Paul Gauguin
Wer war Paul Gauguin?
Paul Gauguin (Paris 7.6.1848-8.5.1903 Atuona) war ein französischer Maler, Druckgrafiker und Kunstgewerbler des Impressionismus sowie Pionier des Symbolismus. Gauguin riskierte für seinen Wunsch, Maler zu werden Familie, Gesundheit und das finanziell abgesicherte Leben eines Börsenhändlers. Er reiste auf Motivsuche in die Südsee, die ehemalige französische Kolonie Polynesien, und wurde mit seinen idyllischen, exotischen Darstellungen vorbildhaft für die Expressionisten. Zwischen 1891 und 1903 entstanden insgesamt 223 Gemälde, ein umfassendes bildhauerisches Werk, zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle sowie eine große Zahl von Druckgrafiken.1 Diese Bilder gehören mit einer farblichen und linearen Intensität und ihrem Abstraktionsgrad zu den berühmtesten Werken Gauguins, ging er doch in ihnen weit über seine früheren Arbeiten aus der Bretagne hinaus.
Hier findest Du die wichtigsten → Gauguin: Ausstellungen 2024
Kindheit
Eugène Henri Paul Gauguin wurde am 7. Juni 1848 in Paris geboren. Sein Vater Pierre Guillaume Clovis Gauguin war liberaler Journalist bei der Zeitung "Le National", seine Mutter Aline Marie Chazal stammte aus einer spanischen, in Peru ansässigen Familie; ihre Mutter war die frühe Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Flora Tristan. Schon in seinen frühen Jahren ist Gauguins außergewöhnlicher Wunsch angelegt, in die Fremde zu ziehen und das Ursprüngliche zu finden: Seine Eltern wanderten nach der Machtergreifung Kaiser Napoleons III. im August 1849 nach Peru aus, von wo er erst 1855 wieder zurückkehrte. Gauguins Vater starb auf der Reise, die Mutter zog mit Paul und seiner Schwester Marie (*1847) zu ihrem vermögenden Großonkel Don Pío de Tristán y Morosco nach Lima.
Ende 1854/Anfang 1855 kehrte Aline Gauguin mit ihren Kindern nach Frankreich zurück, zuerst nach Orléans, in das Anwesen von Gauguins Großvater väterlicherseits, 1861 nach Paris. Sie arbeitete als Näherin und freundete sich mit der wohlhabenden Familie von Gustave Arosa an. In deren Kunstsammlung erwarb Gauguin erste Kenntnisse der Malerei des 19. Jahrhunderts.
Ausbildung
1865 heuerte Paul Gauguin als Offiziersanwärter der Handelsmarine an, lange Reisen nach Südamerika, sowie eine Weltumsegelung folgten. Bei einem Zwischenaufenthalt in Indien 1867 erfuhr er vom Tod seiner Mutter. Zum Vormund wurde der Nachbar Gustave Arosa bestellt, ein Nachbar der Familie in der Rue de la Chaussée-d’Antin in Paris. Arosa war Geschäftsmann, Fotograf und Kunstsammler; in seiner Sammlung konnte Gauguin Gemälde von Camille Corot, Gustave Courbet, Johan Barthold Jongkind, aber auch Eugène Delacroix und in der Folge zudem Bilder der Impressionisten der ersten Stunde wie Camille Pissarro kennenlernen.2
Im Jahr 1868 meldete er sich als Matrose bei der Marine, er kreuzte das östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer, erreichte später auch die Arktis und den Nordpol. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges quittierte Gauguin 1871 den Dienst in der Marine und kehrte nach Paris zurück. Von seiner Mutter und seinem Großvater väterlicherseits erbten Gauguin und seine Schwester 1869 Geld, Häuser in Orléans, Wertpapiere und andere Vermögenswerte.
Danach ließ sich Gauguin im Bankhaus Bertin anstellen (1872), wo er als Börsenmakler arbeitete – vermittelt durch Gustave Arosa. Dort lernte Gauguin den Amateurmaler Émile Schuffenecker kennen, mit dem er bis 1890 eng befreundet war; Während er erfolgreich an der Börse spekulierte, begann Paul Gauguin in seiner Freizeit zu malen und zu zeichnen. Schuffenecker unterstützte ihn dabei. Im November 1873 heiratete Gauguin die Dänin Mette Gad und pflegte mit ihr einen großbürgerlichen Lebensstil; im August 1874 wurde ihr erstes Kind, der Sohn Emil geboren; es folgen Aline, 1877, Clovis, 1879, Jean René, 1881, Paul Rollon, genannt Pola, 1883.
„Das Wunder seines Aufstiegs liegt darin begründet, dass er uns zu einem Zeitpunkt, als uns jegliche Orientierung fehlte, ein oder zwei grundsätzliche Wahrheiten vermittelte. Ohne selbst je die Schönheit klassischen Sinn gesucht zu haben, hat er uns zu ihr hingeführt. Er dagegen wollte in erster Linie den Charakter, den tiefer liegenden Sinn ausdrücken, selbst in der Hässlichkeit.“3 (Maurice Denis in „L’Occident“ 1903 über Paul Gauguin in seinen Einfluss auf die folgende Generation)
Werke
Gauguins impressionistische Phase (1873–1886)
Ab 1873 hatte er sich als Amateurmaler bestätigt und war zunehmend von dieser Tätigkeit fasziniert. In den 1870er Jahren arbeitete Gauguin noch als Bankangestellter und spekulierte erfolgreich an der Börse, so dass er ein finanziell sorgenfreies Leben führte und Werke seiner Vorbilder erwerben konnte. Im Jahr 1876 stellte Gauguin erstmals – und wohl auch das einzige Mal – beim Salon aus, er beendete seine Tätigkeit für Paul Bertin, nahm aber andere Arbeiten an der Börse an.
4. Impressionisten-Ausstellung
Im Jahr 1877 übersiedelte Paul Gauguin in den Pariser Stadtteil Vaugirard, sein Vermieter war der Bildhauer Jules-Ernest Bouillot, der Gauguin für die Skulptur begeisterte und unter dessen Leitung er arbeiten konnte.4 Camille Pissarro, der auch ein herausragender Lehrer war und ihm die Methoden der impressionistischen Malerei vermittelte, und Edgar Degas machte Paul Gauguin mit dem Kreis der Impressionist:innen bekannt und lud ihn kurzfristig ein, an der Vierten Impressionisten-Ausstellung 1879 teilzunehmen. Er schickte die Marmorbüste seines Sohnes Emil als Exponat und war auch Leihgeber dreier Gemälde Pissarros. Die Auswahl des Werks überrascht, wird jedoch meist mit der noch an der Schule von Barbizon orientierten Malweise Gauguins beantwortet.5
Gauguin frequentierte den Treffpunkt der Impressionisten, das Café de la Nouvelle Athènes, und verkehrte unter anderem mit Édouard Manet, Edgar Degas und Pierre-Auguste Renoir; regelmäßig besuchte er Pissarro in Pontoise zum Malen. Gauguin war finanziell gut gestellt und erwarb eine größere Sammlung an Bildern der Impressionisten.
5. Impressionisten-Ausstellung
1880 nahm Gauguin an der Fünfte Impressionisten-Ausstellung 1880 mit sieben Bildern und einer Marmorbüste von Mette teil. Die Familie übersiedelte in eine größere Wohnung mit einem Atelier in der Rue Carcel, ebenfalls im Pariser Stadtteil Vaugirard. Gauguin handelte mit Aktien von Versicherungsgesellschaften.
6. Impressionisten-Ausstellung
Paul Durand Ruel, der Händler der Impressionist:innen, kaufte 1881 drei Bilder von Gauguin. An der Sechste Impressionisten-Ausstellung 1881 in diesem Jahr beteiligt er sich mit sechs Bildern und zwei Skulpturen, er erhielt anerkennende Kritiken.
7. Impressionisten-Ausstellung
Im Januar 1882 brach der französische Aktienmarkt zusammen und ließ Gauguins Aktienpakete kollabieren. Gauguin schwankte zwischen einer Karriere an der Börse und der Malerei. Er beteiligte sich aktiv an der Vorbereitung der Siebte Impressionisten-Ausstellung 1882 und war dort selbst mit 11 Bildern, einem Pastell und einer Skulptur vertreten.
Wirtschaftskrise und neue Malerei
Im Herbst 1883 verlor Gauguin seine Beschäftigung an der Börse, er suchte vergeblich neue Arbeit. Auf der Geburtsurkunde seines im Dezember geborenen Sohnes Pola trug sich Gauguin erstmals als Maler („artiste peintre“) ein. Im Januar 1884 zog die Familie aus Kostengründen nach Rouen, wo Gauguin seine erste produktive Periode als Maler erlebte – sie war gleichzeitig der Beginn großer finanzieller Schwierigkeiten, derer er zeit seines Lebens nicht mehr Herr wurde.
In diesem Jahr, 1884, trieb Gauguin ein neues koloristisches Konzept und die Vereinfachung der Natureindrücke voran und erprobte einen formbetonenden Pinselstrich. Noch beschäftigte er sich mit Landschaftsmalerei, in denen Menschen hauptsächlich als kleine Staffagefigur auftraten, um die Größe und Schönheit der Natur zu huldigen. Dennoch empfand Gauguin die Verselbständigung des Farbauftrags quasi um seiner selbst willen als hohl und verachtete daher die Shootingstars der letzten Impressionisten-Ausstellung, die Pointillisten und Divisionisten (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus). Am besten lässt sich das aus einer Aussage über Claude Monets Gemälde der 1880er Jahre ableiten, die er zugunsten von Cézannes Entwicklung zurückwies. Im Juli 1884 meinte er gegenüber Camille Pissarro:
„Ich habe die Monets aus Italien gesehen: Sie sind von der Ausführung her erstaunlich, und teilweise ist das ihr Fehler; ich muss gestehen, dass sie mir total missfallen, vor allem als Weg. Abgesehen davon habe ich bei Tanguy vier stark bearbeitete Cézanne aus Pontoise gesehen, das sind Meisterwerkt und sie stellen hauptsächlich reine Kunst dar, die anzuschauen man nicht müde wird.“6
Für Gauguin standen offenbar Überlegungen über den Akt des Malens, d. h. über die Malerei selbst auf einer Metaebene zu reflektieren, und die zunehmende Auflösung des Gegenstands nicht zur Diskussion - so zu finden in den Landschaften von Claude Monet. Stattdessen brach sich eine Sehnsucht nach einfachen und kompakten Formen, was er in den Werken von Paul Cézanne, wie auch einer Erzählung und einer nochmaligen Steigerung des subjektiven Eindrucks Bahn.
Über Durand-Ruel versuchte Gauguin 1884, Teile seiner Kunstsammlung zu verkaufen, doch auch der Kunstmarkt war zusammengebrochen. Um eine Reise seiner Frau nach Kopenhagen zu finanzieren, verkaufte der Künstler seine Lebensversicherung mit 50 Prozent Verlust. Im Herbst übersiedelten auch Gauguin und die Kinder nach Kopenhagen, wo er vorerst als Vertreter für einen französischen Leinwandhersteller arbeitete. Geldsorgen, soziale und künstlerische Isolation bestimmten den Aufenthalt in Dänemark. Im Mai fand in der Kopenhagener Kunstforeningen, der Gesellschaft für Kunst, Gauguins erste Einzelausstellung statt; sie wurde nur beiläufig und vernichtend in der Presse erwähnt.
Gauguin kehrte im Juni 1885 mit seinem Sohn Clovis nach Paris zurück; er wohnte zunächst bei Schuffenecker – wie in den folgenden Jahren immer wieder. Gauguin lie Clovis bei seiner Schwester und zog sich für drei Monate nach Dieppe an der Atlantikküste zurück, um zu malen. Im Oktober nahm er, inzwischen fast mittellos, in Paris verschiedene Auftragsarbeiten an. Durch Durand-Ruel versuchte er weiterhin, Teile seiner Kunstsammlung, die er teilweise in Dänemark bei seiner Frau gelassen hatte, zu verkaufen. Im Frühjahr 1886 brachte Gauguin Clovis in ein Internat auf dem Land, für das er aber die Gebühr nicht aufbringen konnte – er besuchte ihn dort daraufhin nicht mehr. Im Frühjahr 1887 holte Mette ihren Sohn wieder nach Kopenhagen.
Im Jahr 1883 hatte Paul Gauguin den Schritt vom Amateur zum professionellen Künstler gewagt, ohne auf ein tragendes finanzielles Netz vertrauen oder auf Verkaufserfolge hoffen zu können. Mit der anwachsenden Kühnheit seiner Malerei schwand die familiäre wie die gesellschaftliche Akzeptanz, und der soziale Abstieg des Künstlers begann. Die Trennung von Frau und Kindern 1885, die ein beschauliches Leben in Kopenhagen dem Risiko einer Malerkarriere vorzogen, markiert den Bruch in der Biografie des Malers.
8. Impressionisten-Ausstellung
Im Mai 1886 nahm Gauguin an einem Essen teil, das Pissarro anlässlich der Achten Impressionisten-Ausstellung 1886 gab; es sollte die letzte Gruppenausstellung der Impressionist:innen sein. Auf der Ausstellung zeigte Gauguin 19, zum Großteil spätimpressionistisch geprägte Bilder, darunter Kühe am Wasserplatz. Die Sensation der Ausstellung waren jedoch die pointilistischen Arbeiten George Seurats (→ Georges Seurat, Erfinder des Pointillismus) und Paul Signacs.
„Mme. Morisot und die Herren Gauguin und Guillaumin sind Repräsentanten des Impressionismus, wie er schon in früheren Ausstellungen zu sehen war. Die Herren Pissarro, Seurat und Signac sind Erneuerer.“7 (Félix Fénéon)
Gauguin in der Bretagne (Juli–September 1886)
Gauguins Weg zum Synthetismus verband postimpressionistische Pinseltechnik und Farbensatz mit Themen aus der bäuerlichen Welt in der Bretagne und aus Martinique (1887 → Paul Gauguin & Charles Laval in Martinique). Insgesamt fünf Mal hielt er sich in der kargen und hügeligen Provinz Frankreichs auf und ließ sich von Land und Leuten inspirieren. Gleichzeitig wurde die Schule von Pont-Aven zu einem wichtigen Impulsgeber für den sich formierenden Revolutionär, während Paris für ihn zum Ort für Kontaktpflege und Kunstmarkt wurde.
Bretagne I
Im Juli 1886 ging Gauguin erstmals in die Bretagne und quartierte sich für drei Monate in der Pension Le Gloanec in Pont-Aven ein. Er freundet sich mit dem Maler Charles Laval an, auch Émile Bernard hielt sich in Pont-Aven auf, sie arbeiteten aber nicht zusammen. Im Sommer malte er in Pont-Aven, wo er impressionistische Bilder der Landbevölkerung schuf. Innerhalb kurzer Zeit stilisierte Paul Gauguin die Figuren immer mehr und arrangierte sie zu „gemalten Collagen“. Er gab sukzessive die Linearperspektive zugunsten einer nichtillusionistischen Raumkonstruktion auf.
Über den Grafiker Félix Bracquemond war Gauguin dem Keramiker Ernest Chaplet begegnet, in dessen Studio er im Herbst und Winter 1886/87 an Plastiken und Gefäßen mit bretonischen Motiven arbeitete. Seine Ton-Objekte sollten eine „primitive“ Formgebung aufweisen, die Motive (wie der Faun, Leda und der Schwan) sind zwar antikischen Ursprungs, waren aber als Symbole für das Unberührte (primitive Kulturen) bzw. Erotik gedacht. Gauguin fügte seine plastischen Werke immer wieder in Gemälde ein, wie in dem „Stillleben mit dem Profil Charles Lavals“ (Ende 1886).
Martinique (1887)
Am 10. April 1887 schiffte sich Gauguin mit Laval nach Panama ein. Die in Aussicht gestellte Beschäftigung bei Gauguins Schwager zur Finanzierung des Aufenthaltes konnte dieser nicht einlösen. Mitte Mai reisten sie weiter nach Martinique, wo Gauguin an Ruhr und Malaria erkrankte. Im Oktober kehrte er mit über 20 Gemälden nach Frankreich zurück.
Erster Kontakt mit Vincent van Gogh
Nachdem Paul Gauguin im November 1887 nach Paris zurückgekehrt war, traf er erstmals die Brüder van Gogh – wohl vermittelt durch Schuffenecker. Vor allem für Theo van Gogh interessierte sich der aufstrebende Maler, da dieser in der bedeutenden Kunsthandlung von Goupil et Cie als Kunsthändler tätig war. Theo van Gogh vertrat ihn in den nächsten Jahren als Kunsthändler. Vincent van Gogh (1853–1890) bewunderte den weitgereisten Maler und wurde später ein guter Freund Gauguins. Im November 1887 organisierte Vincent van Gogh eine Gruppenausstellung in Paris, wo Paul Gauguin Vincent van Goghs „Zwei Sonnenblumen“ (Sommer 1887) sah und gegen seine Studie „Am Ufer des Sees auf Martinique“ (Sommer 1887) eintauschte.
Ebenfalls durch Schuffenecker machte Gauguin die Bekanntschaft mit dem Maler und Sammler Georges-Daniel de Monfreid, der Gauguins Vertrauter und Briefpartner während seiner Jahre in Tahiti werden sollte.
Bretagne II (Februar–September 1888)
Ende Januar/Anfang Februar 1888 zog sich Gauguin wieder nach Pont-Aven und in die Pension Le Gloanec zurück. Im Frühjahr korrespondierten vor allem Vincent van Gogh und Bernard, aber auch Gauguin über ihre Konzepte zur Malerei. Bereits im März wollte van Gogh Gauguin für seinen Plan eines Maler-Kollektivs in Arles gewinnen – um gemeinsam zu arbeiten und besser verkaufen zu können.
Während seines zweiten Aufenthalts in der Bretagne veränderte Gauguin seine Malweise endgültig vom Impressionismus zum flächigen Postimpressionismus. Anstelle der „schraffierten“ Pinselstriche setzte er Farbflächen mit kräftigen Tönen nebeneinander, in denen sich – wie auch in den Kompositionen – die Begeisterung für den japanischen Farbholzschnitt wiederspiegelt. Gemälde wie „Tanzende bretonische Mädchen“ (Juni 1888) und „Junge Ringer – Bretagne“ (Juli 1888) zeigen, wie Vincent van Goghs Hinwendung zu japanischen Kompositionsschemata sich auf seinen Freund übertragen haben.
In einem Brief von Paul Gauguin an Vincent van Gogh ist diese Inspiration dokumentiert: Am 24./25. Juli 1888 schickte Paul Gauguin seinem Freund eine Skizze des soeben vollendeten Gemäldes „Junge Ringer – Bretagne“ nach Arles. Er verglich seine Komposition expressis verbis mit einem japanischen Farbholzschnitt und verwies seinen Malerkollegen auf den changierenden Übergang von Gelb-Grün im Gras. Van Gogh hatte ihn bereits mit seiner Idee einer Künstlerkolonie in Arles konfrontiert. In diesem Brief stand er ihr positiv gegenüber, da er Lust hatte, allerlei „verrückte Ideen“ in der Provence auszuarbeiten. Geldmangel verhinderte jedoch eine baldige Abreise, weshalb Gauguin weiterhin in der Bretagne blieb, um in der Umgebung von Pont-Aven nach „ursprünglichen“ Motiven der Volkskultur zu suchen. Erst nachdem Theo van Gogh die Finanzierung zugesichert hatte, willigte Gauguin ein, zu Vincent nach Arles zu fahren.
Im August kamen Laval und Bernard, später auch Paul Sérusier nach Pont-Aven. Gauguin war in regem Austausch mit Bernard. Er malte sein berühmtes Bild „Vision nach der Predigt – Jakobs Kampf mit dem Engel“ (Mitte August – Mitte September 1888), mit dem er sich endgültig vom Impressionismus distanzierte. Darin zeigt er die visionäre Schau des Jakobskampfes durch die Bretoninnen vor einem nahezu einfarbigen roten Hintergrund. Auch dieses Bild skizzierte Gauguin in einem Brief an Vincent van Gogh, der er zwischen dem 25. und dem 27. September 1888 schrieb. Er war sich der revolutionären Umsetzung des Themas wohl bewusst und erzählte, dass die Kirche von Pont-Aven es nicht haben wollte.
Ende September 1888 schlug van Gogh vor, dass sie sich gegenseitig porträtieren sollten. Gauguin selbst als Jean Valjean (Van Gogh Museum, Amsterdam), den Protagonisten aus Victor Hugos „Les Miserables“ und drückte damit sein Selbstbild als gesellschaftlich geächteten, aber von Liebe und Kraft erfüllten artiste maudit aus. Im Tausch für dieses Selbstporträt schickte Vincent van Gogh ein Selbstporträt als „Japaner“ mit kahl geschorenem Kopf, das „Selbstporträt, Gauguin gewidmet (Bonze)“ (um 16. September 1888, Harvard Art Museums/Fogg Museum, Cambridge, MA). Höchstwahrscheinlich war es der finanzielle Anreiz, den Theo van Gogh dem Gauguin anbot, der diesen schlussendlich dazu überredete, nach Arles zu reisen.
Hohepriester des Symbolismus in Pont-Aven
Paul Gauguin wandte sich Anfang der 1880er Jahre von der impressionistischen Doktrin ab, in der Natur zu arbeiten. Stattdessen malte er im Atelier nach seinen Erinnerungen. Sein Umzug nach Kopenhagen Ende 1884 führte zum Bruch mit den einstigen Mentoren. Werke aus seiner Sammlung – vor allem Paul Cézannes Stillleben – wurden wichtige Bezugspunkte. Dazu kam ab 1885 noch sein Wunsch, visionäre Erlebnisse in Bilder umzusetzen. Als ersten Schritt malte er mit „empfunden“ und nicht beobachteten Farbtönen und hielt seine Kunsttheorie mit den zentralen Begriffen Erinnerung und Vorstellungskraft im Text „Notes synthétiques“ (1885) fest.8
Ausgehend vom Cloisonné (Zellenemail) reduzierte Gauguin zunehmend die Binnenzeichnung, verstärkte die Konturen, arbeitete mit Farbflächen als Ausdrucksträger und bediente sich so einer vereinfachten und abstrahierenden Form. Wie Cézanne nutzte Gauguin zusätzlich auch Stillleben, um Raum und Farbwirkungen zu erforschen. Parallel dazu begann er seinen Gemälden poetische, symbolische oder allegorische Titel zu verleihen, um ihnen etwas Geheimnisvolles zu verleihen. Damit brach er sowohl mit Impressionismus als auch Pointillismus.
„Kopieren Sie nicht zu genau nach der Natur. Die Kunst ist eine Abstraktion [...].“9 (Paul Gauguin in einem Brief an Schuffenecker, 14.8.1888)
Während der Weltausstellung 1889 stellte die Gruppe rund um Gauguin im Café des Arts von Monsieur Volpini aus (Mai bis Juni), die ihn als eigenwilligen, wenn nicht eigenartigen so doch zumindest sehr individuellen Künstler in der Kritik erscheinen ließ. Für den Maler wurde die Weltausstellung mit ihren Präsentationen jüngst unterworfener Kolonien wie Tahiti zu Wende- und Ausgangspunkt in seinem Leben und Werk.
Paul Gauguin in Vincent van Gogh - das Atelier des Südens
Vincent van Gogh lud seinen Malerkollegen Paul Gauguin ein, zu ihm nach Arles in sein „Atelier des Südens“ zu kommen (→ Vincent van Gogh : Paul Gauguin in Arles). Ende Oktober traf Gauguin in Arles ein, das „Studio des Südens“ erwieß sich aufgrund der unterschiedlichen künstlerischen Ansichten der beiden Maler als problematisch. Das „Atelier des Südens“ dauerte vom 23. Oktober bis zum 23. Dezember 1888 – und endete mit Vincent van Goghs Nervenkrise und Paul Gauguins wortloser Abreise.
Neben kameradschaftlicher Unterstützung war die Phase in Südfrankreich von Rivalität, Bewunderung und Eifersucht, Hoffnung und Enttäuschung geprägt. Vor allem Vincent van Goghs Hoffnung, eine Künstlerkolonie in Arles zu gründen, musste sich aufgrund unterschiedlicher Auffassungen als undurchführbar erweisen. Neun Wochen gemeinsames Arbeiten brachte die beiden Maler zwar menschlich nicht näher, dennoch beeinflussten sie einander künstlerisch. Die nur neun Wochen dauernde Zusammenarbeit wirkte sich auf beide Maler aus – künstlerisch wie emotional. Gauguins Aufenthalt fand ein abruptes Ende, als van Gogh sich am 23. Dezember das Ohr abschnitt. Gauguin rief Theo nach Arles, und kehrte selbst am 26. Dezember nach Paris zurück.
Gauguin in der Bretagne (1889)
Die Bewohner der Bretagne galten in Frankreich als besonders unabhängig, da sie ihre eigene Sprache und Kultur vor dem französischen Einfluss zu schützen versuchten. In den tiefbetrübten Figuren in der Bretagne versuchte Gauguin das „Wilde“ zu vermitteln, das er in ihnen und sich selbst sah. Volkstümliches Leben, Traditionen und tiefverwurzelte Religiosität sind in Form von Kirche, Kapellen und einfach skulpierten Kalvarienbergen aus Granit in der Region aber auch durch die Trachten den weiblichen Körpern gleichsam eingeschrieben. Im Jahr 1889 beschäftigte sich Gauguin intensiv mit dieser religiös überformten Landschaft.
Erste Gemälde mit großen, leuchtenden Farbflächen entstanden, wie „Vision nach der Predigt (Jakobs Kampf mit dem Engel)“ (1888), „Der gelbe Christus“ (1889, Buffalo), „Der grüne Christus“ (1889, Brüssel), „Christus im Garten Gethsemane“ (1889, West Palm Beach). Trotz der roten Haare ist das Selbstbildnis des Künstlers in der Christusfigur deutlich zu erkennen. Gauguin verglich sich mit dem im Olivenhain (vom Schicksal) geprüften Gottessohn und machte ihn zu einem Menschen. Dass er aber auch Verweise auf die jüngere französische Kunstgeschichte machte, zeigt das Bild „Bonjour, Monsieur Gauguin II“ (1889, Prag), in dem er auf eines der Hauptwerke des Realismus, nämlich Gustave Courbets „Bonjour, M. Courbet“ reagierte.
Der ehemalige Bankier und Vertreter des Kapitalismus wandelte sich zum meditierenden Mystiker, der überzeugt war, dass das Ziel seiner Malerei wäre, „alles Glauben, passives Leiden, religiösen primitiven Stil und die große Natur mit ihrem Schrei“ auszudrücken. Dass sich dieser Gauguin gut mit Vincent van Gogh verstand, der vor seiner Pariser Zeit wenn auch erfolglos als Prediger im Borinage wirkte und der in Südfrankreich vermeinte, Japan und die „Wilden Ostasiens“ aufzufinden, ist historische Tatsache und leicht zu verstehen (→ Vincent van Gogh im Borinage. Die Geburt eines Künstlers). Wenn auch das Experiment, eine Künstlerkolonie in Arles zu etablieren, scheiterte, so weckte es doch den Wunsch des ehemaligen Seemanns Gauguin, die Südsee aufzusuchen. An der sich ankündigenden Revolution in der Druckgrafik (Künstlerdrucke) und der Verschmelzung der Kunstgattungen im Gesamtkunstwerk der Jahrhundertwende beteiligte sich Gauguin auch als Modelleur von Keramiken und Schnitzer primitivistischer Objekte. Die Arbeit mit Steinzeug wurde von japanischen Teeschalen inspiriert, wie auch die neue Bewertung der originalen Druckgrafik zusätzlich zu den kommerziellen Vorteilen. Die Umsetzung des „Krugs in Form eines Selbstbildnisses“ (1889) bzw. eines abgetrennten Kopfes mit geschlossenen Augen ist in seiner Symbolik drastisch und könnte auf die Guillotinierung des berüchtigten Mörders Prado Anfang 1889 in Paris verweisen.
Druckgrafik
Paul Gauguin mietete 1889 ein Atelier in der Rue du Saint-Gothard und begann erstmals druckgrafisch zu arbeiten; eine Mappe mit zehn Zinkografien und einem Deckblatt, die "Suite Volpini", entstand. Am 10. Juni eröffnete die gemeinsam mit Schuffenecker organisierte Ausstellung der "Peintres du Groupe Impressionniste et Synthétiste" im Café des Arts auf dem Gelände der Weltausstellung; weitere Teilnehmer waren Bernard, Laval und Louis Anquetin. Gauguin war mit 17 Bildern und der "Suite Volpini" vertreten. Die Ausstellung fand zwar Widerhall in der Presse, doch die Verkäufe waren für alle gering.
Erste Ausstellungserfolge
Im Februar stellte er auf Einladung von Octave Maus 12 Arbeiten, darunter die "Vision nach der Predigt", mit der Künstlergruppe "Les XX" in Brüssel aus; das Bild stieß auf Unverständnis. Im Frühjahr hielt sich Gauguin kurz in Pont-Aven auf, kehrte im April nach Paris zurück, um eine Gruppenausstellung gemeinsam mit Schuffenecker vorzubereiten.
Am 6. Mai eröffnete die vierte Weltausstellung auf dem Champ de Mars, die Gauguin mehrmals besuchte – vor allem die zentrale „Exposition des Colonies“, wo Kunst aus den französischen Kolonien zu sehen war, darunter Abgüsse eines Tempels aus dem kambodschanischen Angkor Wat, und Eingeborene der französischen Kolonien, die für die Zeit der Weltausstellung gleichsam zur Schau leben. Sein Interesse für exotische Länder und Kulturen manifestiert sich in Briefen und eigenen späteren Schriften.
Am 10. Juni eröffnete die gemeinsam mit Schuffenecker organisierte Ausstellung der "Peintres du Groupe Impressionniste et Synthétiste" im Café des Arts auf dem Gelände der Weltausstellung; weitere Teilnehmer waren Bernard, Laval und Louis Anquetin. Gauguin war mit 17 Bildern und der "Suite Volpini" vertreten. Die Ausstellung fand zwar Widerhall in der Presse, doch die Verkäufe waren für alle gering. Nach der Ausstellung im Café des Arts hatte Gauguin an Bekanntheit gewonnen; er bewarb sich Anfang November um den Posten des Verwaltungsdirektors in der französischen Kolonie Tonkin im heutigen Nordvietnam; das Gesuch wurde jedoch abgelehnt.
Gauguin in der Bretagne (1889/1890)
Gauguin hielt sich 1889 wieder in der Bretagne auf und malte gemeinsam mit Meyer de Haan und Sérusier. Er wechselte zwischen Pont-Aven, wo er in Le Gloanec auf Kredit lebte, und Le Pouldu, wo er in der Auberge der Marie Henry Ende des Jahres gemeinsam mit Meyer de Haan das Esszimmer dekorierte. Im September schickte Gauguin neue Bilder an Theo van Gogh, die diesem bis auf "La Belle Angèle" (Musée d’Orsay, Paris) missfielen.
Im Frühjahr 1890 kehrte Gauguin nach Paris zurück. Über erhoffte Bilderverkäufe plante er die Finanzierung eines „Studios der Tropen“ in Madagaskar mit Bernard und Meyer de Haan. Erneut zog er sich in die Bretagne zurück, gefolgt von Meyer de Haan und später Sérusier. Der Plan des „Studios der Tropen“ wurde – auch nach der Distanzierung Bernards von Gauguin – fallen gelassen. Stattdessen plante Gauguin, alleine in die Tropen zu reisen. Die Rückkehr nach Paris im Herbst 1890 wurde durch Gauguins Schulden in Le Pouldu verzögert. Als er letztlich Anfang November bei Schuffenecker einzog, kam es zum Bruch mit seinem Gastgeber.
Paris (1891)
Paul Gauguin lernte den Kritiker und Schriftsteller Charles Morice kennen, der ihm ein wichtiger Briefpartner in den Jahren in den Tropen werden würde. Der Maler besuchte die Brasserie Gangloff und das Café Voltaire, Treffpunkte symbolistischer Schriftsteller. Monfreid machte ihn mit der Näherin Juliette Huet bekannt, die sein Modell und seine Geliebte wurde.
Im Dezember 1890 lernte Gauguin über Morice den Dichter Stéphane Mallarmé kennen. In diesem Winter besuchte er oft ein von Pierre Bonnard, Maurice Denis, Édouard Vuillard und Aurélien Lugné-Poe geteiltes Atelier in der Rue Pigalle. Auf Vorschlag Charles Morices bat Mallarmé den einflussreichen Kritiker Octave Mirbeau, Gauguin durch einen Artikel einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Im Februar 1891 erschien ein entsprechender Text Mirbeaus im „L’Echo de Paris". Er diente in der Folge auch als Vorwort eines Katalogs im Pariser Auktionshaus Drouot, wo am 23. Februar 1891 ein Verkauf von 30 Bildern Gauguins geplant war. Mit diesem Erlös wollte Gauguin seine Reise in die Tropen finanzieren. Am Abend der Auktion kam es zum offenen Bruch mit Bernard. Im Frühjahr 1891 fand im Vaudeville-Theater eine Benefiz-Matinee für Gauguin und Paul Verlaine statt, bei der Keramiken und Bilder von Gauguin angeboten wurden – der finanzielle Erfolg war allerdings bescheiden.
Am 15. März 1891 erschien im „Mercure de France“ Albert Auriers wegweisender Artikel „Le symbolisme en peinture. Paul Gauguin“, in dem Gauguin als Schlüsselfigur des Symbolismus gefeiert wird, während seine Mitstreiter nicht erwähnt werden.10 Im Frühjahr 1891 war Gauguins Frau nach Paris gereist, um den möglichen Verkauf von Gauguins Bildern in Dänemark zu initiieren; Schuffenecker schickte ihr im Frühjahr 1892 ein Paket mit noch in Frankreich entstandenen Bildern; weitere Bildersendungen folgten von Monfreid im Frühjahr 1893. Ebenfalls im März 1891 reiste Gauguin noch einmal nach Kopenhagen, wo er seine Frau und seine Kinder zum letzten Mal traf.
Beim Ministère de l’Instruction publique et des Beaux-Arts suchte Gauguin um eine von der Regierung geförderte künstlerische Mission nach Tahiti an, um „Sitten und Natur dieses Landes von einem künstlerischen Standpunkt zu studieren und in Gemälden festhalten zu können“. Dem Antrag wurde Ende März 1891 stattgegeben. Gauguin erhielt eine um 30 Prozent reduzierte Fahrkarte der Compagnie des Messageries Maritimes von Marseille nach Nouméa, Neukaledonien, er wurde vom Directeur des Beaux-Arts dem Unterstaatssekretär für die Kolonien empfohlen. Am 23. März 1891 fand unter dem Vorsitz von Mallarmé im Café Voltaire ein Abschiedsbankett für Gauguin statt, und Gauguin verließ Marseille auf der Océanien am 1. April 1891.
Gauguin in der Südsee
Seinen Wunsch, in die Südsee (Tahiti) zu reisen, erfüllte sich der Maler erstmals 1891. Tahiti war seit 1880 französische Kolonie, wurde regelmäßig mit einem Postboot angefahren, was den Kontakt zum Mutterland sowie durch den Transport von unterschiedlichsten Waren auch einen gewissen französischen Lebensstil zusicherte. Der Künstler fand dort weder das erhoffte Paradies noch Erfolg. Im Jahr 1893 konnte er eine kostenlose Rückreise bei französischen Staat erwirken. Doch auch der folgende Aufenthalt in Paris und der Bretagne wurde von Misserfolgen und fehlenden Verkäufen begleitet. Enttäuscht von der Pariser Gesellschaft, verließ Paul Gauguin 1895 erneut Europa in Richtung Tahiti.
Fernab der Zivilisation wollte Gauguin seine Kunst „im primitiven und wilden Zustand pflegen“. Aufenthalte auf Martinique (1887) und in Tahiti (1891–1893) bereiteten das „Exil“ des Malers ab 1894 vor. Von 1895 bis 1901 lebte er erneut in Tahiti und von 1901 bis 1903 auf den Marquesas-Inseln. Insgesamt verbrachte Gauguin zehn Jahre auf pazifischen Inseln. Die Zivilisation war für ihn mit einer rigiden Sexualmoral verbunden, der er genauso zu entfliehen hoffte, wie er die Schönheit der Tropen schätzte und die Exotik der Eingeborenen suchte. Ihre reiche Götterwelt, die Mythen der Insulaner:innen, zog ihn bald in ihren Bann und löste christliche Symbole ab. Die heilige Scheu vor göttlichen Wesen, auf die das Wort Tabu (mit polynesischem Ursprung) hinweist, und die „Religion“ der sinnlichen Liebe wurden zu wichtigen Inspirationen seines reifen Werks. Der bislang nur selten verwendete Akt wurde in der südlichen Hemisphäre zu einem der wichtigsten Themen, begleitet von Stillleben und Landschaften. Wie mannigfaltige Evas im Paradies oder Aphroditen im Elysium11 wirken die meist unbewegten Frauen. Die Bildtitel verweisen auf Zwischenmenschliches, das die ausdruckslosen Gesichter selten widerspiegeln. Einzig die Augen bleiben lebendig und schaffen immer wieder Bezüge zwischen den Dargestellten.
Tahiti (Juni 1891–Mai 1893)
Am 9. Juni 1891 traf Paul Gauguin nach einer Reise über die Seychellen, Australien und Neukaledonien in Papeete auf Tahiti ein. In seinem Gepäck befanden sich außer seinem persönlichen Gut eine Mappe mit Fotos und Drucken europäischer und außereuropäischer Kunst von der Antike bis zu den Zeitgenossen sowie eine kleine Bibliothek. Aufgrund seiner langen Haare, die die Eingeborenen „belustigen“, nennen sie ihn „taatavahine [Mann-Frau]“.
Gauguin wurde von Leutnant Édouard Jénot begrüßt und in die französische Kolonialgesellschaft eingeführt. Der Künstler schnitt sich die Haare und besuchte in einem weißen Kolonialanzug den Offiziersklub. Er nahm am Begräbnis des letzten Königs der Insel, Pomare V., teil, mit dessen Tod es nun keinen Garanten der ursprünglichen Lebensweise auf Tahiti mehr gab. Der Kolonialismus präsentierte die Insel anders, als Gauguin es sich durch die Lektüre von diversen Reiseberichten und durch romantisch gefärbte Literatur – vor allem durch Pierre Lotis Roman „Lotis Ehe“ – vorgestellt hatte.
Gauguins Hoffnung, in Papeete mit Porträts Geld zu verdienen, zerschlug sich. Auf der Suche nach Ursprünglichkeit mietete er im September 1891 in Mateia, ungefähr 50 Kilometer südlich von Papeete, ein traditionelles Haus. Er bemühte sich, Tahitianisch zu lernen, die tahitianische Lebensart anzunehmen und ihre traditionelle Religion kennenzulernen. Seinem Auftrag gemäß begann er, die Landschaft, das tägliche Leben und die Landwirtschaft der Insel in Skizzen und Gemälden festzuhalten. Im November 1891 und auch im März 1892 schrieb er an Monfreid, dass er viel Arbeit vor sich habe, viel zeichne und Material sammle für Bilder, die er später in Paris ausführen wollte. Bis Weihnachten malte Gauguin 20 tahitianische Szenen. Er wurde mit einer Strafe belegt, da er in Mateia nackt gebadet hatte. Wahrscheinlich im November 1891 traf er auf Tehamana [auch: Teha'amana], die sein Modell und seine „Vahine“, franz. für Frau aus Tahiti, wurde; als er später nach Frankreich zurückkehrte, war Tehamana von ihm schwanger.
Im Januar 1892 übernahm der Galerist Maurice Joyant, der Nachfolger Theo van Goghs bei Boussod, Valadon & Cie, über Monfreid fünf Keramiken und zehn Bilder Gauguins. Im Frühjahr schrieb Paul Gauguin an Monfreid, dass dieser „Vahine no te tiare [Frau mit Mango]“ (Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen), das erste aus Tahiti nach Paris gelangte Bild, in die Kunsthandlung Goupil bringen solle und er sich einen Verkauf erhoffe, da das Bild so neu und anders sei.
Aufgrund starker Blutungen ging Gauguin im Frühjahr 1892 ins Krankenhaus in Papeete, verließ es aber aus Geldmangel sehr bald; später schrieb er an Monfreid, dass er täglich einen Viertelliter Blut gespuckt habe. Im März gestand er Sérusier in einem Brief, dass er aus Mittellosigkeit gezwungen sei, nach Frankreich zurückzukehren. Bereits zu diesem Zeitpunkt erbat Gauguin einen Posten in der Verwaltung der Marquesas-Inseln, was jedoch abgelehnt wurde. An Mette schrieb Gauguin, dass er 32 Bilder vollendet habe; er legte ein „Carnet de Tahiti“ für alle in Tahiti gemalten Bilder an. Im August verkündete er seiner Frau, dass er 44 „ziemlich bedeutende“ Bilder gemalt habe, die sicher 15.000 Francs wert seien.
Gauguin beschäftigte sich mit Jacques-Antoine Moerenhouts Reisebericht über Kulte, Lebensweisen, Mythen der ursprünglichen Bewohner:innen der Pazifischen Inseln, „Voyages aux îles du Grand Océan“. Ausgehend von diesem Text schrieb der Künstler seinen eigenen Artikel „Ancien Culte Mahorie“. Von Sommer 1892 an versuchte er über die Behörden in Tahiti Geld für die Rückkehr nach Frankreich zu organisieren. Seinem Antrag auf Repatriierung wurde stattgegeben, doch der Gouverneur der Insel bewilligte das Geld für die Rückreise vorerst nicht.
Im Oktober 1892 berichtete Gauguin Monfreid, dass er keine Leinwand mehr besitze, seit über einem Monat nicht mehr gemalt habe und stattdessen an Holzarbeiten und Zylindern schnitze, von denen er auch zwei verkaufen konnte. Anfang Dezember schickte er acht Gemälde an einen Freund von Joyant, die auf eine Ausstellung nach Kopenhagen gehen sollten. Kurz darauf begann Gauguin an „Cahier pour Aline“ zu schreiben, illustrierte Aufzeichnungen über die Südsee, die er seiner Lieblingstochter Aline widmete.
Zurück in Paris (Juni 1893–Juni 1895)
Erst im Mai 1893 erhielt Gauguin die Erlaubnis, letzter Klasse nach Frankreich zu reisen. Er schiffte sich im Juni ein, muss 25 Tage in Nouméa, Neukaledonien, Zwischenstation machen, wo er seine finanziellen Rücklagen aufbrauchte. Am 30. August 1893 ging er in Marseille mit 66 Gemälden und vier Francs an Land.
In Paris mietete Paul Gauguin ein Zimmer in der Rue de la Grande Chaumière, Alphonse Mucha stellte ihm sein Atelier zur Verfügung. Nach dem Tod eines Onkels mütterlicherseits erbte Gauguin eine größere Summe. Er überredete Paul Durand-Ruel, ihm eine Einzelausstellung auszurichten, und übernahm selbst die Kosten für Einladung, Plakat und Katalog. Gauguin bereitete über 40 Bilder für die Ausstellung vor und bat seine Frau, ihm auch die nach Kopenhagen gesandten, in Tahiti entstandenen Bilder nach Paris zurückzuschicken. Um das Publikum mit seinen tahitianischen Werken und deren Inhalten vertraut zu machen, begann er mit der Niederschrift von "Noa Noa".
Die Schau bei Durand Ruel eröffnete am 10. November 1893, Gauguin zeigte 41 Bilder aus Tahiti, drei aus der Bretagne, eine Keramik und mehrere "tiis", von tahitianischen Holzskulpturen angeregte Schnitzarbeiten. Anlässlich der Eröffnung veranstalteten die Têtes de Bois, eine Gruppe symbolistischer Dichter und Schriftsteller (1874–1896), ein Bankett zu seinen Ehren. Nur 11 Bilder wurden verkauft – zwei davon erwarb Edgar Degas, dem Gauguin als Dank dafür einen geschnitzten Stab schenkt. Henrik Ibsens Drama "Ein Volksfeind" wurde am 10. November im Théâtre de l’Œuvre aufgeführt. Charles Morice erklärte die Aufführung und Gauguins Ausstellung bei Durand-Ruel zu den wichtigsten kulturellen Ereignissen im Paris des Jahres 1893. Trotz der unterschiedlichen Kritiken zeigte sich Gauguin über den Erfolg in Künstlerkreisen zufrieden. "Manao Tupapao [Der Geist der Toten wacht]", das er als sein Meisterwerk ansah, blieb unverkauft. Er bot dem Musée du Luxembourg ein weiteres seiner tahitianischen Hauptwerke, "Ia Orana Maria [Gegrüßet seist Du, Maria]" als Geschenk an – was abgelehnt wurde.
Gauguin mietete zwei große Räume in der Rue Vercingétorix, die er in einem satten Gelb ausmalte. Er füllte die Wände mit seinen eigenen Werken, aber auch mit Bildern aus seiner Sammlung, von Cézanne, van Gogh etc. sowie diversen Kunstdrucken. Zudem freundete sich mit seinen Nachbarn, dem Komponisten William Molard, dessen Frau, der Bildhauerin Ida Ericson-Molard, und deren Tochter Judith an. Über Vollard lernte Gauguin Annah la Javanaise kennen, die er mit ihrem Affen bei sich aufnahm. Am 11. Januar fand die erste seiner Donnerstagabend-Soireen für eine Gruppe Dichter, Maler und Musiker statt, an denen er aus "Noa Noa" vorlas und Objekte aus der Südsee präsentierte. Unregelmäßig besuchte Gauguin auch Mallarmés Dienstagabend-Zusammenkünfte in dessen Wohnung in der Rue de Rome. Vergeblich versuchte er einen von Mette an ihren Schwager Edward Brandes verkauften Cézanne, "Das Schloss in Medan" (1880, Glasgow City Art Gallery /Burrell Collection), zurückzukaufen. Im Februar reiste Gauguin nach Brüssel, um an der ersten Ausstellung von "La Libre Ésthétique" mit fünf Bildern teilzunehmen; anschließend besuchte er die Museen in Brüssel, Antwerpen und Brügge mit dem symbolistischen Dichter Julien Leclercq.
Wahrscheinlich von Dezember 1893 bis März 1894 schnitzte er zehn Druckstöcke aus Buchsbaum als Illustrationen zu "Noa Noa". In seinem Schlafzimmer und mit seinem Bettkasten als Unterlage druckte er erste Abzüge mit der Hilfe von Flouquet, einem Drucker, der auf demselben Stockwerk wohnte. Im März und April druckte er gemeinsam mit Louis Roy 25 bis 30 weitere Abzüge.
Im März schrieb er an Johanna van Gogh-Bonger, die Witwe Theo van Goghs, um die Bilder aus seinem Besitz zurückzuerhalten, die bei Vincent verblieben waren.
Im April nahm er am Künstler-Diner der Têtes de Bois teil sowie an der Eröffnung des Salon de la Société des Beaux Arts. Ende des Monats zog sich Gauguin wieder in die Bretagne zurück; er nahm Annah la Javanaise und deren Affen mit. In Pont-Aven wohnte er im Hotel Ajoncs, das jetzt von Mme. Gloanec geführt wurde. Marie Henry, die Wirtin in Le Pouldu, wollte die Bilder und Skulpturen nicht herausgeben, die er während seiner Tahiti-Zeit bei ihr gelassen hatte – einen Prozess gegen sie verlor er im November. Im Mai wurde Gauguin bei einem Ausflug mit Malerfreunden nach Concarneau von lokalen Seeleuten am Bein verletzt; er musste kurzfristig ins Krankenhaus und war für die nächsten zwei Monate schwer gehbehindert und konnte nicht malen; von der Verletzung erholte er sich letztlich nicht mehr. Ende Juni kam Alfred Jarry zu Besuch ins Le Gloanec, er schrieb drei Gedichte für Gauguin. Im September schrieb Gauguin an Molard und Monfreid über seine Pläne, in die Südsee zurückzukehren.
Als Gauguin im November wieder in Paris war, musste er feststellen, dass Annah, die vorzeitig nach Paris zurückgekehrt war, seine Wohnung bis auf seine Bilder ausgeräumt hatte. Am 22. November fand im Café des Variétés ein Bankett zu Gauguins Ehren statt – organisiert von Morice und den Kritikern Roger Marx, Gustave Geffroy und Arsène Alexandre. Im Dezember veranstaltete er eine weitere Ausstellung von in Tahiti entstandenen Bildern, Transferzeichnungen, Aquarellen und Skulpturen in seiner Wohnung. Am 7. Dezember, anlässlich eines Diners der Têtes de Bois im Café Escoffier kündigte Gauguin an, für immer nach Tahiti zurückkehren zu wollen, da er, vor die Wahl zwischen „den Wilden hier oder dort“ gestellt, sich ohne Zögern dafür entschieden habe, nach Tahiti abzureisen. Am 13. Dezember wohnte er in seinem extravaganten Outfit mit Astrachan-Hut und langer Robe der Premiere von Strindbergs "Vater" am Noveau Théâtre bei. In Chaplets Studio arbeitete er an der Steinskulptur "Oviri" (Musée d’Orsay, Paris), und wahrscheinlich auch an der rechteckigen Vase mit Hina und Tetatou.
Im Januar 1895 bot Gauguin Durand-Ruel 35 Gemälde für jeweils 600 Francs an, einen relativ hohen Preis. Strindberg kam zu Gauguins Donnerstagabend-Soireen. Gauguin plante eine Versteigerung seiner Werke im Auktionshaus Drouot und bat Strindberg, dafür ein Vorwort zu schreiben. Als der Dichter ablehnte, publizierte Gauguin Strindbergs Absagebrief sowie seine Replik darauf in der Tageszeitung "L’Eclair", um auf die Auktion aufmerksam zu machen. Die Auktion am 18. Februar war nur spärlich besucht; nur neun von 47 Bildern wurden verkauft, darunter zwei an Degas. Von den Verkäufen blieb Gauguin nur eine kleine Summe, da er einige Arbeiten unter falschen Namen zurückgekauft hatte.
Gauguin verschob seine Abreise in die Tropen, da er sich mit Syphilis angesteckt hatte. Im März stellte Gauguin bei Vollard Landschaften und eine Keramikform aus der Bretagne aus. Im Juni übergat er Morice sein Manuskript zu "Ancien Culte Mahorie" und erteilte Molard die notarielle Befugnis, "Noa Noa" zu publizieren. Gauguin ließ seine unverkauften Bilder bei dem Künstler Georges Chaudet und dem Händler Lévy, die während seiner Abwesenheit als seine Agenten fungieren sollten.
Letzte Station Südsee
Am 26. Juni fand in Gauguins Wohnung ein Abschiedsempfang statt, organisiert vom Ehepaar Molard und dem Bildhauer Paco Durrio, die ihn auch am 28. Juni zum Zug Richtung Marseille begleiteten. Gauguin verließ Frankreich am 3. Juli auf dem Dampfer L’Australien. Am 9. August ging Gauguin im neuseeländischen Auckland an Land, wo er bis zum 29. August blieb. Er besuchte das Museum mit der neu eröffneten Ethnologischen Abteilung und zeigte sich beeindruckt von der Kunst der Māori.
Am 9. September erreichte der Künstler Papeete. In einem Brief an Molard zeigte er sich enttäuscht über die zahlreichen Veränderungen auf Tahiti und erklärte, dass er sich auf die 1.600 Kilometer nordöstlich von Tahiti entfernten Marquesas-Inseln zurückziehen wollte. Auf einem Ausflug auf die Nachbarinsel Tahitis, Huahine, lernte er die beiden Fotografen Jules Agostini und Henri Lemasson kennen, deren Fotografien das Bild von Tahiti und den dazugehörigen Inselgruppen zur Zeit der Jahrhundertwende auch heute noch prägen. Im November ließ Gauguin von der Idee ab, auf die Marquesas zu fahren und pachtete ein Stück Land in Punaauia, an der Westküste südlich von Papeete. Eingeborene errichteten ihm eine traditionelle tahitianische Hütte aus Bambusstämmen und Palmblättern. Im Dezember schickte er nach seiner ehemaligen Vahine Tehamana, die, obwohl nun verheiratet, zu ihm kam. Sie schreckte sich allerdings vor Gauguins syphilitischem Ekzem und kehrte bald zu ihrem Ehemann zurück.
Im Januar 1896 nahm er die 14-jährige Pahura als Vahine zu sich. Gegenüber Morice klagte er im April über Geldnot und starke Schmerzen im Bein, wogegen er Morphine nahm, und schrieb, er sei kurz davor, Selbstmord zu begehen. Gauguin bat Schuffenecker, die zwei Sonnenblumengemälde van Goghs aus seinem Besitz an Vollard zu verkaufen und ihm das Geld zu schicken. Mittellos schlug er Monfreid und Maufra im Juni vor, eine Subskriptionsgesellschaft von 15 Künstlern zum Kauf seiner Bilder zu initiieren. In Papeete hospitalisiert, wurde er als notleidender Patient angeführt. Ein Offizier nahm auf der Rückreise nach Frankreich mehrere Gemälde Gauguins mit. Im August erfuhr er, dass Schuffenecker beim französischen Kulturministerium um finanzielle Unterstützung für ihn interveniert hatte; er war wütend und retourniert die Summe von 200 Francs, die ihm im Winter zugestanden wurde. Im Oktober wurde eine Petition von Judith Molards zukünftigem Ehemann an das Kulturministerium zurückgewiesen, Gauguins "Manao Tupapao [Der Geist der Toten wacht]" und Bilder von van Gogh zu erwerben. Anfang November erhielt Monfreid die im Sommer von Gauguin geschickten Bilder, Ende November eröffnete eine Gauguin-Ausstellung bei Vollard. Pahura schenkte einer Tochter das Leben, die bald danach starb. Am 27. Dezember 1896 traf das Weihnachtsboot in Papeete mit einem Scheck von 1.200 Francs von Chaudet ein, der ihm weiteres Geld ankündigte.
Gauguin schrieb 1897 an Vollard, dass er keine Zeichnungen für kommerzielle Zwecke anfertigen könne und er nicht weiter an Schnitzereien oder Skulpturen arbeiten werde, bis die in Paris verbliebenen verkauft seien. Ende April musste der Künstler sein Haus verlassen, da der Grund, auf dem es steht, wegen Erbangelegenheiten verkauft wurde; mit einem Kredit von 1.000 Francs von der Caisse Agricole kaufte er zwei Landparzellen ebenfalls in Punaauia und begann ein Holzhaus und ein Atelier zu bauen. Im Frühsommer brach sein Ekzem jedoch wieder auf und hinderte ihn am Malen, sein Zustand verschlechterte sich durch eine Augenentzündung und weitere Komplikationen über den Sommer. Bereits im Juli schrieb er an Monfreid, dass er bettlägerig sei und jede Hoffnung verloren habe. Er begann an „L’Église catholique et les temps modernes“ zu schreiben, was dann in „Diverses choses“ integriert wurde. Im Sommer schrieb er einen bitteren, vorwurfsvollen Brief an seine Frau, der diese so erzürnte, dass sie die Korrespondenz mit ihm abbrach. Morice beendete im September seine Fassung von „Noa Noa“ und schickt sie an Félix Fénéon, den Chefredakteur der Zeitschrift „La Revue Blanche“, in der im Oktober der erste und im November der zweite Teil publiziert wurde. Im Oktober erlitt Gauguin mehrere Herzanfälle und meinte, die Publikation von „Noa Noa“ wohl nicht mehr erleben werde. Chaudet plante gemeinsam mit Monfreid und Schuffenecker eine Ausstellung von aktuellen tahitianischen Bildern bei Vollard, er schickte Gauguin 700 Francs.
Im Dezember 1897 erlitt Gauguin einen weiteren Herzanfall. Dennoch begann er an dem großen Bild "Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?" (Museum of Fine Arts, Boston), zu arbeiten, das er als eine Art Vermächtnis ansah. Im Dezember brachte ihm das Postschiff den ersten Teil von „Noa Noa“, aber kein Geld. Gauguin versuchte sich in den Bergen mit Arsen umzubringen, überlebte jedoch und kehrte in die Stadt zurück.
Gauguins Dichterfreund und Kritiker Julien Leclercq organisierte 1898 eine Ausstellung moderner französischer Kunst in der Schwedischen Akademie der Künste in Stockholm. Dazu hatte Molard die für Gauguin besonders wichtigen Bilder "Manao Tupapao [Der Geist der Toten wacht]" und "Te Arii Vahine [Die Königin]", zusätzlich nach Stockholm geschickt; "Manao Tupapao [Der Geist der Toten wacht]" wurde vom Akademiedirektor als unzüchtig angesehen und entfernt.
Gauguin bewarb sich erfolglos für den Posten des Sekretärs der Caisse Agricole in Papeete; er nahm eine schlecht bezahlte Arbeit als Zeichner im Katasteramt an und verlor die Mitgliedschaft im prestigeträchtigen Militärklub. Im März übersiedelte er mit Pahura nach Paofai, ein Vorort von Papeete, näher zu seiner Arbeit und dem Krankenhaus. Für die fünf folgenden Monate malte er nicht. Der deutsche Kunsthistoriker und Herausgeber der Zeitschrift "Pan", Julius Meier-Graefe, erkundigte sich für einen fundierten Artikel über Gauguin nach Informationen. Im Mai und Juni erhielt Gauguin Geldsendungen für Bilderverkäufe von Monfreid.
Pahura verließ den Künstler, kehrte aber gelegentlich – auch mit Freunden – in Gauguins Haus zurück, um Dinge zu entwenden; Gauguin erstattete ergebnislos Anzeige. Im Herbst musste Gauguin wegen seines Fußes wieder ins Krankenhaus. Er arbeitete an "Racontars de Rapin", ein Konglomerat diverser, von Gauguin gesammelter Artikel und Essays.
Am 11. November 1898 traf eine Sendung mit dem großen Gemälde "Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?" und mit weiteren, mit diesem verwandten Bildern in Paris ein. Monfreid übergab sie an Chaudet zum Aufspannen und Rahmen; vom 17. November bis 10. Dezember stellte sie bei Vollard aus; der Kunsthändler kaufte alle Bilder für 1.000 Francs – ein Preis, über den Gauguin erbost war, als er im Februar davon erfuhr. Im Dezember konnte Gauguin kaum gehen und erzählte Monfreid, dass er allen moralischen Grund zum Leben verloren habe.
Ende Januar 1899 kündigte Gauguin seine Arbeit im Katasteramt und kehrte nach Punaauia zurück, wo er erfuhr, dass Pahura im fünften Monat schwanger war. Das Haus war durch Ratten und Regen zerstört, Kakerlaken hatten Zeichnungen und ein halbfertiges Bild gefressen. Im April schrieb er an Monfreid, dass er immer noch nicht malen könne – aber Gemüse und Blumen anbaue, damit er, wenn er wieder gesund sei und arbeiten könne, das Paradies an der Hand habe. Pahura brachte einen Sohn zur Welt, den Gauguin Émile nannte. In der Folge schrieb er an Monfreid, dass er nur mehr 100 Francs an Bargeld und im Juli dann, dass er nur wenige Farben und drei Meter Leinwand übrig habe. Er lehnte eine Einladung von Maurice Denis ab, an einer Art Gedächtnisausstellung im Café Volpini, gemeinsam mit den im Jahre 1889 Beteiligten teilzunehmen. Im August publizierte Gauguin erstmals "Le Sourire", ein mehrseitiges zeitungsähnliches Flugblatt, das er auch schrieb, illustrierte und druckte und von dem bis April 1900 neun Ausgaben erscheinen. Im September 1899 erhielt der Maler eine Schiffsladung grundierter Leinwände von Monfreid, dem er im Dezember mitteilen konnte, dass er 15 Holzschnitte fertiggestellt hatte.
Werke aus der Südsee
Die in den letzten acht Jahren entstandenen Werke zeigen eine bereits untergegangene Welt, oder besser die Fantasien des Künstlers von dieser. „Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?“ (1897/98, Boston), das „bedeutendste Gemälde in Gauguins Spätwerk“12, „Faa iheihe (Tahitische Pastorale)“ (1898, London) und „Rupe Rupe (Obsternte)“ (1899, Moskau) stellen Fragen nach dem Sinn des Lebens und führen dasselbe in Pastoralen über. Während in „Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?“ das Figurenpersonal rund um den „Baum der Erkenntnis“ angeordnet ist, profanisierte Gauguin das Thema im Folgejahr in „Rupe Rupe“ zu einer Obsternte. Natur und Menschen erscheinen im „Urzustand“ – zumindest so, wie es sich Paul Gauguin erträumte. Diese vielfigurigen Friese in Blaugrün bzw. Gelbgold verbinden Leben und Tod in symbolhaften Gestalten, alte Gottheiten der indigenen Bevölkerung mit tropischer Vegetation. Künstlerisch fällt vor allem die ornamentale, auf Dekoration im besten Wortsinn abzielende Wirkung der Raumkonstruktion auf. In schwingenden Farbflächen, die mit leuchtenden, wenn auch zart aufeinander abgestimmten Farbtönen gefüllt wurden, experimentierte Gauguin mit der völligen Befreiung der Farbe vom Gegenstand zugunsten einer emotionalen Wirkung. Die Dunkelheit von „Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?“ ist demnach als Umsetzung der Unbeantwortbarkeit der philosophischen Fragen zu deuten, während ein strahlendes Goldgelb die Idylle begleitet. Die Gemälde wurden gerollt nach Paris geschickt, wo sie 1898 in der Galerie von Vollard ausgestellt wurden. Die Kritiker zeigten sich vom Mut Gauguins, was Motivwahl, Farbverwendung und dekorative Wirkung anlangte, begeistert. Seine symbolistische Themenwahl und deren Umsetzung allerdings stieß auf wenig Gegenliebe, wurde er doch zu seinen Ungunsten mit dem gerade verstorbenen Pierre Puvis de Chavannes verglichen.
Mit „Wilde Märchen“ (1902, Essen) gelang Paul Gauguin noch einmal an die produktive Phase auf Tahiti anzuschließen. Sein Umzug auf die Marquesas-Inseln 1901 war vom Wunsch begleitet, der „Zivilisation“ endlich zu entgehen. Ermöglicht hatte ihm diese erneute Flucht ein neuer Vertrag mit Vollard, der ihm ein monatliches Einkommen bescherte. Dennoch arbeitete Gauguin in den letzten beiden Lebensjahren weniger, teils seiner nachlassenden Sehkraft, teils seiner Syphilis-Erkrankung geschuldet. Auffallend ist daher gegen Ende der Ausstellung, wie „klassisch“ das Spätwerk von Gauguin wurde: vor allem die Frauenporträts, die „Reiter am Strand“ (1902, Privatsammlung) – eine späte Reminiszenz an Edgar Degas‘ frühe Bilder von Pferderennen vor dem Start und sein eigenes, letztes Selbstbildnis mit Brille. So stellt sich das Werk von Paul Gauguin, wie Martin Schwander in einem Katalogbeitrag treffend formuliert, als ein von Gegensätzen geprägtes dar. Es schwankt zwischen „Baudelaire’scher Romantik und eine agnostischen und antitheologischen Denken“13. Mystik und selbstreflexives Denken als Maler verbindet Paul Gauguin zu geheimnisvollen Kompositionen, deren Erzählungen der Künstler teils selbst erklärte und teils erfolgreich in der Schwebe hielt.
Erst 1900 ermöglichte ihm ein Vertrag mit dem Kunsthändler Ambroise Vollard, von seiner Kunst zu leben. Davor arbeitete er als Zeichner für das Grundbuchamt von Papeete, gründete eine satirische Monatsschrift und schrieb für eine Zeitung. Auf der Suche nach neuer Inspiration und einem günstigeren Leben übersiedelte Gauguin im September 1901 auf die Marquesas-Insel Hiva Oa, rund 1500 Kilometer östlich von Tahiti.
Selbstbild und Rezeption
„Es ist doch wahr: Ich bin ein Wilder“, schrieb Gauguin in seinem letzten Brief von den Marquesas-Inseln an seinen Freund Charles Maurice. Für ihn verhielten sich die Wilden „natürlicher“ als die „verdorbenen“ Zivilisierten, gleichzeitig benutzte er das Stigma für sich selbst, indem er auf das „indianische Blut“ in seinen Adern hinwies und daraus seine Sonderstellung ableitete. Gauguin prognostizierte schon im April 1896 selbstbewusst, dass sein Freiheitsdrang, seine Kühnheit der kommenden Generation an Malern neue Möglichkeiten eröffnen würde. Interessanterweise sollte sich dieses Selbsturteil 1906 bewahrheiten, als eine Gauguin-Retrospektive die „Fauves“, die von der Kritik getauften „Wilden“ (→ Matisse und die Künstler des Fauvismus), in ihrer Arbeit bestärkte.
Erfolg blieb ihm in der französischen Kunstszene jedoch verwehrt, erst posthum wurden seine Bedeutung und vor allem sein Einfluss auf die jüngere Generation (z. B. Maurice Denis und die Nabis) erkannt. Obwohl Gauguin in seiner Selbststilisierung gerne auf sein Außenseitertum verwies, formulierte er dennoch den Führungsanspruch innerhalb des Symbolismus bzw. Synthetismus. Französische Künstler reagierten auf seine Kunst wie Selbstdarstellung gespalten: Claude Monet, Pissarro, Paul Cézanne und Paul Signac distanzierten sich von ihm, während Edgar Degas, Aristide Maillol und Maurice Denis ihn vorbehaltlos und ob seiner Radikalität bewunderten.
Tod
Gauguin trug sich aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands bereits 1902 mit dem Gedanken, nach Frankreich zurückzukehren.
Im März 1903 wurde Paul Gauguin wegen Verleumdung der Regierung zu einer Geld- und Haftstrafe verurteilt (500 Francs und drei Monaten Gefängnis). Noch vor Antritt der Strafe starb er am 8. Mai um 11 Uhr vormittags – nach einer großen Dosis Morphium und wahrscheinlich einem Herzanfall – einsam in seiner Hütte in Atuona und wurde am nächsten Tag auf dem katholischen Friedhof von Hiva Oa beerdig.
Im Oktober / Dezember wurde Gauguin in der ersten Ausstellung des Salon d’Automne im Petit Palais in Paris mit fünf Bildern in einem eigenen Raum geehrt. Im November veranstaltete Vollard eine Gedächtnisausstellung mit 50 Bildern und 27 Transferzeichnungen. Die erste große Retrospektive mit 227 Werken Paul Gauguins fand 1906 im Rahmen des Salon d’Automne im Grand Palais in Paris statt.
Quellen von Paul Gauguin
Schriften von Paul Gauguin
- Ancien Culte Mahorie, 1893, Originalmanuskript, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Paris (RF 10755, 1)
- Avant et après, 1903, Originalmanuskript, The Courtauld, London, Digitalisat unter: https://courtauld.ac.uk/gallery/the-collection/prints-and-drawings/discover-avant-et-apres/ [14.5.2024]
- Paul Gauguin, Vorher und Nachher [1903], übers. von Erik-Ernst Schwabach, Köln 2003.
- Cahier pour Aline, 1893, Originalmanuskript, Bibliothèque de l’Institut National d’Histoire de l’Art, Paris, Collections Jacques Doucet (NUM MS 227) Digitalisat unter: https://bibliotheque-numerique.inha.fr/idurl/1/8348 [14.5.2024]
- Paul Gauguin, Cahier pour Aline [1893], hg. von Philippe Dagen, Paris 2009.
- Diverses Choses, 1896–98, Originalmanuskript (im selben Band wie das Manuskript von Noa Noa), Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Paris (RF 7259, 1)
- Noa Noa, 1893, Manuskriptentwurf, Getty Research Institute, Los Angeles (850041) Digitalsat unter: http://hdl.handle.net/10020/850041 [14.5.2024]
- Noa Noa, 1894–1901, Originalmanuskript (im selben Band wie das Manuskript von Diverses choses), in Zusammenarbeit mit Charles Morice Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Paris (RF 7259, 1)
- Noa Noa, 1897, überarbeitete Fassung der Zusammenarbeit mit Charles Morice Charles Morice Papers, Samuel L. Paley Library, Temple University, Philadelphia Collection (SPC.MSS.LT016, Series 3, Box 10)
- Paul Gauguin, Es sprach der Mond zur Erde. Noa Noa – Erzählungen und Briefe aus der Südsee, hg. von Markus Bernauer, übers. von Doris Heinemann, Berlin 2015.
- Racontars de Rapin, 1902, Originalmanuskript, The Courtauld, London, SamuelCourtauld Trust (MS.2023.XX.1.23)
- Paul Gauguin, Oviri. Écrits d’un sauvage, hg. von Daniel Guérin, Paris 1989.
Briefe
- Paul Gauguin. Lettres à sa femme et à ses amis, hg. von Maurice Malingue, Paris 1946.
- Paul Gauguin. Briefe, hg. von Maurice Malingue, übers. von Hermann Thiemke, Berlin 1960.
- Briefe. Die Briefe Gauguins an Georges Daniel de Monfreid, hg. von Kuno Mittelstädt, übers. von Hans Jacob, Berlin 1961.
- Correspondance de Paul Gauguin. Documents, témoignages, hg. von Victor Merlhès, Paris 1984.
Literatur zu Paul Gauguin
- Gauguin – unexpected,hg. v. Evelyn Benesch (Ausst.Kat. Bank Austria Kunstforum Wien, 3.10.2024–19.1.2025), Heidelberg 2024.
- Evelyn Benesch, „Kopieren Sie nicht zu genau nach der Natur. Die Kunst ist eine Abstraktion […].“ – Gauguins Weg zu einer Malerei der inneren Vision, S. 14–21.
- Simon Kelly, „Eine üppige und ungezähmte Natur“ – Gauguin in Französisch-Polynesien 1891–1903, S. 24–31.
- Linda Goddard, Avant et après und Selbstinszenierung in Künstlerautobiografien, S. 34–39.
- Flemming Friborg, Die Wunderkräfte des Papiers – Gauguin und die Druckgrafik, S. 42–48.
- Nicholas Thomas, Gauguin and Polynesia, London 2024.
- Flemming Friborg, Gauguin. The Master, the Monster and the Myth, Kopenhagen 2023.
- Linda Goddard, Savage Tales. The Writings of Paul Gauguin, New Haven / London 2019.
- Gauguin. Portraits, hg. von Cornelia Homburg und Christopher Riopelle (Ausst.-Kat. National Gallery of Canada, Ottawa; National Gallery, London), London 2019.
- Gauguin and Laval in Martinique, bearb. von Maite van Dijk und Joost van der Hoeven (Ausst.-Kat. Van Gogh Museum, Amsterdam), Bussum 2018.
- Christina Hellmich und Line Clausen Pedersen, Gauguin. A Spiritual Journey, München u.a. 2018.
- Elizabeth C. Childs, Gauguin in Tahiti. Encounters and Inventions in the 1890s, S. 144–165.
- Gauguin’s Challenge. New Perspectives after Postmodernism, hg. von Norma Broude, New York 2018.
- Gauguin. Artist as Alchimist, hg. von Gloria L. Groom (Ausst.-Kat. The Art Institute of Chicago; Réunion des musées nationaux – Grand Palais, Paris), Chicago 2017.
- Gauguin Paintings, Sculpture, and Graphic Works at the Art Institute of Chicago, Chicago 2016. Link: https://publications.artic.edu/gauguin/reader/gauguinart/section/139805/139805_anchor [25.9.2024]
- Paul Gauguin, hg. von Raphaël Bouvier und Martin Schwander (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen b. Basel), Ostfildern 2015.
- Gauguin. Metamorphosen, hg. von Starr Figura (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York), Ostfildern 2014.
- Elizabeth C. Childs, Vanishing Paradise. Art and Exoticism in Colonial Tahiti, Berkeley / London 2013.
- Dario Gamboni, Paul Gauguin au „centre mystérieux de la pensée“, Dijon 2013.
- Paul Gauguin. Das druckgrafische Werk, hg. von Tobia Bezzola und Elizabeth Prelinger (Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich), München / London / New York 2012.
- Gauguin y el viaje a lo exótico, bearb. von Paloma Alarcó (Ausst.-Kat. Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid), Madrid 2012.
- George T. M. Shackelford, Trouble in Paradise, in: Gauguin, Cézanne, Matisse. Visions of Arcadia, hg. von Joseph J. Rishel (Ausst.-Kat. Philadelphia Museum of Art), New Haven 2012, S. 143–162.
- Gauguin. Polynesia, hg. von Suzanne Greub (Ausst.-Kat. Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen; Seattle Art Museum, 2011/12), München 2011.
- Gauguin. Maker of Myth, hg. von Belinda Thomson (Ausst.-Kat. Tate Modern, London; National Gallery of Art, Washington, 2010/11), London 2010.
- Gauguin’s Paradise Remembered. The Noa Noa Prints (Ausst.-Kat. Princeton University Art Museum), Princeton 2010.
- Paul Gauguin. Durchbruch zur Moderne, hg. von Heather Lemonedes, Richard Thomson und Agnieszka Juszczak (Ausst.-Kat. The Cleveland Museum of Art, Cleveland; Van Gogh Museum, Amsterdam), Ostfildern 2009.
- Paul Gauguin, artista di mito e sogno, hg. von Stephen F. Eisenman (Ausst.-Kat. Complesso del Vittoriano, Rom), Rom 2007.
- Gauguin og impressionismen. Maleri, skulptur og keramik 1875–1887, bearb. von Anne-Birgitte Fonsmark und Richard R. Brettell (Ausst.-Kat. Ordrupgaard, Charlottenlund; Kimbell Art Museum, Fort Worth), Charlottenlund 2005.
- Stéphane Guégan, Gauguin, le sauvage imaginaire, hg. von Dephine Storelli, Paris 2003.
- Gauguin, Tahiti, l’atelier des tropiques, hg. von Claire Frèches-Thory und George T. M. Shackelford (Ausst.-Kat. Galeries nationales du Grand Palais, Paris; Museum of Fine Arts, Boston, 2003/04), Paris 2003.
- Daniel Wildenstein, Gauguin. A Savage in the Making. Catalogue Raisonné of the Paintings (1873–1888), 2 Bde., Mailand 2002. Link: https://digitalprojects.wpi.art/gauguin/introduction/essay-detail?essayId=1 [23.7.2024]
- Richard R. Brettell und Elpida Vouitsis, Gauguin in Tahiti, First Period, 1891–1893.
- Van Gogh and Gauguin. The Studio of the South, hg. von Douglas W. Druick und Peter Kort Zegers (Ausst.-Kat. The Art Institute of Chicago; Van Gogh Museum, Amsterdam, 2001/02), New York 2001.
- Elizabeth C. Childs, The Colonial Lens. Gauguin, Primitivism, and Photography in the Fin de siècle, in: Antimodernism and Artistic Experience. Policing the Boundaries of Modernity, hg. von Lynda Jessup, Toronto u.a. 2001, S. 50–70.
- Ingo F. Walther, Paul Gauguin, 1848–1903. Bilder eines Aussteigers, Köln 1999.
- Gauguin und die Schule von Pont Aven, hg. von Isabelle Cahn und Antoine Terrasse (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München), München 1998.
- Paul Gauguin. Tahiti, bearb. von Christoph Becker (Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart), Ostfildern-Ruit 1998.
- Paul Gauguin. Das verlorene Paradies, hg. von Georg-W. Költzsch (Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen; Neue Nationalgalerie, Berlin), Essen 1998.
- Belinda Thomson, Gauguin, übers. von Karin Tschumper, München 1997.
- Denise Delouche, Gauguin et la Bretagne, Rennes 1996.
- Griselda Pollock, Avantgarde Gambits, 1888–1893. Gender and the Colour of Art History, London 1992.
- Richard Hobbs, Avant et après. Paul Gauguin aux Marquises, in: Ecrire la peinture, hg. von Philippe Delaveau, Paris 1991, S. 229–240.
- Abigail Solomon-Godeau, Going Native. Paul Gauguin and the Invention of Modernist Primitivism, in: Art in America, Jg. 77, Heft 7, Juli 1989, S. 118–129.
- Françoise Cachin, Paul Gauguin, Paris 1988.
- Elizabeth Mongan, Eberhard W. Kornfeld und Harold Joachim, Paul Gauguin. Catalogue Raisonné of His Prints, Bern 1988.
- The Art of Paul Gauguin, bearb. von Richard R. Brettell u.a. (Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington; The Art Institute of Chicago; Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 1988/89), Washington 1988.
- Correspondance de Paul Gauguin. Documents, témoignages, hg. von Victor Merlhès, Paris 1984.
- Richard S. Field, Paul Gauguin. The Paintings of the First Voyage to Tahiti [1963], Phil. Diss. Harvard University, New York 1977.
- Merete Bodelsen, Gauguin, the collector, in: The Burlington Magazine, September 1970, Bd. 112, Nr. 819, S. 590–615.
- Bengt Danielsson, The Exotic Sources of Gauguin’s Art, in: Expedition, Jg. 11, Heft 4, Sommer 1969, S. 16–26.
- Pont Aven. Gauguin und sein Kreis in der Bretagne (Ausst.-Kat. Tate Gallery, London; Kunsthaus Zürich), Zürich 1966.
- George Wildenstein, Gauguin, Paris 1964.
- Christopher Gray, Sculpture and Ceramics by Paul Gauguin, Baltimore 1963.
- Paul Gauguin (Ausst.-Kat. Österreichische Galerie im Oberen Belvedere, Wien), Wien 1960.
- Maurice Malingue, Gauguin, le peintre et son œuvre, Paris 1948.
- Pola Gauguin, Mein Vater Paul Gauguin, aus dem Norwegischen von Elisabeth Ihle, Leipzig 1937.
- First Loan Exhibition. Cézanne, Gauguin, Seurat, Van Gogh (Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York), New York 1929.
- Charles Morice, Paul Gauguin, Paris 1919.
- Catalogue des ouvrages de Peinture, sculpture, dessin, gravure, Architecture et art décoratif exposés au Grand Palais des Champs Élysées du 6 octobre au 15 novembre 1906 (Ausst.-Kat. Grand Palais, Paris), Paris 1906.
- hg. von Gloria Groom und Genevieve Westerby, 2016, in: Gauguin. Paintings, Sculpture, and Graphic Works at the Art Institute of Chicago, https://publications.artic.edu/gauguin/reader/gauguinart/section/139805 [17.4.2024]
Beiträge zu Paul Gauguin
- Gauguin. Catalogue Raisonné of the Paintings, 1889 – 1903, Online-Werkverzeichnis, erstellt und hg. vom Wildenstein Plattner Institute, bearb. von Richard R. Brettell, Sylvie Crussard und Elpida Vouitsis, https://digitalprojects.wpi.art/gauguin/artworks
- Daniel Wildenstein, Gauguin. A Savage in the Making. Catalogue Raisonné of the Paintings (1873 – 1888), 2 Bde., Mailand 2002, Bd. I, S. 9; Versteigerungskatalog Sammlung Arosa, 1878.
- Zitiert nach S. 24.
- Correspondance de Paul Gauguin. Documents, témoignages, hg. von Victor Merlhès, Paris 1984, S. 330, Nr. 20.
- Evelyn Benesch, „Kopieren Sie nicht zu genau nach der Natur. Die Kunst ist eine Abstraktion [...].“ – Gauguins Weg zu einer Malerei der inneren Vision, in: Paul Gauguin unexpected, hg. v. Evelyn Benesch (Ausst.-Kat. Bank Austria Kunstforum Wien, 3.10.2024–19.1.2025), Heidelberg 2024, S.14-21, hier S. 14.
- Zitiert nach Wien 2000, S. 16.
- Félix Fénéon, Œuvres plus que complètes, hg. von Joan U. Halperin, 2 Bde., Genf 1970, Bd. I, S. 29.
- Hierfür folgte er dem Konzept von Charles Baudelaire und dem Gesamtkunstwerk von Richard Wagner.
- „[…] ne copiez pas trop d’après la nature – L’art est une abstraction […].“ Brief an Schuffenecker, 14. August 1888, siehe Correspondance de Paul Gauguin. Documents, témoignages, hg. von Victor Merlhès, Paris 1984, Brief 159.
- G.-Albert Aurier, Le Symbolisme en Peinture : Paul Gauguin, in: Mercure de France, t. II, 15. März 1891, S. 155–165.
- Gauguin zitierte in den Haltungen seiner Frauenakte immer wieder Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, darunter „Venus mit Amor als Honigdieb“ (um 1537, Nürnberg).
- Belinda Thomson, Gauguin, München 1997, S. 194.
- Martin Schwander, Paul Gauguin, der große untröstliche Magier, in: Raphaël Bouvier, Martin Schwander (Hrsg.), Paul Gauguin (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler 8.2.-28.6.2015), Ostfildern 2015, S. 11–27, hier S. 24.