Albertina
Die Albertina ist ein Museum in Wien und beherbergt eine der weltweit bedeutendsten Zeichnungssammlungen. Sie befindet sich im Palais Erzherzog Albrecht im ersten Wiener Gemeindebezirk.
Schwerpunkte der grafischen Sammlung sind:
- Deutsche Renaissance: Albrecht Dürer
- Italienische Renaissance: Michelangelo, Raffael
- Niederländische Zeichnung und Druckgrafik des Barock: Rembrandt van Rijn
- Flämische Zeichnung des Barock: Peter Paul Rubens
- Italienischer Barock und Spätbarock
- Französische Zeichnungen des Rokoko
- Österreichische Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts
- Wien um 1900: Gustav Klimt, Egon Schiele
- Klassische Moderne und Gegenwartskunst
Sammlungen an der Albertina
Zusätzlich zu den historischen Sammlungen konnte Direktor Klaus-Albrecht Schröder einige Privatsammlungen als Stiftungen an die Albertina binden.
Sammlung Batliner: Monet bis Picasso
2007 erhielt die Albertina unter der Leitung von Prof. Klaus Albrecht Schröder Privatsammlung von Rita und Herbert Batliner als unbefristete Dauerleihgabe. Seitdem ist im Museum ein Teil der Ausstellungsfläche eine Dauerausstellung zur Klassischen Moderne zu sehen. Diese reicht vom französischen Impressionismus (Claude Monet, Edgar Degas) über die Schule von Paris, zum deutschen Expressionismus und zur russischen Avantgarde.
Sammlung Essl
→ Sammlung Essl in der ALBERTINA
Am 16. Februar 2017 gaben Kulturminister Thomas Drozda, Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, Karlheinz Essl und Hans Peter Haselsteiner die Übergabe der Sammlung Essl an die ALBERTINA bekannt. Für 27 Jahre übernimmt die Albertina die Dauerleihgabe für die konservatorische Verwahrung, wissenschaftliche Aufarbeitung und öffentliche Präsentation. Der Bund fördert die digitale Aufarbeitung, Konservierung und Präsentation der Sammlung Essl mit 1,1 Millionen Euro jährlich.
Seit 1970 sammelt das Ehepaar Essl Kunst. Anfangs begeisterte es sich für die österreichische Kunst, ab 1990 wandte es sich auch der internationalen Gegenwartskunst zu. In fast fünfzig Jahren stellte das Ehepaar Essl eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammen, die in den Jahren vor der Schließung des Essl Museums von 1999 bis Juli 2016 in vielbeachteten Ausstellungen präsentiert wurden.
Mehr als 6.000 Einzelwerke gelangen über die Sammlung Essl bis zumindest 2044 in den Besitz der Albertina. Zwei Drittel der Arbeiten stammen von mehr als 250 österreichischen sowie ein Drittel von internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Durch die Erweiterung vertieft die Albertina ihren Bestand im Bereich Kunst nach 1945 erheblich. Ab Beginn 2019 werden die Werke im adaptierten Künstlerhaus zu sehen sein.
Sammlung Jablonka
2019 entschied sich der ehemalige Galerist und Sammler Rafael Jablonka, seine Sammlung von etwa 400 Werken zur amerikanischen und deutschen Kunst der achtziger Jahre als Rafael und Teresa Jablonka Stiftung der Albertina anzugliedern. Die Sammlung umfasst Werke von Mike Kelley, Sherrie Levine, Michael Heizer, Eric Fischl, Philip Taaffe, Roni Horn, Francesco Clemente, Richard Deacon, Damien Hirst, Richard Avedon, Andreas Slominski, Nobuyoshi Araki.
Aktuelle Ausstellungen in der Albertina
Zukünftige Ausstellungen in der Albertina
Geschichte der Albertina
Herzog Albert von Sachsen-Teschen und die Sammlung der Albertina
Dass der heute so berühmte Sammler Herzog Albert von Sachsen-Teschen die nach ihm benannte Albertina überhaupt aufbauen konnte, hatte er dem Geld seiner Angetrauten, Erzherzogin Marie Christine von Habsburg-Lothringen, zu verdanken. Als im adeligen Sinne mittellos, weil weder über Geldeinkünfte noch Landbesitz verfügend, kam der junge Offizier 1760 zu einem Verwandtenbesuch nach Wien. Seine Mutter war Maria Josepha von Habsburg und eine Cousine von Maria Theresia. Sie war seit 1719 mit Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, als polnischer König August III., verheiratet.
Die Liebesbeziehung zwischen Erzherzogin Marie Christine und Prinz Albert begann 1764. Nachdem Marie Christine ihr Herz für Prinz Albert entdeckt hatte, weihte sie ihre Mutter ein. Als Lieblingstochter war Marie Christine als einzigem Kind eine Liebesheirat vergönnt. Doch erst der überraschende Tod von Franz I. Stephan am 18. August 1765 in Innsbruck machte den Weg für die Hochzeit frei. Kaiser Joseph II. willigte in die Ehe ein, da er Prinz Albert sehr schätzte. Um den sächsischen Prinzen für die Trauung in eine zumindest standesgemäße Position zu erheben, wurde Prinz Albert noch im Dezember 1765 zum Feldmarschall und zum Statthalter in Ungarn ernannt. Ebenso erhält das Paar den Titel und das Kronlehen Teschen in Böhmen als „Mitgift“. Maria Theresia sorgte zudem für eine reiche Ausstattung der Mitgift, was unter den Geschwistern für Unmut sorgte.
Vermutlich war es Erzherzogin Marie Christine, die ihren Gemahl zum Sammeln von Kunst animierte, indem sie ihm bereits 1766 eine erste Druckgrafik schenkte. Alberts neue Stellung als Feldmarschall und Statthalter von Ungarn mit Residenz in Preßburg ermöglichte ihm bereits zehn Jahre später eine eigene Sammlung zu begründen. Bereits 1774 beauftragte er den österreichischen Botschafter in Venedig, Giacomo Conte Durazzo, mit dem Aufbau einer Druckgrafiksammlung. Am 4 Juli 1776 übergab dieser dem Herzog über 1.000 Kupferstiche nach berühmten Gemälden und verfasste die Gründungsurkunde. Anstelle einer Kunstgeschichte in Druckgrafiken begann der Herzog bald bildmäßig ausformulierte Handzeichnungen zu erwerben. Diese neue Ausrichtung wurde von ihm mit größtem Engagement verfolgt, wollte er doch v.a. aus der italienischen und der deutschen Schule, ergänzt durch die niederländisch-flämische und deutlich weniger der englischen und französischen, herausragende Werke der wichtigsten Künstler ihrer Zeit gewinnen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1822 kaufte der Herzog rund 200.000 Druckgrafiken, 14.000 Zeichnungen und etwa 25.000 Bücher.
Die Französische Revolution und das fehlende Schlachtenglück erzwangen die Flucht des Herzogs und der Erzherzogin aus Brüssel, wo sie seit 1780 als Statthalter der Österreichischen Niederlande auf Lebenszeit lebten und sich Schloss Laeken in Schoonenberg gebaut hatten. Erst nachdem Marie Christine am Wiener Hof durch Kaiser Franz II. zugesichert worden war, dass sie als Prinzessin des Hauses Habsburg Aufnahme fände, konnte sie 1792 mit ihrem Gemahl nach Wien zurückkommen. Hier wurde ihnen das Palais auf der Augustinerbastei überlassen, das 1744 auf Geheiß von Maria Theresia für ihren engen Freund und Berater Don Emanuel Teles da Silva Conde Tarouca vom Architekten Mauro Ignazio Valmaggini erbaut worden war. Herzog Albert ließ nach den Koalitionskriegen das Palais im Stil des Klassizismus für seine Bibliothek und Grafiksammlung adaptieren.
Das kinderlose Paar widmete sich nun gänzlich seinen privaten Vergnügungen, unter denen das Sammeln von grafischen Blättern die wichtigste war. Sie kauften nun nicht mehr einzelne Blätter, sondern gingen dazu über, ganze Sammlung – wie jene des Leipziger Bankiers Gottfried Winkler (Porträt von Johann Friedrich August Tischbein, 1757) oder des Wiener Adeligen Moritz Graf Fries (Porträt von Anton Graff, 1796) – zu erwerben. Ein Tausch von Kunstwerken mit Kaiser Franz II. brachte Herzog Albert 1796 in den Besitz der Dürer-Zeichnungen eines „Feldhasen“, der „Betenden Hände“ und des „Rasenstücks“. Ziel war offensichtlich ab diesem Zeitpunkt, eine enzyklopädische Vollständigkeit an Meisterzeichnungen zu erreichen. Herzog Albert und Erzherzogin Marie Christine verfolgten das Ziel, nichts weniger als das Wissen resp. die Kunst bis zu ihrer Zeit zusammenzutragen. So verwundert nicht mehr, dass sich der Herzog auch der zeitgenössischen Kunst zuwandte und er Werke auch der neuesten Strömungen – Neoklassizismus, Romantik, Biedermeier – erwarb.
Herzog Albert baute die Albertina aus, organisierte seine Sammlung und verfügte, dass sie als unteilbares und unveräußerbares Gut an die nachfolgenden Herzöge von Teschen fallen würde. Mit Erzherzog Karl wurde der wichtige Feldherr und Sieger von Aspern zum Nachfolger als Statthalter der Österreichischen Niederlande und dem Erben der Sammlungen. Da zu Lebzeiten von Herzog Albert nur einem kleinen Kreis zugänglich, so erfüllt die Albertina erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts den aufklärerischen Wunsch nach Bildung der Bevölkerung.
Albertina als Museum
Nach dem Tod von Herzog Albert von Sachsen-Teschen 1822 ging seine Sammlung, der er 1816 zum unteilbaren und unveräußerbaren Fideikomiss erklärt hatte, an seinen Universalerben und Adoptivsohn Erzherzog Karl über. Dieser wiederum vererbte sie an die Erzherzöge Albrecht und Friedrich.
Im April 1919 fielen die Sammlung des Herzogs wie auch das Albertina Palais als habsburgischer Fideikommiss unter das Habsburgergesetz und wurden daher zum österreichischen Staatseigentum. Im folgenden Jahr wurde die Sammlung mit dem Bestand der Druckgrafiken der ehemaligen kaiserlichen Hofbibliothek vereinigt und sämtliche Prunkräume für die Öffentlichkeit gesperrt. Stattdesen nutzte man die Räumlichkeiten als Büros, Bibliothek oder zur Lagerung der Sammlung genutzt. Zwischen 1923 und 1934 konnte der Direktor der Albertina, Alfred Stix, die internationale Sammlungstätigkeit des Gründers fortgesetzen, nach 1934 wurde, nun unter den Direktoren Josef Brick (1934–1938) und Anton Reichel (1938–Februar 1945), verstärkt der deutschsprachige Raum gesammelt. Stix gelang anfangs, die Bestände durch den Erwerb von französischen und deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts zu komplettieren. Von 1934 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs widmeten sich Brick und Reichel dem Ausbau der österreichischen und deutschen Grafik des 19. und 20. Jahrhunderts. Am 12. März 1945 wurde die Albertina bei einem amerikanischen Bombenangriff schwer beschädigt.
1952 wurde das Museum unter dem Namen „Graphische Sammlung Albertina“ wiedereröffnet. Jahrzehntelang stand für die Verantwortlichen vor allem der Sammlungscharakter im Vordergrund. Daher waren die Ausstellungen nur wenige Stunden pro Tag öffentlich zugänglich, was geringe Besucherzahlen zur Folge hatte.
Direktor Walter Koschkatzky brachte in den 60er Jahren die Wende: Der zwischen 1962 und 1986 amtierende Direktor organisierte über 200 Ausstellungen und war selbst intensiv in der Forschung und als Publizist tätig. Bis heute sind seine einführenden Bände zu den Techniken der Grafik Basisliteratur.
Albertina aktuell
Seit 1999 leitet Klaus Albrecht Schröder die Geschicke der Albertina. Unter seiner Direktion erfolgte der Abschluss der Renovierungs- und Adaptierungsarbeiten. Das seit 1. Januar 2000 als wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts geführte Unternehmen wird seither Albertina genannt. Die Sammlung ist in vier Hauptkategorien - Grafische Sammlung, Fotosammlung, Gemäldesammlung, Architektursammlung - aufgeteilt worden.
Nach mehr als einem Jahrzehnt Schließung eröffnete die Albertina 2003 und präsentiert sich seither als klassizistisches Palais (mit zurückgekauften Möbeln des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts), in dem allerdings nicht mehr nur Grafikausstellungen präsentiert werden. Direktor Schröder fühlt sich der Verbindung von Zeichnungn und Malerei verpflichtet, weshalb das Ausstellungsprogramm der Albertina auch Präsentationen von malerischen Positionen - wie etwa Claude Monet (2018) - beinhaltet.