Pierre-Auguste Renoir
Wer war Pierre-Auguste Renoir?
Pierre-Auguste Renoir (Limoges 25.2.1841–3.12.1919 Cagnes-sur-Mer) ist ein französischer Maler des Impressionismus. Renoir ist berühmt für empathische Gruppenbildnisse, sensualistische Akte und klassische Badende der Spätzeit. Gemeinsam mit Claude Monet „erfand“ der Maler des „bonheur [Glücks]“ den Impressionismus und stellte auf den ersten drei Impressionisten-Ausstellungen aus. Bereits 1878 wandte er sich erneut dem Salon und dem traditionellen Figurenbild nach Antoine Watteau, Fragonard und Jean-Auguste-Dominique Ingres zu. Renoirs repräsentative Bildnisse, die Bilder der Mutterschaft und ewiger Jugend zählen zu den beliebtesten Schöpfungen der französischen Malerei des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Pierre-Auguste Renoir, genannt Auguste Renoir, wurde am 25. Februar 1841 in Limoges geboren. Er war das sechste von sieben Kindern und stammte aus einer Handwerkerfamilie. Sein Vater, Léonard Renoir (1799–1874), war Schneider, seine Mutter, Marguerite Merlet (1807–1896), Schneiderin. Als Pierre-Auguste drei Jahre alt war, zog die Familie nach Paris und wohnte in der Nähe des Louvre, der damals nicht nur ein Museum war, sondern auch Büros und Wohnräume beherbergte. Sein jüngerer Bruder war der spätere Journalist Edmond Renoir.
Mit 13 Jahren trat Renoir eine Lehre als Porzellanmaler an. Bereits mit 15 Jahren beherrschte er dies so gut, dass ihm die Manufaktur anspruchsvolle Malarbeiten anvertraute, die sonst den erfahrenen Porzellanmalern vorbehalten waren. Von seinem Lohn konnte er eigenständig leben und sogar seine Eltern unterstützen. Um diese Zeit setzten sich jedoch mechanische Druckverfahren für Porzellan durch, und die Manufaktur musste schließen, als er 17 Jahre alt war. Renoir musste seinen Lebensunterhalt nun mit dem Bemalen von Fächern und Markisen und dem Kolorieren von Wappen bestreiten.
Ausbildung
Auguste Renoir studierte als einziger Impressionist zumindest zwei Jahre an der École des Beaux-Arts (April 1862–1864). Ab 1861 vertiefte er im Atelier von Charles Gleyre und Émile Signol seine Ausbildung.
Dort lernte er Claude Monet, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband, kennen1 Vor allem während der 1860er Jahre orientierte sich Renoir, inspiriert durch den Mitschüler Claude Monet, am Realismus von Edouard Manet sowie Gustave Courbet und schuf großformatige, mythologische Akte wie „Jagende Diana“ (1867), Porträts und Blumenstillleben. Ab 1862 schulte er sich gemeinsam mit Frédéric Bazille, Alfred Sisley und Monet im Wald von Fontainebleau, wo er auf Anraten von Narcisse Diaz das dunkle Asphalt-Schwarz aus seiner Palette eliminierte. Sein Salon-Debut gab der 24-jährige Maler mit dem verlorenen Bild der vor einem Feuer tanzenden Esmeralda nach Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“ (→ Victor Hugo. Der schwarze Romantiker).
Im Jahr 1864 wurde zum ersten Mal ein Bild von ihm am Pariser Salon angenommen. Im Salon von 1868 war er mit dem Bild „Lise mit dem Sonnenschirm“ vertreten, für das Lise Tréhot Modell stand. Sie war von etwa 1865 bis 1871 Renoirs Geliebte.
Werke
Pierre-Auguste Renoir, Impressionist
„Was wir in unseren Gemälden aus dem Jahr 1874 wollten, waren fröhliche Akkorde [des accords gais] – Leben ohne Literatur.“2 (Pierre-Auguste Renoir, vermittelt über seinen Sohn Jean Renoir)
Im Juli 1869 revolutionierten Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir in La Grenouillère [dt. Froschteich], einem berühmten Café am Wasser und Badeort bei Croissy die französische Malerei. Zeitgenossen beschrieben den Freizeitort als
„Trouville an der Seine, Treffpunkt jener lärmenden und koketten Pariser Ausflügler, die sich im Sommer in Croissy, Chatou und Bougival niederlassen. […] Auf einem alten, fest verankerten Schleppkahn hatte man eine grün und weiß gestrichene Holzbaracke errichtet, davor lag eine Holzplattform […] In einem großen, überdachten und zu den Seiten hin offenen Saal wurden Erfrischungen aller Art gereicht; … rechts lagen die Badekabinen, Bootshäuser und Nebengebäude.“3
Die 12 m² kleine und runde Insel mit Weide wurde im Volksmund „Camembert“ genannt. Vor allem „Frösche“, wie man lebenslustige, ungebundene Pariser Mädchen bezeichnete, waren an diesem Abschnitt der Seine häufig anzutreffen. Bereits bevor La Grenouillère populär wurde, hatte die gehobene Gesellschaft dort ihre Sommerfrische verbracht. Im Juli war sogar Kaiser Napoleon III. und seine Frau Eugènie auf Besuch gekommen. Renoir berichtete, er hätte den Bade- und Vergnügungsort durch den Prinzen Georges Bibesco entdeckt, für den er ab 1868 Dekorationsaufträge in dessen Palais ausgeführt hatte.
„Ich habe einen Traum, ein Bild, die Bäder der Grenouillère, für das ich einige schlechte Skizzen [mauvaises pochades] gemacht habe, doch es ist ein Traum. Renoir, der nur zwei Monate hier verbracht hat, will dieses Motiv auch malen.“4 (Claude Monet an Frédéric Bazille über die Grenouillère-Bilder, 25. September 1869)
Dass im Jahr 1870 auch noch der aus Deutschland emigrierte Ferdinand Heilbuth erfolgreich eine Szene von „La Grenouillère“ am Salon präsentierte, zeigt, dass Monet und Renoir auf ein sehr aktuelles Thema setzten. Beide Maler hatten sich an Edouard Manets „Musik in den Tuilerien“ (1862 → Edouard Manet und Venedig) orientiert, doch der ältere Manet hatte Gesichter im Vordergrund wiedererkennbar gestaltet. Weder in Monets noch in Renoirs „Studien“ (Skizzen, wie Monet schrieb) sind die Figuren ausformuliert. Vermutlich hat Renoir drei Gemälde von der Grenouillère geschaffen. Im Vergleich zu seinem Freund Monet waren ihm die Menschen immer wichtiger. Das Gemälde aus dem Pushkin Museum zeigt die Menschenmenge, die sich am Ufer schart: Ein Kellner trägt ein Tablett über den Steg, hübsch gekleidete Damen mit Sonnenschirmen und Herren mit Zylindern, Paare unter den Trauerweiden. Was sie gerade tun, ist von geringer Bedeutung. Und dennoch ist es angesichts dieses Gemäldes nicht möglich, den sozialen Status auch nur einer Person zu erkennen. Weder Persönlichkeit noch Rang zählen, die Figuren sind Träger von Farbflecken und Licht. Dennoch ging es Renoir, wie sein Freund Georges Rivière überlieferte, um eine Lebenslust, die ihn zu den Restaurants an der Seine, den populären Tanzveranstaltungen, in die Straßen trieb. Weniger vertraut ist ihm der Einsatz von kurzen Pinselstrichen, um den Effekt von Licht und Luft einzufangen.
„Und was mir am wichtigsten an unserer Bewegung ist, ist, dass wie die Malerei von der Bedeutung des Sujets befreit haben. Ich bin frei, Blumen zu malen, und ich kann sie einfach Blumen malen, ohne dass sie unbedingt eine Geschichte erzählen müssen.“5 (Pierre-Auguste Renoir, vermittelt über seinen Sohn Jean Renoir)
Nur wenige Monate später malte Renoir „Der Spaziergang“ (1870, The J. Paul Getty Museum, Los Angeles), das wohl ebenfalls ein Paar an der Seine zeigt, wie der Strohhut mit rotem Band am Kopf des Mannes nahelegt. Zwischen 1874 und 1877 nahm Pierre-Auguste Renoir an allen drei Impressionisten-Ausstellungen teil und wurde für seine Gesellschaftsszenen und atmosphärisch gemalten Interieurs als zentrales Talent dieser neuen Bewegung gewürdigt.
In den Jahren 1875/76 entstand „Tanz in der Moulin de la Galette“, mit dem sich Pierre-Auguste Renoir den Vergnügungen in einem authentischen Tanzlokal am Montmartre zuwandte. Der Maler verstand es die armen Mädchen mit Grazie und Schick auszustatten. In der Moulin de la Galette wurde Wiener Walzer getanzt, welcher der Jungend körperliche Nähe und Bewegungsfreiheit ermöglichte. Die Körperlichkeit der Figuren löst sich in Lichtflecken auf, die Skizze zu diesem Bild zielt deutlich auf Farb- und Lichtverteilung ab. Das Modellieren mit Farben (anstelle von Licht und Schatten in Form eines Chiaro-scuro) und Unterdrücken der Halbtöne in Figurenbildern schockte die Zeitgenossen. Zu den avanciertesten impressionistischen Gemälden zählen die verwilderten Gartenszenen (→ Der moderne Garten in der Malerei von Monet bis Matisse), die er in der Nähe der Moulin de la Galette festhielt. Mit dem Porträt „Madame Georges Charpentier und ihre Kinder“ feierte er am Salon von 1879 bereits großen Kritikererfolg als Gesellschaftsmaler und stellte daher auch nie wieder gemeinsam mit den Impressionisten aus.
Als seine Lieblingsbilder bezeichnete Renoir „Die Reise nach Kythera“ (1717, Louvre, Paris) von Antoine Watteau und Jan Vermeer van Delfts „Die Kupplerin (?)“ (1656, Dresden), gefolgt von Tizians „Venus und Musik“ (um 1550, Museo del Prado). In seiner Jugend hatte er „Die Reise nach Kythera“ häufig kopiert, wie er nicht müde wurde zu betonen Vielleicht ging es Renoir um genau diese poetische Atmosphäre des Intimen, die der Rokoko-Meister in seinem berühmten Gemälde evozierte, ohne in banale Geschichten abzugleiten bzw. überhaupt im herkömmlichen Sinn etwas zu erzählen. Schon im Jahr 1877 fiel Philippe Burty die Nähe Renoirs zu den Meistern des Ancien Régime auf und betonte sogleich die nationale Note.
„Ich arbeite mit meinen Händen, das macht mich zu einem Arbeiter – einem Arbeiter-Maler.“6 (Pierre-Auguste Renoir)
Dem Meister der galanten Liebe folgte Pierre-Auguste Renoir thematisch aber auch in seiner genauen Beobachtung von Blicken und Berührungen. Renoir wollte die Dinge so sehen, wie sie wären und nicht nach einem Konzept malen. Er sprach ständig von seiner Hand, dem Berühren der Leinwand mit dem Pinsel, was sich durch die zunehmende Lähmung seiner Hände durch rheumatischer Arthritis ab 1900 zur Obsession steigerte.
„Monsieur Renoir ist zwar Impressionist, aber um ihn besser zu charakterisieren, müsste man sagen, ein romantischer Impressionist.“7
Im Jahr 1878 gelang Renoir nicht nur einmal mehr der Durchbruch am Salon, sondern er sprach sich in der Folge auch vehement gegen das optische Mischen der Farben aus. Renoir wollte den direkten Kontakt mit den Gemälden forcieren. Es sah sich selbst als einen Anti-Intellektuellen und war stolz auf sein Handwerk. Dass er sich mit den Pointillisten und späten Impressionisten wie Vincent van Gogh nicht verständigen konnte, ist eine logische Konsequenz aus dieser Überzeugung (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus → Vincent van Gogh : Paul Gauguin in Arles). Malen bedeutete für Renoir, die Leinwand mit dem Pinsel zu liebkosen. Der virile Künstler widmete sich dabei der Darstellung von jungen Mädchen, die er als Symbole der Natur, der Schönheit und der Fruchtbarkeit einsetzte. Renoirs Bewunderung des Weiblichen ließ ihn männliche Körper und Gesichtszüge „verweiblichen“ und Buben, die bis ins frühe 20. Jahrhundert wie Mädchen gekleidet waren, feminin wirken.8 Als „Maler der Mütterlichkeit“ und Bewunderer von Weiblichkeit vertrat Pierre-Auguste Renoir dennoch die traditionelle Rollenverteilung.
Frühstück der Ruderer (1880–1882)
„Ich war bis zum äußersten dem Impressionismus gefolgt, und ich musste feststellen, dass ich nicht malen und zeichnen konnte. Kurzum, ich war in einer Sackgasse.“9 (Pierre-Auguste Renoir)
Stilistisch wandelte sich Renoir von einem Miterfinder des Impressionismus und einem Hauptvertreter dieser Richtung (1869–1878) zu einem Anhänger des Klassizismus nach Jean-Baptiste-Auguste Ingres und Raffael. Eines der Hauptwerke dieser Periode ist „Der Zopf“ (um 1886/87), für den Suzanne Valadon Modell stand, bzw. „Frühstück der Ruderer“, „Tanz am Land“; „Tanz in Bougival“ und „Tanz in der Stadt“. Renoirs angespannte finanzielle Lage hatte sich Anfang der 1880er Jahre durch regelmäßige Bildankäufe durch Paul Durand-Ruel soweit entspannt, dass er Reisen nach Algerien (1881), Italien (1881) und Südfrankreich (1882) unternehmen konnte. Wenngleich Renoir auf den Spuren von Eugène Delacroix wandelte, als er Algerien besuchte und sich einmal mehr von dessen Farbtheorien begeistert zeigte (→ Delacroix und die Malerei der Moderne), so waren es doch die Fresken Raffaels in den Stanzen (Vatikan) und den pompeijanischen Wandmalereien in Neapel, die den größten Einfluss auf die weitere Entwicklung seiner Malerei hatten. Ausgewogene Komposition, klare Linienführung, thematische Schlichtheit und das Arbeiten im Atelier wurden in den folgenden Jahrzehnten wichtige Kriterien auch seiner Gemälde.
Ein Vergleich mit „Moulin de la Galette“ und „Frühstück der Ruderer“ zeigt, wie weit sich Pierre-Auguste Renoir bereits vom Impressionismus entfernt hatte, obwohl der offizielle Bruch mit dem Malstil erst um 1883 eintrat. Alle Figuren des „Frühstücks“ sind wiedererkennbar, kein impressionistischer Pinselstrich verunklärt, die Vielfalt der Farben sprüht. Weiß vermittelt zwischen den Farben, die durch Linien und eine traditionelle Hell-Dunkel-Modellierung auch flächig aufgetragen wurden. Thema des Bildes ist einmal mehr die unbeschwerte Geselligkeit und Lebensfreude (Linda Nochlin), was deutlich im Gegensatz zu Manets und Degas‘ Gruppenbildnissen steht, die nie mehr als die Summe ihrer unzusammenhängenden Einzelteile sind. In so manchem impressionistischen Gruppenporträt scheinen die Figuren auseinanderzutreiben (Manets „Frühstück im Atelier“ → Edouard Manet, der Salon und der doppelte Blick oder Degas‘ „Bellelli Familie“ → Edgar Degas), während Blicke und Berührungen in den Bildern von Renoir die dargestellten Personen miteinander verbinden.
„Es gab da ein so lustiges Restaurant, das Restaurant Fournaise. Das war ein immerwährendes Fest, und wir versammelten uns aus den unterschiedlichsten Klassen“10, erinnerte sich Ambroise Vollard. Die Ruderer und ihre Mädchen trafen einander im Restaurant Fournaise auf der Ile de Chatou (La Grenouillère entstand in der Nachbarschaft). Renoir malte Freunde und Bekannte auf der Terrasse des Restaurants, seine Freundin Aline spielt links mit ihrem Hund (seit Herbst 1880 miteinander bekannt). Vorne rechts sitzt der Maler Gustave Caillebotte rittlings auf einem Sessel, ihm gegenüber die Schauspielerin Ellen Andrée und der italienische Journalist Maggiolo. Das Blumenmädchen Angèle trinkt gerade aus ihrem Weinglas, hinter ihr steht der Kunstsammler Charles Ephrussi (mit Zylinder). Im Gegensatz zu Manets, Degas‘ oder Caillebottes beziehungslosen (oder auch belsteten) Personen sind die Figuren in Renoirs Bildern glückliche Existenzen unterschiedlichster sozialer Herkunft, die sich umeinander kümmern. Wie Guillermo Solana im Katalog Renoir. Intimacy“ formuliert, sind Renoirs Figuren besonders „empathisch“. Um diesen Effekt hervorzurufen, setzte der Maler häufig Blickachsen und Körperkontakte (Berührungen) ein. Die in diesen Jahren entstandenen drei großformatigen Tanz-Bilder bestätigen diese Beobachtung: „Tanz auf dem Land“, „Tanz in Bougival“ und „Tanz in der Stadt“ (1882/83) zeigen bei aller Unterschiedlichkeit (und vor allem im Vergleich mit „Tanz in der Moulin de la Galette“ aus den 1870er Jahren) individuelle Figuren, die in ihrer Körperlichkeit stark herausgearbeitet wurden und vitale Lebensfreude symbolisieren. Die zunehmende Akzeptanz von Renoirs Kunst zeigt sich in der Erwerbung von „Zwei Mädchen am Klavier“ durch den französischen Staat 1892. Die Loslösung von den Impressionisten zeigt sich auch an den neuen Lebensorten des Malers: Er verbrachte immer mehr Zeit in Essoyes (Champagne), dem Geburtsort seiner Freundin Aline. Im Jahr 1898 übersiedelte er mit seiner Familie nach Cagnes-sur-Mer, wo er bis zu seinem Lebensende 21 Jahre später lebte und arbeitete.
Renoirs „Madonna“ – Aline als Mutter
„Aline stillt ihren Sohn Pierre“ (1885/6) gehört zu den ikonischen Werken des klassischen Renoir. Der deutsche Kunsthistoriker Meier-Graefe verglich es mit einem Gemälde eines Kölner Meisters. Renoir selbst wies ihm dabei den Weg, indem er während einer Italienreise bemerkt, dass jede stillende Frau wie eine Raffael Madonna aussehen würde. Auch seine Bewunderung für Raffaels „Madonna della seggiola“ (1514/15) wird in der Literatur immer wieder als Inspirationsquelle angeführt. Aber auch Andrea Solarios (eigentlich Andrea di Bartolo) „Madonna mit dem grünen Polster“ (um 1507–1510, Louvre) könnte inspirierend auf den Maler gewirkt haben. Im Unterschied zu den Renaissance-Madonnen betont Renoir das Geschlecht seines Sohnes und die pralle Brust seiner zukünftigen Frau. Erotik, Sexualität und Mutterschaft sind gleichermaßen in den drei Gemälden wie Bleistift- und Rötelzeichnungen thematisiert. Unzählige Anekdoten überliefern die Obsession Renoirs mit körperlichen Merkmalen, vor allem Brüsten. So soll er Freunden erzählt haben, dass er nie Maler geworden wäre, wenn es keine Brüste gegeben hätte. Der Bewunderer weiblicher Rundungen widmete sich im Spätwerk erneut dem weiblichen Akt in Form von Badenden.
Badende und späte Porträts
Bis heute überraschen Pierre-Auguste Renoirs Spätwerk, vor allem die monumentalen, rosa gefärbten Badenden, die so unterschiedliche Aufnahme erfahren haben. Einflüsse von Tizian, Rubens und Ingres sind genauso feststellbar – wie Aristide Maillols Ausruf „Ah, das sind Skulpturen!“ treffend. Und auch in diesen Jahren ist der Stil Renoirs nicht leicht zu beschreiben. Im Jahr 1910 malte er so unterschiedliche Bildnisse wie „Jean als Jäger“, das „Porträt Paul Durand-Ruel“ und die Tizian-Gemälden ähnliche „Madame Thurneyssen und ihre Tochter“. In ihnen – wie auch den Badenden – verband er Modellstudium, Erinnerung, historische Zitate und Idealisierung nach einem langen Arbeitsprozess. Seine 120 großformatigen Gemälde (vor etwa 4.000 gesamt) sind Zeugnisse eines Traditionalisten und Erneuerers der Malerei. Der in seiner Jugend Wände bemalende Künstler behielt zeitlebens die Idee von Kunst als Dekoration, Schönheit und visuellem Reichtum bei, ohne sich je einem Konzept, einem einzigen Stil verschreiben zu wollen.
Tod
Pierre-Auguste Renoir starb am 3. Dezember 1919 in Cagnes-sur-Mer, Côte d’Azur.
Renoirs Vermächtnis
Nach seinem Tod 1919 und der wichtigen Hommage, die ihm im folgenden Jahr durch den Salon d'Automne ausgerichtet wurde, avancierte Auguste Renoir zum verehrten Meister einer jungen modernen Künstlergeneration. Letztere interessierten sich besonders für Renoirs radikales Spätwerke, sowohl für dessen Ikonografie als auch für den Malstil und die gewagten Farben. Während Pablo Picasso (1881–1973) darin die Linien der großen Tradition zeichnete, fand Henri Matisse (1869–1954) die Frische und den Hedonismus, nach denen er in seinen eigenen Gemälden strebte.
Anfang der 1940er Jahre übernahm René Magritte seinerseits Renoirs „Stil“ und seine Themen, auch wenn Renoirs wachsender Erfolg bei amerikanischen Museen und Sammlern im Gegensatz zu einem ansteigenden Desinteresse in der modernen Kunstkritik gegenüberstand.
Literatur zu Auguste Renoir
- Cézanne/Renoir. capolavori dal Musée de l’Orangerie e dal Musée d’Orsay, hg. v. Cécile Girardeau und Stefano Zuffi (Ausst.-Kat. Palazzo Reale, Mailand, 19.3.-30.6.2024) Milano 2024.
- Renoir - The painter and his models, hg. v. Cécile Girardeau, Anna Zsófia Kovács und Paul Perrin in Zusammenarbeit mit Anett Somodi (Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts, Budapest, 22.9.2023–7.1.2024) Budapest 2023.
- Renoir : Rococo Revival, Impressionismus und die französische Kunst des 18. Jahrhunderts, hg. v. Alexander Eiling (Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt, 22.3.–19.6.2022) Berlin 2022.
- Renoir: Intimacy, hg. v. Guillermo Solana (Ausst.-Kat. Museo Thysse-Bornemisza 2016), Madrid 2016.
- Renoir au xxe siècle (Ausst.-Kat. Galerie nationales, Grand Palais, Champs-Élysées, Paris, 23.9.2009–4.1.2010), Paris 2009.
- A Passion for Renoir, Sterling and Francine Clark Collection, 1916-1951 (Ausst.-Kat. Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown, Mass., 3.8.1996–5.1.1997) Williamstown 1997.
- Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996.
- Götz Adriani, Renoir. Die Gemälde (Ausst.-Kat. Tübinger Kunsthalle, 20.1–27.5.1996) Köln 1996.
- Thiébault-Sisson, Choses d’art. Un grand maître impressionniste : Renoir, in: Le Temps (16.2.1900) o. S.
- [Philippe Burty], Exposition des impressionnistes, in: La République française (25.4.1877) S. 3.
- Ernest Chesneau, À côté du Salon : II. Le Plein-air : Exposition du boulevard des Capucines, in: Paris-Journal (7.5.1874) S. 2.
Beiträge zu Pierre-Auguste Renoir
- Frédéric Bazille, Alfred Sisley und Claude Monet besuchten ab 1862 das Atelier des Schweizer Malers Gleyre.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 8–10.
- Zitiert nach Guillermo Solana, Renoir: Intimacy, in: Guillermo Solana (Hg.), Renoir: Intimacy (Ausst.-Kat. Museo Thysse-Bornemisza 2016), Madrid 2016, S. 19–45, hier S. 26.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 23.
- [Philippe Burty], Exposition des impressionnistes, in: La République française (25.4.1877) S. 3.
- Seinem Sohn Jean durfte beispielsweise das lange, rote Haar nicht geschnitten werden, da der Vater es „gerne malte“. Auch Madame Charpentier wird mit Sohn an ihrer Seite und Tochter dargestellt wobei der Sohn wie eine zweite Tochter aussieht.
- Zitiert nach Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 81.
- Zitiert nach Sagner-Düchting, S. 88.
- Frédéric Bazille, Alfred Sisley und Claude Monet besuchten ab 1862 das Atelier des Schweizer Malers Gleyre.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 8–10.
- Zitiert nach Guillermo Solana, Renoir: Intimacy, in: Guillermo Solana (Hg.), Renoir: Intimacy (Ausst.-Kat. Museo Thysse-Bornemisza 2016), Madrid 2016, S. 19–45, hier S. 26.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 23.
- [Philippe Burty], Exposition des impressionnistes, in: La République française (25.4.1877) S. 3.
- Seinem Sohn Jean durfte beispielsweise das lange, rote Haar nicht geschnitten werden, da der Vater es „gerne malte“. Auch Madame Charpentier wird mit Sohn an ihrer Seite und Tochter dargestellt wobei der Sohn wie eine zweite Tochter aussieht.
- Zitiert nach Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 81.
- Zitiert nach Sagner-Düchting, S. 88.
- Frédéric Bazille, Alfred Sisley und Claude Monet besuchten ab 1862 das Atelier des Schweizer Malers Gleyre.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 8–10.
- Zitiert nach Guillermo Solana, Renoir: Intimacy, in: Guillermo Solana (Hg.), Renoir: Intimacy (Ausst.-Kat. Museo Thysse-Bornemisza 2016), Madrid 2016, S. 19–45, hier S. 26.
- Zitiert nach ebenda, S. 28.
- Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 23.
- [Philippe Burty], Exposition des impressionnistes, in: La République française (25.4.1877) S. 3.
- Seinem Sohn Jean durfte beispielsweise das lange, rote Haar nicht geschnitten werden, da der Vater es „gerne malte“. Auch Madame Charpentier wird mit Sohn an ihrer Seite und Tochter dargestellt wobei der Sohn wie eine zweite Tochter aussieht.
- Zitiert nach Karin Sagner-Düchting, Renoir. Augenblicke des Glücks, München 1996, S. 81.
- Zitiert nach Sagner-Düchting, S. 88.