925), S. 9–14.
- Will Grohmann, Zeichnungen von Klimt, Kokoschka, Schiele: Ein Beitrag zur Geschichte der neuen Kunst in Wien, in: Monatshefte für Bücherfreunde und Graphiksammler, Bd. 1, Nr. 12 (1925), S. 508–520.
- Arthur Roessler (Hg.), Egon Schiele im Gefängnis: Aufzeichnungen und Zeichnungen, Wien 1922 [erweiterte und überarbeitete Version 1948].
- Arthur Roessler (Hg.), In memoriam Egon Schiele, Wien 1921.
- Briefe und Prosa von Egon Schiele, hg. v. Arthur Roessler, Wien 1921.
- Fritz Karpfen, Das Egon Schiele Buch, Wien 1921.
- Arthur Roessler, In Memorium Egon Schiele, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 44, Nr. 11 (August 1919), S. 227–243.
- Hans Tietze, Egon Schiele, in: Die bildenden Künste, Bd. 2, Nr. 5 (1919), S. 99–110.
- Arthur Roessler, Kritische Fragmente: Aufsätze über österreichische Neukünstler, Wien 1918.
- Ida Foges, Klimt: Persönliche Erinnerungen Egon Schieles, in: Neues Wiener Journal, 1918.
- Ida Foges, Im Atelier Egon Schieles, in: Neues Wiener Journal, Juni 1917.
- Franz Pfemfert (Hg.), Das Aktionsbuch, Berlin–Wilmersdorf 1917.
- Leopold Liegler, Egon Schiele, in: Die Graphischen Künste, Bd. 39, Nr. 3 (1916), S. 70–80.
- Arthur Roessler, Kollektiveausstellung Egon Schiele, in: Arbeiter-Zeitung, 14.1.1915.
- Albert Paris von Gütersloh, Egon Schiele: Versuch Einer Vorrede, Wien 1911.
- Arthur Roessler, Egon Schiele, in: Bildende Künstler, Bd. 1, Nr. 3 (1911), S. 104–121.
Alle Beiträge zu Egon Schiele
- Zur Anzahl der Gemälde, siehe: Online-Werkverzeichnis des KRI (letzter Aufruf 16.3.2025); zur Anzahl der Papierarbeiten wurde Gary Cosimini befragt. Siehe: Kerstin Jesse, Vom „Höllenbreughel“ zum „Durchschauer von Menschlichkeiten“ Egon Schieles „späte“ Arbeiten 1914–1918, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 20–33, hier S. 21.
- Schieles Eltern hatten am 17. Juni 1879 geheiratet. In rascher Folge kamen drei totgeborene Kinder zur Welt, bevor am 28. Mai 1883 Elvira zur Welt kam. Das Mädchen starb allerdings 1893 im Alter von zehn Jahren.
- Zit. n. Christian Nebehay, Egon Schiele 1890–1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 65.
- Egon Schiele, zit. nach Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 26f.
- Zit. n. Arthur Roessler, Egon Schiele, in: Bildende Künstler, Bd. 1, Nr. 3 (1911), S. 117.
- Ernst Ploi, ‚Bestraft für seine Kunst‘. Egon Schieles Prozess von Mythen befreit, in: Parnass. Das Kunstmagazin, Nr. 3, 2006, S. 116–119.
- Edith Anna Harms wurde am 4. März 1893 in Wien geboren, ihre Schwester Adele am 14. November 1890. Der Vater Johann Heinrich Harms (1843–1917), gelernter Schlosser, stammte aus Norddeutschland; die Mutter, Josepha „Josefine“ Harms (geb. Bürzner, 1850–1939), aus Weitersfeld bei Retz in Niederösterreich, sie brachte aus erster Ehe Sohn Friedrich „Fritz“ Erdmann mit. Die Schwestern Harms wuchsen wohlbehütet auf; beide lernten nähen und kochen und sprachen Englisch und Französisch.
- Josefine Harms erwarb Anfang März 1913 die Liegenschaft Hietzinger Hauptstraße 114 und zog mit ihrer Familie ein.[note] Der Künstler lud beide zu Ausflügen ins Wiener Umland und ins Kino ein, auch gemeinsam mit Wally. Josefine Harms hatte stets ein Auge auf Schieles Unternehmungen mit ihren Töchtern. Schiele zeichnete Edith bereits 1914 und zeigt sie als eine eher schüchterne, verhaltene Person mit nachsinnendem und melancholischem Ausdruck. Als diese Frau in Schieles Leben trat, änderte er seinen Zeichenstil und orientierte sich stärker an der Realität (genauer ausgearbeitete Gesichtszüge, detailreichere Ausführung der Kette, gezielte Umsetzung des flauschigen Materials der Kleidung).
Zusehends setzte sich Egon Schiele in seinem Werk mit Paaren, lesbisch oder heterosexuell, als Thema und der Mutter-Kind-Beziehung auseinander. Darin zeigt sich seine schwierige Beziehung zu seiner Mutter. Seine Lieblingsschwester Gertrude hatte am 23. November 1913 mit 19 Jahren eine gleichnamige Tochter zu Welt gebracht. Außerdem fühlte sich Schiele von seiner älteren Schwester Melanie, die für einige Zeit eine „Lebensgefährtin“ hatte, verkannt.[note]Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 62, 63.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 23.
- Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 6.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 24-25.
- Jane Kallir, Egon Schiele, Aquarelle und Zeichnungen, hg. von Ivan Vartanian, Wien 2003, S. 325.
- Alessandra Comini interpretierte die Körperhaltung als Unerfahrenheit und die Herkunft Ediths aus einem behüteten Elternhaus. Siehe: Alessandra Comini, Egon Schiele’s Portraits, Berkeley u. a. 1974, S. 146.
- Edith Schiele: Tagebuch, Ende Oktober 1915; siehe Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025., S. 73.
- Egon Schiele, Kriegstagebuch, 12.3.1916, ALB; ESDA, ID: 971.
- Vgl. Schiele in einem Brief an Felix Albrecht Harta, 5.12.1915,LM; ESDA, ID: 97; Schiele in einem Brief an Anton Peschka, 16.12.1915, Verbleib unbekannt; ESDA, ID: 951.
- Felix Braun, Kunst in der Kriegsausstellung, in: Fremden-Blatt (5.7.1917), S. 1.
- Kerstin Jesse, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 30.
- Das Bild verbleibt bis 2003 im Besitz der Familie in der ehemaligen Direktorenwohnung im Kustodentrakt des Oberen Belvedere. Mit dem Ankauf dieses Porträts gelingt zum 100-JahrJubiläum der Modernen Galerie die „Rückholung“ des 1938 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängten Direktors.
- Sabine Rewald, Egon Schiele, in: Obsession. Nudes by Klimt, Schiele, and Picasso from the Scofield Thayer Collection, hg. von Sabine Rewald und James Dempsey (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York, 3.7.–7.10.2018), New Haven/London 2018, S. 60.
- Otto Nirenstein [später: Kallir], Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin u. a. 1930, S. 101.
- Anton Faistauer, Neue Malerei in Österreich. Betrachtungen eines Malers, Zürich u. a. 1923, S. 17.
- Mitte März 2025 sind das € 10.347,17 (historischer Wähungsrechner der ONB, Aufrug am 17.3.2025).
- Schiele in einem Brief an Erich Lederer, 8.7.1918, Klimt-Foundation, Wien; ESDA, ID: 2650.
- Alexandra Matzner, In "Verschiedenheit" vereint - Albert Paris Gütersloh und Egon Schiele, in: Kerstin jesse, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Netzwerke und Freundschaften. Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum, Wien 2024 ,S. 47-68, hier S. 65.
- Hans Tietze, Egon Schiele, in: Die bildenden Künste, Jg. 2, H. 5, 1919, S. 100, 102.
- Kerstin Jesse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. von Kerstin Jesse und Stella Rollig (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 19.10.2018–17.2.2019), München 2018, S. 282-283. Peschka erwähnte „Eremiten“, „Entschwebung“ und „Kauernde“, die er scheinbar nach einer misslungenen Reinigung „zurechtmalte“.
- Stefanie Jahn, Agathe Boruszczak, Maltechnische Untersuchungen der Schiele-Gemälde im Belvedere. Methoden und Ergebnisse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. v. Stella Rollig und Kerstin Jesse (Ausst.-Kat. Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie, 19.10.2018–17.2.2019) München 2018, S. 76–95.
- Zur Anzahl der Gemälde, siehe: Online-Werkverzeichnis des KRI (letzter Aufruf 16.3.2025); zur Anzahl der Papierarbeiten wurde Gary Cosimini befragt. Siehe: Kerstin Jesse, Vom „Höllenbreughel“ zum „Durchschauer von Menschlichkeiten“ Egon Schieles „späte“ Arbeiten 1914–1918, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 20–33, hier S. 21.
- Schieles Eltern hatten am 17. Juni 1879 geheiratet. In rascher Folge kamen drei totgeborene Kinder zur Welt, bevor am 28. Mai 1883 Elvira zur Welt kam. Das Mädchen starb allerdings 1893 im Alter von zehn Jahren.
- Zit. n. Christian Nebehay, Egon Schiele 1890–1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 65.
- Egon Schiele, zit. nach Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 26f.
- Zit. n. Arthur Roessler, Egon Schiele, in: Bildende Künstler, Bd. 1, Nr. 3 (1911), S. 117.
- Ernst Ploi, ‚Bestraft für seine Kunst‘. Egon Schieles Prozess von Mythen befreit, in: Parnass. Das Kunstmagazin, Nr. 3, 2006, S. 116–119.
- Edith Anna Harms wurde am 4. März 1893 in Wien geboren, ihre Schwester Adele am 14. November 1890. Der Vater Johann Heinrich Harms (1843–1917), gelernter Schlosser, stammte aus Norddeutschland; die Mutter, Josepha „Josefine“ Harms (geb. Bürzner, 1850–1939), aus Weitersfeld bei Retz in Niederösterreich, sie brachte aus erster Ehe Sohn Friedrich „Fritz“ Erdmann mit. Die Schwestern Harms wuchsen wohlbehütet auf; beide lernten nähen und kochen und sprachen Englisch und Französisch.
- Josefine Harms erwarb Anfang März 1913 die Liegenschaft Hietzinger Hauptstraße 114 und zog mit ihrer Familie ein.[note] Der Künstler lud beide zu Ausflügen ins Wiener Umland und ins Kino ein, auch gemeinsam mit Wally. Josefine Harms hatte stets ein Auge auf Schieles Unternehmungen mit ihren Töchtern. Schiele zeichnete Edith bereits 1914 und zeigt sie als eine eher schüchterne, verhaltene Person mit nachsinnendem und melancholischem Ausdruck. Als diese Frau in Schieles Leben trat, änderte er seinen Zeichenstil und orientierte sich stärker an der Realität (genauer ausgearbeitete Gesichtszüge, detailreichere Ausführung der Kette, gezielte Umsetzung des flauschigen Materials der Kleidung).
Zusehends setzte sich Egon Schiele in seinem Werk mit Paaren, lesbisch oder heterosexuell, als Thema und der Mutter-Kind-Beziehung auseinander. Darin zeigt sich seine schwierige Beziehung zu seiner Mutter. Seine Lieblingsschwester Gertrude hatte am 23. November 1913 mit 19 Jahren eine gleichnamige Tochter zu Welt gebracht. Außerdem fühlte sich Schiele von seiner älteren Schwester Melanie, die für einige Zeit eine „Lebensgefährtin“ hatte, verkannt.[note]Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 62, 63.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 23.
- Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 6.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 24-25.
- Jane Kallir, Egon Schiele, Aquarelle und Zeichnungen, hg. von Ivan Vartanian, Wien 2003, S. 325.
- Alessandra Comini interpretierte die Körperhaltung als Unerfahrenheit und die Herkunft Ediths aus einem behüteten Elternhaus. Siehe: Alessandra Comini, Egon Schiele’s Portraits, Berkeley u. a. 1974, S. 146.
- Edith Schiele: Tagebuch, Ende Oktober 1915; siehe Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025., S. 73.
- Egon Schiele, Kriegstagebuch, 12.3.1916, ALB; ESDA, ID: 971.
- Vgl. Schiele in einem Brief an Felix Albrecht Harta, 5.12.1915,LM; ESDA, ID: 97; Schiele in einem Brief an Anton Peschka, 16.12.1915, Verbleib unbekannt; ESDA, ID: 951.
- Felix Braun, Kunst in der Kriegsausstellung, in: Fremden-Blatt (5.7.1917), S. 1.
- Kerstin Jesse, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 30.
- Das Bild verbleibt bis 2003 im Besitz der Familie in der ehemaligen Direktorenwohnung im Kustodentrakt des Oberen Belvedere. Mit dem Ankauf dieses Porträts gelingt zum 100-JahrJubiläum der Modernen Galerie die „Rückholung“ des 1938 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängten Direktors.
- Sabine Rewald, Egon Schiele, in: Obsession. Nudes by Klimt, Schiele, and Picasso from the Scofield Thayer Collection, hg. von Sabine Rewald und James Dempsey (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York, 3.7.–7.10.2018), New Haven/London 2018, S. 60.
- Otto Nirenstein [später: Kallir], Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin u. a. 1930, S. 101.
- Anton Faistauer, Neue Malerei in Österreich. Betrachtungen eines Malers, Zürich u. a. 1923, S. 17.
- Mitte März 2025 sind das € 10.347,17 (historischer Wähungsrechner der ONB, Aufrug am 17.3.2025).
- Schiele in einem Brief an Erich Lederer, 8.7.1918, Klimt-Foundation, Wien; ESDA, ID: 2650.
- Alexandra Matzner, In "Verschiedenheit" vereint - Albert Paris Gütersloh und Egon Schiele, in: Kerstin jesse, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Netzwerke und Freundschaften. Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum, Wien 2024 ,S. 47-68, hier S. 65.
- Hans Tietze, Egon Schiele, in: Die bildenden Künste, Jg. 2, H. 5, 1919, S. 100, 102.
- Kerstin Jesse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. von Kerstin Jesse und Stella Rollig (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 19.10.2018–17.2.2019), München 2018, S. 282-283. Peschka erwähnte „Eremiten“, „Entschwebung“ und „Kauernde“, die er scheinbar nach einer misslungenen Reinigung „zurechtmalte“.
- Stefanie Jahn, Agathe Boruszczak, Maltechnische Untersuchungen der Schiele-Gemälde im Belvedere. Methoden und Ergebnisse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. v. Stella Rollig und Kerstin Jesse (Ausst.-Kat. Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie, 19.10.2018–17.2.2019) München 2018, S. 76–95.
- Zur Anzahl der Gemälde, siehe: Online-Werkverzeichnis des KRI (letzter Aufruf 16.3.2025); zur Anzahl der Papierarbeiten wurde Gary Cosimini befragt. Siehe: Kerstin Jesse, Vom „Höllenbreughel“ zum „Durchschauer von Menschlichkeiten“ Egon Schieles „späte“ Arbeiten 1914–1918, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 20–33, hier S. 21.
- Schieles Eltern hatten am 17. Juni 1879 geheiratet. In rascher Folge kamen drei totgeborene Kinder zur Welt, bevor am 28. Mai 1883 Elvira zur Welt kam. Das Mädchen starb allerdings 1893 im Alter von zehn Jahren.
- Zit. n. Christian Nebehay, Egon Schiele 1890–1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 65.
- Egon Schiele, zit. nach Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 26f.
- Zit. n. Arthur Roessler, Egon Schiele, in: Bildende Künstler, Bd. 1, Nr. 3 (1911), S. 117.
- Ernst Ploi, ‚Bestraft für seine Kunst‘. Egon Schieles Prozess von Mythen befreit, in: Parnass. Das Kunstmagazin, Nr. 3, 2006, S. 116–119.
- Edith Anna Harms wurde am 4. März 1893 in Wien geboren, ihre Schwester Adele am 14. November 1890. Der Vater Johann Heinrich Harms (1843–1917), gelernter Schlosser, stammte aus Norddeutschland; die Mutter, Josepha „Josefine“ Harms (geb. Bürzner, 1850–1939), aus Weitersfeld bei Retz in Niederösterreich, sie brachte aus erster Ehe Sohn Friedrich „Fritz“ Erdmann mit. Die Schwestern Harms wuchsen wohlbehütet auf; beide lernten nähen und kochen und sprachen Englisch und Französisch.
- Josefine Harms erwarb Anfang März 1913 die Liegenschaft Hietzinger Hauptstraße 114 und zog mit ihrer Familie ein.[note] Der Künstler lud beide zu Ausflügen ins Wiener Umland und ins Kino ein, auch gemeinsam mit Wally. Josefine Harms hatte stets ein Auge auf Schieles Unternehmungen mit ihren Töchtern. Schiele zeichnete Edith bereits 1914 und zeigt sie als eine eher schüchterne, verhaltene Person mit nachsinnendem und melancholischem Ausdruck. Als diese Frau in Schieles Leben trat, änderte er seinen Zeichenstil und orientierte sich stärker an der Realität (genauer ausgearbeitete Gesichtszüge, detailreichere Ausführung der Kette, gezielte Umsetzung des flauschigen Materials der Kleidung).
Zusehends setzte sich Egon Schiele in seinem Werk mit Paaren, lesbisch oder heterosexuell, als Thema und der Mutter-Kind-Beziehung auseinander. Darin zeigt sich seine schwierige Beziehung zu seiner Mutter. Seine Lieblingsschwester Gertrude hatte am 23. November 1913 mit 19 Jahren eine gleichnamige Tochter zu Welt gebracht. Außerdem fühlte sich Schiele von seiner älteren Schwester Melanie, die für einige Zeit eine „Lebensgefährtin“ hatte, verkannt.[note]Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 62, 63.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 23.
- Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 6.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 24-25.
- Jane Kallir, Egon Schiele, Aquarelle und Zeichnungen, hg. von Ivan Vartanian, Wien 2003, S. 325.
- Alessandra Comini interpretierte die Körperhaltung als Unerfahrenheit und die Herkunft Ediths aus einem behüteten Elternhaus. Siehe: Alessandra Comini, Egon Schiele’s Portraits, Berkeley u. a. 1974, S. 146.
- Edith Schiele: Tagebuch, Ende Oktober 1915; siehe Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025., S. 73.
- Egon Schiele, Kriegstagebuch, 12.3.1916, ALB; ESDA, ID: 971.
- Vgl. Schiele in einem Brief an Felix Albrecht Harta, 5.12.1915,LM; ESDA, ID: 97; Schiele in einem Brief an Anton Peschka, 16.12.1915, Verbleib unbekannt; ESDA, ID: 951.
- Felix Braun, Kunst in der Kriegsausstellung, in: Fremden-Blatt (5.7.1917), S. 1.
- Kerstin Jesse, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 30.
- Das Bild verbleibt bis 2003 im Besitz der Familie in der ehemaligen Direktorenwohnung im Kustodentrakt des Oberen Belvedere. Mit dem Ankauf dieses Porträts gelingt zum 100-JahrJubiläum der Modernen Galerie die „Rückholung“ des 1938 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängten Direktors.
- Sabine Rewald, Egon Schiele, in: Obsession. Nudes by Klimt, Schiele, and Picasso from the Scofield Thayer Collection, hg. von Sabine Rewald und James Dempsey (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York, 3.7.–7.10.2018), New Haven/London 2018, S. 60.
- Otto Nirenstein [später: Kallir], Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin u. a. 1930, S. 101.
- Anton Faistauer, Neue Malerei in Österreich. Betrachtungen eines Malers, Zürich u. a. 1923, S. 17.
- Mitte März 2025 sind das € 10.347,17 (historischer Wähungsrechner der ONB, Aufrug am 17.3.2025).
- Schiele in einem Brief an Erich Lederer, 8.7.1918, Klimt-Foundation, Wien; ESDA, ID: 2650.
- Alexandra Matzner, In "Verschiedenheit" vereint - Albert Paris Gütersloh und Egon Schiele, in: Kerstin jesse, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Netzwerke und Freundschaften. Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum, Wien 2024 ,S. 47-68, hier S. 65.
- Hans Tietze, Egon Schiele, in: Die bildenden Künste, Jg. 2, H. 5, 1919, S. 100, 102.
- Kerstin Jesse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. von Kerstin Jesse und Stella Rollig (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 19.10.2018–17.2.2019), München 2018, S. 282-283. Peschka erwähnte „Eremiten“, „Entschwebung“ und „Kauernde“, die er scheinbar nach einer misslungenen Reinigung „zurechtmalte“.
- Stefanie Jahn, Agathe Boruszczak, Maltechnische Untersuchungen der Schiele-Gemälde im Belvedere. Methoden und Ergebnisse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. v. Stella Rollig und Kerstin Jesse (Ausst.-Kat. Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie, 19.10.2018–17.2.2019) München 2018, S. 76–95.
- Zur Anzahl der Gemälde, siehe: Online-Werkverzeichnis des KRI (letzter Aufruf 16.3.2025); zur Anzahl der Papierarbeiten wurde Gary Cosimini befragt. Siehe: Kerstin Jesse, Vom „Höllenbreughel“ zum „Durchschauer von Menschlichkeiten“ Egon Schieles „späte“ Arbeiten 1914–1918, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 20–33, hier S. 21.
- Schieles Eltern hatten am 17. Juni 1879 geheiratet. In rascher Folge kamen drei totgeborene Kinder zur Welt, bevor am 28. Mai 1883 Elvira zur Welt kam. Das Mädchen starb allerdings 1893 im Alter von zehn Jahren.
- Zit. n. Christian Nebehay, Egon Schiele 1890–1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 65.
- Egon Schiele, zit. nach Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 26f.
- Zit. n. Arthur Roessler, Egon Schiele, in: Bildende Künstler, Bd. 1, Nr. 3 (1911), S. 117.
- Ernst Ploi, ‚Bestraft für seine Kunst‘. Egon Schieles Prozess von Mythen befreit, in: Parnass. Das Kunstmagazin, Nr. 3, 2006, S. 116–119.
- Edith Anna Harms wurde am 4. März 1893 in Wien geboren, ihre Schwester Adele am 14. November 1890. Der Vater Johann Heinrich Harms (1843–1917), gelernter Schlosser, stammte aus Norddeutschland; die Mutter, Josepha „Josefine“ Harms (geb. Bürzner, 1850–1939), aus Weitersfeld bei Retz in Niederösterreich, sie brachte aus erster Ehe Sohn Friedrich „Fritz“ Erdmann mit. Die Schwestern Harms wuchsen wohlbehütet auf; beide lernten nähen und kochen und sprachen Englisch und Französisch.
- Josefine Harms erwarb Anfang März 1913 die Liegenschaft Hietzinger Hauptstraße 114 und zog mit ihrer Familie ein.[note] Der Künstler lud beide zu Ausflügen ins Wiener Umland und ins Kino ein, auch gemeinsam mit Wally. Josefine Harms hatte stets ein Auge auf Schieles Unternehmungen mit ihren Töchtern. Schiele zeichnete Edith bereits 1914 und zeigt sie als eine eher schüchterne, verhaltene Person mit nachsinnendem und melancholischem Ausdruck. Als diese Frau in Schieles Leben trat, änderte er seinen Zeichenstil und orientierte sich stärker an der Realität (genauer ausgearbeitete Gesichtszüge, detailreichere Ausführung der Kette, gezielte Umsetzung des flauschigen Materials der Kleidung).
Zusehends setzte sich Egon Schiele in seinem Werk mit Paaren, lesbisch oder heterosexuell, als Thema und der Mutter-Kind-Beziehung auseinander. Darin zeigt sich seine schwierige Beziehung zu seiner Mutter. Seine Lieblingsschwester Gertrude hatte am 23. November 1913 mit 19 Jahren eine gleichnamige Tochter zu Welt gebracht. Außerdem fühlte sich Schiele von seiner älteren Schwester Melanie, die für einige Zeit eine „Lebensgefährtin“ hatte, verkannt.[note]Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, 2. Aufl., Wien 1948, S. 62, 63.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 23.
- Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 6.
- Kerstin Jesse, in: Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 24-25.
- Jane Kallir, Egon Schiele, Aquarelle und Zeichnungen, hg. von Ivan Vartanian, Wien 2003, S. 325.
- Alessandra Comini interpretierte die Körperhaltung als Unerfahrenheit und die Herkunft Ediths aus einem behüteten Elternhaus. Siehe: Alessandra Comini, Egon Schiele’s Portraits, Berkeley u. a. 1974, S. 146.
- Edith Schiele: Tagebuch, Ende Oktober 1915; siehe Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025., S. 73.
- Egon Schiele, Kriegstagebuch, 12.3.1916, ALB; ESDA, ID: 971.
- Vgl. Schiele in einem Brief an Felix Albrecht Harta, 5.12.1915,LM; ESDA, ID: 97; Schiele in einem Brief an Anton Peschka, 16.12.1915, Verbleib unbekannt; ESDA, ID: 951.
- Felix Braun, Kunst in der Kriegsausstellung, in: Fremden-Blatt (5.7.1917), S. 1.
- Kerstin Jesse, Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918, hg. v. Kerstin Jesse, Jane Kallir und Hans-Peter Wipplinger (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien,28.3.–13.7.2025), Köln 2025, S. 30.
- Das Bild verbleibt bis 2003 im Besitz der Familie in der ehemaligen Direktorenwohnung im Kustodentrakt des Oberen Belvedere. Mit dem Ankauf dieses Porträts gelingt zum 100-JahrJubiläum der Modernen Galerie die „Rückholung“ des 1938 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängten Direktors.
- Sabine Rewald, Egon Schiele, in: Obsession. Nudes by Klimt, Schiele, and Picasso from the Scofield Thayer Collection, hg. von Sabine Rewald und James Dempsey (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York, 3.7.–7.10.2018), New Haven/London 2018, S. 60.
- Otto Nirenstein [später: Kallir], Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin u. a. 1930, S. 101.
- Anton Faistauer, Neue Malerei in Österreich. Betrachtungen eines Malers, Zürich u. a. 1923, S. 17.
- Mitte März 2025 sind das € 10.347,17 (historischer Wähungsrechner der ONB, Aufrug am 17.3.2025).
- Schiele in einem Brief an Erich Lederer, 8.7.1918, Klimt-Foundation, Wien; ESDA, ID: 2650.
- Alexandra Matzner, In "Verschiedenheit" vereint - Albert Paris Gütersloh und Egon Schiele, in: Kerstin jesse, Hans-Peter Wipplinger (Hg.), Egon Schiele. Netzwerke und Freundschaften. Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum, Wien 2024 ,S. 47-68, hier S. 65.
- Hans Tietze, Egon Schiele, in: Die bildenden Künste, Jg. 2, H. 5, 1919, S. 100, 102.
- Kerstin Jesse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. von Kerstin Jesse und Stella Rollig (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien, 19.10.2018–17.2.2019), München 2018, S. 282-283. Peschka erwähnte „Eremiten“, „Entschwebung“ und „Kauernde“, die er scheinbar nach einer misslungenen Reinigung „zurechtmalte“.
- Stefanie Jahn, Agathe Boruszczak, Maltechnische Untersuchungen der Schiele-Gemälde im Belvedere. Methoden und Ergebnisse, in: Egon Schiele. Wege einer Sammlung, hg. v. Stella Rollig und Kerstin Jesse (Ausst.-Kat. Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie, 19.10.2018–17.2.2019) München 2018, S. 76–95.